Rajas und Tamas

Aus Yogawiki

Rajas und Tamas - Rajas und Tamas gehören zu den drei Gunas. Die drei Gunas sind Eigenschaften der Natur und umfassen Rajas - Aktivität, Tamas- Trägheit, und Sattva - Reinheit. Raja und Tamas müssen Sattva untergeordnet werden, um ein glückliches Leben führen zu können.

Rajas und Tamas

Lass Trägheit und Getriebenheit nicht zu

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Rajas (Unruhe) und Tamas (Trägheit) behindern die Meditation. Der Geist wird im Laufe der Meditation ruhig, weil dann Sattva vorherrscht. Wenn nun plötzlich Rajas vermehrt auftritt, wird er instabil. Alte Sankalpas und Vorstellungen nehmen wieder zu und er wird unruhig. Dann kommt das Bedürfnis, etwas zu tun, Pläne und Ideen zu schmieden.

Praxistipps

- In diesem Fall ruhe dich ein wenig aus. - Wiederhole deinen Mantra. - Mache einen kurzen Spaziergang. - Bete und meditiere dann weiter.

Tamas, Trägheit

Nur eine verschwindende Minderheit ist fähig zu ganztägiger Meditation. Nur Menschen wie Sadashiva Brahman und Shri Shankara waren dazu in der Lage. Viele Sadhus, die den Nivritti Marga eingeschlagen haben, sind im Laufe der Zeit vollkommen tamasig geworden. Dann verwechselt man Tamas mit Sattva, ein großer Irrtum.

Man kann sich auch wunderbar spirituell entwickeln, indem man seine Aufgaben in der Welt erfüllt, wenn man seine Zeit nutzbringend einzusetzen versteht. Wer im Berufs-und Familienleben steht, sollte sich von Zeit zu Zeit von Sannyasins und Mahatmas beraten lassen, eine tägliche spirituelle Routine entwickeln und inmitten der normalen Aktivitäten daran festhalten. Auf diese Weise verwandelt man Rajas in Sattva. Intensives Rajas, Betriebsamkeit, bekommt eine sattvige Richtung. Es ist nicht möglich, Tamas direkt in Sattva zu transformieren, sondern zunächst gilt es, Tamas in Rajas zu verwandeln und dann Rajas in Sattva.

Junge Sadhus halten sich oft nicht an ihre Übungsdisziplin, hören nicht auf Rat der Älteren und den Anweisungen ihres Guru. Sie wollen von Anfang an vollkommen unabhängig sein und machen, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Sie haben niemanden, der sie korrigiert und führt, sodass sie nicht wissen, wie sie die Energien lenken und eine tägliche Übungspraxis aufbauen sollen.

So streifen sie ziellos herum und verfallen bald in Tamas. Eine halbe Stunde sitzen sie in der Meditation und bilden sich ein, verwirklicht zu sein. Wenn jemand, der den Weg der Entsagung eingeschlagen hat, merkt, dass er sich nicht entwickelt, dass er keine Fortschritte in der Meditation macht und träge wird, sollte er sich sofort einige Jahre lang dem selbstlosen Dienst widmen, energisch arbeiten und Arbeit mit Meditation verbinden. Das ist Weisheit und Klugheit. Danach kann man sich in die Einsamkeit zurückziehen.

Man muss immer seinen gesunden Menschenverstand in seiner Sadhana einsetzen und sehr achtsam sein. Sobald man merkt, dass Tamas überhand nimmt sollte man etwas unternehmen, um wieder munter zu werden – zum Beispiel kurz im Freien joggen oder Wasser vom Brunnen holen oder sonst ein geeignetes, intelligentes Mittel einsetzen.

Rajas und Tamas, die schrecklichen Zwillinge

Rajas und Tamas ohne sattva als Boss führen ins Leiden

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Rajas und tamas sind sehr nützliche Energien, aber nur, wenn sie dem sattva untergeordnet sind. Dominantes rajas und tamas erzeugen extrovertierte, materialistische, zynische, egoistisch-negative, emotional unbeständige Persönlichkeiten ohne Ausstrahlung. Diese können zwar nützlich sein, um die Räder von Industrie und Handel am Laufen zu halten, doch es ist keine optimale Kombination, um Selbst-Erforschung zu betreiben, die dominierendes sattva erfordert. Die Bhagavad-Gītā bezeichnet Individuen mit dominantem rajas und ta⁠mas als „dämonisch“. Gemeinsam machen sie deinen Geist für dharma blind, was dich in Konflikt mit der Schöpfung bringt, was wiederum Leid verursacht.

