Nüchternheit: Unterschied zwischen den Versionen
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Nüchternheit bedeutet, einen klaren, unverbrämten [[Blick]] auf die [[Wirklichkeit]] zu haben. Im engeren [[Sinne]] bedeutet Nüchternheit, dass man keinen [[Alkohol]] getrunken hat. Nüchternheit kann auch bedeuten, dass man noch nichts gegessen hat. Z.B. wird empfohlen, dass man [[Yoga]] mit nüchternem Magen ausführt. Man kann aber auch mit nüchternem [[Blick]] etwas erkennen und mit nüchternen [[Wort]]en eine Situation ungeschmückt in wenigen [[Wort]]en beschreiben. Manche [[Mensch]]en haben Nüchternheit als Umgangsstil entwickelt – oft entsteht dabei freiwillig oder unfreiwillig ein trockener [[Humor]]. | Nüchternheit bedeutet, einen klaren, unverbrämten [[Blick]] auf die [[Wirklichkeit]] zu haben. Im engeren [[Sinne]] bedeutet Nüchternheit, dass man keinen [[Alkohol]] getrunken hat. Nüchternheit kann auch bedeuten, dass man noch nichts gegessen hat. Z.B. wird empfohlen, dass man [[Yoga]] mit nüchternem Magen ausführt. Man kann aber auch mit nüchternem [[Blick]] etwas erkennen und mit nüchternen [[Wort]]en eine Situation ungeschmückt in wenigen [[Wort]]en beschreiben. Manche [[Mensch]]en haben Nüchternheit als Umgangsstil entwickelt – oft entsteht dabei freiwillig oder unfreiwillig ein trockener [[Humor]]. | ||
==Nüchternheit | ==Nüchternheit, eine hilreiche Eigenschaft auf dem spirituellen Weg== | ||
'''Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz''' | '''Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz''' | ||
Version vom 20. Juli 2016, 09:40 Uhr
Nüchternheit : Was versteht man unter Nüchternheit? Was will man mit diesem Wort sagen? Wozu ist Nüchternheit gut? Welche anderen Substantive, welche Adjektive und Verben stehen im Zusammenhang mit dem Wort Nüchternheit? Wäre es wünschenswert, diese Eigenschaft zu kultivieren, stärker werden zu lassen? Dieser Yoga Wiki Artikel will dich auch zum Nachdenken anregen.
Nüchternheit bedeutet, einen klaren, unverbrämten Blick auf die Wirklichkeit zu haben. Im engeren Sinne bedeutet Nüchternheit, dass man keinen Alkohol getrunken hat. Nüchternheit kann auch bedeuten, dass man noch nichts gegessen hat. Z.B. wird empfohlen, dass man Yoga mit nüchternem Magen ausführt. Man kann aber auch mit nüchternem Blick etwas erkennen und mit nüchternen Worten eine Situation ungeschmückt in wenigen Worten beschreiben. Manche Menschen haben Nüchternheit als Umgangsstil entwickelt – oft entsteht dabei freiwillig oder unfreiwillig ein trockener Humor.
Nüchternheit, eine hilreiche Eigenschaft auf dem spirituellen Weg
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Nüchternheit ist erstmal ein Ausdruck, der kommt aus, man kann sagen, Alkoholkonsum. Angenommen, man hat Alkohol zu sich genommen, dann ist man eben nicht nüchtern und angenommen, man hat keinen Alkohol zu sich genommen, dann ist man eben nüchtern. Nüchternheit heißt also die Abwesenheit einer irgendwie wahrnehmungsverändernden Droge. Man kann nüchtern sein, weil man keinen Alkohol zu sich genommen hat, keine Drogen zu sich genommen hat usw.
Im übertragenen Sinn ist Nüchternheit natürlich auch etwas anderes. Man kann auch sagen, es gibt die Begeisterung, es gibt den Enthusiasmus, es gibt die Ekstase und eine Seligkeit. Und das Gegenteil davon ist Nüchternheit und darüber möchte ich jetzt etwas mehr sprechen, den Unterschied zwischen Begeisterung und Nüchternheit. Das sind zwei Aspekte des spirituellen Weges.
Der gleiche Mensch kann mal voller Ekstase sein, voller Liebe, voller Freude, erfüllt sein von göttlichem Bewusstsein und danach Nüchternheit haben. Und es gibt manche Menschen, die neigen mehr zu zyklothymer Persönlichkeit, also himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, und es gibt solche, die sind etwas nüchterner. Oder man könnte auch sagen, es gibt die emotionaleren und es gibt die bedachtsameren Menschen und beides ist wichtig auf dem spirituellen Weg.
Manchmal, diejenigen, die eher emotional sind und die eher diese großartige spirituelle Begeisterung haben, werfen manchmal den nüchternen Menschen vor, dass sie nicht spirituell seien, weil sie sich nicht begeistern lassen. Umgekehrt, die Menschen mit großer Nüchternheit werfen manchmal den emotionalen spirituellen Aspiranten vor, dass sie irgendwo emotional seien und nicht spirituell seien, denn nicht umsonst sagtKrishna: "Yoga Samatvam Uchyate. Yoga heißt Gelassenheit."
Aber Yoga ist eben nicht nur Gelassenheit und Nüchternheit, Yoga heißt auch Enthusiasmus, Begeisterung, spirituelle Berührtheit, spirituelle Ekstase und Seligkeit. Im Lauf der Zeit muss sicherlich ein gewisses Element von Nüchternheit auch dazukommen. In der Anfangsbegeisterung wird man manchmal denken: "Gottverwirklichung liegt direkt vor mir. Wenn ich nur noch ein paar Stunden mehr Pranayama übe oder wenn ich einfach mal eine Phase hätte von drei Monaten intensiver Meditation, ja dann würde ich die Gottverwirklichung erreichen." Manchmal, wenn man dann eine Phase eines solchen Enthusiasmus hinter sich hatte, kommt die Ernüchterung.
