Sankt Elisabeth: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:13 Uhr
Die ungarische Königstochter Elisabeth (* 7. Juli 1207 in Pressburg oder auf Burg Sárospatak in Ungarn; † 17. November 1231 in Marburg an der Lahn) war die Gemahlin des thüringischen Landgrafen Ludwig IV. und Stifterin einen Krankenhauses in Marburg. Sie lebte ihren Glauben öffentlich und auf teilweise radikale Art und Weise und ist noch heute eine herausragende Gestalt der deutschen und europäischen Kirchengeschichte. Ihr Lebensentwurf von vollständiger Armut, entschlossener Wohltätigkeit und selbstloser Hingabe übt noch heute große Faszination aus.
Legende von Sankt Elisabeth
Das Königspaar von Ungarn wünscht sich ein Kind
Es war einmal ein König in Ungarn mit seiner Ehefrau Gertrud. Sie war eine edle Herzogin aus dem Land Kärnten und war eine weise, freundliche und gutherzige Frau. Sie und ihr Mann hatten keine Erben und flehten Gott darum an. Wenn er ihnen einen Erben schenkte, würden sie ihm den Erben mit Körper und Seele übergeben.
In dieser Zeit wollte der König zum Kaiser reiten. Da sprach er: "Frau Königin, vergesst nicht das Gebet, dass wir Gott versprochen haben." Sie antwortete: "Herr, auch ihr sollt daran denken." Also ritt der König zum Kaiser, der sich über sein Kommen freute, und sie sprachen miteinander. Und als die Nacht hereinbrach, und man die Sterne sehen konnte, ging der Kaiser mit dem König in sein Gemach. Auch der Sternseher Klingsor ging dorthin und beobachtete den Verlauf der Sterne, denn er war ein Meister der Astrologie.
Der Kaiser und die Fürsten kamen zu ihm und fragten, was er dort sehen konnte. Da sprach der Sternseher: "Ich sehe einen schönen Stern, der leuchtet von Ungarn bis nach Marburg und in die ganze Welt. Darum freut Euch über die frohe Botschaft, denn der Stern bedeutet, dass die Königin von Ungarn ein wunderbares Töchterlein empfangen hat. Dieses wird groß vor Gott werden, und das Lob und die Heiligkeit dieses Kindes werden mit nichts zu vergleichen sein.
Der Landgraf von Hessen hörte ihn von dem Kind reden und dachte sich: "Ach wie schön wäre es, wenn das Kind die zukünftige Frau meines Sohnes wäre!" Dieser war zu dem Zeitpunkt nicht älter als drei Jahre.
Freudige Geburt von Sankt Elisabeth
Und als das Kind geboren wurde, da freuten sich sein Vater und seine Mutter. Und es geschah kein zweites Mal, das einem Vaterland so viel Segen durch ein Kind gebracht wurde. Denn als es geboren wurde, gab es Frieden im Land und die Erde war fruchtbar. Und das ganze Land Ungarn erfreute sich an dem Kind, denn seit seiner Geburt haben sie weder geflucht noch gestritten.
Der Landgraf von Hessen hatte einen treuen Ritter namens Walter von Varilla. Er sprach zu ihm: "Bitte reite zu dem König in Ungarn, und frage ihn, ob er das Töchterlein meinem Sohn Ludwig geben mag." Da ritt Walter von Varilla zu dem König und seiner Frau und sagte ihnen, was ihm der Landgraf aufgetragen hatte. Das freute sie sehr, denn sie kannten die Tugendhaftigkeit des Landgrafen und versprachen ihm das Töchterlein.
Das Leben von Sankt Elisabeth am Hof des Landgrafen
Aber als das Kind fünf Jahre alt war, wollte der Landgraf von Hessen sich nicht mehr gedulden und sprach: "Ich kann nicht mehr glücklich sein, bis ich nicht meines liebsten Sohnes Ehefrau bei mir habe." Da ritt Herr Walter abermals zu dem König von nach Ungarn und überbrachte ihm die Nachricht von seinem Landgrafen. Daraufhin richtete man das Kind her mit feinster Kleidung, Perlen und Gold. Auch ihre Wiege und ihre Badewanne waren aus Silber. Unter Tränen übergaben der König und die Königin sie dem Herrn Walter. Und der Herr Walter versprach, dass er sich sehr gut um sie kümmern werde.
