Pali
1. Pali (Pali: पाऴि pāḷi f.) eine mittelindische Sprache, eine Form des Prakrits. Das Wort pāḷi bedeutet soviel wie "Text" und ist eine Verkürzung aus pāḷi-bhāsā "die Sprache (bhāsā) der Texte (pāḷi)", d.h. der frühbuddhistischen Texte des Theravada-Buddhismus. Pali ist somit in erster Linie eine Literatursprache, und zwar der ältesten buddhistischen Texte, die in ihrer Gesamtheit unter der Bezeichnung "Tripitaka" (Dreikorb) bekannt sind.
Innerhalb der Pali-Tradition wurde Pali auch als Magadhi bezeichnet, d.h. als die im Lande Magadha (etwa das Gebiet des heutigen Bihar) gesprochene Sprache. Der historische Buddha hielt sich zu großen Teilen in diesem Gebiet auf, und so wird angenommen, dass er im dortigen Dialekt des Prakrits gelehrt hat. Nähere Angaben zu sprachlichen Besonderheiten des Pali finden sich unter Prakrit.
2. Pali (Sanskrit: पालि pāli und पाली pālī f.) Ohrläppchen, das äußere Ohr; Rand, Kante, Seite; Reihe; Damm; Kochtopf; ein bestimmtes Hohlmaß; eine zugemessene Portion; Schoß; Zeichen; Laus; eine Frau mit einem Bart.
Pali, die Sprache des Buddhismus
Die Sprache Pali verdankt seine Entstehung Gautama Buddha und seinen Jüngern, die die Sprache hauptsächlich verbreiteten. Pali gilt als eine kardinale, alte Sprache Indiens, die zur mittleren indoarischen Sprache oder Prakrit von Indien gehört. Sie ist weit verbreitet und gilt als die Sprache der am ältesten erhaltenen buddhistischen Schriften, wie im Pali-Kanon oder Tipitaka zusammengetragen und wie die liturgische Sprache des Theravada-Buddhismus. Die geheiligten und geweihten Schriften des Buddhismus sind uneingeschränkt in der alten Pali-Sprache verfasst. Pali steht wortwörtlich für "sakraler Text".
Man nimmt an, dass Gautama Budda die Gewohnheit hatte, Pali lautlos vor sich hinzusprechen, daher gilt der Pali-Kanon als eine der wahrhaftigsten Versionen der Predigten, die von Buddha überliefert sind. Buddhistische Schriften in Pali werden generell als "Tipitaka" bezeichnet, welches für "dreifacher Korb" steht. Diese drei Körbe des Grundgesetzes sind weiter unterteilt in: Vinaya-Pitaka (die Regelsammlung für Mönche), Sutta-Pitaka (Hauptwerk der gesammelten Lehren) and Abhidhamma-Pitaka (fortgeschrittene Lehren).
Pali trägt in sich eine reichhaltige historische Entwicklung und einen Reifungsprozess, den Forscher weltweit immer noch untersuchen. Als die arisch sprechende Bevölkerung ca. 2.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung nach Nord-Indien zog, überführten sie zahlreiche Variationen der arischen Sprache. Aus einigen dieser Dialekte entstanden später literarische Formen (z. B. mit Grammatik). Davon war der wichtigste Dialekt Sanskrit. Dank legendärer Grammatiker, die ca. 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung lebte, erhielt Pali, welches wortwörtlich "die feine Sprache" bedeutet, ein formalistisches Antlitz.
