Sankt Georgius

Aus Yogawiki

Der heilige Georg lebte höchst wahrscheinlich im 3. Jahrhundert in Kappadokien. Er starb am 23. April um 303 evtl. in Lydda, Palästina oder in Nikomedia und war ein Märtyrer. Der Legende nach litt er schwer unter dem Christenverfolger und Kaiser Diokletian (284–305). In der römisch-katholischen Kirche gilt er als Heiliger, in der orthodoxen Kirche Als Großmärtyrer.

Der Name des Heiligen erfährt viele Abwandlungen, unter anderem auch Jörg oder Jörgen. Sankt Georg ist Schutzpatron für Vereine, z.B. Pfadfinder, Adelshäuser,Ritterorden, Städten und Länder. Das Georgskreuz der katholischen Symbolik und Heraldik findet sich auch auf der englischen Fahne; rotes Kreuz auf weißem Hintergrund.

Sankt Georgius ist auch als Drachentöter bekannt. Viele Darstellungen zeigen ihn auf einem Pferd mit Speer und Lanze. Zu seinen Füßen ist oft ein toter Drache zu sehen.

Sankt Georgius musste für seinen Glauben an Gott schlimme Leiden ertragen, ein Martyrium. Daher sieht man Figuren des Sankt Georgius gerne auch mit einer Palmwedel, die genau das im katholischen repräsentiert.


Die Legende von Sankt Georgius

Georgius der tugendhafte Herr von Palästina

Der Graf Georgius von Palästina galt als ehrbar und fromm und war mit einer Frau aus Antiochia verheiratet. Gemeinsam hatten sie drei Söhne. Der älteste hieß Theodorus, der andere hieß Demetrius und der jüngste hieß wie sein Vater Georgius. Der war eine gute Seele von Mensch und verehrte Gott und diente ihm mit Fleiß und war weise und mutig.

Alsbald starb jedoch der Vater und so wurden die Söhne alle drei Ritter. Da alle drei Christen waren, zogen sie gegen die Heiden in das Land der Sarazenen in die Schlacht und kämpften zehn Jahre, bis sie viele Ungläubige zum Christlichen Glauben bekehrten oder töteten. So reisten sie wieder heim nach Palästina und ruhten dann eine Weile. Da sprach Theodorus einmal zu seinem Bruder Demetrius: »Merkst du nicht, dass unser Bruder Georgius mit seinen zunehmenden Tugenden und Weisheit uns in den Schatten stellt und dass alle lieber zu ihm gehen und uns kaum noch bemerken? Darum sollten wir ihm unseren Teil des Landes überlassen und über das Meer zu König Imulet fahren. Dort können wir Ehre und Reichtum gewinnen, denn er ist neulich zum Christentum übergetreten.« Da sprach Demetrius: »Ich will gerne mitkommen.«

Da riefen sie Georgius zu sich und erklärtem ihm: »Wir schenken dir all unser Land. Sei Du alleiniger Herr in Palästina.« Darüber war er froh und dankte seinen Brüdern und sprach: »Wir müssen immer daran arbeiten, dass wir die Christenheit vermehren. So werde ich nach Kappadokien fahren, und fahrt ihr zu König Imulet.« So geschah es und Markgraf Georgius ritt Richtung Kappadokien und kämpfte heroisch und erschlug viele Heiden.

Der Engel des Herrn und das rote Kreuz

Zu dieser Zeit war Marzellus Papst und Diokletian und Maxentius herrschten als Kaiser über das Reich. Die Heiden schickten Briefe an die Kaiser und schrieben ihnen: Der Fürst von Palästina kämpfe wie ein kleiner Held gegen sie und können sich seiner nicht erwehren und ihr Glaube nähme alsbald ein bitterliches Ende. Als die Kaiser den Brief gelesen hatten, riefen sie die Könige zur Beratung an den Hof. Da sprachen sie zu Ihnen: »Uns hat die schreckliche Nachricht erreicht, Graf Georgius von Palästina, ein großer Verteidiger der Christen habe mit seiner Hand viele Heiden erschlagen, und sei so kühn, dass er Löwen und Bären, Lindwürmer und Drachen erschlüge. Nun lasst uns nachdenken, wie wir den Christen widerstehen.« Die Könige einigten sich, dass Maxentius nach Osten und nach Westen fahren solle und alle Christen, die den Abgöttern nicht opfern wollten, fangen und töten solle. Diokletian sollte nach Kappadokien fahren und auch da die Christen fangen und töten. Dabei sollten ihnen die anderen Könige helfen, dass sie die Christen bezwängen. Das wollten die Herren gern tun und schrieben eine Heerfahrt aus.

Bald erfuhren davon die Brüder von Georgius; und verließen ihren Herrn, dem König Imulet, der ihnen viele Reichtum als Dank gab. Sie machten sich auf den Weg und fuhren durch das Land Gräzia und kamen bald zu ihrem Bruder Georgius. Der empfing sie mit Freuden und sagte ihnen, dass er zum Hofe des Kaisers Hof reiten wolle. Da sagte ihm Demetrius: »Bruder, du musst um unser willen hier bleiben, denn das Heer der Kaiser ist zu stark und du wirst geschlagen werden. Dann würden wir nimmer fröhlich sein, darum betrübe uns nicht.« Da sprach Georgius: »Ich bin eurer Zagheit leid. Um das Ewige Leben zu erwerben, sterbe ich gern. Wir müssen einander lassen.« Da sprach Demetrius: »Bruder, mich hat der Heilige Geist und du mit deiner Lehre bekehrt. Darum tu, was du willst, das ist mir lieb.« 

