Wahrhaftigkeit

Aus Yogawiki

Wahrhaftigkeit heißt das auszudrücken, was man für wahr erkannt hat. Wahrhaftigkeit bedeutet das zu sagen, was man denkt und das zu tun, was man sagt. Wahrhaftigkeit gehört zu den wichtigsten ethischen Prinzipien überhaupt.

Die Geschichte von der Wahrhaftigkeit 1.jpg

Im Yoga ist Wahrhaftigkeit Satya, also das, was in Sat, der Wahrheit, verwurzelt ist und zur höchsten Wahrheit führt. Wer Sat, die Höchste Wahrheit erfahren will, muss auch im Alltag Satya leben. Satya, Wahrhaftigkeit, muss allerdings modifiziert werden durch Ahimsa, Nichtverletzen. Ahimsa Parama Dharma – Nichtverletzen bzw. Mitgefühl ist die Höchste Tugend, betonen die Yoga Meister immer wieder. Und man muss sich bewusst sein, dass die Relative Welt verschiedene relative Wahrheiten hat. Satya, Wahrhaftigkeit, kann also in verschiedenen Kontexten verschiedenes bedeuten.

Wahrhaftigkeit - eine Tugend. Was ist Wahrhaftigkeit ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Wahrhaftigkeit gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Wahrhaftigkeit ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.