Im Zusammenhang mit Pali kommt eine andere Sprache, Maghadhi, in die öffentliche Betrachtung. Maghadi, welches in den östlichen Teilen von Nord-Indien gesprochen wurde, wurde ziemlich schnell populär und war wahrscheinlich die bevorzugt angewandte Sprache von Buddha. Genau diese Sprache hat sich entwickelt, ist in eine Schriftsprache gereift und wird nun "Pali" genannt. Das Wort "Pali" steht auch für "Text" und das Vokabular trägt eine besondere Bedeutung für das Studium des Buddhismus in sich, denn die Worte sind ideal konzipiert für die Anforderungen von Buddhas Lehren. Zum Beispiel ist das Wort "Dhamma" in der Pali-Sprache ausschließlich für Buddhas Ideen und Ideale bestimmt. Dahingegen wird das Wort "Dharma" in Sanskrit sehr vielseitig benutzt – es wird für physische und moralische Lehren verwendet, in allgemeinen Lehren und sogar für die Gesetze der Natur gebraucht.
Bei dem Pali-Wort "Kamma" verhält es sich genauso. Dies ist das von Buddha statuierte moralische Gesetz. In Sanskrit integriert das Wort "Karma" hinduistisch theistische Ideen. Das untermauert, dass Pali die Sprache des Theravada Buddhismus ist und dass sie definitiv nicht aus dem Sanskrit entstanden ist. Die Pali-Sprache wird die "Sprache der Menschheitsphilosophie" genannt. Das ist auch deshalb so, weil die Sprache weltweit die meiste auf Religion und Philosophie basierende Literatur aufweist.
Pali dient hauptsächlich als geschriebene Sprache, obwohl es keine eigene, besondere Schrift besitzt. Obwohl Handelsverbindungen zuerst entwickelt wurden, verbesserten buddhistische Mönche und königliche Gesandte den Sprachgebrauch in der gesamten Region. Pali war über tausend Jahre lang auch die Verkehrssprache der buddhistischen Länder des südlichen und des süd-östlichen Asiens. Jedes Land entwickelte darauffolgend seine eigene Pali Literatur und Chroniken.
Besonders, wenn die die Pali-Sprache von Mönchen gechantet wird, erlebt man die fast immer belebenden Qualitäten, die angenehm, rhythmisch, lieblich und blühend im Ohr klingen. Die zugrunde liegende Persönlichkeit des Buddha tritt klar in der Tripitaka der Pali-Sprache zu Tage.
Das Wort "Pali" bezeichnet "Linie" oder "(kanonischen) Text". Es ist anerkannt, dass dieser Name der Sprache seine Ursprünge in den Kommentartraditionen hat. Dort wird das Wort "Pali" differenziert von den Kommentaren und dem Volksmund. Infolgedessen hatte der Namen der Sprache zu Debatten und Auseinandersetzungen unter den Gelehrten aller Altersgruppen geführt. Die Schreibweise des Namens variiert bis heute. Es liegt bis heute keine einzige Standard-Schreibweise des Begriffs vor. Man findet alle vier Schreibweisen in den Texten.
Pali gehört als Literatur-Sprache zu der Familie der Prakrit-Sprachen. Als die kanonischen Texte während des 1. Jahrhunderts vor der Zeitrechnung in Sri Lanka verfasst wurden, stand Pali kurz davor als eine lebendige Sprache zu gelten. Wenn man die Kommentare dazu betrachtet, ist das allerdings nicht der Fall gewesen. Trotz außergewöhnlicher Forschungen und Untersuchungen (zu dem Problem), herrscht immer noch Verwirrung hinsichtlich der Wechselbeziehungen von Pali zu dem gesprochenen Jargon im alten Königreich von Magadha.
Pali als eine mittel indo-arische Sprache variiert zu Sanskrit und zwar nicht so sehr bezüglich der Zeit ihres Ursprungs, sondern eher zu ihrem dialektischen Ursprung. Das erklärt sich dadurch, dass etliche ihrer morphologischen und lexikalischen Merkmale darauf hinweisen, dass sie keine direkte Fortsetzung des rigvedischen Sanskrit ist. Auf der anderen Seite wird betont, dass die Pali-Sprache von einem Dialekt (oder eine Reihe von Dialekten) abstammt, welche – abgesehen von vielen Ähnlichkeiten – unterschiedlich vom Rigvedischen sind.