So wandte sich Georgius zu Demetrio: »Nimm du mein Land Palästina und Theodorus du das Land Kappadokien; so bleiben mir noch die vier Städte, die ich in großem Kampf gewonnen habe, während ihr fort ward. Von Kappadokien hatte ich damals nur ein kleines Heer aber das Heer meiner Feinde war so groß, dass ich große Not litt. Da rief ich Gott an, der mich erhörte und mir seinen Engel und ein Banner schickte, das sehr lang war mit einem roten Kreuz darauf. Der Engel verneigte sich mit dem Banner vor meinem Heer und grüßte mich und sprach: >Lieber Georgius, das Banner hat dir Gott gesandt, damit wirst du siegen. Und dein Heer soll nicht verzagen; denn wer erschlagen wird, der fährt gen Himmel. < Damit verschwand der Engel wieder. Das stimmte mich fröhlich und so stürmte ich gegen die Heiden und schrie: >Jesus von Nazareth, wer kann dich schon besiegen!!< Da kam es zu einer großen Schlacht und das kleine Heer nun drei Mal stärker konnte den Feind bekämpfen. Und die Seelen der erschlagenen Christen fuhren auf in den Himmel und die der Heiden Seelen zur Hölle. Der Hauptmann meiner Feinde ergriff zu meinem Glück die Flucht.«  Als Demetrius der Erzählung gelauscht hatte, antwortete er: »Bruder, ich will mit dir gehen und mir das nicht entgehen lassen.« Dann sprach Georg: »Das kann ich nicht erlauben; denn würden die Heiden das bemerken, ritten sie in unser Land um es zu verwüsten. Darum bleibe hier und sei der Christen tröstlich, und wehrt euch der Heiden und pflege das Land.« Da sprachen sie: »Bruder, wir werden tun, was du von uns verlangst.«

Sankt Georgius bereitete sich auf die Fahrt vor, verabschiedete sich von seinen Brüdern und sprach zu seinen Dienern: »Wer euch fragt, wer ich sei, dem antwortet: Ihr werdet ihn erkennen ehe er von hinnen fährt.« Nach vierzehn Tagen erreichte Sankt Georgius mit seinem Gefolge den kaiserlichen Hof, fand allerlei Freud und Saitenspiel vor mit vielen Zelten und sein Empfang war schön. Die Leute fragten oft wer denn dieser König sei.

Da sprachen seine Diener: »: Ihr werdet ihn erkennen ehe er von hinnen fährt.« Da schlug der heilige Georgius zehn Zelte auf, welche die die schönsten und besten waren. Da schauten die Heiden die Zelte und sahen sie gern. Da ließ Georgius seinen Marschall ausrufen: »Wer essen und trinken will, sei herzlich in unseren Zelten willkommen!« Das dauerte mal acht Tage mit guter Kost und danach ließ Sankt Georgius seine Dienerschaft heimfahren und seinen Brüdern ausrichten, dass nur er und sein Schreiber bei dem Hof bleiben wollten.

Georgius am Hofe der Kaiser

Am nächsten Tag ging Sankt Georgius zur Audienz zum Kaiser. Da hörte er schreien, wer an Jesus glaube und an seine Mutter, der solle es offen sagen, der müsse viel darum leiden. Da sprach Sankt Georgius: »Herr, ich bin auf Euer Geleit und Gnad gekommen. Das gewähre mir!« Da sprach der Kaiser: »So sei es.« 

Da trat Georg in den Kreis der Könige und auf seinem Schild erkannten alle ein rotes Kreuz. Und er sprach: »Wer wider Christus und seine Mutter ist, mit dem will ich streiten, denn ich bin ein Christ. Will mich deshalb niemand herausfordern?« Da sprach der Kaiser: »Hätte die Rede der Markgraf von Palästina getan, es wär genug.« Da sprach Georg: »Ich bin der Markgraf.« Da sprang der Kaiser auf und empfing ihn herzlichst denn er hatte die Hoffnung, er bringe ihn von seinem Glauben ab und lockte ihn mit vielen Ländereien. Da sprach Sankt Georgius: »Bevor ich von meinen Glauben ließe, würde ich auch alles Gut du hast verschmähen. Denn mein Herr Jesus ist der wahre Gott und euer Apollo ist nur ein Spott und der Böse Geist

Darauf wurde der Kaiser sehr zornig und befahl ihm zu gehen. Da fing man den heiligen Georgius und legte ihn in einen Kerker und fesselt ihn mit Riemen. Zwölf Mann bewachten ihn aus näherer Entfernung. Da kam der liebe Gott zu Sankt Georgius und sprach: »Frieden sei mit dir!« Sodann lösten sich seine Fesseln und ein großer Glanz erhellte den Kerker und in der Burg, sodass die Bewacher ganz geblendet waren. Als Georgius dem Herrn dankte, verschwand das helle Licht. Die Bewacher berichteten dem Kaiser von dem großen Leuchten das sie gesehen hatten. Das betrübte den König sehr, woraufhin er sprach, dies sei Zauberei und befahl den heiligen Georgius vor sich bringen zu lassen.

Als ihn der Kaiser sah, verspottete er ihn: »Ihr seid her geladen zu eurem Schaden. Was für ein Licht habt ihr hier gemacht? Ihr benutzt bestimmt den Bösen Geist.« Da sprach der heilige Georgius: »Mein Herr Jesus Christus ist mit einem wahren Licht bei mir gewesen, und hat mir geholfen, dass ich aus den Fesseln kam.« Da sprach der Kaiser: »Wer hat Euch zu essen geben? Man sieht Euch keinen Hunger an.«

Wunder im Haus der Witwe

Danach befahl der Kaiser Sankt Georgius in das Haus einer der Frauen unterzubringen und verbot seinen Dienern den Gefangenen Sankt Georgius mit Nahrung zu versorgen. Da sprach Georgius zu dem Kaiser: »Ihr seid nicht weise, wenn Ihr glaubt, dass mich Gott nicht speise, der doch mit fünf Broten eine große Menge seines Volkes speiste und sie alle satt wurden.« Da banden sie Georgius erneut Fesseln um seine Hände und führten ihn in das Haus einer Witwe die ganz mittellos war.