Auf gewisse Weise, spirituelle Begeisterung kann auch rauschhaft sein, ekstatisch sein, ist etwas Großartiges. Ich weiß nicht, ob du so etwas schon mal erlebt hast. Ich habe das sicherlich schon häufiger erlebt, wie ein spiritueller Rausch, ein Berauschtsein von der Liebe Gottes und so erfüllt sein und irgendwie denken: "Ja, alles ist irgendwo göttlich, so etwas Großartiges." Und dann denkt man: "Alle Probleme des Lebens müssten sich jetzt ändern. Es müsste doch so einfach ein, alle anderen davon zu überzeugen." Dann irgendwann, plötzlich ist diese Erfahrung wie weggeblasen, dann ist man im Alltag, im kalten Alltag, eine Ernüchterung macht sich breit. Aber aus dieser Ernüchterung kann dann eine gewisse Nüchternheit kommen, wo man sieht: "Ja, die ekstatische Erfahrung, die hatte ihren Sinn. Und die Tranceerfahrung, die man hatte und diese Erfahrung der göttlichen Nähe, ja, das war eine Wahrnehmung einer höheren Wirklichkeit."
Aber man hat noch anderen zu tun auf dem spirituellen Weg und das andere, was man noch zu tun hat, das ist auch wichtig und dazu braucht es vielleicht auch ein weniger entwickeltes Bewusstsein. Und dann kommt eine gewisse Nüchternheit und die Grundnüchternheit ist auch eine, die sieht: "Zwischendurch werde ich wieder von Ekstase erfüllt sein, zwischendurch spüre ich wieder die spirituelle Wonne. Und dann wird die auch wieder vergehen." Und realistisch gesehen wird der spirituelle Weg immer wieder spirituelle Begeisterung umfassen, Phasen dann auch der Ernüchterung, vielleicht auch der Verlassenheit und des Zweifels und dann einer neuen Gewissheit. Und ein Zeichen der spirituellen Reife ist, dass man eine gewisse spirituelle Nüchternheit hat, die aber auch immer wieder Erfahrungen von Zweifel und von Freude und Wonne mit einschließt.
Nüchternheit - Antonyme und Synonyme, andere Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden
Hier einige Anmerkungen, wie man as Persönlichkeitsmerkmal, die Eigenschaft Nüchternheit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Nüchternheit - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Nüchternheit, also Synonyme zu Nüchternheit sind z.B. Klarheit, Sachlichkeit, nüchterner Zustand, ernüchtern.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Nüchternheit übertrieben kann ausarten z.B. in Kälte, Ablehnung, Verneinung. Daher braucht Nüchternheit als Gegenpol die Kultivierung von Gefühl, Intuition, Weisheit, Herzensbildung.
Gegenteil von Nüchternheit - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Nüchternheit, Antonyme zu Nüchternheit :
- Positive Gegenteile von Nüchternheit, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Gefühl, Intuition, Weisheit, Herzensbildung
- Negative Gegenteile von Nüchternheit, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Unsachlichkeit, Trunkenheit, Trunksucht, Alkoholismus
Nüchternheit Antonyme
Antonyme Nüchternheit, also Gegenteile, sind Gefühl, Intuition, Weisheit, Herzensbildung, Unsachlichkeit, Trunkenheit, Trunksucht, Alkoholismus.
Nüchternheit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Nüchternheit gehört zur Tugendgruppe 6 Gelassenheit, Ruhe. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Gelassenheit und Ausgeglichenheit
- Im Kontext des Persönlichkeitsmodell der Big Five gehört Nüchternheit zum Persönlichkeitsfaktor C1 Gewissenhaftigkeit hoch: effektiv, organisiert, verlässlich
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Nüchternheit zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Nüchternheit zum Kapha Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Nüchternheit
Nüchternheit kann hilfreich sein in verschiedenen Lebensumständen. Vielleicht willst du ja Nüchternheit als Fähigkeit in dir zu stärken. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Nüchternheit zu stärken.
- Du kannst dir z.B. vornehmen: "Während der nächsten Woche will ich die Fähigkeit Nüchternheit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein nüchternerer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Nüchternheit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du normalerweise nicht tun würdest, was aber dieses Persönlichkeitsmerkmal in die Tat umsetzt.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Nüchternheit."
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin nüchtern."
Affirmationen zum Thema Nüchternheit
Hier einige Affirmationen für mehr Nüchternheit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.
Klassische Autosuggestion für Nüchternheit Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin nüchtern.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin nüchtern. Om Om Om.
- Ich bin ein Nüchterner, eine Nüchterne OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Nüchternheit
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin nüchtern " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Nüchternheit.
- Ich werde nüchtern.
- Jeden Tag werde ich nüchterner.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Nüchternheit.
Dankesaffirmation für Nüchternheit:
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag nüchterner werde.
Wunderaffirmationen Nüchternheit Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr nüchtern. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Nüchternheit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr nüchtern zu sein.
- Ich bin jemand, der nüchtern ist.
Gebet für Nüchternheit
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Nüchternheit:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Nüchternheit.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein nüchterner Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Nüchternheit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Frage dich: Was müsste ich tun, um Nüchternheit zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Nüchternheit zu entwickeln?
- Wie könnte ich nüchtern werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Nüchternheit.
- Angenommen, ich will nüchtern sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre nüchtern, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Nüchternheit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als nüchterner Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Nüchternheit
Eigenschaften im Alphabet nach Nüchternheit
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
- Großes Yoga Portal
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