Sanskrit Kurs Lektion 54

Aus Yogawiki
Version vom 10. November 2025, 09:17 Uhr von Oliver Hahn (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Komparativ (1)

Der Komparativ ist die erste Steigerungsform eines Adjektivs. Beispiele aus dem Deutschen sind etwa größer (von groß) oder lieber (von lieb). Die zweite Steigerungsform ist der Superlativ.

Bildung

Zur Bildung des Komparativs werden in der Sanskrit Grammatik zwei Suffixe (Pratyaya) gebraucht. Diese beiden Bildungstypen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung nicht.

  1. Suffix -tara tritt an den unveränderten Nominalstamm: bṛhat "groß" + -tara ergibt bṛhattara "größer"
  2. Suffix -īyas tritt an den veränderten Nominalstamm: laghu "leicht" + -īyas ergibt laghīyas "leichter"

Die mit dem Suffix -tara gebildeten Komparative folgen der Deklination der vokalischen (auf Vokal endenden) Nominalstämme, während die mit dem Suffix -īyas gebildeten Komparative der Deklination der konsonantischen (auf Konsonant endenden) Nominalstämme folgen.


Übersicht: Einige häufige Komparative

Im sogenannten klassischen (d.h. nach-vedischen) Sanskrit kann das Suffix -tara an jedes Adjektiv antreten und wird als regelmäßige Komparativbildung betrachtet. Das Suffix -īyas wird dagegen nur in Verbindung mit einigen besonders häufigen Adjektiven gebraucht. Die Grundform des zu steigernden Adjektivs wird als Positiv bzeichnet.

Positiv Deutsch Sanskrit Komparativ Deutsch Sanskrit 1 und Sanskrit 2
leicht laghu leichter laghutara laghīyas
schwer guru schwerer gurutara garīyas
breit pṛthu breiter pṛthutara prathīyas
weich mṛdu weicher mṛdutara mradīyas
lang dīrgha längerer dīrghatara drāghīyas
schnell kṣipra schneller kṣipratara kṣepīyas
lieb priya lieber priyatara preyas
weit dūra weiter dūratara davīyas
viel bhūri mehr bhūritara bhūyas
groß bṛhat größer bṛhattara -
stark balavat stärker balavattara -
geduldig kṣamāvat geduldiger kṣamāvattara -


Übung 1 - 4

  • Devanagari: शशो वृकात्क्षिप्रतरोऽस्ति |
  • wissenschaftliche Transliteration: śaśo vṛkāt kṣiprataro 'sti |
  • vereinfachte Transkription: shasho vrikat kshiprataro 'sti |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Ein Hase (Shasha, Nom. Sg. m.) als ein Wolf (Vrika, Abl. Sg. m.) schneller (Kshipratara, Nom. Sg. m.) ist (as, Verb), d.h. "Ein Hase ist schneller als ein Wolf."


  • Devanagari: पृथिव्यश्मनो मृदुतरास्ति |
  • wissenschaftliche Transliteration: pṛthivy aśmano mṛdutarāsti |
  • vereinfachte Transkription: prithivy ashmano mridutarasti |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Erde (Prithivi, Nom. Sg. f.) als Stein (Ashman, Abl. Sg. m.) weicher (Mridvi, Nom. Sg. f.) ist (as, Verb), d.h. "Erde ist weicher als Stein."


  • Devanagari: सुवर्णं रूप्याद् गुरुतरमस्ति |
  • wissenschaftliche Transliteration: suvarṇaṃ rūpyād gurutaram asti |
  • vereinfachte Transkription: suvarnam rupyad gurutaram asti |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Gold (Suvarna, Nom. Sg. n.) als Silber (Rupya, Abl. Sg. n.) schwerer (Gurutara, Nom. Sg. n.) ist (as, Verb), d.h. "Gold ist schwerer als Silber."


  • Devanagari: हिमालयो विन्ध्याद् बृहत्तरोऽस्ति |
  • wissenschaftliche Transliteration: himālayo vindhyād bṛhattaro 'sti |
  • vereinfachte Transkription: himalayo vindhyad brihattaro 'sti |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Der Himalaya (Nom. Sg. m.) als das Vindhyagebirge (Abl. Sg. m.) höher (Brihattara, Nom. Sg. m.) ist (as, Verb), d.h. "Der Himalaya ist höher als das Vindhyagebirge."


