Hatha Yoga: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. September 2012, 16:13 Uhr
Hatha Yoga (Sanskrit: हठयोग haṭhayoga m.) ist der körperorientierte Teil des Yoga. ha heißt Sonne, „ṭha“ heißt Mond. Yoga heißt Einheit/Harmonie. Hatha Yoga ist also die Harmonisierung der beiden Grundenergien in unserem System, der aktivierenden, wärmenden und der aufbauenden, kühlenden Energie. Hatha als ganzes Wort heißt auch Anstrengung.
Hatha Yoga sagt, dass der Körper der Tempel der Seele ist und als solcher gepflegt werden sollte, ohne ihn allerdings für das Wichtigste zu halten. Hatha Yoga sieht den Menschen also als Ganzes. Hatha Yoga richtet sich nicht nur an den physischen Körper, sondern auch an die Energiehülle (Pranamaya Kosha) und die geistig-emotionale Hülle (Manomaya Kosha).
Ziele
In der Hatha Yoga Pradipika (einer der wichtigsten klassischen Hatha Yoga Schriften) heißt es, dass der Hauptzweck des Hatha Yoga die Befähigung zum Raja Yoga, der Herrschaft über den Geist ist. Die Hatha Yoga Pradipika sagt, dass Hatha Yoga die Grundlage aller anderen Yoga Pfade ist. Hatha Yoga ist eigentlich ein Teil von Kundalini Yoga, der wiederum ein Teil vom Raja Yoga ist. Regelmäßige Übung der Hatha Yoga Praktiken führt oft zu einer inneren Öffnung, welche zu tiefen Erfahrungen und einem Interesse für spirituelle Gesichtspunkte führen kann.
Wirkungen
Hatha Yoga wirkt immer körperlich, geistig und energetisch. Möglichst genau und mit Achtung vor nach Tagesform persönlichen Grenzen geübt - wird Hatha Yoga »Zuflucht für die von Schmerzen Geplagten«, sagt eine uralte Schrift (=P?).
Hatha Yoga kann dienen als:
- Fitnesstraining
- Krankheitsvorbeugung
- Therapie und Heilmethode
- Mittel zur Stressvorbeugung und Abbau von Stress
- Mittel zur Erweckung von parapsychologischen Fähigkeiten
- körperorientierte Psychotherapie
- spirituelle Disziplin
Dabei kann Hatha Yoga von der postoperativen Krankengymnastik bis zum Hochleistungssport sehr gut angepasst werden. Es können "neutrale" rein körperlich orientierte Übungen, oder hochspiritrualisierte, bzw. energetische betonte Übungsreihen praktiziert werden.
Die fünf Säulen des Hatha Yoga
Die Hauptpraktiken im Hatha Yoga - auch die "fünf Säulen des Hatha Yoga" genannt, sind:
- Asanas (Yoga Stellungen)
Asanas sind Körperübungen, bei denen eine bestimmte Stellung eine zeitlang ruhig gehalten wird. Dadurch werden die inneren Selbstheilungskräfte aktiviert, der Körper gestärkt und der Geist ruhig und zentriert.
- Pranayama (Atem Übungen)
Die Atmung ist ein Spiegel unserer körperlichen und geistigen Verfassung. Durch bewusste Atem-Techniken, Training und Steuerung des Atems kann man die eigene Gemütsverfassung und den Geisteszustand wirkungsvoll in positive Schwingung bringen. Atemtechniken und spezielle yogische Reinigungstechniken (Kryias, siehe: Kundalini Yoga) beugen Krankheiten vor und wirken heilsam auf Körper, Geist und Seele.
- Shavasana (Tiefenentspannung)
Während der Tiefenentspannung werden systematisch alle Teile des Körpers und des Geistes entspannt. Dabei werden Stresshormone abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet. Der Kreislauf kommt zur Ruhe, Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Magenprobleme, Verdauungskrankheiten und anderen Krankheiten wird vorgebeugt. Geistige Klarheit und innere Ausgeglichenheit erfolgen.
- Richtige Ernährung
Zum Hatha Yoga gehört auch eine gesunde und leicht verdauliche Ernährung. Dabei geht es vor allem darum, mit der Nahrungsaufnahme möglichst viel positive Energie und Kraft aufzunehmen. Yogische Ernährung ist deshalb sattwig: Sie ist rein vegetarisch und besteht hauptsächlich aus frischen, unbehandelten Lebensmitteln.