Wahrhaftigkeit als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Wahrhaftigkeit ist im Yoga ein ganz wichtiger Begriff und ich bin ja Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer. Wahrhaftigkeit ist aber nicht nur im Yoga wichtig, sondern Wahrhaftigkeit ist ein übergeordneter Wert. Man kann sagen, alle Religionen betonen den Wert von Wahrhaftigkeit. Wir finden es im Alten Testament in den zehn Geboten: „Du sollst nicht lügen.“ Du findest es auch im Christentum, Jesus betont es immer wieder in seinen Gleichnissen. Du findest es im Buddhismus, du findest es im Islam, du findest es im Hinduismus, du findest es im Taoismus, im Konfuzianismus, Wahrhaftigkeit ist ein wichtiger Wert. Im Yoga gibt es den Ausdruck „Satyam“. Satyam heißt Wahrhaftigkeit. Interessanterweise, im Yoga hängt der Ausdruck „Satyam“ auch zusammen mit dem Ausdruck „Sat“. Sat heißt Wahrheit, Wahrheit jetzt nicht nur im Sinne von: „Was ist wahr, was ist falsch? Z.B., wo befinde ich mich? Wahrheit wäre, ich befindet mich gerade in meinem Büro und in diesem Büro habe ich ein Aufnahmegerät installiert, ich habe eine Matratze reingetan, um den Hall zu vermindern, ich habe ein Tuch hinter mich gegeben usw. Das wäre also die Wahrheit über diese Aufnahmesituation. Aber das ist jetzt nicht, was wirklich unter Sat gemeint ist. Sat ist die höchste Wahrheit, Sat ist letztlich das göttliche Selbst, Sat, die Wahrheit, die ewige, die unendliche, die erfahrbar ist. Und Satya ist zum einen das, was aus dieser höchsten Wahrheit kommt und Satya ist das, was zur höchsten Wahrheit führt. Wenn man die höchste Wahrheit erfahren will und letztlich ist das das Ziel des Menschseins, dann gilt es auch im Alltag, Wahrheit zu leben. Du kannst nicht die höchste Wahrheit erfahren, indem du lügst und betrügst, daher, Satya. Patanjali, der Autor des großen Yoga Sutra, in dem das Konzept der fünf Yamas genauer ausgeführt wird, sagt: „Wenn du glücklich sein willst und wenn du höhere Erkenntnis haben willst, dann halte dich an die ethischen Vorschriften, die Yamas.“ Und das sind eben Satya – Wahrhaftigkeit, Ahimsa – Nicht-Verletzen, Asteya – Ehrlichkeit und Nicht-Betrügen, Nicht-Stehlen, Brahmacharya – Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens, und Aparigraha – Unbestechlichkeit. Er sagt: „Wer sich nicht an diese ethischen Vorschriften hält, der wird in grenzenloses Leid und Unwissenheit gestürzt werden.“ Der Mensch hat in sich eingebaut einen moralischen Kompass, wenn du glücklich sein willst, dann musst du auch ethisch sein. Das hat auch schon Aristoteles gewusst und die Evolutionsbiologen sagen das heutzutage auch, der Mensch hat von Natur aus den Wunsch, Gutes zu bewirken, er will etwas Gutes sein für andere Menschen und er hat das tiefe Bedürfnis nach Wahrhaftigkeit. Das ist ja auch ein Grund, weshalb das in allen Gesellschaften als Wert gilt. Daher, um glücklich zu sein und um höheres Wissen zu haben, ist Wahrhaftigkeit wichtig. Auch um ein reines Gewissen zu haben und auch, um den Geist ruhig zu bekommen, wenn du dem einen Mensch das eine erzählst, dem zweiten Mensch das andere, dem dritten das dritte, und das vierte ist die Wahrheit, musst du ständig überlegen: „Was habe ich dem erzählt? Was habe ich dem erzählt? Was habe ich dem erzählt? Wie kann ich den Schein aufrechterhalten?“ Normalerweise ist am einfachsten, man hält sich an Wahrhaftigkeit, dann ist das Leben einfacher. Nicht immer kommst du so schneller zum Ziel, aber Ehrlich währt am längsten. Daher auch noch etwas Weiteres, auch langfristiger Erfolg braucht Wahrhaftigkeit. Gerade heutzutage in einer offenen Gesellschaft, in einer Gesellschaft, wo Internetkommunikation sehr schnell ist, da fliegt es auf, wenn du betrügst und lügst, Wahrhaftigkeit ist dort am besten. Wenn dein Handeln und dein Denken, dein Fühlen und dein Sprechen übereinstimmen, dann spricht sich das irgendwann rum. Kurzfristigen Vorteil kannst du haben, indem du lügst. Kurzfristigen Vorteil magst du haben, wenn du extrem übertreibst. Kurzfristigen Vorteil kannst du bekommen, wenn du etwas vorgibst, zu sein, was du nicht bist. Aber langfristig, langfristig kannst du am meisten Erfolg haben, indem du wahrhaftig bist. Jeder Akt der Wahrhaftigkeit ist wie eine Investition in die Zukunft, Glaubwürdigkeit ist etwas Wichtiges, Vertrauenswürdigkeit ist etwas Wichtiges. Und das ist ein Kapital, auf das du langfristig bauen kannst. In diesem Sinne, deine Fähigkeit, auch künftig etwas zu bewirken, wird dadurch gefördert, dass du Wahrhaftigkeit übst, dass du Ehrlichkeit übst, dass du Offenheit übst. So viele Gründe für Wahrhaftigkeit. Es gibt bestimmte Grenzen für Wahrhaftigkeit und die Grenze für Satya ist Ahimsa. Im Yoga sagt man: „Ahimsa Paramo Dharma. Nicht-Verletzen ist die höchste Pflicht.“ Und das soll heißen, dass, wenn Ahimsa und Satya im Widerspruch sind, dann wirst du manchmal schweigen müssen. So wie es das alte Sprichwort gibt, das es in verschiedenen Kulturen gibt, man findet es im Talmud, man findet es im Islam, man findet es in der Manu Smriti: „Wenn du überlegst, etwas zu sagen, überlege erst, ist es wahr? Wenn es nicht wahr ist, dann schweige. Zweitens, ist es hilfreich? Wenn etwas nicht hilfreich ist, dann schweige. Ist es nutzbringend? Wenn es nicht nutzbringend ist, dann schweige.“ Also, sage keine Unwahrheit, aber du musst nicht jede Wahrheit sagen. Wenn dich z.B. jemand irgendetwas fragt und du hast nicht viel Zeit und die Wahrheit wäre, du findest es ganz grässlich, dann wirst du entweder den Mund halten oder es irgendwie umschreiben, um den anderen nicht zu verletzen. Manchmal, um den anderen nicht zu verletzen, musst du schweigen oder die Wahrheit so formulieren, dass es für den anderen erträglich ist. In diesem Sinne, du solltest nicht lügen, du solltest nicht irgendetwas behaupten, was nicht stimmt. Aber im Sinne von Wahrhaftigkeit kannst du auch das, was wahr ist, auf eine solche Weise sagen, dass der andere etwas damit anfangen kann. In diesem Sinne, Satya, Ahimsa und Asteya sind von den fünf Yamas die wichtigsten, Nicht-Verletzen, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit. Dann kommt natürlich noch Brahmacharya, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens, und Aparigraha, Unbestechlichkeit, hinzu. Wenn du dich an diese Werte hältst, dann kannst du dich der Gottverwirklichung nähern, dann wirst du auch deinen Geist schrittweise klarer bekommen, du wirst mehr Ruhe des Geistes haben, du wirst mehr Freude spüren und du hast eine größere Wirkungsmacht, denn wer ethisches Verhalten hat, der bekommt auch größeren Vertrauensvorschuss und kann auf diese Weise mehr bewirken.