Kindheit und Jugend
Er nahm das liebliche Töchterlein mit und brachte sie zu dem Landgrafen. Der freute sich sehr über ihre Ankunft und umarmte sie. Er gab ihr sieben Jungfrauen zur Unterhaltung, mit denen sie ihre Zeit vertreiben konnte. Auch der junge Landgraf war oft bei ihr und spielte oft mit Elisabeth und den Kindern um die gläsernen Fingerringe. Und wenn Elisabeth gewann, so gab sie die Ringe sogleich an die Kinder zurück. Dafür mussten sie ihr versprechen, für jeden Ring ein Ave Maria aufzusagen.
Und manchmal, wenn die Kinder beten wollten und es nass war, blieben ihre Kleider trotzdem schön und trocken. Sankt Elisabeth war gerne bei ihrem Herrn, dem jungen Landgrafen und nannte ihn ihren lieben Bruder. Und auch er hatte sie lieb und nannte sie seine liebe Schwester.
Als Sankt Elisabeth dann zwölf Jahre alt wurde, sollte sie ihrem Herren zur Ehefrau gegeben werden. Da betete sie und sprach: "Herr Jesus Christus, du bist der Herrscher aller Dinge und aller Herzen und weißt, dass ich gerne eine reine Jungfrau geblieben wäre. Aber mein Vater und meine Mutter haben mich hierher gegeben, und ich möchte ihrem Wunsch folgen. Und so bitte ich Dich, dass Du mir hier ein Leben nach deinem Lob und Gefallen ermöglichst."
Hochzeit von Sankt Elisabeth mit dem Landgrafen
Und sie gehorchte Gott und legte ihrem Mann nahe, dass sie beide ihre Sünden beichten. Danach wurden sie in ein schönes Gemach geführt und lebten glücklich miteinander. Der junge Landgraf war fröhlich mit seinen Gesellen. Und wenn einer seiner Diener sich vergaß und unnütze Worte redete, dann sagte er: "Liebe Kinder, sprecht nicht mehr so, denn damit betrübt ihr mein Herz."
Später starb der Vater des jungen Landgrafen und auch die Mutter von Sankt Elisabeth, die Königin von Ungarn. Elisabeth weinte sehr und litt mehr unter der Trauer ihres Mannes als unter dem Tod ihrer eigenen Mutter. Sie hatte eine Jungfrau namens Eisentraud. Der trug Sankt Elisabeth auf, sie jede Nacht zu wecken und an den Füßen zu ziehen. Wenn sie das tat, dann stand Elisabeth auf und schlug ihren Körper und betete und dankte Gott, dass er zu Mitternachtsstunde in Armut und Kälte geboren wurde. Eines nachts griff Eisentraud versehentlich die Füße ihres Herren. Aber der Herr verstand es wohl und weckte Elisabeth, denn er sorgte sich um ihr seelisches Wohl.
Nun hatte Sankt Elisabeth zwei Töchter und einen Sohn namens Herrmann, der das Land später erben sollte. Die eine Tochter gab sie einem Herzog. Eines Tages machte der Landgraf einen Ausritt. Da zog sie alte Kleidung an und ging barfuß mit ihrem zweiten Töchterlein an der Brust zum Kloster, das bei Eisenach liegt. Sie sprach: "Herr Christus, ich opfere dir und deiner Mutter Maria mein allerliebstes Kind." Und sie brachte es ins Kloster und dankte Gott, dass er dem Mädchen ein geistliches Leben bestimmt hatte.
Das zurückgelassene Kind
Einmal bekam eine arme Frau ein Kind. Sankt Elisabeth hatte Mitleid mit ihr und half ihr, damit das Kind getauft werden konnte und das Kind wurde Elisabeth genannt. Und sie gab der Mutter vier Essen für vier Wochen und zwei Paar Schuhe und Pfennige. Da lief aber die arme Frau um Mitternacht davon und ließ das Kind hinter sich. Am nächsten Tag wollte Sankt Elisabeth ihr eine würzige Suppe bringen lassen, damit sie wieder zu Kräften kommt. Doch die Mutter war weg und die Dienerin fand das Kind allein.