Da sprach die Witwe zu ihm: »Warum seid Ihr her kommen? Ich bin eine arme Witwe, Ihr werdet bei mir Hunger leiden.« So redend lief sie vor die Tür. Da antwortete Georgius: »Liebe Frau, fürchtet Ihr mich, dass Ihr vor die Tür laufen müsst?« Da sprach sie: »Nein, Herr, Euer Antlitz ist von so liebenswürdiger Gestalt, dass ich will wähnen, Ihr seid ein Engel.« Da sprach der heilige Georgius zu der Frau: »An wen glaubt Ihr?« Sie sprach: »An Apollo und Herakles, die sind meine Götter.« Da sprach er: »So ist verständlich, dass Ihr arm seid; denn sie mögen Euch beide nicht helfen.« 

Da lief die Frau aus dem Raum und betete zu ihrem Gott und sprach: »Herakles, hilf mir! dass ich meinem Gast ein Brot gewinne.« Nun saß Georgius in dem armen Häuschen und kam der Engel Cherubim und sprach: »Die Herberge ist für dich zu schwach, steh auf und mach dir eine andere! Greif an die dünne Säule, denn deine Hand hat die Kraft, dass die Säule davon fruchtbar wird mit Blumen und Früchten.« Damit verschwand der Engel, danach um fing Georgius die Säule mit seinen Armen, da wuchs sie vor ihm mit großen Ästen mehr als zwölf Ellen lang und wuchs zu einem schönen Baum, dass weder vor noch nach dem keiner also schön war. Der Baum wurde zum Dach des Hauses und umfing das Haus gänzlich, dass man es nicht mehr sehen konnte. Und der Baum hatte mancherlei Blumen.

Und als Sankt Georgius den schönen Baum ansah, da sah er zum Himmel hinauf und sprach: »Eia, süßer Jesus, wie schön Wunder tust du mit mir! Nun da alle Bäume falben, da machest du mit deiner Kraft eine dürre Säule grün und fruchtbar.« So entstand vor ihm ein Tisch und auf ihm voller Rubine und Himmelsbrot darauf. Da kam die Frau und sprach: »Es ist ein Wunder hier geschehen, seit ich weg ging. Es liegt dort außen viel Schnee, doch innerhalb ist eine süße Maienzeit und steht ein schöner Baum hier, der hat Laub und blüht.

Der Baum war eine faule dürre Säule und nun singen darauf die Vögel. Ihr seid ein starker Gott.« Da lachte er und sprach: »Dazu war ich zu schwach, denn ich bin nur sein Knecht und Bote.« Und er sprach zu der Frau: »Geht her und esst mit mir! Ich denke, Ihr seid sehr betrübt, das will ich Euch mit der Hilfe Gottes wenden.«

Daraufhin setzte die Frau sich an den Tisch und das nun reife Obst fiel von dem Baum auf den Tisch. Das Obst und das Brot waren von der Art, dass es schmeckte und den gelüstete, der es in den Mund nahm. Da sie nun genug hatten, da trug die Frau die Reste von dem Tisch und sprach: »Der Ding freu ich mich und mag Euch sagen, dass ich viele Leiden hab. Erlöst mich davon; ich hab ein Kind, zwölf Wochen alt, das ward blind geboren und krumm; und ich fürchte, ich hab die Götter erzürnt, dass sie sich an mir gerächt haben.« 

Da sprach er: »Gebt mir das Kind!« Sie legte es Sankt Georgius auf seine Füße, da sprach er sein Gebet zu Gott und das Kind wurde gesund und konnte wieder hören und sehen und die Mutter küsste den heiligen Georgius. Da hob die Mutter das Kind auf und lief als bald in die Stadt und schrie laut und sprach: »Lobet und ehret den Gott, des Gnade und Weisheit und Stärke all Ding wohl vermag.« Da strömten allerlei Menschen zu und sahen das Kind und das Haus und den Baum. Und überall war Gras und Blumen darum gewachsen und auch Lilien, Rosen, Veilchen und Klee. Sie hörten auch die Vögel auf dem Baum singen und überall sonst war Schnee, dass sich jeder nur wunderte.

Die Herausforderung des Kaisers

Gerade als der König und die Königin im Saale waren, da hörten sie das Volk reden und schreien und sahen dann den schönen Baum und sprachen: »Es hat sich ein Gott hernieder gelassen, es möcht sonst nicht ein solches Wunder geschehen.« 

Und der König nahm die Königin bei der Hand und kam zum Baum mit allem Volk und viel Posaunen. Es kamen noch weitere siebzig Könige und sahen den Baum und das Gras und es entstand ein großes Gedränge da. Da fragte der König den heiligen Georgius woher und wie das Wunder wär: »Vielleicht hat mein Gott eine Statt in dem Haus sich erkoren.« Da sprach Sankt Georgius: »Es ist ein Gott und Herr hier drinnen, der erst seinen Engel her gesendet hat, der ließ die Säule grünen und blühen und Frucht bringen.« Da sprach der König: »Edler Ritter, wollet Ihr die Ehre von meinen Göttern haben, so wollt ich Euch mehr Ehre anbieten als je einem Fürsten zuvor und werde Euch siebzig Fürsten zu Füßen fallen lassen und will Euch Herr nach mir lassen sein.« Da sprach Sankt Georgius: »Das will ich nicht tun.« Da sprach der König: »Geht mit mir vor das Haus und bescheidet mich der Wunder.« Als Sankt Georgius vor das Haus trat, da schwiegen plötzlich all die Vögel und das Laub fiel ab und all die Blumen verdorrten und das Gras wurde fahl. Da wurde der Kaiser zornig und ein Zauberer ergriff das Wort: »Das Wunder hat Jesus getan, denn er tut viele Wunder als er auf der Erde wandelte.

