Sanskrit Sprache

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Ganesha

Sanskrit, die älteste überlieferte nord-indische Sprache, ist der Vorläufer der Prakrit genannten mittelindischen Sprachen sowie vieler neuindischen Sprachen wie Hindi oder Marathi.

Sanskrit als indoeuropäische Sprache

Die Sprache Sanskrit gehört zur sogenannten indoeuropäischen (früher: indogermanischen) Sprachfamilie. Der Begriff indoeuropäisch rührt daher, dass diese Sprachfamilie die meisten europäischen Sprachen, das Persische sowie eine Reihe von indischen Sprachen umfasst. Die indoeuropäischen Sprachen lassen sich wiederum in kleinere Sprachgruppen bzw. -zweige unterteilen, die enger verwandte Sprachen zusammenfassen. Unter diesen gehört das Sanskrit neben den aus ihm hervorgegangenen mittelindischen (Prakrits) und neuindischen Sprachen sowie Altpersisch und Avestisch zur indoiranischen (früher: arischen) Sprachgruppe. Hier wiederum zählt das Sanskrit zur indoarischen Unterfamilie, die alle auf dem indischen Subkontinent beheimateten indoeuropäischen Sprachen wie Hindi, Marathi, Gujarati und Nepali in sich begreift.

Ursprache

Die Erforschung der Entwicklung der indoeuropäischen Sprachfamilie (die Indogermanistik bzw. vergleichende Sprachwissenschaft) hat ergeben, dass das Sanskrit zusammen mit dem Altgriechischen, dem Lateinischen und den ältesten bekannten Sprachstufen der germanischen, keltischen und slawischen Sprachen auf eine gemeinsame Ursprache zurückgeht, das sogenannte Urindogermanische. Die Formen dieser angenommenen Ursprache wurden im Laufe der sprachvergleichenden Forschungen der Indogermanistik als hypothetische "Wurzeln" erschlossen (vgl. das Herkunftswörterbuch des Dudens).

Das Vorhandensein einer solchen gemeinsamen Ursprache postulierte als erster der englische Orientalist William Jones im Jahre 1786. Der methodische Beweis für die Verwandtschaft der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache gelang im Jahre 1816 dem Deutschen Franz Bopp, der somit die deutsche Indogermanistik begründete.

Urheimat

Geht man von einer gemeinsamen Ursprache der indoeuropäischen Sprachfamilie aus, der das Sanskrit angehört, so ergibt sich zwangsläufig die Frage nach eine entsprechenden Urheimat, von der die Entwicklung und Ausdifferenzierung der einzelnen Sprachen ihren Ausgang nahm. Hierüber gibt es seit langem sehr unterschiedliche Hypothesen. Zu den wahrscheinlicheren zählen heute diejenigen, die die Urheimat der indoeuropäischen Sprachfamilie etwa in der Mitte zwischen ihrer westlichsten (Südwesteuropa) und östlichsten Ausdehnung annehmen. Dies entspricht etwa dem Gebiet zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Genauere Eingrenzungen vermuten die indoeuropäische Urheimat im südlichen Kaukasus (Transkaukasien), im Steppengebiet der sogenannten Kurgankultur oder in Kleinasien (Anatolien), dem Gebiet der heutigen Türkei.

Alter und Ausbreitung

Nach heutigem Erkenntnisstand schätzt man, das die indoeuropäische Ursprache, aus der das Sanskrit hervorgegangen ist, etwa 6000 Jahr vor Christus, d.h. vor etwa 8000 Jahren, gesprochen wurde. Im Laufe der Jahrtausende breitete sich die diese Sprache sprechende Völkergruppe in alle Richtungen aus, wobei sich die Sprache der einzelnen Stämme immer weiter auseinanderentwickelte. Etwa 2500 vor Christus war der größte Teil Eurapas noch immer von nicht indoeuropäisch sprechenden Völkern besiedelt. Etwa 1000 vor Christus erreichten die indoeuropäischen Sprachen ungefähr ihr heutiges Ausbreitungsgebiet, mit Ausnahme des äußerten Westen und Nordwesten Europas. Die Einwanderung der Sanskrit bzw. vedisch sprechenden Indoeuropäischen Stämme in die Gebiete des heutigen Pakistans und des nördlichen und mittleren Indiens nimmt man etwa für die Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends an (etwa 1800 - 1200 v. Chr.).