Das wurde Sankt Elisabeth berichtet, und sie ließ sich das Kind bringen, damit es ihm nicht schlecht ging. Sie gab es einer der Frauen, damit sie es aufziehen und für es sorgen möge. Sankt Elisabeth bat den Stadtrichter, die Mutter überall suchen zu lassen. Doch man fand sie nicht. Also bat Sankt Elisabeth Gott inständig, dass er die Mutter wieder zurück bringe. Und schon bald kam die Frau daher und fiel Sankt Elisabeth zu Füßen und bat sie unter Tränen, dass sie ihr die Schuld vergeben möge. Und sie erzählte ihr auch, wie sie auf dem Weg hatte stehen bleiben müssen und nicht mehr weiter konnte. Und Sankt Elisabeth vergab ihr und übergab ihr das Kind wieder.
Der goldene Ärmel
Danach, an einem Donnerstag, ging Sankt Elisabeth edel bekleidet mit Seide und Gold in die Stadt. Und sie trug eine Krone aus edlem Gestein, wie es sich für eine Fürstin gehört. Da bat sie ein armer Mann um Almosen. Aber sie hatte nichts bei sich, da gab sie ihm einen Ärmel von ihrer festlichen Kleidung, der sehr wertvoll war. Ein junger Ritter sah dies und kaufte dem Armen Mann für Gold den Ärmel ab. Und wenn er kämpfte und an Wettbewerben teilnahm, band er sich den Ärmel auf den Helm. Es war sein Schmuckstück und er glaubte, dass es ihm Glück bringen würde. Und so war es auch.
Ein anderes Mal kam Sankt Elisabeth in eine Kirche und betete und weinte um unseren Herrn, der als Märtyrer gestorben ist. Und sie sprach: "Oh, Herr Jesus Christus, du höchstes Gut. Wie stehst Du hier mit Blut verschmiert und bist mit der Dornenkrone gekrönt! Oh weh, wie ich unwürdiges Weib meinen Körper schmücke und dich nie so geliebt habe, wie ich es sollte." Und sie fiel nieder auf ihre Knie.
Da erschrak ihre Gefolgschaft und sie gossen ihr Wasser unter die Augen und Eisentraud nahm sie in ihren Schoß. Da wurde Sankt Elisabeth wieder stark und wollte seitdem keine Krone mehr tragen. Dafür schimpften die anderen Edelfrauen mit ihr und sprachen: "So etwas macht keine andere Fürstin." Da sprach Sankt Elisabeth: "Ich bin ein armes sündiges Weib und nicht würdig, dass mich diese Erde trägt." Also ging sie seitdem bis an ihr Lebensende ohne eine Krone.
Der Leprakranke
Einmal kam ein Bettler zu ihr, der schmutzig war und Lepra hatte. Sankt Elisabeth nahm ihn mit sich in ihre Schalfkammer und badete ihn, schnitt ihm die Haare und wusch ihm seinen Kopf. Danach legt sie ihn in ihr eigenes Bett. Das sah ihre Schwiegermutter und sagte es ihrem Sohn, dem jungen Landgrafen und sprach zu ihm: "Herr, dies ist keine Ehre für dich. Geh hin zu deiner Frau, sie hat einen anderem Mann in ihrem Zimmer."
Da klopfte er bei ihr an, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht betrog. Sankt Elisabeth machte ihm auf, und er schaute durch das ganze Zimmer. Sie trug einen Topf mit Seife, mit der sie den Bettler gewaschen hatte. Den hätte sie gerne versteckt. Da sah der Landgraf, dass sie etwas an ihrer Brust trug, das war das Haar, dass sie dem Kranken abgeschnitten hatte. Da sprach der Herr freundlich: "Liebe Schwester, was trägst du da an der Brust?" Da sprach sie: "Es ist Seide." Und nahm es hervor und gab es dem Herrn. Da waren es schöne seidene Knöpfe mit goldenen Fäden.