Aber auch Apollo, der Sonnen Gott, besitzt viel Kraft, dem solltest du nun opfern.« Da sprach Sankt Georgius: »Ich will dem Gott der Sonnen opfern. Jetzt da die die Sonne untergegangen ist, gehört es sich nicht, dass man ihr und ihrem Gott opfert und ist es auch schon Abend. Falls euer Gott Apollo so gewaltig ist, dass er jetzt die Sonne scheinen ließe, so bringe ich ihm sofort ein Opfer dar. Geschieht dies nicht, dann bekehr ich ihn des Morgens oder aber er mich.« 

Der Kaiser war nun froh gestimmt und küsste Sankt Georgius und sprach: »Wohl mir, dass ich den Fürsten von Palästina je sah; denn Euch haben meine Götter hergebracht.« Da lachte Sankt Georgius und sprach zu dem Kaiser, er müsse in sein Gemach gehen. Da befahl der Kaiser seinen Frauen, dass sie den Fürsten mit sich auf den Saal führen sollten. Das taten sie und es wurde offiziell verkündete, das ein jeder am nächsten Frühmorgen zum Saal des Königs kommen möge. Wenn die Sonne aufgehe, wolle der Graf von Palästina dem Gott Apollo opfern und sich bekehren lassen.

Am Abend ehrte die Königin den heiligen Georgius mit vielen Frauen und Musik und gaben ihm aus einem rubinbesetzten Becher zu trinken. Während sich der Kaiser gemütlich hinlegte, sprach Georgius zu der Kaiserin in schöner Art und Weise über Gott und Maria und dass sie ein Teil von ihr erleuchtet sei. Auch sie legte sich bald in das Bett. Dem Sankt Georgius hatte man ebenfalls ein schönes Bett bereitet, doch verzichtete er darauf zu liegen und betet lieber auf seinen Knien und rief Gott an und seine liebe Mutter und bat sie, dass sie ihm helfen, dass die Kaiserin bekehrt würde.

Bald darauf klopfte es an seiner Tür, es war die Kaiserin, und bat ihn, dass er sie herein ließe. Er ließ sie gewähren und empfing sie gütlich und sprach: »Gott ist mit dir und der Heilige Geist wohnt in dir und die wahre Liebe.« Da sprach die Kaiserin: »Ich will die Abgötter lassen und will an Christus glauben und ihm dienen. Darum bitt ich dich, dass du mich in seinem Namen taufest.« Als sie zu Ende sprach, kam ein großer Nebel über sie und darin erschien ein klares Licht. Darin sah die edle Königin ein schönes Lamm, das ein Kreuz in den Klauen trug.

Da sprach die Frau: »Ich fürchte mich, was ist das?« Da sprach er: »Gott will dich begießen mit des Heiligen Geistes Tau.« Danach verschwand der Nebel und Sankt Georgius taufte sie und wurde zu ihrem geistlichen Vater und Paten und sprach des Morgens zu ihr: »Nun sage dem Kaiser, ich werde nun erfüllen worum er mich gebeten hatte.« Das tat sie dann sogleich.

Der Kaiser ließ alle Fürsten kommen und alle Könige kamen wohl gekrönt; da sprach der Kaiser: »Ihr sollt nun wie Ihr mir versprochen habt dem Apoll opfern.« Da sprach Sankt Georgius: »Das will ich gern tun, bitte Apollo zu uns herein zu gehen in den Saal oder befehle ihm hereinzufliegen.« Da sprach der Kaiser: »Die lichte Sonne scheint richtig am Himmel, also will Apollo, darum sollten wir in den Tempel gehen, da steht eine Statue des Apollo in einer Säule, da könnt Ihr ihm opfern.« Da sprach er: »Heiß ihn zu uns her gehen, so opfern wir ihm!« 

Das hörte die arme Witwe und schrie laut: »O weh, Georgius von Palästina, heut nimmt deine Ehre ein Ende!« Da das Georgius hörte, bat er den Kaiser, dass er sie herein ließe. So geschah es und die Alte drang zu ihm und sprach: »Du bist ein treuloser Mann, du legtest gestern manchen Eid ab, du wolltest keinem Gott opfern als Jesus Christus. Heut hast du schon zwei Götter und hast ein Hasenherz und bist verzagt und bist abtrünnig geworden.« Und da sie so redete, da befahl der Kaiser sie wegbringen zu lassen und sprach, man solle sie töten. Sankt Georgius erfreute sich so sehr an der Witwe und sprach zu ihr: »Mir ist nie so viel an meine Ehre appelliert worden. Geh fort und sage deinem Sohn er möge aufstehen und zu mir kommen!« Da wurde die Frau ganz froh und lief zu ihrem Sohn und sprach: »Steh auf, lieber Sohn, das gebietet dir Sankt Georgius und spricht, du sollst zu ihm gehen.« Sofort stand er auf, da legte ihm seine Mutter ein Hemd an, das machte sie aus einem Laken und darein schnitt sie ein Loch. Da verwandelte sich das Hemd und wurde ganz zu Seide und war wohl geschnitten und es erschien eine Kappe aus Perlen auf seinem Haupt. So gekleidet, ging das Kind in den Saal des Königs und fragte, wo sein Herr von Palästina sei. Da sahen die Leute Wunder an dem Kind und zeigten ihm Sankt Georgius. Da kniet es vor ihm und sprach: »Lieber Herr, was Ihr mir gebietet, das will ich vollbringen.« Da sprach Sankt Georgius zu dem Kind: »Steh auf und geh in den Tempel. Sprich zu dem Abgott Apollo, dass er zu mir komme in dem Namen Gottes. Und tut er das nicht alsbald, so nimm die Rute mit dir und gib ihm einen Schlag damit, so muss er gleich kommen.«