Erläuterungen

  • Der Komparativ drückt in Verbindung mit dem Ablativ in Vergleichen das deutsche Vergleichswort "als" aus.
  • Die Nominative (Prathama) śaśaḥ (m.), pṛthivī (f.), suvarṇam (n.) und himālayaḥ (m.) sind in den Beispielsätzen 1 bis 4 jeweils das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung asti "ist".
  • Die entsprechenden Komparative kṣiprataraḥ (m.), mṛdutarā (f.), gurutaram (n.) und bṛhattaraḥ (m.) stimmen mit ihren jeweiligen Bezugswörtern als Adjektive in Fall, Zahl und Geschlecht überein.
  • Die Ablative (Panchami) vṛkāt, aśmanaḥ, rūpyāt und vindhyāt bilden die Grundlage bzw. den Ausgangspunkt des Vergleichs.
  • Sandhi: Die Formen śaśo, kṣiprataro, aśmano, himālayo und bṛhattaro stehen für śaśaḥ, kṣiprataraḥ, aśmanaḥ, himālayaḥ und bṛhattaraḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaftem Konsonant und kurzem a zu -o wird. Danach wird das kurze anlautende a von asti elidiert, d.h. durch Apostroph ( ' ) bzw. Avagraha () ersetzt: -o 'sti. Das lange ī von pṛthivī wird vor a zum Halbvokal y: pṛthivy aśmano. Das lange ā von mṛdutarā (f.) verschmilzt mit dem folgenden kurzen a von asti: mṛdutarāsti. Ein stimmloses aulautendes -t wird vor stimmhaften Konsonanten zu stimmhaftem -d: rūpyād g-, vindhyād b-.


Übung 5

  • Devanagari: भीमो युधिष्ठिराद्बलवत्तरः किन्तु युधिष्ठिरो भीमात्क्षमावत्तरः |
  • wissenschaftliche Transliteration: bhīmo yudhiṣṭhirād balavattaraḥ kintu yudhiṣṭhiro bhīmāt kṣamāvattaraḥ |
  • vereinfachte Transkription: bhimo yudhishthirad balavattarah kintu yudhishthiro bhimat kshamavattarah |


Erläuterungen

  • Die Nominative bhīmaḥ (m.) und yudhiṣṭhiraḥ (m.) sind jeweils das logische Subjekt (Agens, Kartri) der im Sanskrit nicht ausdrücklich genannten Verbalhandlung asti "ist". Ein solcher Satz, in dem kein Verb erscheint, heißt Nominalsatz.
  • Die entsprechenden Komparative balavattaraḥ (m.) und kṣamāvattaraḥ (m.) stimmen mit ihren jeweiligen Bezugswörtern wie Adjektive in Fall, Zahl und Geschlecht überein.
  • Die Ablative yudhiṣṭhirāt und bhīmāt bilden die Grundlage bzw. den Ausgangspunkt des Vergleichs.
  • Sandhi: Die Formen bhīmo und yudhiṣṭhiro stehen für bhīmaḥ und yudhiṣṭhiraḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaftem Konsonant zu -o wird. Ein stimmloses aulautendes -t wird vor stimmhaften Konsonanten zu stimmhaftem -d: yudhiṣṭhirād b-. Die beiden Partikeln kim und tu verschmelzen zu kintu "aber".


Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

Weblinks

Seminare

Sanskrit und Devanagari

19.07.2026 - 24.07.2026 Lerne Harmonium und Kirtan im klassischen indischen Stil

Dies ist eine großartige einzigartige Gelegenheit, von einem professionellen indischen Nada-Meister und Sanskritgelehrten Harmonium und Kirtans mit…
Ram Vakkalanka

Kundalini Yoga

16.01.2026 - 23.01.2026 Chakra-Kur - Reinigung der Chakras

Für die Reinigung der Chakras konzentrierst du dich unter Anleitung jeden Tag auf ein anderes Chakra. Die tägliche Meditation, Yoga Asanas und Prany…
Vani Devi Beldzik
16.01.2026 - 18.01.2026 Kundalini Yoga Einführung

Gründliche Einführung in die Theorie und Praxis des Kundalini Yoga, Yoga der Energie. Die praktischen Übungen des Kundalini Yoga umfassen Pranayama…
Christian Bliedtner

Jnana Yoga, Philosophie

30.01.2026 - 06.02.2026 Spirituelle Sterbebegleiter Ausbildung

Immer mehr Menschen wollen sich aktiv und offen mit Sterben und Tod beschäftigen und dabei zu einem neuen spirituellen Verständnis von Vergänglichke…
Sukhavati Kusch
15.02.2026 - 20.02.2026 Mantra Meditation Mahavakya

Entdecke in diesem Seminar die kraftvolle Verbindung von Mantra-Rezitation, Kirtan Singen, Meditation und den vedantischen Mahavakyas. Tauche ein i…
Shankara Hübener

Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre der AMRITA SIDDHI - Online

07.01.2026 - 16.12.2026 - Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre der AMRITA SIDDHI - Online

Die AMRITA SIDDHI ("Erlangung der Unsterblichkeit") ist ein bisher noch wenig bekannter Ur-Text zum Hatha Yoga, der aus einem asketisch orientierten buddhistischen Umfeld stammt. Niedergeschrieben wurde er vermutlich im 11. Jahrhundert in Indien von Madhava Chandra. Der Verfasser lehrt in 35 kurzen Kapiteln die praktischen und theoretischen Grundlagen …
Dr phil Oliver Hahn

Siehe auch