Das wunderte den Landgraf, und er sprach zu ihr: "Liebe Schwester, was trägst du in dem Topf?" Da zeigte sie ihm den Topf und ein Wohlgeruch kam heraus und oben drauf lagen himmlische Rosen. Der junge Landgraf war froh und ging wieder zu seiner Mutter und sagte ihr, dass er keinen anderen Mann bei ihr gefunden hätte. Da sprach sie: "Lieber Sohn, geh wieder und suche besser." Da sprach er: "Wahrlich Mutter, du verdienst eine große Strafe und tust meiner armen Frau großes Unrecht. Sie ist aller bösen Unterstellungen unschuldig."
Da sprach seine Mutter: "Geh nur hin und schau in das Bett. Da findest du einen, den sie viel lieber hat als dich." Da ging der Landgraf wieder in seine Kammer und Sankt Elisabeth empfing ihn freundlich. Und er ging an das Bett und zog die Bettdecke weg. Da sah er unseren lieben Herrn Jesus Christus mit blutigen Wunden. Und er fiel auf seine Knie und sprach: "Herr, erbarme dich über mich armen Sünder! Ich bin nicht würdig, solche Dinge zu sehen. Hilf mit, dass ich ein Mensch nach deinem Willen werde!"
Das Hungerjahr
Dann kam ein schweres Hungerjahr. Sankt Elisabeth hatte Mitleid mit den armen Leuten und gab ihnen Korn und gab jeden Tag zwanzig armen Menschen eine Mahlzeit. Das machte ihre Schwiegermutter wütend und sie sprach: "Sie wird meinen Sohn ins Verderben stürzen." Da kam der Kellermeister zu der Schwiegermutter und sagte: "Die Frau eures Sohnes gibt alles weg, was sie hat. Ich fürchte mich vor dem Zorn meines Herren."
Die Schwiegermutter sagte: "Wir sollten diesen Ort verlassen." Und so fuhren sie weg und Sankt Elisabeth war froh und half den Armen nun erst recht. Wenn sie von Gefangenen hörte, da zahlte sie ihr Lösegeld und verarztete ihre Wunden. Und sie speiste die Hungrigen, damit Gott auch sie dafür speise. Sie beherbergte auch die Obdachlosen und sprach: "Oh Herr, ich bin so glücklich, dass ich deine lieben Freunde hier bei mir in der Herberge habe.
Da berichtete man Sankt Elisabeth, dass ihr Ehemann käme. Dann erst kleidete sie ihre Gäste ein und bereitete ihnen einen fröhlichen Abschied. Der Kellermeister ritt dem Herrn entgegen und beschwerte sich bei ihm, wieviel seine Frau hergegeben hätte. Das zu hören, machte den Herrn ärgerlich. Er sprach: "Wenn nur meine liebe Frau gesund ist, dann fehlt es mir an nichts."
Da empfing ihn Sankt Elisabeth sehr liebevoll. Er freute sich darüber, umarmte sie und sprach: "Meine liebe Schwester, wie soll deine arme Dienerschaft dieses harte Jahr überleben?" Da antwortete sie: "Ich hab Gott gegeben, was ihm gehört. Dein und mein Hab und Gut verdanken wir Gott." Und als der Herr im Saal auf und ab ging, fiel das Korn von überall herein, so dass man darauf trat. Der Herr sprach zum Kellermeister: "Schau nach, wie es um das Korn bestellt ist!" Das tat er und als er wieder kam sagte er: "Mein verehrter Herr, es sind alle Kästen voll Korn, so dass sie schon überlaufen." Als der Herr und seine Frau das hörten, dankte sie Gott für die große Gnade.
Besuch des Kaisers
Zu einer anderen Zeit ließ der Kaiser den Landgrafen benachrichtigen und wünschte, dass dieser zu ihm kommen möge. Da sprach er zu Sankt Elisabeth: "Liebe Schwester, ist es Dir recht, dass ich zum Kaiser reite?" Da sprach sie: "Ich habe dich und mich dem Herrn geopfert. So reite in seinem Namen!" Da ritt er mit großer Freude zum Kaiser. Der empfing ihn fröhlich und bat ihn, mit zu dem Heiligen Grab zu fahren. Das versprach ihm der Landgraf.
