Yoga Schriften: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 79: | Zeile 79: | ||
== Die Bhagavad Gita == | == Die Bhagavad Gita == | ||
Die [[Bhagavad Gita]], wörtlich "der Gesang ([[Gita]]) des Erhabenen ([[Bhagavat]])", ist ein Teil des indischen Volksepos [[Mahabharata]]. Sie behandelt verschiedene Formen des [[Yoga]], insbesondere den "Yoga der Tat" ([[Karma Yoga]]), den "Yoga des Wissens" bzw. der Erkenntnis ([[Jnana Yoga]]) und den "Yoga der Hingabe" ([[Bhakti Yoga]]). Hierbei geht es weniger um spezifische Yogapraktiken wie Körperstellungen oder Meditationsanweisungen (die vereinzelnt immerhin anklingen), sondern um verschiedene Yogawege als Formen der Lebenseinstellung und Geisteshaltung gegenüber dem Göttlichen, welches in der Bhagavad Gita als personifizierter höchster Gott in der Person des [[Krishna]], des Wagenlenkers von [[Arjuna]], erscheint. | Die [[Bhagavad Gita]], wörtlich "der Gesang ([[Gita]]) des Erhabenen ([[Bhagavat]])", ist ein Teil des indischen Volksepos [[Mahabharata]]. Sie behandelt in sich auf 18 Kapitel erstreckenden 700 Versen verschiedene Formen des [[Yoga]], insbesondere den "Yoga der Tat" ([[Karma Yoga]]), den "Yoga des Wissens" bzw. der Erkenntnis ([[Jnana Yoga]]) und den "Yoga der Hingabe" ([[Bhakti Yoga]]). Hierbei geht es weniger um spezifische Yogapraktiken wie Körperstellungen oder Meditationsanweisungen (die vereinzelnt immerhin anklingen), sondern um verschiedene Yogawege als Formen der Lebenseinstellung und Geisteshaltung gegenüber dem Göttlichen, welches in der Bhagavad Gita als personifizierter höchster Gott in der Person des [[Krishna]], des Wagenlenkers von [[Arjuna]], erscheint. | ||
Gleichwohl in der [[Bhagavad Gita]] auch Themen wie Askese ([[Tapas]]) und Entsagung ([[Sannyasa]]) behandelt werden, so beführwortet der Grundtenor des Werkes ein weltzugewandtes und pflichtbewusstes Handeln im Einklang mit der göttlichen Ordnung ([[Dharma]]), ohne dabei jedoch an den Früchten ([[Phala]]) seines Handelns ([[Karma]]) zu hängen. | Gleichwohl in der [[Bhagavad Gita]] auch Themen wie Askese ([[Tapas]]) und Entsagung ([[Sannyasa]]) behandelt werden, so beführwortet der Grundtenor des Werkes ein weltzugewandtes und pflichtbewusstes Handeln im Einklang mit der göttlichen Ordnung ([[Dharma]]), ohne dabei jedoch an den Früchten ([[Phala]]) seines Handelns ([[Karma]]) zu hängen. |
Version vom 23. September 2015, 15:29 Uhr
Als Yoga Schriften gelten Texte, die sich mit der traditionellen Lehre des Yoga befassen. Sie wurden von indischen Yogameistern in der Sprache Sanskrit verfasst und zunächst mündlich überliefert, bevor sie als schriftlich fixierte Texte ihre endgültige Form erhielten.
Das Yogasutra - der Urtext des Yoga
Das Yogasutra des Patanjali ist der älteste überlieferte Text zum Yoga. Es wurde vermutlich im 2. Jh. n. Chr. verfasst, geht aber auf eine wesentlich ältere Tradition zurück. Das Yogasutra unterscheidet sich von allen anderen Yogatexten dadurch, dass es gleichzeitig ein vollständiges philosophisches System (Darshana) darstellt, das zusammen mit dem eng verwandten Sankhya zu den sechs orthodoxen (d.h. die Autorität des Veda anerkennenden) indischen Philosophiesystemen Shaddarshana) gehört.
Im Yogasutra wird ein achtgliedriger (Ashtanga) Pfad gelehrt, der den Yogi durch eine beständige Praxis (Abhyasa) befähigt, den Zustand des Samadhi ("Versenkung, Überbewusstsein") einzuüben. Das letzte Ziel der praxisorientierten Philosophie des Yogasutra besteht im Erlangen der absoluten Freiheit (Kaivalya), die gleichbedeutend mit Moksha bzw. Mukti, der Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt (Samsara) ist.