Der Abgott Apollo erscheint

Da sprach das Kind: „Du tust viele Wunder und ist es doch wider die Natur, dass du redest so jung und gehst auch weislich, als ob du alt seiest.« Da stand das Kind auf und ging durch das Volk. Nun kam ein strahlender Engel vom Himmel und hütete das Kind mit Fleiß und begleitete ihn in den Tempel zum Sonnengott Apollo. Da sprach das Kind zu den Abgott: »Georgius gebietet dir durch Gott, dass du in Saal des Königs kommst.« Da schwieg der Abgott still. Da sprach aber das Kind: »Ich beschwöre dich bei Jesus Christus, dem wahren Gott, dass du jetzt kommst!« Da schrie Apollo ganz fürchterlich, sodass niemand bei Sankt Georgius bleiben wollte als sein treuer Begleiter der Schreiber. Da schlug das Kind den Abgott mit der Rute, die ihm Georgius gegeben hatte. Da erschien Apollo und das Kind Gottes war hinter ihm und trieb ihn mit der Rute bis hinein in des Kaisers Saal. Da fiel der Kaiser vor den Abgott und sprach: »Sehet, welche große Kraft unser Gott besitzt und welch große Wunder er vollbringt! Darum bitt ich dich, lieber Freund Georgius, dass du ihm opferst, denn er ist der Sonnen Gott.« Da sprach Georgius: »Der Sonnengott will ich gern opfern.« Und sprach zu dem Abgott: »Ich beschwör dich bei meinem Gott Jesus Christus, dass du mir sagest, was du seiest!« 

Da schrie Apollo mit einer scheußlichen Stimme: »Jesus Christus ist der wahre Gott und hat mich und meine Gesellen verstoßen. Darum betrüg ich die Leute gern und brächte sie gern von Gott, und rat ihnen, dass sie den Abgöttern opfern.« Und sprach zu Sankt Georgius: »Ich schwöre dir, dass ich dich mit Hass verfolgen werden und will die Unehre rächen, die du an mir tust.« Da antwortete Sankt Georgius: »Ich gebiete dir bei Gott, dass du dich uns sehen lässt, wie deine wirkliche Gestalt nun sei!« Da er das gesprochen hat, da sah er den Bösen Geist auf der Säule sitzen, ganz schwarz und abscheulich und schrie: »Allmächtiger Gott, wie machest du mich zum Spott! Jesus herrscht im Himmel und auf Erden.« Und sprach: »Georgius, opfere mir und ich will dir viel Gut und Ehren geben und zu fügen. Ich weiß eine schöne Königin, die will ich dir erwerben.« Da nahm Georgius einen Gulden und sprach: »Diesen Gulden opfere ich der Sonne von Gott, der mein Gott ist.« Und sprach zu dem Abgott: »Verflucht seist du in den Abgrund der Höllen!« Da fuhr die Säule in die Hölle.

Die Leiden des Sankt Georgius

Da zürnte der Kaiser über Sankt Georgius und sprach: »Du hast mich betrogen und meinen Gott vertrieben. Da sprachen die Könige zu dem Kaiser: »Du hast gehört, dass Apollo verraten hat, dass er nicht Gott ist.« Sprach der Kaiser: »Ihr solltet euch von Georgius nicht verführen lassen.« Da sprach Alexandria, des Kaisers Frau: »Jesus Christus ist der wahre Gott.« Da schrie der Kaiser und drohte: »Meine Frau, wollt Ihr auch an Christus glauben? Und wolltet ihr unsere Götter so spotten, das würde Euch nicht gut bekommen.« 

Danach befahl der Kaiser, ein gräuliches Rad anfertigen zu lassen mit sieben Schwertern montiert und darauf wollte er Sankt Georgius martern. Und als Sankt Georgius das Rad ansah, da kniete er nieder und sprach: »Herr, komm mir zu Hilf, denn ich habe keinen Frieden und keine Hoffnung als nur dich.« Da erschien ihm ein Engel und grüßte ihn und sprach: »Gott ist mit dir und alles himmlische Heer freut sich an Dir und wollen dich krönen im Ewigen Leben.« Da flochten ihn die Diener in das Rad zwischen die Schwerter und trieben das Rad durch den Saal. Ein Engel behütete den gequälten Georgius, dass ihm kein Leid geschah. Da ließ der Kaiser ihn beschauen und die Diener sprachen, er wär tot. Da ließ der Kaiser Decklaken über ihn legen und sprach, man solle ihn begraben. Da erwachte Sankt Georgius und sprach: »Herr, ich kann dich nicht genug loben, dass du mir geholfen hast.«

Da sprach die Kaiserin zu Sankt Georgius: »Habt Ihr wohl gelebt in Marter?« Sprach er: »Frau, das Leiden ist durch Gottes Hilf gar klein.« Da sprach der Kaiser: »Wer hat Euch geholfen, dass Ihr noch lebt?« Da sprach er: »Das hat Jesus Christus getan.« Da sprach der Kaiser: »Soll ich an Euern Gott glauben, der an dem Kreuze starb?« Da sprach Sankt Georgius: »Das tat er um unsertwillen, denn er büßte unsere Sünden mit seinem Tod.« Und so sprach der heilige Georgius, auch Sankt Jörg genannt, weiter zu dem Kaiser und dem ganzen Volk von seiner Lehre und der frohen Botschaft, dass sich zwölftausend Menschen ließen taufen., Der Kaiser geriet in Zorn und ließ sie alle töten. Man erschlug sie mit Äxten zu Tode aber die Seelen fuhren auf in den Himmel zu den Ewigen Freuden.