Nun hatte der Kaiser schon sehr viel von Sankt Elisabeth gehört. Darum ritt er mit dem Landgrafen und einem großen Gefolge, um Sankt Elisabeth zu besuchen. Als die Herren alle gekommen waren, sprach der Landgraf zu seiner Frau: "Liebe Schwester, ich bin etwas traurig. Der Kaiser und viele große Herren, die mit mir gekommen sind, wollen dich auch kennenlernen. Aber du hast keine schönen Kleider, so wie es dir zusteht, und wir haben auch keine Zeit, dir welche nähen zu lassen.
Elisabeth sprach: "Ärgert euch deswegen nicht. Ich verzichte gerne darauf, meinen Körper zu schmücken." Als nun die Herren kamen und sie essen wollten, ging auch die Landgräfin zu Tisch. Da sendet ihr Gott kostbare und schöne Kleider durch einen Engel, die leuchteten wie der Mond. Und als die Herren nun zu Tisch kamen, da sahen sie die wunderschöne Bekleidung der Fürstin. Da freute sich der junge Landgraf sehr. Als dann der Tisch abgedeckt wurde, ging er zu seiner Frau und sprach: "Liebe Schwester, wie sehr gefällt mir deine Kleidung. Gott der Allmächtige macht uns so viel Ehre." So belohnte Gott Sankt Elisabeth mit den Kleidern, die die Armen um seinetwillen beschenkt hatte.
Die Reise des Landgrafen
Nun wollte der Landgraf mit dem Kaiser über das Meer fahren, wie er versprochen hatte. Da versammelte er all seine Diener und verkündete es ihnen. Sie waren jedoch traurig und baten ihn, das Land nicht zu verlassen. Da baten sie seine Frau, dass sie den Herrn überreden solle. Sie sprach: "Das will ich gerne tun." Und auf dem Weg bat sie Gott, dass er ihr die rechten Worte in den Mund legen möge." Als sie dann zu ihrem Mann kam, sprach sie: "Lieber Bruder, wenn es nicht gegen Gott ist, so bleib bei mir! Doch gegen seinen Willen will ich dich auch nicht halten." Und er antwortete ihr: "Liebe Schwester, erlaube mir, dass ich dorthin fahre." Da fügte sie sich Gottes Willen und sprach: "Gottes Güte und Seligkeit sei mit dir! Das wünsche ich dir alle Zeit. Reite dorthin in seinem Namen!"
Er freute sich auf die Reise und bereitete sich darauf vor. Er besetzte all seine Burgen und Städte und bat seine Dienerschaft, ihm und seiner Frau treu zu sein und sie zu beschützen. Das schwörten ihm sein Bruder Heinrich und alle Herren. Da sprach der Kellermeister: "Ich weiß sehr wohl, dass meine Herrin alles weggeben wird, was sie hat, und sie wird uns in eine große Not bringen." Da sprach der Landgraf: "Das gönne ich ihr. Lass sie ruhig alles weggeben, was sie will, außer der zwei Festen Wartburg und Neuburg. Diese bewahrt ihr für mich auf, bis ich wieder zurückkomme."
Trauriger Abschied
Und der Landgraf verabschiedete sich von seiner Dienerschaft, mit Herren, Frauen und Mägden und begab sich mit dem Kaiser auf die Reise. Da weinten sie alle sehr und sorgten sich um ihn und um seine Frau. Und so ging er von dannen und starb in der Fremde in Frieden, so wie es Gott gewollt hatte. Er hatte seiner Frau einen Ring mit einem Stein zum Abschied gegeben. Und der Ring war so beschaffen, dass der Stein aus dem Ring fiele, wenn derjenige stirbt, der ihn übergeben hatte. So geschah es, dass Sankt Elisabeth der Stein in ihre Hand fiel. Sie erschreckte sich sehr, denn nun wusste sie mit Sicherheit, dass ihr Mann tot war.
