Schlaf
Schlaf ist die - großenteils nächtliche - Erholungs- und Ruhephase des Körpers, deren Geheimnisse bis heute längst nicht vollständig erforscht sind. Der folgende Abschnitt soll erläutern, zu welchen Erkenntnissen die Wissenschaft bis heute gelangt ist.
Warum schlafen wir und was geschieht im Schlaf?
"Wir schlafen nur, weil wir ein Gehirn haben", so fasst es der Schlafmediziner Prof. Ingo Fietze von der Charité Berlin in einem Interview mit der Zeitschrift Hörzu zusammen.
Kostbare Energie sparen
Tatsächlich ist unser Gehirn nachts aktiv, während der Körper weitgehend ruht und regeneriert wird. Allerdings ist die Aktivität des Gehirns anders als bei Tag, wo es ununterbrochen neue Information aufnimmt und sehr viel Energie verbraucht - die Grenze für die Aufnahmefähigkeit des Hirns liegt, so Prof. Fietze, bei etwa 16 Stunden; danach muss das Gehirn die Ereignisse erst einmal verarbeiten. Längerer Schlafentzug kann daher zu psychischen Störungen führen.
Nachts wird auch der Energieverbrauch des Körpers "heruntergefahren"; die Atmung wird flacher, Blutdruck und Körpertemperatur sinken, das Herz schlägt langsamer.
Was tun Gehirn und Organe?
Im Tiefschlaf werden neue Lerninhalte (Sprachen, Formeln usw.) vom Gehirn gespeichert; daher lernt es sich bei gestörtem Tiefschlaf eher schlecht.
Im Traum ordnen die Nervenzellen, die für Bewegungsabläufe zuständig sind, diese Abläufe ein (z.B. beim Ballett oder beim Erlernen neuer Yogaübungen).
Außerdem reinigt sich das Gehirn von Schadstoffen wie schädlichen Eiweißen. Nach einer britischen Studie sorgt es für den Abbau schädlicher Stoffwechselprodukte über den Blutkreislauf.
Die Leber, die am Tag an der Nahrungsverwertung beteiligt ist und wichtige Eiweiße und Abwehrstoffe produziert, entgiftet sich nachts selbst.
Die Nieren, die am Tag entgiften und für die Ausscheidung schädlicher Stoffwechselprodukte sorgen, können sich bei Nacht erholen; es wird weniger Urin produziert, ein Großteil der Flüssigkeit bleibt im Körper und man muss weniger häufig auf die Toilette.
Nachfolgend ein Artikel von Swami Sivananda aus seinem Buch „Practice of Nature Cure“ der Divine Life Society, ISBN 81-7052-229-3. Der Text aus dem Jahr 1952 ist nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr in allen Punkten zutreffend, aber dennoch lesenswert.
Der Arzt und Yogi Swami Sivananda schreibt über Schlaf (1952)
Schlaf ist natürlich und gibt dem Körper Ruhe, Behaglichkeit, Stärke und Frieden. Nach einem erholsamen Schlaf, fühlt man sich erfrischt. Man ist bereit, am frühen Morgen gut zu arbeiten. Ohne Schlaf kann der Mensch in dieser Welt nicht leben. Im Schlaf ruht er in seinem eigenen Selbst und erhält Kraft und Frieden.
Das Gehirn, die Nerven und alle Organe, brauchen Erholung nach getaner Arbeit. Schlaf verschafft diese Erholung.
Die Menge an Schlaf, die notwendig ist, um gesund zu bleiben, ist bei den einzelnen Menschen unterschiedlich. So kann man keine Regel finden, die für alle gilt. Es hängt vom Körperbau ab und von der Arbeit, die man tut.
Grundsätzlich könnte man sagen, dass ein Mann sechs Stunden, eine Frau sieben Stunden und ein Kind acht Stunden Schlaf brauchen.
Während des Schlafs sind der Körper und das Nervensystem im Ruhezustand. Die Natur und die Ursache des Schlafs haben seit Jahrhunderten zu vielen Diskussionen angeregt, speziell wenn es um die Rolle, die der Geist dabei spielt, geht.
Der Geist ruht während des Tiefschlafs im Kausalkörper oder Karana Sharira oder Anandamaya Kosha oder Wonnehülle.