Traditionelle indische Sicht

Abweichend von den Erkenntnissen der vergleichenden Sprachwissenschaft und Indogermanistik gibt es noch die traditionelle indische Sicht auf Sanskrit als der "Mutter aller Sprachen". Nach dieser Ansicht ist das Sanskrit kein Zweig der indoeuropäischen Ursprache, sondern selbst die Ursprache, aus der alle indischen und europäischen Sprachen hervorgegangen sind. Diese Ansicht fußt auf der Erkenntnis, dass moderne indische Sprachen wie Hindi oder Bengali aus sogenannten mittelindischen Sprachen (den Prakrits, zu denen auch das Pali gehört) hervorgegangen sind, die wiederum auf das Sanskrit bzw. die vedischen Dialekte des Sanskrit zurückgehen. Diese durchaus richtige Ansicht wurde allerdings auf die verwandten nichtindischen bzw. nichtindoarischen Sprachen übertragen, was heute aufgrund der auf dem Vergleich aller verfügbaren Quellen der ältesten indoeuropäischen Sprachen basierenden Forschung nicht mehr haltbar ist und als "indozentrische" Sicht zu bezeichnen wäre.

Sanskrit als Kultursprache

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Vedisches, klassisches und episches Sanskrit

Die ältesten (zunächst mündlich) überlieferten Sanskrittexte gehören der vedischen Literatur an, den sogenannten Samhitas (Textsammlungen) des Rig-, Yajur-, Sama- und Atharvaveda. Die Entstehungszeit dieser Texte vermutet man etwa um 1500–1200 vor Christus, womit sie zum Ältesten gehören, was an indoeuropäischer Literatur erhalten geblieben ist. Text jüngeren Ursprungs, die jedoch immer noch zur vedischen Sprachperiode zählen, sind die Upanishaden, Aranyakas und Brahmanas.

Das vedische Sanskrit ist somit die älteste uns bekannte Sprachstufe des Sanskrit, die um etwa 400 vor Christus von dem Grammatiker Panini in seiner Ashtadhyayi genannten Grammatik des Sanskrit beschrieben wurde. Eine Besonderheit des Vedischen waren die drei melodischen Tonhöhen oder Akzente (Udatta, Anudatta und Svarita) sowie eine größere Formenvielfalt der Deklinations- und Konjugationsendungen (Vibhakti).

Gleichzeitig erfasste und kodifizierte Panini die Regeln des zu seiner Zeit in gebildeten (Shishta) Kreisen gesprochenen Sanskrits, das von da an als das sogenannte klassische Sanskrit bis auf den heutigen Tag an Universitäten in Indien und der ganzen Welt gelehrt wird. Dies ist die Sprache der "klassischen" Sanskritliteratur, der Dichtung (Kavya), Puranas und sämtlicher Wissenschaften oder Shastras wie etwa der Rechtslehre (Dharmashastra), Astrologie (Jyotisha), Medizin (Ayurveda), Grammatik (Vyakarana) sowie der philosophischen und religiösen Literatur.

Schließlich unterscheidet man vom vedischen und klassischen Sanskrit noch das epische Sanskrit, die Sprache der beiden großen indischen Epen Ramayana und Mahabharata, die im Kern ebenfalls auf mündliche Überlieferungen zurückgehen. Das epische Sanskrit weicht gelegentlich in seinen Bildungen vom klassischen Sanskrit ab und wird daher als eigenständige Literatursprache angesehen.

Buddhistisches und tantrisches Sanskrit

Darüber hinaus spricht man noch von einem buddhistischen oder "hybriden" Sanskrit, das ebenfalls in bestimmten Wortformen und -bedeutungen sowie grammatischen Bildungen vom klassischen Sanskrit abweicht. Die ältesten buddhistischen Texte (ebenso wie die der Jainas) sind allerdings nicht in Sanskrit, sondern im mittelindischen Dialekt des Pali abgefasst. Zur Zeit des historischen Buddha (ca. 500 vor Christus), der selbst kein Sanskrit sprach, wurde dieses bereits nicht mehr vom einfachen Volk gesprochen (und verstanden) und blieb fortan den Priestern (Brahmanen) und Gelehrten (Pandita) vorbehalten.