- Positives Denken und Meditation
Unsere Gedanken sind die Quelle aller manifesten Erscheinungen und Erfahrungen. Darum gehört zum Hatha Yoga auch die bewusste Steuerung des Denkens. Im Hatha Yoga lernt man durch Entspannung, Konzentration und positive Affirmationen, seinen Geist positiv zu stimulieren. Denn: Positive Gedanken erzeugen positive Schwingungen und schließlich glückliche, gesunde und freudige Lebenserfahrungen. Meditation hilft uns, den Geist zur Ruhe zu bringen und zu lernen, ihn gezielt in eine bestimmte Richtung zu lenken, um damit die Ereignisse in unserem Leben positiv zu nutzen. ---
Entstehung... geschichtlicher Vortrag [1]
Swami Sivananda über Hatha Yoga
Hatha Yoga bezieht sich auf die Beherrschung der Atmung (Pranayama), Asanas, Bandhas und Mudras. 'Ha' und 'tha' bedeuten die Vereinigung der Sonne und des Mondes, die Vereinigung von Prana und Apana Vayus. 'Hatha' ist gleichzusetzen mit jeder Handlung, die so lange hartnäckig ausgeführt wird, bis das angestrebte Ziel bzw. Ende erreicht ist. Trataka, das Stehen auf einem Bein, (eine Form von Tapas) und ähnliche Stellungen gehören alle zur Hatha Yoga Praxis. Hatha Yoga ist untrennbar mit dem Raja Yoga verbunden. Raja Yoga beginnt dort, wo Hatha Yoga endet. Raja Yoga und Hatha Yoga sind miteinander verflochten. Raja Yoga und Hatha Yoga sind die notwendigen Gegenspieler des jeweils anderen. Niemand kann ein perfekter Yogi werden, ohne Kenntnisse von diesen beiden Yoga-Formen zu haben. Hatha Yoga bereitet den Schüler auf Raja Yoga vor.
Ein Hatha Yogi beginnt sein Sadhana mit dem Körper und Prana (der Atmung); ein Raja Yogi beginnt sein Sadhana mit seinem Geist; ein Jnana Yogi beginnt sein Sadhana mit Buddhi, d.h. dem InteLink-Textllekt und Willen.
Ein Hatha Yogi erlangt Siddhis (psychische Kräfte), indem er Prana und Apana vereint und das vereinte Prana-Apana durch die sechs Chakras (Zentren der spirituellen Energie) zum Sahasrara-Chakra am Scheitel des Kopfes leitet. Ein Raja Yogi erlangt Siddhis durch Samyama, d.h. der gleichzeitigen Ausübung von Dharana, Dhyana und Samadhi. Ein Jnana Yogi erlangt Siddhis durch reine Willenskraft oder Sat-Sankalpa. Ein Bhakta erlangt Siddhis durch Selbstaufgabe und die konsequente Minderung seiner Würde. Kriyas, Neti, Dhauti, Nauli, Basti, Tratak und Kapalabhati gehören zum Hatha Yoga. Nicht alle Menschen müssen diese Kriyas praktizieren. Besonders diejenigen, deren Körper sehr viel Phlegma aufweist, sollten diese Kriyas praktizieren. Man sollte sie unter der Anleitung eines erfahrenen Hatha Yogi erlernen. Hatha Yoga selbst ist nicht das Ziel. Es ist lediglich ein auf ein Ziel ausgerichtetes Hilfsmittel. Nachdem man einen guten Gesundheitszustand erreicht hat, sollte man zu Raja Yoga übergehen.
Praktiziere Asana, Kumbhaka, Mudra und erwecke die Kundalini. Bringe diese dann über die Chakras in der Sushumna zu Sahasrara. Oh ihr Kinder des Lichts! Möchtet ihr denn nicht den Nektar der Unsterblichkeit trinken?
Bruder und Schwester! Erlange gute Gesundheit. Wie kannst du ohne Gesundheit leben? Wie kannst du ohne Gesundheit etwas erreichen? Wie kannst du ohne Gesundheit im Yoga oder bei irgendeiner anderen Unternehmung erfolgreich sein? Praktiziere Hatha Yoga und du wirst eine strahlende Gesundheit erlangen. Koste den Nektar in Sahasrara und lebe im Reich der Unsterblichkeit von Siva.
Yoga Asanas
Gesundheit ist Reichtum. Gesundheit ist in der Tat ein begehrenswerter Besitz. Gute Gesundheit ist für jedermann ein wertvolles Vermögen. Sie kann durch das regelmäßige Üben von Yoga Asanas erreicht werden.
Die Ausübung von Asanas bringt die Emotionen unter Kontrolle, erzeigt geistigen Frieden, sorgt für die gleichmäßige Verteilung von Prana im Körper und in den verschiedenen Systemen, unterstützt die Aufrechterhaltung der gesunden Funktionen der inneren Organe und massiert die verschiedenen Bauchorgane. Körperliche Übungen entziehen dem Körper eigentlich Prana (Energie), aber die Asanas bringen Prana in den Körper. Das Praktizieren von Asanas heilt viele Krankheiten und erweckt Kundalini Shakti. Dies sind die Hauptvorteile des yogischen Systems von Körperübungen, die kein anderes System hat.