Es gibt viele Theorien über die Ursache von Schlaf. Eine Theorie basiert auf der bekannten Tatsache, dass das Gehirn im Schlafzustand weniger Blut erhält als im Wachzustand. Plötzliche Anämie im Gehirn kann zum Verlust des Bewusstseins führen wie bei einer Ohnmacht. Die allmähliche leichte Anämie eines gesunden Schlafs ist die Wirkung, nicht die Ursache des Schlafs. Diese leichte Anämie ist notwendig für einen gesunden Schlaf. Wenn das Gehirn zu viel Blut erhält, wie nach einer Aufregung, oder zu wenig, wie bei älteren Menschen, dann ist oft Schlaflosigkeit die Folge.
Eine andere Theorie ist eine chemische. Der Schlaf wird durch den Sauerstoffbedarf der Nervenzentren verursacht. In den zwölf Stunden des Tages werden 67 Prozent und in den zwölf Stunden der Nacht 33 Prozent Sauerstoff aufgenommen. Kohlendioxid wird zu 58 Prozent am Tag und 42 Prozent in der Nacht abgegeben. Schlechte Luft, die eine große Menge an Kohlendioxid enthält, kann Schwindel verursachen, gefolgt von Ohnmacht.
Warum Schlaf regelmäßig zu allen Menschen kommt, auch wenn sie nicht durch ihre tägliche Arbeit erschöpft sind, warum es Menschen gibt, die jederzeit schlafen können, ist noch nicht herausgefunden worden.
Wenn äußerliche Eindrücke durch das Schließen der Augen abgeschnitten werden, wird der Geist nicht länger stimuliert, und der Schlaf kann kommen. Es ist so, wie wenn die Oberfläche des Wassers ruhig wird, und die Wellen weniger werden. Das ist eine weitere Theorie. All diese Theorien erklären nicht die wirkliche Ursache von Schlaf, obwohl alle einige Ursachen des Schlafs unter bestimmten Bedingungen erklären.
Man möchte eine gute Qualität des Schlafs, die Quantität ist nicht so wichtig. Wenn man tief und ungestört drei Stunden lang schläft, ist das besser, als sechs Stunden gestört zu schlafen. Der Mangel an gutem Schlaf kann durch Verdauungsstörungen, Angst und Aufregung, späte Mahlzeiten, Alkohol, Tabak, starken Tee oder Kaffee am Abend, Mangel an körperlicher Betätigung, geschlossene, schlecht gelüftete Räume, zu harte Betten, Insektenstiche usw. kommen.
Am Abend sollte man Alkohol, Tabak, Tee, Kaffee meiden. Bevor man das Essen nicht verdaut hat, sollte man nicht zu Bett gehen.
Man sollte zu einer regelmäßigen Uhrzeit um neun oder zehn Uhr zu Bett gehen. Die Kraft der Gewohnheit sorgt für guten Schlaf. Körperübungen sind notwendig. Man sollte keine aufregenden Romane am Abend lesen.
Gut ist es, am Abend ein Glas heiße Milch oder heiße Malzmilch oder Bourne Vita zu trinken. Alle Fenster im Raum sollten geöffnet sein.
Drogen sollte man vermeiden.
Ein warmes Bad, bevor man ins Bett geht, führt zu erholsamen Schlaf. Leichte Kleidung in der Nacht wird empfohlen. Späte und schwere Mahlzeiten sollte man vermeiden.
Bewegung ist wichtig für den Körper, aber Entspannung ist genauso wichtig. Völlige Entspannung erhält man durch den Schlaf.
Das neugeborene Kind schläft und schläft. In den ersten Tagen schläft es 22 Stunden. Wenn es acht Jahre alt ist, ist es zwölf Stunden wach und schläft zwölf Stunden. Danach verringert sich der Schlafbedarf schrittweise.
Träumen oder gestörter Schlaf führen nicht zu vollständiger Entspannung. Man fühlt sich müde und erschöpft, wenn man aufsteht.
Trägheit unterscheidet sich von Entspannung. Schon fünf Minuten Entspannung können die Körperkräfte wiederherstellen.
Nach 18 Uhr sollte man nicht essen. So wird man gut schlafen. Wenn man spät abends isst, verhindert das den guten Schlaf. Das Gehirn ist, obwohl es schlafen sollte, aktiv, um die Verdauungsorgane zu betätigen.
Wenn der Darm überladen ist, kann man eine halbe Stunde, bevor man ins Bett geht, einen Einlauf machen.