Das Leiden der Kaiserin

Dem Kaiser wurde danach ganz weh vor Leid, sodass er nieder fiel. Er sprach zu seiner Frau: »Oh weh mir! Ich habe mich gegenüber diesem Menschen schändlich verhalten.« Da sprach seine Frau: »Du gräulicher Mann, dass du so voll Bosheit bist! Ich hab Dir oft gesagt: >Lass die Christen in Frieden und Ruh, ihr Gott hilft ihnen! < Darum will ich mich auch zu Gott wenden.«

Da sprach der Kaiser: »Oh weh mir! mein Unglück will sich mehren!« Wieder geriet er in Zorn und riss ihr die Krone ab und sprach: »Wie hat mir der Zauberer meine Hausfrau verkehrt!« Er ließ sie ergreifen und mit den Brüsten aufhängen und die Diener schlugen sie mit Gerten und Stöcken. All das erlitt sie für Gott und sprach noch dabei zu dem Volk: »Wer nicht getauft wird, der muss in die Hölle. Darum empfangt die Taufe um eurer Seelen Heil!«

Da sammelten sich sechstausend Menschen und wollten sich Taufen lassen. Da kam ein Nebel vom Himmel und fiel auf sie. Da sprach Sankt Georgius die Worte, welche man gewöhnlich sonst zur Taufe spräche, nun aber ganz still. Und so wurden sie alle von Gnaden Gottes getauft. Der Kaiser wurde zornig und ließ, sie herab nehmen und ihr die Brüste abschneiden. Da drücket Sankt Georgius die Frau an sein Herz und sprach: »Heilige Frau, freu dich der großen Freude, die du haben wirst im Himmelreich.« Trotz ihrer Schmerzen war sie ganz froh, obwohl ihr das Blut von den Brüsten rann.

Der grausame Kaiser verlangte nun, dass man ihr das Haupt abschlug. Doch die Kaiserin blieb froh und sah auf zum Himmel und sah zwei lichte Strahlen und Kronen. Sie fiel vor Sankt Georgius nieder und sprach: »Herr, freut Euch, denn Euch ist ein Stuhl bereitet oben und wisst, dass Ihr hiernach noch sechseinhalb Jahre leben wird.« Da führten die Diener die Kaiserin fort. Und da neigte sie sich nieder und man schlug ihr das Haupt ab. Da kamen zwei Engel und führten ihre Seele zu den Ewigen Freuden. Da kamen die Diener zu dem Kaiser und sprachen: »Herr, wir haben gesehen, dass die Engel Euer Frauen Seel nahmen und sie empor führten. Wir hörten Eure Frau zu Sankt Georgius sagen, dass er noch sechseinhalb halb Jahre leben wird.

Da zürnet der Kaiser, und sprach: »Meine Frau hat nicht wahr gesagt, er muss jetzt sterben.« Und gebot seinen Dienern, dass sie ihn töteten. Da schlugen sie ihn zu vier Stücken und zeigten die Stücke dem Kaiser. Da machte ihn froh und ließ Georgius Reste in eine Pfütze werfen. Da saß der Kaiser mit Freuden zu Tisch und aß genüsslich. Nun kamen die Engel, Cherubim und Sankt Michael, und brachten Sankt Georgius Seele wieder zu dessen Leib und sprachen: »Es Muss wahr werden, was die Kaiserin hat gesprochen von dir. Steh auf im Namen Gottes, und lebe!« 

Als sie das ausgesprochen hatten, da stand Sankt Georg auf und war jung und von schöner Gestalt und trug reiche Kleider und einen Kranz von edlem Gestein und einen reichen Gürtel. Und da er sich selbst ansah, da gefiel er sich selber wohl, und sprach: »Geehrt seist du, allmächtiger Gott, und die Engel, die mir meine Seele wieder zu dem Leib gebracht haben.« Darnach ging er zu dem Kaiser in den Palast. Derweil aß der Kaiser noch gerade noch und schmiedete Pläne das Land der Brüder von Georgius zu entreißen und verkündete dies schon laut.

Währenddessen trat Sankt Georgius in den Saal. Da sahen sie das Wunder der Auferstehung und seine prächtigen Gewänder. Da sprachen die Menschen, die ihn vierteilen sahen: »Wir glauben an keinen Gott, als an den Gott von Sankt Georgius. Darum sagen wir dem Kaiser, dass wir uns ebenfalls lassen taufen wollen.« Daraufhin wurde der Kaiser zornig und befahl sie alle gefangen nehmen und töten zu lassen. Da sprach der Kaiser: »Es mag meine Frau doch Recht haben, dass er so lang leben wird.« 

Und sprach zu Sankt Georgius: »Ihr müsset noch Euer Marter leiden.« Da sprach Sankt Georgius: »Weil Ihr Gott nicht erkennen wollt und die Wunder, die er an mir tat, dadurch versündigt Ihr Euch. Und nun wollt Ihr meine Brüder vertreiben, doch ich werde für sie kämpfen.« Da sprach der Kaiser: »Ich will sie gern in Frieden lassen.«

Auferstehung der Toten

Nun war da ein Sarg in der Stadt, daran stand geschrieben: Mich soll weder Mann noch Weib anfassen.Da sprach der Kaiser zu Sankt Georgius: »Ich will euch eine Bitte sagen; die müsst Ihr erfüllen um den Herren am Hofe für ihre Kurzweil zu sorgen.« Das versprach ihm Sankt Georgius, dass er das gerne tun werde. Da führten sie ihn zu dem Sarg und er sah auf zu Gott und sprach: »Ich beschwör Dich, Sarg, bei Gott und bei allem Himmlischen Heer, dass du dich öffnest und deinen Inhalt zeigst!« Da öffnete sich der Deckel und die Toten Gebeine kamen zum Vorschein. Da sprach der Kaiser zu Sankt Georgius: »Das Gebein lass wieder lebendig werden und hat dein Gott diese Kraft, so werde auch ich mich taufen lassen.« Da rief Sankt Georgius mit großer Andacht zu Gott und sprach: »Du bist der wahre Gott, der alle Ding vermag; darum lass dieses Gebein auferstehen und lebendig umhergehen.«

