Sanskrit Kurs Lektion 93: Unterschied zwischen den Versionen

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*Der Nominativ ([[Prathama]]) '''bhrū-dhyānam''' ist ebenfalls ein Kompositum vom Typ [[Tatpurusha]] und das '''logische Subjekt''' (Agens, [[Kartri]]) dieses Nominalsatzes, der nur aus [[Naman|Nomen]] besteht. Das [[Sanskrit Verb|Verb]] [[asti]] "ist" wird hier mitverstanden.
*Der Nominativ ([[Prathama]]) '''bhrū-dhyānam''' ist ebenfalls ein Kompositum vom Typ [[Tatpurusha]] und das '''logische Subjekt''' (Agens, [[Kartri]]) dieses Nominalsatzes, der nur aus [[Naman|Nomen]] besteht. Das [[Sanskrit Verb|Verb]] [[asti]] "ist" wird hier mitverstanden.
*Das [[Sanskrit Pronomen|Possessivpronomen]] '''mama''' ([[Mama]]) ist der [[Shashthi|Genitiv]] Singular des [[Sanskrit Pronomen|Personalpronomen]]s '''mad''' ([[Mad]]) und bezieht sich hier im Sinne eines Dativs ("mir") auf [[Svatmarama]], den Autor der HYP und Verfasser dieses Verses.
*Das [[Sanskrit Adjektiv|Adjektiv]] '''saṃmatam''' bezieht sich auf das Substantiv '''bhrū-dhyānam''' und steht gleichfalls im Nominativ Singular Neutrum.
*Der Akkusativ ([[Dvitiya]]) '''rāja-yoga-padam''' ist ebenfalls ein Kompositum vom Typ [[Tatpurusha]] und das '''logische Objekt''' ([[Karman]]) der als Infinitiv erscheinenden Verbalhandlung '''prāptum'''. Das Kompositum '''rāja-yoga-padam''' besteht aus den beiden Gliedern '''rāja-yoga''' (seinerseits ein Tatpurusha-Kompositum) und '''pada''', wobei das Wort [[Pada]] "Zustand" verdeutlicht, das hier mit [[Rajayoga]] ein Bewusstseinszustand gemeint ist (vgl. auch die Anm. zu '''layaḥ''').


== Fragen und Feedback ==
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Version vom 1. April 2019, 15:29 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Infinitiv (3)

In Lektion 42 und 43 haben wir die Verwendung des Infinitivs betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält einen weiteren Infinitiv.

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 80. Vers leitet den Abschnitt über die Meditation auf den inneren Ton (Nada) ein und unterstreicht die Bedeutung des als Rajayoga bezeichneten Zustandes der meditativen Versenkung.


उन्मन्यवाप्तये शीघ्रं भ्रूध्यानं मम संमतम् |
राजयोगपदं प्राप्तुं सुखोपायोऽल्पचेतसाम् |
सद्यः प्रत्ययसन्धायी जायते नादजो लयः || ४.८० ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
unmany-avāptaye śīghraṃ bhrū-dhyānaṃ mama saṃmatam |
rāja-yoga-padaṃ prāptuṃ sukhopāyo’lpa-cetasām |
sadyaḥ pratyaya-sandhāyī jāyate nādajo layaḥ || 4.80 ||