Wenn der Schlaf kommt, schließen sich die Augen. Der Sehsinn verliert sich schnell, wenn der Schlaf tiefer wird.
Der Gehörsinn verliert sich langsamer. Man kann sogar aus dem Tiefschlaf durch ein lautes Geräusch geweckt werden.
Der Tastsinn wird zuletzt beeinflusst. Selbst die sanfteste Berührung kann viele Menschen aus tiefem Schlaf wecken.
Die Willenskraft geht als erste, wenn man einschläft, und erscheint als letzte, wenn man aufwacht. Die Verbindung von Ideen und Kraft der Vernunft verschwindet als nächste. Erinnerung und Vorstellungskraft bleiben am längsten.
Der Schlaf ist in den ersten Stunden tief, danach leichter.
Der Teil des Gehirns, der die Bewegung reguliert, schläft spät ein und hat einen leichten Schlaf. Menschen können sich umdrehen oder andere Bewegungen machen, ohne aufzuwachen. Dieser Teil des Gehirns wird vor den intellektuellen Fähigkeiten und den Sinneswahrnehmungen wach. Andere innere Organe und das Gehirn erholen sich während des Schlafs. Die Nieren produzieren weniger Urin. Die Leber produziert weniger Galle. Das Herz schlägt schwächer. Die Atmung ist langsamer und flacher als im Wachzustand.
Das Herz steht nicht länger still als die Zeitspanne zwischen den Herzschlägen. In diesen kleinen Intervallen, erholt es sich für die kommende Anstrengung. Ähnlich schlafen auch die vitalen Zentren des Gehirns.
Zu viel Schlaf ist ungesund. Zu wenig Schlaf ist auch ungesund.
Die verschiedenen Teile des Gehirns und die geistigen Fähigkeiten schlafen normalerweise in einer bestimmten Reihenfolge ein.
Wenn die höheren intellektuellen Fähigkeiten des Willens und der Vernunft dumpf geworden sind, kommt der Tiefschlaf nicht sofort. Erinnerung und Vorstellungskraft werden lebhafter und beeindruckende Bilder werden dem Geist vorgeführt.
Swami Sivananda: „Practice of Nature Cure“,Divine Life Society, ISBN 81-7052-229
Brahman als die Seele im tiefen Schlafe. Nach 1,3,19-21 und 1,3,40
Artikel aus dem Buch „Das System des Vedanta“ von Paul Deussen, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906, S. 197 - 202.
An die von uns Kap. KI,1, d (S. 170 fg.) behandelte Stelle schließt sich Chand. 8,7-12 die Belehrung des Indra durch Prajapati (eine mythologische Personifikation der Schöpferkraft, welche hier für Brahman steht) über die Natur des Selbstes.
Prajapati sprach: "Das Selbst, das sündlose, frei von Alter, frei von Tod und frei von Leiden, ohne Hunger und ohne Durst, dessen Wünschen wahrhaft, dessen Ratschluss wahrhaft ist, das soll man erforschen, das soll man suchen zu erkennen. Der erlangt alle Welten und alle Wünsche, wer dieses Selbst gefunden hat und kennt!" - Um über das Selbst Auskunft zu erhalten, senden zu Prajapati die Götter den Indra, die Asuren (Dämonen) den Virocana.
Die drei aufeinanderfolgenden Antworten, welche Prajapati auf die Frage, was das Selbst sei? erteilt, repräsentieren drei Stufen der Erkenntnis, vermöge deren man das Selbst in der Leiblichkeit oder in der individuellen Seele oder in der höchsten Seele erkennt. Die nächste Antwort auf die Frage: „Was ist das Selbst?" lautet: „Das Selbst ist der Leib (wörtlich die Person, Purusha), wie er in der Abspiegelung im Auge, im Wasser, im Spiegel sich darstellt." - Wer, wie Virocana und die Asuren, bei dieser Auffassung stehen bleibt, der wird im Sinnengenusse und in der Pflege des Leibes das höchste Ziel des Daseins erblicken und noch nach dem Tode den Leichnam mit allerlei Plunder (Bhiksha), mit Kleidern und Schmuck, ausstaffieren, — wohl um dadurch ein Leben im Jenseits zu erlangen.