Plötzlich standen sie lebendig und wohl gesund an Ort und Stelle, genau so wie sie vor 313 Jahren aussahen. Da fragte Sankt Georgius einen der Wiederlebendigen, wie er heiße und wie sie hier hingekommen sind. Da sprach er: »Ich heiße Johel und dein Gott machte uns wieder lebendig.« Danach baten sie alle Sankt Georgius, dass er ihnen helfe, dass sie getauft würden. Da zeichnete Sankt Georgius ein Kreuz auf die Erde, da entsprang vor ihm ein Brunnen. Daraus taufte Sankt Georgius sie alle und sprach zu ihnen: »Wer war Euer Gott während ihr auf Erden ward!« Da sprach Johel: »Unser Herr hieß Apollo. Gott sei es geklagt, dass wir ihm gedient haben, denn wir waren 313 Jahre in der Hölle.« Da sprach Sankt Georgius: »Nun seid froh, denn ihr kommt nimmer mehr in die Hölle, denn ihr seid geläutert mit der Taufe wie das Gold. Darum legt euch wieder in den Sarg und ihr werdet dann sein in dem Paradiese.« Hierauf legten sie sich in den Sarg und der Deckel schloss sich wieder. Da sprach Sankt Georgius zu dem Kaiser: »Jetzt seid ihr dran zu tun, was Ihr gelobt habt und um nun die Taufe zu empfangen.« Doch er weigerte sich. Also nahm Sankt Georgius von dem Kaiser Urlaub und kam in sein Land Palästina.

Georgius der Drachentöter

Zu dieser Zeit gab es einen fürchterlichen Drachen in dem Land Silena. Der Drache lebte in einem See und kam bei Zeiten heraus. Wen er fand, egal ob Mensch oder Vieh, wurde gefressen. Und wenn er hungerte und er nichts auf dem Felde fand, so ging er zu der Stadt, da musste man ihm zu essen geben. Und wenn er genug hatte, ging er wieder in den See bis ihn abermals der Hunger überkam.

Deswegen einigte sich das Volk darauf, dass man dem Drachen jeden Tag zwei Schafe an den See legen müsse. Und da sie das nun immer so taten, kam der Drache nicht mehr in die Stadt und ließ die Menschen in Frieden. Nun hatte er vom Vieh so viel gefressen, dass man kaum noch welches fand. Nun einigte man sich darauf, man müsse das Los entscheiden lassen und auf welchen Menschen das Los fiele, egal ob arm oder reich, den solle man dem Drachen desselben Tages noch geben und dazu ein Schaf. Da fiel das Los eines Tages auf des Königs alleinige Tochter. Der weinte sehr und bat die Menschen, dass sie sich über ihn erbarmten und ihm seine Tochter ließen. Er würde ihnen Gold und Silber geben so viel sie auch wollten.

Da wurde das Volk wütend und meinten: »Wir haben auch unsere Freunde verloren. Darum musst du deiner Tochter auch entsagen.« Und da der König in ihre ernsten Gesichter blickte, da bat er sie, dass sie ihm seine Tochter nur acht Tage noch ließen, dann würde er sie dem Drachen geben.

Das gewährten sie ihm und da der achte Tag kam, da erschrak der König. Da kam das Volk im Zorn zu ihm, und sprachen: »Gib deine Tochter bald heraus oder du musst sterben!« Das war dem König leid und sprach: »Oh weh! Liebe Tochter, wozu bist du geboren, dass dein junger Leib verderben muss!« Und so befahl er ihr, die königlichen Kleider anzulegen. So dankte die Tochter dem Vater seiner Treu, und musste er erlauben zu gehen, des Volkes wegen! Da ging die Jungfrau allein an den See und wartete, bis der Drache kommen würde. Sie weinte jämmerlich. Da kam Sankt Georgius dort her geritten zu ihrem Glück und als er die Jungfrau weinen sah, da sprang er von dem Pferd und ging zu ihr. Und da er ihre Schönheit und reiche Zier sah, da bemitleidete er sie und fragte, warum sie so betrübt wäre. Da sprach sie: »Herr, setzt Eich schnell auf Euer Pferd und flieht oder Ihr werdet mit mir sterben!«

Da sprach Sankt Georgius: »Edle Jungfrau, sagt mir, was Euch bedroht!« Da sprach sie: »Herr, ich muss hier sterben, denn man hat mich dem Drachen gegeben. Der wird bald aus dem Wasser kommen und frisst mich und dann auch Euch!« Da sprach Sankt Georgius: »Habt ganz Vertrauen zu mir. Ich will Euch helfen in dem Namen Gottes!« Und als er das gesprochen hatte, da kam der Drache aus dem Wasser. Da erschrak die Jungfrau. Als Georgius den Drachen sah, sprang er auf sein Pferd, bekreuzigte sich und ritt schnell gegen den Drachen. Er durchbohrte den Drachen mit seinem Speer und der fiel zu Boden.

Da sprach er zu der Jungfrau: »Gehabt Euch wohl, denn Euch geschieht nichts. Und nehmet Euern Gürtel und legt ihn dem Drachen kühnlich an den Hals; so wird Gott viel großes Wunder zeigen.« Da nahm sie den Gürtel und schlug ihn dem Drachen um den Hals und führte ihn mit sich in die Stadt. Da fürchtete sich das Volk und alle schrien und flohen. Da sprach Sankt Georgius: »Bleibt hier, denn mich hat Jesus Christus zu euch her gesandt, dass ich euch von dem Drachen befreie. Darum glaubt an Gott und empfangt die Taufe! Tut ihr das, so schlag ich den Drachen zu Tode.«