Das Yogasutra gliedert sich in vier Kapitel (Pada), genannt Samadhi Pada ("über Samadhi"), Sadhana Pada ("über die Übungspraxis"), Vibhuti Pada ("über die übernatürlichen Fähigkeiten") und Kaivalya Pada ("über die letzte Freiheit"). Da dieser Text im sogenannten Sutrastil verfasst ist, der nach äußerster Kürze strebt, finden sich die einzelnen Themen nicht streng an einem Ort, sondern auf verschiedene Kapitel verstreut. Aufgrund seiner äußersten Komplexität und Dichte ist das Yogasutra - wie alle philosophischen Sutras - nur mit Hilfe von Kommentaren zu verstehen, deren ältester von Vyasa (vermutlich 5. Jh. n. Chr.) stammt.
Die klassischen Hatha Yoga Schriften
Zu den bedeutendsten klassischen Hatha Yoga Schriften zählen die Hatha Yoga Pradipika, Gheranda Samhita, Shiva Samhita sowie das Goraksha Shataka.
Die Hatha Yoga Pradipika
Die Hatha Yoga Pradipika ("Leuchte des Hatha Yoga") ist wohl der bekannteste klassische Text zum Hatha Yoga. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Svatmarama in Versen geschrieben. Svatmarama stand seiner Aussage nach (HYP Kap. 1 Verse 5-8) am Ende einer Traditionslinie von 34 Yogameistern, die bis auf Adinatha, d.h. Shiva, zurückreichen soll. Unter diesen wird auch Goraksha genannt, der vielleicht mit dem Verfasser des Goraksha Shataka identisch ist.
Die Hatha Yoga Pradipika ist in vier Kapitel gegliedert, die sich jeweils mit Körperstellungen (Asana), Atemkontrolle (Pranayama), "Siegeln" (Mudra), d.h. Körperstellungen in Verbindung mit Bandhas und Konzentrationspunkten (Adhara), sowie der Meditation und Versenkung (Samadhi) befassen. Am Beginn des 4. Kapitels (Verse 3-4) werden 16 Synonyme aufgezählt, die allesamt den höchsten (Para) geistigen Zustand (Pada) bezeichnen, der im Hatha Yoga angestrebt wird. Unter diesen Begriffen finden sich Rajayoga, Samadhi, Unmani, Laya, Jivanmukti und Turya.
Der mehrmals im Text vorkommende Begriff Jivanmukti macht deutlich, dass das in der Hatha Yoga Pradipika angestrebte Ziel die "Befreiung zu Lebzeiten", also nichts anderes als das Beenden des Kreislaufs der Wiedergeburten, ist. Die Betonung der Bedeutung von Rajayoga, einem weiteren Synonym für Samadhi, verweist darauf, dass die in den ersten drei Kapiteln gelehrten Techniken den Yogi für die Meditation vorbereiten sollen, die im Zustand des Samadhi und schließlich in Jivanmukti gipfelt.
Zur Hatha Yoga Pradipika wurde im 19. Jahrhundert von Brahmanada ein Jyotsna ("Mondlicht") genannter sehr profunder Sanskritkommentar verfasst, der bisher allerdings nur auszugsweise in Übersetzung vorliegt.
Die Gheranda Samhita
Die Gheranda Samhita wurde vom Yogameister Gheranda verfasst, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vermutlich in Bengalen lebte. Die Gheranda Samhita umfasst sieben Kapitel, die nacheinander Kriya (Reinigungstechniken), Asana, Mudra, Pratyahara (Rückzug der Sinne von den äußeren Objekten), Pranayama, Dhyana (Meditation) und Samadhi, den höchsten Bewusstseinszustand, lehren.
Die Gheranda Samhita, die wie alle klassischen Hatha Yoga Schriften in Versen verfasst ist, ähnelt in Aufbau und Inhalt der Hatha Yoga Pradipika. Einige die Asanapraxis betreffende Passagen sind sogar identisch mit den entsprechenden Aussagen der Pradipika, identische Bezeichnungen mancher Asanas beziehen sich mitunter jedoch auf voneinander abweichende Stellungen bzw. Varianten.
Gheranda lehrt eine größere Anzahl von Körperstellungen als Svatmarama, was möglicherweise bereits auf die wachsende Bedeutung der Asanapraxis schließen lässt. Auch umfassen die der Meditation gewidmeten Kapitel 6 und 7 zusammengenommen nur 45 Verse, während das diese Thematik behandelnde vierte Kapitel der Hatha Yoga Pradipika 114 Verse enthält.