Virocana begnügt sich mit dieser Antwort. Indra aber, in der Erkenntnis, dass, wenn das Selbst der Leib ist, das Selbst auch von den Gebrechen und dem Untergang des Leibes mitbetroffen wird, kehrt zu Prajapati zurück. Dieser erteilt ihm die zweite Antwort: „Das Selbst ist die Seele, wie sie sich im Traume ergötzt." Aber auch diese Erklärung genügt nicht. Zwar ist die Traumseele frei von den Gebrechen des Körpers, aber es ist doch, als würde sie getötet, oder verfolgt, und somit ist sie nicht frei vom Leiden. Mit diesen Bedenken kehrt Indra abermals zu Prajapati zurück und empfängt nun die dritte Erklärung: „Wenn einer so eingeschlafen ist ganz und gar und völlig zur Ruhe gekommen, dass er kein Traumgesicht erschaut, — das ist das Selbst, das ist das Unsterbliche, das Furchtlose, das Brahman."
Auf die Einwendung des Indra, dass in diesem Zustande auch das Bewusstsein seiner selbst und der andern Dinge aufhöre, dass er somit ein Eingang in das Nichts sei, antwortet schließlich Prajapati: „Sterblich fürwahr, o Mächtiger, ist dieser Körper, vom Tode besessen; er ist der Wohnplatz für jenes unsterbliche, körperlose Selbst. Besessen wird der Bekörperte von Lust und Schmerz; denn weil er bekörpert ist, ist keine Abwehr möglich der Lust und des Schmerzes. Den Körperlosen aber berühren Lust und Schmerz nicht. — Körperlos ist der Wind; die Wolke, der Blitz, der Donner sind körperlos. So wie nun diese aus dem Weltraume [in welchem sie, wie die Seele im Leibe, gebunden sind] sich erheben, eingehen in das höchste Licht und dadurch hervortreten in ihrer eigenen Gestalt, so auch erhebt sich diese Vollberuhigung [d. h. die Seele im tiefen Schlafe] aus diesem Leibe, gehet ein in das höchste Licht und tritt dadurch hervor in eigener Gestalt: das ist der höchste Geist, der dort umherwandelt, indem er scherzt und spielt und sich ergötzt, sei es mit Weibern, oder mit Wagen, oder mit Freunden [vgl. S. 173], und nicht zurückdenkt an dieses Anhängsel von Leib, an welches der Prana angespannt ist wie ein Zugtier an den Karren.
Wenn das Auge sich richtet auf den Weltraum, so ist er [der Prana] der Geist im Auge, das Auge [selbst] dient [nur] zum Sehen; und wer da riechen will, das ist der Atman, die Nase dient nur zum Geruche, und wer da reden will, das ist der Atman, die Stimme dient nur zum Reden; und wer da hören will, das ist der Atman, das Ohr dient nur zum Hören; und wer da verstehen will, das ist der Atman, der Verstand ist sein göttliches Vergangenheit und Zukunft umspannendes Auge. Mit diesem göttlichen Auge, dem Verstande, erschaut er jene Genüsse und freut sich ihrer. Ihn verehren jene Götter in der Brahmanwelt [die wie Indra belehrt worden sind] als das Selbst; darum besitzen sie alle Welten und alle Wünsche. Der erlangt alle Welten und alle Wünsche, wer dieses Selbst gefunden hat und kennt." So sprach Prajapati.
Im Gegensatze zu unserer Auffassung dieser Stelle, welche in den drei Hauptantworten des Prajapati (wenigstens nach dem, wie sie von den Fragern verstanden werden) den Ausdruck dreier philosophischer Standpunkte erkennen möchte, des materialistischen, welchem das Selbst der Leib, des realistischen, welchem es die Einzelseele, und des idealistischen, alle Vielheit negierenden, welchem es die höchste Seele ist, im Gegensatze zu dieser, wie uns scheint, allein dem ganzen Zusammenhang gerecht werdenden Auffassung nimmt Shankara an, dass auch schon in der ersten Antwort das im Auge wohnende, sehende, individuelle Selbst zu verstehen sei (S. 261,2), wobei also aus dem Mann (oder Geist), "der im Auge gesehen wird", ein solcher wird, "der im Auge sieht". Er weist ausdrücklich die Auffassung, dass das Spiegelbild im Auge gemeint sei, ab, weil sonst Prajapati die Unwahrheit gesagt haben würde (S. 266,13); aber man braucht nicht mit ihm anzunehmen, dass Prajapati, wenn wir bei jeder Antwort etwas anderes verstehen, ein Betrüger sei (S. 268,8); denn die Formel, mit der er jedesmal seine Erklärung einleitet: „Dieses will ich dir weiter erklären", passt sehr wohl auf eine stufenweise sich vertiefende Auffassung des Begriffes des Selbst.