Ein dramatisches Beispiel für die inzestuöse Beziehung zwischen ra⁠jas und tamas ist die manische Depression, eine Krankheit, die in letzter Zeit mit den Wächtern der politischen Korrektheit in Konflikt geraten ist und nun als „bipolare Störung“ bezeichnet wird, um die Empfindsamkeit der Betroffenen nicht zu verletzen. Es sind rajas und tamas auf Steroiden. Die Bezeichnung „bipolar“ passt aber für unsere Diskussion, weil sie die Idee der Dualität sehr gut vermittelt; wo man das eine findet, findet man auch das andere.

Hier ist ein alltägliches Beispiel für die symbiotische Beziehung zwischen rajas und tamas. Deine Frau fragt dich: „Warum hast du das Licht im Bad nicht ausgeschaltet?“ Dass das Licht an ist, ist eine Tatsache. Das eigentliche Problem ist nicht die Verschwendung, obwohl sie denkt, dass es das ist, und selbst wenn dem so wäre, gibt es keinen Grund, warum man nicht ein wenig Strom „verschwenden“ kann. Außerdem hätte sie das Licht ausschalten können, weil sie ohnehin gerade das Badezimmer benutzt hatte. Es ist daher unwahrscheinlich, dass reine Neugier die Frage aufkommen ließ.

Die Aussage impliziert, dass du etwas „falsch“ gemacht hast. Es ist eine Schuldzuweisung. Schuld ist ein typisches Symptom von rajas, ein aggressives Zeichen für emotionales Unbehagen. Wäre sie in einem sattvigen Zustand gewesen, der einen gelassen sein lässt, hätte sie einfach das Licht ausgeschaltet und einen Konflikt vermieden, da sie wusste, dass Menschen das Licht nicht absichtlich brennen lassen, wenn sie einen Raum verlassen. Oder sie hätte es später höflich und unvoreingenommen erwähnen können.

Rajas und Tamas – Angst ist Begierde und Begierde ist Angst

Alles was du brauchst ist da

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Ängste (tamas) und Wünsche oder Verlangen (rajas) sind gleich, aber auch unterschiedlich. Eine Angst ist ein negatives Verlangen und ein Verlangen ist eine positive Angst. Wenn du etwas willst, gibt es eine Angst, dass du es nicht bekommst, und wenn du es bekommst, gibt es eine Angst, es zu verlieren. Da der Verstand einer weltlichen Person sich um nichts anderes dreht, als um Dinge, die sie hat und Dinge, die sie nicht hat, wird sie ständig von Angst und Verlangen geplagt. Beide sind Stellvertreter für die Unwissenheit über das Selbst. Ignoranz, oder Unwissenheit, ist also keine Ignoranz der Dinge, sondern Ignoranz der Fülle unserer immer freien Natur.

Einspruch: „Du behauptest also, dass Angst und Begierde das Fundament für die Persönlichkeit des jīva sind, aber ist das nicht ein wenig dramatisch? Das Leben ist ziemlich gut. Ich habe alles: einen Job, ein Haus in der Vorstadt, eine Frau, Kinder und ein schönes Auto; was will man mehr? Ich habe keine Angst.“

Okay, aber wenn du darüber nachdenkst, sind die Ängste immer noch da. „Dein“ Job kann durch eine herzlose Wirtschaft jederzeit überflüssig gemacht werden, „Deine“ Frau kann eines Tages genug von deinen schlechten Gewohnheiten haben und mit dem Kerl von nebenan durchbrennen, „Deine“ Kinder könnten durch Sex und Drogen verwirrt werden, etc. etc.

Lass uns also annehmen, dass du grundsätzlich ziemlich glücklich bist mit deinem Leben – du hast all die üblichen Dinge, die deine Eltern und das Fernsehen dir wünschen – bravo, gut gemacht – aber deine Wünsche sind immer noch in einer viel heimtückischeren Form vorhanden, in deinen Vorlieben und Abneigungen, in dem, was dich anzieht und abstößt.

Was ein erfolgreiches materialistisches Leben so wunderbar macht, sind nicht die Arbeit und das tolle Leben in einem Vorstadtidyll, keinesfalls. Was es großartig macht, ist das Gefühl, dass man es sich erlauben kann, so neurotisch zu werden, wie man will, begründet auf Vorlieben und Abneigungen, die zu zahlreich sind, um sie alle aufzuzählen. Du hast ein kleines bisschen Sicherheit und jetzt hast du dir den Luxus verdient. Wenn es noch keinen Paragrafen in der Verfassung gibt, der unendlichen Luxus garantiert, sollte man ihn einführen.