Des Kaisers Herren trauerten um den Landgrafen und besonders auch den Kaiser selbst, denn er war sein Freund. Sie nahmen den Leichnam zum Einbalsamieren und banden ihn in reine Tücher, mit guten Pflanzen und wollten ihn überführen in sein Heimatland Hessen. Danach sagte man auch seinem Bruder, Landgraf Heinrich, dass sein Bruder tot war. Als man es seiner Frau Sankt Elisabeth mitteilte, sah sie hinauf zum Himmel mit großer Andacht und sprach: "Die Welt muss auch in mir sterben!" Und sie zog sich ärmliche Kleidung an.
Die Verbannung von Sankt Elisabeth
Ihre Schwiegermutter verbannte Sankt Elisabeth und ihre zwei Kinder ohne Hab und Gut aus der Burg. Sankt Elisabeth nahm ihr Töchterchen auf den Arm und führte ihern Sohn an der Hand. Die Schwiegermutter befahl, dass niemand Sankt Elisabeth beherbergen durfte. Da wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte und sprach: "Herr Jesus Christus, führe mich!" Sie ging Richtung Eisenach zu einer Waldschenke und schlief nachts in einem Stall.
Und als die Barfüßer Mönche zur Messe läuteten, ging Sankt Elisabeth zu ihnen und bat sie, dass sie "Te deaum Laudamus" für sie singen mögen. Sie wollte Gott danken, dass sie nun auch so arm geworden war, wie er selber gewesen ist, als er in der Krippe lag. Sie lobte Gott und sprach: "Herr, dein Wille muss an mir vollbracht werden! Gestern war ich eine Landgräfin und hatte Burgen und Städte. Heute bin ich eine Bettlerin, die niemand beherbergen will. Ach, lieber Gott, hätte ich dich doch bloß während meiner Herrschaft besser gekannt und hätte mehr auf deinen Willen geachtet."
Sankt Elisabeth wird vom Bischof aufgenommen
Und als die gute Sankt Elisabeth sah, dass ihre Kinder hungerten, da sprach sie mit großer Reue: "Dies habe ich durch meine Sünden selbst verschuldet." Diese Klage hörte ihr Beichtvater und hatte Mitleid mit ihr. Er führte sie zur Äbtissin zu Kützingen, die ihre Tante war. Sie gab Sankt Elisabeth ein gutes Zimmer, damit sie Gott dienen konnte. Dort blieb sie ein ganzes Jahr. Später ließ der Bischof von Bamberg nach ihr schicken und ihre Tante fuhr mit ihr dorthin. Da ritt ihr der Bischof entgegen, tröstete sie und führte sie mit sich heim.
Er wollte ihr anraten, dass sie sich einen anderen Fürsten zum Ehemann nehmen sollte. Dies bekam die Magd Eisentraud mit, und es tat ihr leid. Sie sprach zum Bischof: "Ihr werdet sie damit traurig machen." Und sie sagte es ihrer Herrin. Daraufhin erwiderte Sankt Elisabeth freundlich: "Will man mir einen Mann geben, so will ich mir die Nase abschneiden. Dann will mich kein Mann mehr haben. Ich will nur meinen lieben Herrn Jesus behalten."
Gotteserfahrung am Grabe ihres Mannes
Da fügte es der Herr, dass ihr von ihrem Onkel Briefe geschickt wurden, die mitteilten, dass man ihren toten Ehemann ins Land bringen wolle. So wurde vom Bischof auch die Mutter des Landgrafen und die Gefolgschaft benachrichtigt. Der tote Landgraf wurde mit großen Ehren eingeführt, und es wurde viel um ihn getrauert. Und als nun Sankt Elisabeth zur Bahre kam, und man seine Gebeine ins Grab legen wollte, sah sie zu Gott auf und sprach:
"Mein Herr und Gott, erbarme dich meiner Trauer. Denn hätte ich ihn bei mir behalten, so hätte ich ihn geliebt bis zu meinem Tode. Aber weil dies nicht sein kann, opfere ich ihn dir und übergeben ihn deiner Güte. Mögest du dich seiner erbarmen und ihn ein deiner Glückseligkeit beherbergen." Dies wurde ihr von Gott gewährt und ihr Geist war entzückt. Und ihr Gesicht strahlte so hell, dass man sie nicht ansehen konnte. Und die Engel kamen zu ihr und sprachen: "Um was du gebeten hast, das wurde dir gewährt."