Wahrhaftigkeit in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Wahrhaftigkeit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Wahrhaftigkeit

Ähnliche Eigenschaften wie Wahrhaftigkeit, also Synonyme zu Wahrhaftigkeit sind z.B. Offenheit, Ehrlichkeit, Nichtlügen, Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Integrität, Unbestechlichkeit, Rechtschaffenheit, Unbescholtenheit, Makellosigkeit, Einfachheit, Schlichtheit, Freimut, Geradlinigkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Wahrhaftigkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Rücksichtslosigkeit, Herzlosigkeit, Härte, Gefühlskälte, Mitleidlosigkeit, Schroffheit, Hartherzigkeit, Gnadenlosigkeit, Bedenkenlosigkeit, Unerbittlichkeit, Unnachgiebigkeit, Unbeugsamkeit. Daher braucht Wahrhaftigkeit als Gegenpol die Kultivierung von [[]].

Gegenteil von Wahrhaftigkeit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Wahrhaftigkeit, Antonyme zu Wahrhaftigkeit :

Wahrhaftigkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Wahrhaftigkeit

Wahrhaftigkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Wahrhaftigkeit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Wahrhaftigkeit zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Wahrhaftigkeit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein wahrhaftigerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Wahrhaftigkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: Ich entwickle Wahrhaftigkeit.
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin wahrhaftig.

Affirmationen zum Thema Wahrhaftigkeit

Hier einige Affirmationen für mehr Wahrhaftigkeit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.

Klassische Autosuggestion für Wahrhaftigkeit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin wahrhaftig.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin wahrhaftig. Om Om Om.
  • Ich bin ein Wahrhaftiger, eine Wahrhaftige OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Wahrhaftigkeit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin wahrhaftig " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Wahrhaftigkeit.
  • Ich werde wahrhaftig.
  • Jeden Tag werde ich wahrhaftiger.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Wahrhaftigkeit.

Dankesaffirmation für Wahrhaftigkeit

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag wahrhaftiger werde.

Wunderaffirmationen Wahrhaftigkeit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr wahrhaftig. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Wahrhaftigkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr wahrhaftig zu sein.
  • Ich bin jemand, der wahrhaftig ist.

Gebet für Wahrhaftigkeit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Wahrhaftigkeit :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Wahrhaftigkeit
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein wahrhaftiger Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Wahrhaftigkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe

Was müsste ich tun, um Wahrhaftigkeit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Wahrhaftigkeit zu entwickeln?
  • Wie könnte ich wahrhaftig werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Wahrhaftigkeit.
  • Angenommen, ich will wahrhaftig sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre wahrhaftig, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Wahrhaftigkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als wahrhaftiger Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Wahrhaftigkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Wahrhaftigkeit

Literatur

Weblinks

Seminare

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Meditation

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