Auch in der dritten Antwort, so entwickelt Shankara, ist die individuelle Seele zu verstehen, jedoch sofern sie in einen andern Zustand übergeht (S. 261,5), nämlich, sofern sie, aus dem Leibe sich erhebend, zum höchsten Geiste wird (S. 262,3), sofern also ihre wahre Natur offenbar wird (S. 262,6), welcher nach sie nicht individuell, sondern das höchste Brahman selbst ist (S. 263,2). Dieses nämlich ist nach Schriftstellen wie «das bist du» (Chand. 6,8,7) die wirkliche Natur (Paramarthikam Svarupam) der individuellen Seele, nicht die andere, welche durch die Bestimmungen (Upadhi) gebildet wird. Solange man nämlich das eine Vielheit annehmende Nichtwissen, welches dem Halten eines Baumstammes für einen Menschen vergleichbar ist [S. 263,5; dasselbe Bild S. 44,2. 86,12. 448,2; vgl. Platon. Phileb., S.38D], nicht beseitigt und das höchste, ewige, seinem Wesen nach schauende Selbst durch die Erkenntnis «Ich bin Brahman.» (Brih. 1,4,10) noch nicht erlangt hat, so lange ist die individuelle Seele individuell
Wenn man sich aber erhebt über das Aggregat von Leib, Sinnen, Manas und Buddhi und von der Schrift darüber belehrt wird, dass man nicht ein Aggregat von Leib, Sinnen, Manas und Buddhi, nicht eine wandernde Seele, sondern vielmehr jenes ist, von dem es heißt (Chand. 6,8,7): «das ist das Reale, das ist die Seele — aus reiner Erkenntnis bestehend — das bist du», dann kennt man das höchste, ewige, seinem Wesen nach schauende Selbst, und indem man sich dadurch über den Wahn dieses [[[Asmat]] zu lesen] Leibes usw. erhebt, wird man zu eben jenem höchsten, ewigen, seinem Wesen nach schauenden Selbst, denn so sagt die Schrift (Mund. 3,2,9): "Fürwahr, wer dieses höchste Brahman kennt, der wird selbst zu Brahman" (S. 263,4-264,3). Als solches tritt die Seele hervor „in ihrer eigenen Gestalt", wie das Gold, wenn es durch ätzende Materien von dem Zusatze anderer Stoffe befreit wird (S. 264,5), oder wie die Sterne, wenn der sie überwältigende Tag gewichen ist, in der Nacht in ihrer eigenen Gestalt hervortreten (S. 264,8).
Übrigens wird das ewige, geistige Licht niemals von irgend etwas überwältigt; vielmehr, ähnlich wie der Raum, berührt es sich mit der Sinnenwelt nicht und steht mit derselben in Widerspruch (S. 264,10). Die individuelle Seele ist, solange sie sich nicht aus dem Leibe erhoben hat [was eben im Tiefschlafe geschieht], sehend, hörend, denkend, erkennend. Wäre sie dieses nun auch nach ihrer Erhebung aus dem Leibe, so würde der [eben konstatierte] Widerspruch nicht stattfinden [S. 265,3; ich lese Avirudhyeta, Optativ mit a Privativum]. Nun aber steht es so, dass wir auseinanderhalten müssen den Zustand der Seele vor ihrer Unterscheidung von den Bestimmungen, Leib, Sinne, Manas, Buddhi, Objekte und Schmerzempfindung, und ihren Zustand nach der Unterscheidung von denselben.
Vor der Unterscheidung ist sie scheinbar von den Bestimmungen getrübt, wie der Kristall von der Farbe außer ihm; nach der Unterscheidung tritt sie in ihrer eigenen Natur hervor, wie der Kristall, nachdem man die Farbe beseitigt hat (S. 265). Somit ist die Bekörperung und Körperlosigkeit der Seele nur abhängig davon, ob man sie nicht unterscheidet oder unterscheidet von den Bestimmungen (S. 266,2), und die Trennung zwischen der individuellen und höchsten Seele beruht nur auf dor falschen Erkenntnis, nicht auf einer Einwirkung der Dinge, welche nicht möglich ist, da die Seele, wie der Raum, nicht an ihnen klebt (S. 266,8). Nur die Erkenntnis dieser, nur die (individuelle) Erkenntnis der Unterschiede (Vishesha - Vijnanam) wird im Tiefschlafe aufgehoben, nicht die Erkenntnis überhaupt (S. 267,7); denn die Schrift sagt (Brih. 4,3,30): „Für den Erkenner ist keine Unterbrechung des Erkennens".