Erst die späteren buddhistischen Gelehrten, die ihre Lehren im philosophischen Diskurs gegen die brahmanisch-orthodoxen oder andere Lehrmeinungen behaupten wollten, kehrten wieder zum Sanskrit zurück, das mittlerweile im gesamten indischen Raum eine Art gelehrte Verkehrssprache oder "Lingua franca" geworden war, vergleichbar dem Lateinischen im Europa des Mittelalters oder dem Altgriechischen im Mittelmeergebiet der vorrömischen Zeit.

Auch die Texte der mittelalterlichen tantrischen Literatur folgen mitunter den Regeln des als Hochsprache kodifizierten klassischen Sanskrits nur bedingt, da ihre Verfasser weniger Sanskritgelehrte als praktizierende Mystiker waren, die die strikten Regeln des klassischen Sanskrits gegebenenfalls den metrischen Erfordernissen ihrer ursprünglich ohnehin geheimen (esoterischen) Texte unterordneten.

Sanskrit als heilige und mystische Sprache

Kommt man nach Indien, so gilt dort das Sanskrit nach wie vor als heilige Sprache, der selbst von der jüngeren Geration in der Regel noch höchster Respekt gezollt wird. Je nach Grad und Art der (Aus-)Bildung können noch immer viele Inder Sanskritverse, Gebete und Mantras auswendig, und die Amtssprache der Priester der Hauptströmungen der hinduistischen (brahmanisch-orthodoxen) Religionen (also mit Ausnahme der Sikhs, Jainas und Buddhisten) ist nach wie vor das Sanskrit. Alle wichtigen Riten und Zeremonien (Samskara) anlässlich von Geburt, Namensgebung, Hochzeit und Tod werden traditionell von der Rezitation mitunter mehrtausendjähriger Sanskritformeln (Mantra) und -gebeten begleitet.

Sprache der Götter

Aus indischer Sicht spricht bzw. sprach man seit Menschengedenken Sanskrit, die einzige Sprache, die die Götter verstehen und die ihnen wohlgefällig ist. Bei allen vedischen Ritualen wurde und wird daher auf eine äußerst korrekte Aussprache des Sanskrit geachtet, da bei eventuellen Fehlern oder Nachlässigkeiten der Erfolg des Rituals in Frage steht oder, schlimmer noch, ein negatives Ergebnis zu befürchten wäre.

Demgegenüber besteht die feste Gewissheit, dass ein korrekt ausgeführtes Ritual, dessen wesentlichstes Element seit der vedischen Zeit die Rezitation von Sanskritversen und -Mantras ist, die Götter geradezu "zwingt", den Wünschen des Opfernden zu entsprechen. Diese Überzeugung liegt nahezu jeder mystischen Praxis zugrunde, und die alten epischen und puranischen Texte sind voll von Geschichten über Asketen (Tapasvin) und weise Männer (Muni), die aufgrund ihrer strikten spirituellen Praxis und der dadurch gewonnenen Kraft die Götter veranlassten, ihnen einen oder mehrere Wünsche (Vara) zu gewähren.

Selbst die Dämonen (Asura), die naturgemäß die ewigen Widersacher der Götter (Sura) sind, konnten auf diese Weise mythische Gaben oder die Erfüllung ihrer Wünsche von den Göttern erlangen. Besonders bekannt ist die Geschichte des Dämonenfürsten Ravana, die im Epos Ramayana erzählt wird. Dieser übte 10 000 Jahre lang Buße (Tapas), indem er dem Schöpfergott Brahma am Ende von jeweils 1000 Jahren einen seiner zehn Köpfe opferte, um als Gegengabe die Unsterblichkeit (Amrita) zu erlangen. Dieser Wunsch wurde ihm gewährt, bevor er seinen letzten Kopf opfern musste, allerdings mit der Einschränkung, dass er zwar weder von einem Gott noch von himmlischen Wesen, jedoch von einem Menschen getötet werden könne. Diese Prophezeiung erfüllte der menschgewordene Gott Vishnu in seiner Inkarnation als Rama.

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Siehe auch

Literatur zum Thema Sanskrit und Sanskrit Grammatik

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