Selbstreflexion

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Selbstreflexion, auch geschrieben Selbstreflektion, ist die Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken. Selbstreflexion bedeutet sein Denken, Fühlen und Handeln zu analysieren, zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden und auch um künftig angemessener handeln zu können.

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Durch Selbstreflexion kommt man manchmal zu Erkenntnissen über eigene Motivation, Denkblockaden und Emotionsmuster. Hier gilt: Selbstreflexion, also Selbsterkenntnis, ist der erste Schritt zur Besserung.

Selbstreflexion - eine Tugend. Was ist Selbstreflexion ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Selbstreflexion gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Selbstreflexion ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.

Selbstreflexion als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Selbstreflexion ist eine wichtige Fähigkeit oder eine wichtige Beschäftigung für einen psychologischen Aspiranten, für einen spirituellen Aspiranten. Selbstreflexion heißt, das Nachdenken über sich selbst. Selbstreflexion heißt, aus der Identifikation herauszukommen. Selbstreflexion heißt, einen Schritt wegzugehen von dem Alltag, einen Schritt herauszutreten aus seinem normalen Denken und Fühlen und darüber nachdenken.

Selbstreflexion, auf [Sanskrit] Atma Vichara genannt, heißt Reflexion darüber, was so alles ist im Leben. Im Yoga, im Vedanta hat Selbstreflexion zwei Bedeutungen. Die eine Bedeutung wäre, nachdenken über dein höheres Selbst. Atma Vichara heißt: "Wer bin ich wirklich? Was ist meine wahre Natur?"

Das ist ein großes Thema. Selbstreflexion wird aber heutzutage meistens verstanden als psychologische Fähigkeit, Introspektion hat man früher gesagt, heute nennt man das Selbstreflexion. Das heißt, du überlegst: "Was ist eigentlich los?" Angenommen, du willst auf dem spirituellen Weg vorankommen, indem du mehr über dich selbst weißt und vielleicht auch die Fähigkeit zur Selbstkontrolle mehr ausbauen willst, dann ist Selbstreflexion ein wichtiger Schritt dorthin.

Dann würdest du z.B. abends dir ein paar Minuten nehmen und du würdest überlegen: "Was war heute gewesen? Was habe ich heute gemacht? Was war meine Motivation des Handelns? Habe ich meine Vorsätze umgesetzt? Was war dahinter? Wie habe ich mich gefühlt?" Manchmal hilft es, ein Tagebuch zu schreiben. Es gibt Menschen, die schreiben jeden Abend eine halbe bis eine Seite, was am Tag gewesen ist, wie es ihnen dabei gegangen ist. Das hilft, zu reflektieren, nachzudenken, Erkenntnisse zu sammeln, sich Vorsätze für den nächsten Tag zu machen und Erfahrungen besser zu integrieren.

Es gibt andere, die machen das ein paar Monate lang und lernen so eine ganze Menge. Also, egal, ob du das jetzt aufschreibst oder ob du das mit dir selbst ausmachst. Für eine Weile, jeden Tag ein paar Minuten, zu überlegen: "Was war gewesen? Wie habe ich reagiert? Wie habe ich mich gefühlt? Was waren die Motivationen? Wie ist das?"

Das ist eine gute Weise, mit sich selbst besser zurechtzukommen, seine Motive besser kennenzulernen und dann Impulse zu bekommen, wie man vielleicht seine Fähigkeiten besser nutzen kann und wie man sich spirituell und psychologisch und persönlich weiterentwickeln kann. Aus der Selbstreflexion kann dann auch Entwicklungsfähigkeit gesehen werden. Man kann sehen: "Aha, das will ich weiter entwickeln. Aha, so habe ich bisher reagiert. Aha, so will ich künftig reagieren. Wie kann ich das jetzt bewirken?"

Es gibt neben dieser täglichen Selbstreflexion auch bestimmte Phasen, wo man besonders reflektieren sollte. Also z.B. angenommen, irgendetwas ist schiefgegangen, dann hilft es, einen Moment lang zurückzutreten, Selbstreflexion zu üben. Nicht im Sinne von Opferbewusstsein, "was andere mir alles Schlimmes angetan haben" und Opfer der Umstände usw.

Auch nicht im Sinne von, schlechtes Gewissen einreden, "was bin ich doch für ein schlechter Mensch", sondern im Sinne von: "Was war gewesen? Was ist passiert? Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Was war der Grund?" Und ein bisschen darüber nachdenken. Und dann hast du es verstanden und hast etwas daraus gelernt.

Oder angenommen, du hast dich gestritten mit jemand oder es gab eine Trennung, bevor du sofort rausgehst und voller Ärger was Neues anfängst und mit anderen schimpfst oder gleich in die nächste Beziehung rutschst, eine Phase der Selbstreflexion ist dort auch wieder hilfreich. Oder du hast eine Kündigung bekommen, auch hier, einen Moment Selbstreflexion zu üben ist auch hilfreich. Oder wann immer ein Lebensstadium endet, auch dort ist Selbstreflexion hilfreich. Aber Selbstreflexion ist auch nicht gut, zum Dauerzustand zu machen. Manchmal gilt es auch, spontan zu handeln, manchmal muss man einfach tun, was zu tun ist, manchmal kann man auch die Energie fließen lassen.