Frühe Buddhisten meinten, dass die Pali-Sprache linguistische Ähnlichkeiten mit dem alten Maghadi in sich trug oder hielten sie sogar für eine direkte Erweiterung der Sprache. Viele Theravidin-Quellen interpretieren die Pali-Sprache sogar als "Magadhan" oder als die "Sprache von Maghada". Dies schafft weitere Probleme, da die ashokanischen Inschriften der späteren Form von Maghadhi (3. Jahrhundert vor Christus) in östlich-indischer Sprache sind, während Pali den westlich-indischen Inschriften am ehesten entspricht.
Jedoch wird auch angenommen, dass das altertümliche Magadha im Westen des alten Indien angesiedelt war. Es existieren zahlreiche außergewöhnliche Ähnlichkeiten zwischen Pali und Ardhamagadhi (halb Magadhi); einer alten Form von Maghadi, die in alten jainischen Texten erhalten ist. Ardhamagadhi unterscheidet sich vom östlichen Prakrit der Ashokan Inschriften in genau den gleichen Punkten wie Pali. Zum Beispiel, verändert man in Ardhamagadhi das "R" auch nicht in ein "L" und in der Substantivierung zeigt sich die Endung "–o" anstelle des "–e" im östlichen Prakrit an vielen metrischen Stellen. Diese Ähnlichkeit ist nicht bloß ein Zufall der Natur, wie Mahavira, der 24. Tirthankara des Jainismus in der gleichen Region (Magadha) predigte, in der auch Gautama Buddha tätig war.
Was auch immer Buddha für eine Beziehung zu der Aussprache von Pali hatte, der Pali-Kanon wurde schließlich vollständig transkribiert und konserviert, wohingegen die dazugehörige kommentierende Tradition, (nach den Informationen von Buddhaghosa, ein Theravin Buddhist Kommentator und Gelehrter) in Singhalesisch übersetzt und in regionalen Sprachen über mehrere Generationen konserviert wurde. Jedoch wurde die Sprache Pali in Indien als literarische und religiöse Sprache schließlich durch Sanskrit ersetzt, nachdem der großartige Gelehrte Panini das klassische Sanskrit konzeptualisiert hatte.
In der heutigen Zeit wird die Pali Sprache in erster Linie studiert, um die buddhistischen Schriften flüssig zu erfassen und aufzunehmen. Und es wird in Zeiten ritueller Kontexte immer wieder gechantet. Die säkulare Literatur des Pali, historische Chroniken, medizinische Texte und Inschriften, sind auch von immenser historischer Bedeutung. Bedeutende Pali Lernzentren sind gegenwärtig in den Theravada-Nationen von Süd-Ost-Asien, bestehend aus Myanmar (auch bekannt als Burma), Sri Lanka, Thailand, Laos und Kambodscha.
Beginnend mit dem 19. Jahrhundert haben zahlreiche soziale Ordnungen für die Wiederauflebung der Pali-Studien in Indien gesorgt, die Sprache und ihre Literatur, und das wohl am deutlichsten von der Maha Bodhi Society, die von Anagarika Dhammapala gegründet wurde.
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Verschiedene Schreibweisen für Pali
Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Pali auf Devanagari wird geschrieben " पालि ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " pāli ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " pAli ", in der Velthuis Transkription " paali ", in der modernen Internet Itrans Transkription " pAli ".
Ähnliche Sanskrit Wörter wie Pali
Hier einige Links zu Sanskritwörtern, die entweder vom Sanskrit oder vom Deutschen her ähnliche Bedeutung haben wie Pali oder im Deutschen oder Sanskrit im Alphabet vor oder nach Pali stehen:
Siehe auch
- Palin
- Palinda
- Palindi
- Dipavamsa
- Mahavamsa
- Chulavamsa
- Indische Sprachen
- Indische Schriftsysteme
- Schriftzeichen
- Lingua franca
Quelle
- Carl Capeller: Sanskrit Wörterbuch, nach den Petersburger Wörterbüchern bearbeitet, Strassburg : Trübner, 1887
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