Einige möchten dieser Identifikation der individuellen mit der höchsten Seele ausweichen, gegen den Zusammenhang der Stelle; vielmehr steht es so, dass nach Aufhebung des Nichtwissens, wie die vermeintliche Schlange zum Stricke wird, so auch die nicht wahrhaft reale individuelle Seele, welche mit Tun und Leiden, mit Liebe, Hass und andern Gebrechen befleckt und mit vielem Unheile behaftet ist, durch das Wissen übergeht in die entgegengesetzte, sündlose Wesenheit des höchsten Gottes (S. 268,10).
Wieder andere, darunter einige der unsern, halten (realistisch) die individuelle Natur der Seele für absolut real; gegen sie ist das Sharirakam (die Sutras des Badarayana) gerichtet, um zu zeigen, dass der einige, oberste, ewige, höchste Gott, dessen Wesen Erkenntnis ist, durch das Blendwerk (Maya) des Nichtwissens wie ein Zauberer vervielfältigt erscheint, und dass es kein anderes Erkenntniselement außer ihm gibt (S. 269,1). Somit ist zwar Gott verschieden von der individuellen Seele [solange von einer solchen die Rede ist], aber die individuelle Seele ist nicht verschieden von Gott [vgl. S. 816,7: der Prapanca ist Brahman, aber Brahman ist nicht der Prapanca; und S. 1060,2: der Samsarin ist Ishvara, aber Ishvara ist nicht der Samsarin], außer für den Standpunkt des Nichtwissens (S. 269,10).
Im Wachen ist sie der Aufseher in dem Käfige des Leibes und der Organe, im Traume weilt sie in den Adern und schaut die aus den Vorstellungen des Wachens gezimmerten Traumgebilde, im Tiefschlafe geht sie ein in das höchste Licht, d. h. in Brahman (S. 270,7). Denn dass Brahman das höchste Licht ist, folgt aus dem Zusammenhange (S. 327,8) und aus der erwähnten Unkörperlichkeit, welche nur dem Brahman allein zukommt (S. 328,3), sowie auch aus den Worten: „das ist der höchste Geist" (S. 328,4).
Siehe auch
Literatur
- Swami Sivananda: „Practice of Nature Cure“,Divine Life Society, ISBN 81-7052-229-
- Yoga Vidya Audio CD Tiefenentspannung
- Swami Satyananda Saraswati, Yoga Nidra
- Yoga Vidya Audio CD, Yoga Nidra I
- Swami Vishnudevananda, Meditation und Mantras
- Yoga Vidya Audio CD Tiefschlaf
- Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda
- Vedanta - Der Ozean der Weisheit von Swami Vivekananda
- Paul Deussen: Das System des Vedanta, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906.
- Soami Divyanand: Vedamrit - Die Botschaft der Veden. ISBN 3-926696-03-6 (Übersetzung der Veden auf Deutsch, Bd. 1); ISBN 3-926696-13-3 (Bd. 2); ISBN 3-926696-26-5 (Bd. 3)
- Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.(edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
- Moritz Winternitz: Geschichte der Indischen Literatur, Leipzig, 1905 - 1922, Vol. I - III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: History of Indian Literatur, Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985.
- Aurobindo: Das Geheimnis des Veda, 2. Auflage 1997, Hinder + Deelmann, ISBN 3-873481-65-0
- Lokamanya Bâl Gangâdhar Tilak: Orion ou Recherches sur l'Antiquité des Védas, Milan, Éditions Archè, 1989
Weblinks
- Meditation Anleitungen, darunter einige abstrakte Techniken aus dem Vedanta
- Artikel von Swami Sivananda: Vedanta
- Divine Life Society - Sivananda Ashram
Seminare
- Yoga Vidya Seminare zum Thema Entspannung]
- Seminare zum Thema „Jnana Yoga“
- Seminare zum Thema „Vedanta“
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