Und manchmal ist es auch gut, aus dem Gedankenkarussell rauszugehen, im Hier und Jetzt zu sein, den Gedanken sagen: "Toll, dass ihr weiter nachdenken wollt, aber jetzt bitte Pause, ich will jetzt und in diesem Moment das Hier und Jetzt genießen. Jetzt spüre ich die Sonne, jetzt sehe ich Blumen, jetzt spüre ich den Atem, jetzt fühle ich den anderen Menschen, der vor mir ist, jetzt spüre ich die Energie, die durch mich hindurch wirkt, jetzt fließt göttliche Kraft durch mich."

So gibt es Phasen, wo es gut ist, über die Vergangenheit zu reflektieren, auch über sich selbst, das ist Selbstreflexion. Es gibt Phasen, da ist besonders wichtig, im Hier und Jetzt zu sein, Achtsamkeit zu üben, bewusst zu sein. Und es gibt Phasen, wo man über die Zukunft nachdenkt, wo man vielleicht sogar eine gewisse Schwärmerei für die Zukunft hat, eine Vision für die Zukunft überlegt.

Es gibt Phasen, wo man auch über andere nachdenkt, wo man überlegt, wie man Beziehungen gestaltet usw. Leben heißt letztlich, ein Abwägen von Verschiedenem, ein Kultivieren von verschiedenen Fähigkeiten und so eine systematische spirituelle Entwicklung, um schließlich zum Höchsten zu kommen.

Erkenne dich selbst, gnothi seauton, war eine große Aufforderung des Orakels von Delphi. Und auch im Yoga ist diese Art von Selbstreflexion etwas, was sehr geschätzt wird. Aber jede Tugend übertrieben führt sich selbst ad absurdum, so ist Selbstreflexion wichtig, muss aber mit vielem ergänzt werden.

Bei Yoga Vidya haben wir noch eine besondere Technik der Selbstreflexion, das nennt sich Hatha Yoga zur Selbstreflexion. Indem du deinen Körper in Yogastellungen bringst und mit bestimmten Atemübungen und Tiefenentspannungen übst, entstehen bestimmte Emotionen, bestimmte Gefühle, welche die Selbstreflexion nochmals auf eine andere Ebene heben. Dort nutzt du die somatische Intelligenz, also die Körperintelligenz, in Verbindung mit deiner eigenen Unterscheidungskraft, deinem Scharfsinn, um dann zu einer tieferen Selbstreflexion zu kommen.

Selbstreflexion in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Selbstreflexion in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Selbstreflexion

Ähnliche Eigenschaften wie Selbstreflexion, also Synonyme zu Selbstreflexion sind z.B. Selbstbesinnung, Introspektion, Innere Sammlung, Selbstkritik.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Selbstreflexion übertrieben kann ausarten z.B. in Nabelschau, Ichbezogenheit, Zurückgezogenheit. Daher braucht Selbstreflexion als Gegenpol die Kultivierung von Opferbereitschaft, Nächstenliebe, Gottesliebe, Hingabe.

Gegenteil von Selbstreflexion

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Selbstreflexion, Antonyme zu Selbstreflexion :

Selbstreflexion im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Selbstreflexion

Selbstreflexion kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Selbstreflexion in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Selbstreflexion zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Selbstreflexion kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein selbstreflektierterer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Selbstreflexion ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Selbstreflexion."
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin selbstreflektiert."

Affirmationen zum Thema Selbstreflexion

Hier einige Affirmationen für mehr Selbstreflexion. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.

Klassische Autosuggestion für Selbstreflexion

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin selbstreflektiert.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin selbstreflektiert. Om Om Om.
  • Ich bin ein Selbstreflektierender, eine Selbstreflektierende OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Selbstreflexion

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin selbstreflektiert " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Selbstreflexion.
  • Ich werde selbstreflektiert.
  • Jeden Tag werde ich selbstreflektierter.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Selbstreflexion.

Dankesaffirmation für Selbstreflexion

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag selbstreflektierter werde.

Wunderaffirmationen Selbstreflexion

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr selbstreflektiert. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Selbstreflexion entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr selbstreflektiert zu sein.
  • Ich bin jemand, der selbstreflektiert ist.

Gebet für Selbstreflexion

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Selbstreflexion:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Selbstreflexion.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein selbstreflektierter Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Selbstreflexion mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Selbstreflexion zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Selbstreflexion zu entwickeln?
  • Wie könnte ich selbstreflektiert werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Selbstreflexion.
  • Angenommen, ich will selbstreflektiert sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre selbstreflektiert, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Selbstreflexion kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als selbstreflektierter Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Vortragsmitschnitt zu Selbstreflexion - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Selbstreflexion, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Selbstreflexion

Eigenschaften im Alphabet nach Selbstreflexion

Literatur

Weblinks

Seminare

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