Obwohl du es ungern zugibst, sind Luxusgüter zu Notwendigkeiten geworden, und dein Anhaften an ihnen verringert deine Begierden nicht, im Gegenteil. Es gibt kein spirituelles Wachstum, wenn rajas und tamas das sattva dominieren, denn du wirst immer der Nullsummen-Natur von saṃsāra ausgeliefert sein, die völlig auf Ängsten und Begierden basiert, das heißt auf Selbst-Ignoranz.

Weitere traurige Fakten

Erforsche dein Selbst

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Man kann nicht behaupten, dass vedānta-Lehrer den Ruhm suchen. Wenn wir es täten, würden wir dir das alles nicht erzählen. Die Wohlfühl-Nichtdualisten von heute überbringen dir sicher nicht so schlechte Nachrichten. Wenn sie es täten, müssten sie tageweise arbeiten. Vedānta ist brutal. Er will, dass du dich den Tatsachen stellst und Verantwortung übernimmst. Aber wenn das Leben so wunderbar ist, warum suchst du dann einen Ausweg? Ehrlich gesagt, wenn wir mit dieser Analyse fertig sind, wirst du dich wahrscheinlich fragen, ob Īśvara in Wirklichkeit der „Ursprüngliche Perversling“ ist und nicht, wie behauptet, das Ursprüngliche Bewusstsein.

Das nächste, was du über rajas und tamas wissen musst, ist, dass je größer das rajas, desto stärker das tamas, der Widerstand. Du entwickelst zum Beispiel eine Gewohnheit, um mit einem bestimmten Problem klarzukommen: ein paar Drinks und einen Joint nach einem harten Tag im Büro, um das rajas loszuwerden, wodurch sich ein schöner sattviger rosa Schimmer über alles legt und dich davon abhält, deine leidgeprüfte Frau anzublaffen und deine Kinder zu ignorieren, wenn du nach Hause kommst. In Ordnung, du hast es dir verdient. Aber es ist nicht so einfach. Wenn du zurück denkst, begann dein Trinken und Rauchen wahrscheinlich damals, als du ein ängstlicher rajasiger Teenager warst.

Diese Gewohnheiten haben dich vorübergehend beruhigt und erlaubten dir, dich besser zu fühlen. Zwanzig Jahre später managst du deine Emotionen immer noch auf diese Weise. Doch eines Tages sagt dein Arzt, dass Leber und Lunge den Geist aufgeben. Eine neue Gewohnheit wird erforderlich; du musst das Trinken einstellen, damit ein paar gesunde Zellen übrig bleiben. Warum also nicht „einfach nein sagen“, wie die einstige First Lady Nancy Reagan, als sie erfolglos von ihrer Predigerkanzel aus die Drogennation zur Abstinenz aufrief.

Was ist das Problem? Das Aufhören sollte nicht schwierig sein; du musst nichts tun. Nicht trinken ist nichts tun, oder? Richtig, aber die Kehrseite dieser vielen Jahre, in denen du von rajas getrieben warst, wirkt sich jetzt aus; du hängst vollkommen an deiner Gewohnheit. Diese Anhaftung ist tamas, die Angst, etwas zu verlieren, auch wenn es etwas total Schädliches ist. Unsere schlechten Gewohnheiten werden unsere besten Freunde. So wie ein Freund, den ich dazu ermahnte, sein Leben endlich in Ordnung zu bringen, mir antwortete: „Es mag Scheiße sein, James, aber es ist angenehm warm und es gehört mir.“

Hättest du genug sattva gehabt, wärst du aufmerksam genug gewesen, zu verstehen, dass deine Eltern nicht versucht hatten, dich zu kontrollieren, und dass sie wirklich dein Bestes im Sinn hatten, als sie dir rieten, die Finger von Zigaretten und Alkohol zu lassen. Möglicherweise hättest du diese Gewohnheit im Keim erstickt und weniger dumme Wege gefunden, deine Emotionen zu managen. Wenn man so sehr an einer schlechten Gewohnheit hängt – das kann alles Mögliche sein: sich mit dem Ehepartner zu streiten, Internetpornos anzusehen, Junk-Food zu essen oder deine E-Mails fünfzig Mal am Tag zu checken –, wirst du es immer weiter tun, auch wenn es seinen ursprünglichen Sinn verloren hat. Du wirst das, was du tust, immer weiter ma⁠chen, auch wenn es viel mehr Schmerz als Vergnügen bringt. Und, man muss es leider sagen, wenn du den Stier nicht bei den Hörnern packst und ihn in den Allerwertesten trittst, wirst du deine wenigen verbliebenen mentalen und emotionalen Ressourcen mit Verleugnung (ta⁠mas) und Schuldzuweisung (rajas) verschwenden.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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Ishwara Alisauskas, Shivapriya Grubert, Ananda Devi Ruprecht, Prashanti Grubert