Da schrien sie alle: »Wir wollen es gerne tun.« Da schlug Sankt Georgius den Drachen tot mit der Hilfe Gottes. Da war das Volk erfreut. Man brachte viele Ochsen, die kettete man an den Drachen und zogen ihn von dannen. Danach predigte Sankt Georgius dem Volk von Gott und von der Taufe, wie nützlich das wäre, dass sich der König sich taufen ließe und seine Tochter und viel Volks mit ihnen. Und der König war froh, dass er seine Tochter lebendig zurück hatte und sprach zu Sankt Georgius: »Du hast uns viel Gutes bewirkt, darum wir dir geben was du wünschst.« Und er gab Georgius viel Gold und Silber. Da sprach Georgius: »Willst du mir wertvollen Besitz schenken, so gib besser den Armen als mir, denn damit dienst du Gott.« Da ließ der König ein Münster, also eine große Kirche, zu Ehren der lieben Frauen errichten. Dem fügte Gott ein Zeichen seiner Mutter zu Ehren dazu, nämlich entsprang ein klares Wasser bei dem Altar und das Wasser hatte die Kraft: welcher Mensch krank war und von diesem Wasser trank, der wurde gesund. Durch dieses Wunder wuchs der Glaube im Land rasch an. Und die Lehren und Predigten von Sankt Georgius lehrte hielten sie mit Fleiß ein und hatten ihn lieb und ehrten ihn. Das wurde ihm allerdings leid und er dachte darüber nach, dass er nicht länger da bleiben wolle. Er sagte es dem König und der bat ihn, dass er das nicht tue. Doch da schied er von dem König wider seinen Willen.

Drangsalierte Christen in Persien und der Tod von Georgius

Die Christen in Persien mussten unter dem Kaiser Dacian viel Leiden. Als Sankt Georgius davon hörte, kam er nach Persien um den Christen beizustehen und sie zu trösten. Er legte sich armes Gewand an, eben wie jene armen Christen trugen, die man tötet. Und ging vor den Kaiser und sprach: »Unser Herr Jesus ist gewaltig über die Himmel und Erde und dein Abgott ist der Böse Geist.« Da ward der Kaiser zornig und Befahl ihn gefangen zu nehmen und an den Armen aufzuhängen und zuschlagen. Das machten die Diener und mit Geduld erlitt er um Gottes willen die Qualen. Darnach rissen sie ihm das Fleisch von dem Leib und brannten ihn mit Fackeln und warfen ihm Salz in seine Wunden und ließen ihn krank und wie tot liegen. Danach sagte man dem Kaiser, dass Sankt Georgius noch lebe und dieser Mann von seinem Glauben nicht lassen wolle. Da zürnte er gar und sprach zu einem Zauberer: »Sieh, ob du Georgius mögest überwinden!« Da sprach er: »Das will ich wohl tun.« Danach bereitete der Zauberer einen vergifteten Trank und gab ihn Sankt Georgius. Da machte er ein Kreuz darüber und trank ihn in dem Namen Gottes, dass es ihm nicht schadete. Da erkannte der Zauberer, dass Gott mit ihm war. Und ergab sich Sankt Georgius und fiel ihm zu Füßen und sprach: »Ich will an deinen Gott glauben.« Da gab ihm Georgius guten Trost und taufte ihn. Da das der Kaiser hörte, da wurde er abermals zornig und befahl, ihn in flüssiges Blei zu setzen. Da half ihm Gott, dass er darin saß wie in einem linden Bad. Da dachte sich der Kaiser, er überliste ihn mit Tugenden und bat ihn freundlich und sprach: »Sieh, lieber Georgius, wie meine Götter dich schonen. Ich rat dir, dass du ablässt, so will ich dir vergeben und verzeihen, was du wider mich getan hast, und will dein Freund sein.« Da sprach Georgius: »Warum hast du mich denn dann überhaupt gemartert? Hättest du mich zuerst um Freundschaft gebeten angesprochen, so hätten mich deine süßen Worte erweicht. Lasse mich mit dir zu deinen Göttern gehen, so will ich dort beten.« Da wurde der Kaiser froh und befahl, es überall zu sagen und orderte an, alle dazuzukommen und das machte die Heiden froh. Da rief er Gott an und sprach: »Herr, ich bitt dich, dass du den Tempel zu deinem Lobe umwandelst, damit die Menschen erkennen, dass du allein der wahre Gott bist!« Da kam ein Feuer vom Himmel und verbrannte den Tempel und viele der Heiden und nicht verbrannt wurden, die verschlang die Erde. Als nun der Kaiser das hörte, wurde er zornig und sprach zu Georgius: »Wie hast du mich mit Falschheit betrogen und hast mir mit falschen Listen Schaden getan!« Da sah ihn Sankt Georgius freundlich an und sprach zu ihm: »Das glaub nicht; und geh mit mir zu den Göttern, so will ich denn beten, dass du es siehst!« Da sprach der Kaiser: »Ich geh nicht einen Schritt mit dir; denn ich will nicht sterben wie die anderen.« Da sprach Sankt Georgius: »Du blinder und ungläubiger Fürste, sieh und merk, wie dich deine Götter äffen; denn sie konnten sich selber nicht helfen.« Da ward der Kaiser zornig, und gebot, dass man ihn überall durch die Stadt schleife; das litt er geduldig. Und sprach zu dem Kaiser: »Was du an Zeichen und Wunder gesehen hast, die mein Gott getan hat, die willst du nicht glauben. Darum bist du verurteilt in die Hölle zu fahren, der magst du nicht entgehen.« Da wurde der Kaiser zornig und befahl, ihm den Kopf abzuschlagen. Da betete Sankt Georgius zu Gott und man enthauptete ihn. Seine Seele fuhr zu den Ewigen Freuden. Und als der Kaiser und seine Diener hingingen um sich zu überzeugen, da kam ein großer Donnerschlag und ein großes Feuer über das Haus und verbrannte den Kaiser und all die Seinen, dass man nichts mehr von ihnen fand. Somit rächte Gott seinen Diener.