  • vereinfachte Transkription:
unmany-avaptaye shighram bhru-dhayanam mama sanmatam |
raja-yoga-padam praptum sukhopayo’lpa-chetasam |
sadyah pratyaya-sandhayi jayate nadajo layah || 4.80 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
unmany-avāptaye : für das Erreichen (Avapti des Zustandes) jenseits des Geistes (Unmani, Dat. Sg. f.)
śīghram : auf schnelle Weise (Shighra, Adv.)
bhrū-dhyānam : die Meditation, Konzentration (Dhyana auf das Zentrum zwischen den) Augenbrauen (Bhru, Nom. Sg. n.)
mama : (von) mir (Mad, d.h. von Svatmarama, Pron. Gen. Sg.)
saṃmatam : (ist hoch-)geschätzt (Sammata, Nom. Sg. n.)
rāja-yoga-padam : den Zustand (Pada) der meditativen Versenkung ("königlichen Yoga", Rajayoga, Akk. Sg. m.)
prāptum : zu erreichen (pra + āp, Verbalnomen, Infinitiv)
sukhopāyaḥ : (dies ist ein) einfaches ("bequemes, angenehmes", Sukha) Mittel (Upaya, Nom. Sg. m.)
alpa-cetasām : für (diejenigen, deren Fähigkeiten des) Intellekts (Chetas) gering (sind, Alpa, Gen. Pl. m.)
sadyaḥ : sofort (Sadyas, Adv.)
pratyaya-sandhāyī : der (eine unmittelbare) Erfahrung ("Einsicht, Vorstellung", Pratyaya) verleiht ("verbindet mit", Sandhayin, Nom. Sg. m.)
jāyate : es gibt ("entsteht", Jan, Verb)
nāda-jaḥ : geboren (Ja, Nom. Sg. m.) aus (der Konzentration auf den inneren) Klang (Nada)
layaḥ : einen Zustand der Auflösung, Absorption (Laya, Nom. Sg. m.)


  • Übersetzung:
Für das schnelle Erreichen des Zustandes jenseits des Geistes (Unmani) wird von mir die Konzentration auf (das Zentrum zwischen den) Augenbrauen hoch geschätzt.
Dies ist ein einfaches Mittel für diejenigen, deren intellektuelle (Fähigkeiten) gering sind, um den Zustand der meditativen Versenkung (Rajayoga) zu erreichen.
Es gibt (jedoch einen Zustand der) Absorption, der aus (der Konzentration auf den inneren) Klang entsteht, der sofort eine (unmittelbare) Erfahrung verleiht.

Erläuterungen

  • Syntax (Anvaya): Dieser sechsfüßige (Shatpada) Vers besteht aus zwei Sätzen (Vakya): die ersten beiden Halbverse (Pada 1-4) bilden einen sogenannten Nominalsatz, in dem es kein finites ("gebeugtes") Verb gibt. Der zweite Satz (Pada 5-6) leitet ein neues Thema ein, die Meditation auf den inneren Ton (Nadanusandhana).
  • Der Dativ (Chaturthi) unmany-avāptaye ist ein Kompositum (Samasa) vom Typ Tatpurusha und bezeichnet den Zweck der Meditation auf das Augenbrauenzentrum (bhrū-dhyānam).
  • Das Adverb śīghram "schnell" ist eine nähere Bestimmung (Kriyavisheshana) zum Verbalnomen avāptaye "das Erreichen", das im Kompositum unmany-avāptaye enthalten ist.
  • Der Nominativ (Prathama) bhrū-dhyānam ist ebenfalls ein Kompositum vom Typ Tatpurusha und das logische Subjekt (Agens, Kartri) dieses Nominalsatzes, der nur aus Nomen besteht. Das Verb asti "ist" wird hier mitverstanden.
  • Das Adjektiv saṃmatam bezieht sich auf das Substantiv bhrū-dhyānam und steht gleichfalls im Nominativ Singular Neutrum.
  • Der Akkusativ (Dvitiya) rāja-yoga-padam ist ebenfalls ein Kompositum vom Typ Tatpurusha und das logische Objekt (Karman) der als Infinitiv erscheinenden Verbalhandlung prāptum. Das Kompositum rāja-yoga-padam besteht aus den beiden Gliedern rāja-yoga (seinerseits ein Tatpurusha-Kompositum) und pada, wobei das Wort Pada "Zustand" verdeutlicht, das hier mit Rajayoga ein Bewusstseinszustand gemeint ist (vgl. auch die Anm. zu layaḥ).

Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

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