Da kam sie wieder zu sich und dankte Gott und der Gottesmutter Maria mit einem Lachen. Ihre Schwiegermutter sah dies und sprach: "Gott soll dich töten! So trauerst du um deinen Mann, in deiner Falschheit." Aber die Schwiegermutter wusste nicht, was Gott bei Sankt Elisabeth bewirkt hatte. Da betete die gute Sankt Elisabeth für die Fehler ihrer Schwiegermutter zu Gott. Und so wurde der Landgraf besungen, und man überführte ihn in das Kloster des Sankt Benedikten Ordens bei Harzbrunn. Dort wurde er mit großen Ehren begraben.
Das Erbe von Sankt Elisabeth
Nun wollte Sankt Elisabeth ihr Leben nach ihrem Sinn richten. Der Herr Walter von Varilla kam zum Landgrafen Heinrich, um mit ihm zu reden. Er sagte: "Wir haben unseren Eid gebrochen, den wir unserem Herrn Landgrafen und seiner Frau Elisabeth vor langer Zeit geschworen hatten. Sie lebt nun in Armut und ist sehr traurig. Ich fürchte, deswegen verdienen wir die Hölle."
Und so sagte er zu dem Herrn Heinrich und all den anderen Herren: "Ihren Kindern stand das Erbe des Landes zu, aber nun sind Frau und Kinder aus dem Land vertrieben worden." Da sprach der Landgraf Heinrich zu dem Herrn Walter: "Das liegt nun alles in deiner Hand. Selbst wenn das gesamte deutsche Land meiner Schwester Elisabeth gehören würde, so würde sie es nicht behalten, sondern alles um Gottes Willen hergeben. Gib ihr nun Burgen, Land und Städte wieder, um ihrer Kinder Willen."
Die Frau mit dem kostbaren Haar
Das erzählte nun Herr Walter Sankt Elisabeth. Da sprach sie: "Ich brauche nicht mehr als das, was mir aus der Ehe zusteht und dem Erbe meiner Kinder." Da gab man ihr zehntausend Mark. Darüber war sie sehr froh und ließ zwei Meilen weit verkünden, dass sie Almosen verteile. Die einzige Bedingung war nur, dass man kein zweites Mal die Almosen annehmen dürfe, sonst würde es eine besondere Strafe geben.
Da merkte Sankt Elisabeth, dass eine Frau zwei Mal kam, um Almosen zu nehmen. Da sprach sie: "Woran hast du die allermeiste Freude?" Da sprach die Frau: "An meinem schönen Haar, das ich sehr gut pflege." Sankt Elisabet sagte: "Dann möchte ich es haben" und schnitt ihr das Haar ab.
Bau des Krankenhauses
Dann fuhr Sankt Elisabeth nach Hause und baute ein großes Krankenhaus. Dafür benutze sie fünftausend Mark und hat die anderen fünftausend an die Armen verteilt. In dem Krankenhaus nahm sie siebenundzwanzig kranke Menschen auf und pflegte sie. Und sie ließ dort auch die Messe durch einen Priester lesen.
Entscheidung für ein Leben in Armut
Es wurde auch ihr Vater davon unterrichtet, dass Sankt Elisabeth ohne Ehre und Gut leben würde. Er schickte seine Fürsten zu ihr, damit sie ihr viel Gutes bringen. Da kamen sie in ihr Land und fragten den Landgrafen Heinrich. Dieser sprach: "Ich will Euch sagen, wo ihr meine Schwester Elisabeth findet. Sie ist die weltweit größte Närrin geworden." So ließ ihn der Heilige Geist reden, denn sie war ein auserwähltes Gefäß des allmächtigen Gottes.
Nun hatte Sankt Elisabeth ihre fürstlichen Gewänder weggegeben und trug einfache Kleider, und darüber war sie froh. Und als die Fürsten ihres Vaters kamen, fanden sie sie beim Spinnen für ihr tägliches Brot. Da sprach einer zu ihr: "Das gehört sich nicht für Kinder von königlichem Blut, dass sie ein armes Kleid spinnen." Da erkannte Sankt Elisabeth, dass es die Gefolgschaft ihres Vaters war und empfing sie freundlich. Da sprachen sie zu ihr: "Euer Vater, der edle König, bereut es sehr, dass ihr so ärmlich lebt." Da sprach sie: "Wie wollt ihr wissen, was ich bin? Ich bin eine arme Sünderin und hab die Gebote meines Gottes nicht befolgt."