Die Shiva Samhita
Der Autor der Shiva Samhita ist anonym, er lebte vermutlich im 17. oder 18. Jh. n. Chr. in oder um Varanasi. Das aus fünf Kapiteln bestehende Werk wird im Stile eines Tantra als Gespräch zwischen Shiva und Parvati eingeführt. Nach einem einleitenenden Exkurs über die verschiedenen philosophischem Systeme und Heilswege erklärt der Autor, dass aus seiner Sicht dem Advaita Vedanta der Vorzug zu geben ist.
Der Text geht äußerst knapp auf die Asanapraxis ein (es werden insgesamt nur vier Körperstellungen erwähnt), dafür nehmen Pranayama, Mudras, Übungen zur Erweckung der Kundalini und verschiedene Meditations- bzw. Visualisierungstechniken größeren Raum ein. Die Systeme der Nadis und Chakras werden detailliert beschrieben. Ein längerer Abschnitt zum Mantra Yoga beschließt das Werk.
Im Vergleich zur Hatha Yoga Pradipika und Gheranda Samhita, die textlich aus einem Guss als Werk eines praktizierenden Yogameisters erscheinen, macht die Shiva Samhita eher den Eindruck eines aus verschiedenen Quellen zusammengestellten Kompendiums (Samhita bedeutet "Zusammenstellung") eines Sanskritgelehrten. Auch die sprachliche Qualität mancher Shlokas bleibt hinter dem Sanskrit der beiden anderen Hatha Yoga Schriften zurück. Nichtsdestotrotz bietet die Shiva Samhita wichtige Details zum Gesamtverständnis der traditionellen Lehre des Hatha Yoga.
Das Goraksha Shataka
Das Goraksha Shataka oder "die hundert Verse (Shataka) des Goraksha" stammt von dem sagenumwobenen Goraksha (Hindi: Gorakhnāth), einem Schüler Matsyendras, der vermutlich im 7. Jh. n. Chr. lebte. Es lehrt in 101 Shloka die Quintessenz der Hatha Yoga Praxis.
Die Yoga Upanishads
Unter den 108 wichtigsten Upanishaden erscheinen 17 sogenannte Yoga Upanishaden, die jeweils einer bestimmten Schule bzw. Rezension der vedischen Samhitas zugeordnet werden. Die Yoga Upanishads sind, wie die klassischen Hatha Yoga Schriften auch, eher jüngeren Datums.
Weißer (Shukla) Yajurveda
Schwarzer (Krishna) Yajurveda
- Amṛtabindu Upaniṣad
- Amṛtanāda Upaniṣad
- Kṣurika Upaniṣad
- Dhyānabindu Upaniṣad
- Brahmavidyā Upaniṣad
- Yogatattva Upaniṣad
- Yogaśikhā Upaniṣad
- Yogakuṇḍalinī Upaniṣad
Atharvaveda
Samaveda
Rigveda
Die Bhagavad Gita
Die Bhagavad Gita, wörtlich "der Gesang (Gita) des Erhabenen (Bhagavat)", ist ein Teil des indischen Volksepos Mahabharata. Sie behandelt in sich auf 18 Kapitel erstreckenden 700 Versen verschiedene Formen des Yoga, insbesondere den "Yoga der Tat" (Karma Yoga), den "Yoga des Wissens" bzw. der Erkenntnis (Jnana Yoga) und den "Yoga der Hingabe" (Bhakti Yoga). Hierbei geht es weniger um spezifische Yogapraktiken wie Körperstellungen oder Meditationsanweisungen (die vereinzelnt immerhin anklingen), sondern um verschiedene Yogawege als Formen der Lebenseinstellung und Geisteshaltung gegenüber dem Göttlichen, welches in der Bhagavad Gita als personifizierter höchster Gott in der Person des Krishna, des Wagenlenkers von Arjuna, erscheint.
Gleichwohl in der Bhagavad Gita auch Themen wie Askese (Tapas) und Entsagung (Sannyasa) behandelt werden, so beführwortet der Grundtenor des Werkes ein weltzugewandtes und pflichtbewusstes Handeln im Einklang mit der göttlichen Ordnung (Dharma), ohne dabei jedoch an den Früchten (Phala) seines Handelns (Karma) zu hängen.
Die Bhagavad Gita wird von verschiedenen philosophischen und religiösen Systemen hochgeschätzt und kommt in Indien an Bekanntheit der Bibel gleich. Sogar einander widersprechende Schulen wie die des Dvaita und des Advaita Vedanta beziehen sich ausdrücklich auf diese Schrift.