Da antwortete ihr jemand: "Du edle Königin, komm mit uns heim zu deinem lieben Vater, und du wirst dein Reich und dein Erbe erhalten!" Da sprach sie: "Ich hoffe, dass ich das Erbe meines Vaters, unseres Herrn Jesu Christi, in Ewigkeit besitze.
Tod und Gotteserfahrung
Nun kam die Zeit für Sankt Elisabeth zu sterben. Da erschien ihr unser Herr und sprach: "Elisabeth, meine Freundin, komm zu Deinesgleichen! Mein Vater will dich mit großen Ehren auf den Stuhl der Seligkeit setzen."
Da kam der Beichtvater zu ihr, und sie sagte ihm, dass unser Herr Gott sie gerufen hätte und sie sprach: "Ich brenne in seiner Liebe, und ich bitte Euch, dass ihr meine Beichte abnehmt." Da tat es ihm leid, dass er sie verlieren würde. Er bekreuzigte sie, kniete vor ihr nieder und sprach: "Liebe Tochter, bitte vergib mir, was ich dir angetan habe. Und ich bitte dich auch, dass du Gott für mich bittest." Da sprach sie: "Steh auf, wir beide sind vor Gott gleich."
Da offenbarte ihr Gott, dass die in kein Fegefeuer kommen würde und der Heilige Geist kam in seiner Herrlichkeit zu ihr. Und um Mitternacht ging ein solcher Glanz von ihr aus, dass die Leute in diesem Glanz nicht sehen konnten, ob sie da lag oder nicht. Die gute Sankt Elisabeth lag dort und lachte. Sie hörte wie die Evangelien verlesen wurden und hörte Gottes Engel singen und sang selbst fröhlich mit ihnen. Da weinten alle, die da waren und sie sprach: "Weint nicht um mich, ich sah unseren Herrn an der Brust seiner Mutter liegen." Das zu hören, war eine Freude für alle.
Und nach Mitternacht sprach sie: "Zu dieser Zeit wurde unser Herr geboren im Stall zu Bethlehem, zum Trost aller Sünder und mir. Oh, Maria, komm mir an meinem Ende zur Hilfe, und sei meine Führerin!" Damit ging ihre Seele zu den Ewigen Freuden. Und sie lag da, strahlend um die Augen, als würde sie noch leben. Am vierten Tag begrub man sie in der Marburg in Hessen. Dies war im Jahre 1231 nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Und sie liegt dort in einer schönen Kapelle, die mit zwei Altären, die zu ihrer Ehre geweiht sind.
Siehe auch
- Heilige
- Christentum
- Sankt Anna
- Sankt Alexius
- Sankt Antonius
- Sankt Barbara
- Sankt Bernhart
- Sankt Bonifazius
- Sankt Brigitta
- Sankt Clara
- Sankt Cecilia
- Sankt Clemens
- Sankt Christophorus
- Sankt Dominikus
- Sankt Dorothea
Literatur
- Das Leben der Heiligen, eine Auswahl aus der ältesten deutschen Druckausgabe von Heiligenlegenden "Das Passional", Insel Verlag, 1986, S. 116 - 129.
- Gertrud Fussenegger: Elisabeth Gebundene Ausgabe 2007
- Ursula Koch: Elisabeth von Thüringen Die Kraft der Liebe Gebundene Ausgabe 2008
- Dietrich von Apolda und Rainer Kößling Leben und Legende der heiligen Elisabeth 1997
Weblinks
- 800 Jahre Elisabeth von Thüringen - Evangelische Kirchen in Hessen
- Elisabeth von Thüringen - Theologe.de
- Geschichte der Heiligen Elisabeth - Erzbistum Köln
- Elisabeth - Wartburgstadt Eisenach
- Elisabeth von Thüringen - Kirchseite.de
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