Praktiziere täglich wenigstens eine Viertelstunde lang einige Asanas. Dadurch wirst du strahlende Gesundheit erlangen. Praktiziere regelmäßig. Regelmäßigkeit ist überaus wichtig. Praktiziere Bhujang, Salabh, Dhanur, Sarvang, Hala und Paschimottasan Asanas. Bhujang, Salabh und Dhanur beseitigen Verstopfung und muskuläre Rückenschmerzen. Sirsh, Sarvang und Hala unterstützen die Erhaltung von Brahmacharya, die Elastizität der Wirbelsäule und Heilung aller Krankheiten. Paschimottasan reduziert das Bauchfett und unterstützt die Verdauung. Entspanne am Schluss alle Muskeln im Savasana.
Asanas sollten jeden Morgen auf leeren Magen oder mindestens drei Stunden nach einer Mahlzeit ausgeübt werden. Der Morgen ist die beste Zeit für Asanas. Trage dabei keine Brille. Ernähre dich maßvoll. Die Praxis von Brahmacharya ist sehr wichtig für den Erfolg bei den Yoga Asanas. Übe anfangs jede Asana nur sehr kurz und steigere dann allmählich die Dauer. Folge dem Ruf der Natur, bevor du mit den Übungen beginnst. Mädchen und Jungen, die älter als zehn Jahre sind, und Frauen können ebenfalls Asanas praktizieren.
Die Welt braucht gute, gesunde und starke Jungen und Mädchen. Aber was finden wir heutzutage in Indien? Indien, das Land der Rishis und Weisen, das Land, das Bhishma, Bhima, Arjuna, Drona, Asvatthama, Kripa, Parasurama und zahllose andere ritterliche Krieger hervorbrachte, der Boden, dem unzählige Anführer der Rajputen von unerreichtem Mut und unvergleichlicher Stärke entsprossen, ist heutzutage voll von schwachen und furchtsamen Menschen. Kinder zeugen Kinder. Die Gesetze der Gesundheit werden ignoriert und vernachlässigt. Die ganze Nation leidet und stirbt aus. Die Welt braucht zahllose tapfere, moralische Adhyatma-Soldaten, die mit den fünf Tugenden ausgestattet sind: Ahimsa, Satyam, Asteya, Brahmacharya und Aparigraha.
Pranayama
Pranayama ist eine exakte Wissenschaft. Sie ist das vierte Anga oder Standbein von Ashtanga Yoga. Sie ist die Regulation der Atmung bzw. die Kontrolle des Prana.
Pranayama beruhigt den Geist, vermehrt das Verdauungsfeuer, regt die Verdauung an, stärkt die Nerven, vernichtet die Rajas, vertreibt alle Krankheiten, beseitigt jegliche Faulheit, macht den Körper leicht und gesund und erweckt die Kundalini.
Pranayama sollte mit leerem Magen praktiziert werden. Übe regelmäßig. Nimm nicht sofort im Anschluss daran ein Bad. Beginne anfangs nicht mit Kumbhaka oder dem Anhalten der Atmung. Praktiziere nur langsam und sanft Puraka (Einatmung) und Rechaka (Ausatmung). Gehe nicht über deine Grenzen hinaus. Das Verhältnis von Puraka, Kumbhaka und Rechaka sollte 1:4:2 betragen. Atme sehr langsam aus.
Sitze im Padma, Siddha oder Sukha Asana. Halte den Kopf, Hals und Rumpf in einer geraden Linie. Atme langsam durch das linke Nasenloch ein und halte den Atem entsprechend dem oben genannten Verhältnis an, dann atme langsam durch das rechte Nasenloch aus. Dies ist die erste Hälfte von Pranayama. Dann atme durch das rechte Nasenloch ein, halte den Atem an und atme durch das linke Nasenloch aus. Halte den Atem nicht länger als ein oder zwei Minuten an.
Praktiziere zehn oder zwanzig Runden Pranayama, je nach deinen Fähigkeiten. Überanstrenge dich nicht. Steigere allmählich die Anzahl. Du kannst bis zu 16:64:32 hinaufgehen. Dies ist Sukhapurvaka oder leichtes bequemes Pranayama.
Praktiziere im Sommer Sitali. Dies reinigt das Blut und kühlt gleichzeitig das System. Im Winter übe Bhastrika. Dadurch werden Asthma und Schwindsucht geheilt. Wiederhole während der Übungen 'Om' oder 'Rama' im Geiste. Befolge Brahmacharya und kontrolliere deine Ernährung. Daraus wirst du größtmöglichen Nutzen ziehen und sehr schnell die Nadis oder Nerven reinigen.
Prana und Geist sind sehr eng miteinander verknüpft. Wenn du Prana unter Kontrolle hast, hast du auch deinen Geist unter Kontrolle. Wenn du den Geist unter Kontrolle hast, hast du automatisch auch das Prana unter Kontrolle. Prana ist mit dem Geist verbunden und durch ihn mit dem Willen, durch den Willen mit der individuellen Seele und wiederum durch die individuelle Seele mit der Höchsten Seele.
Beginne genau in diesem Augenblick, ernsthaft zu üben. Kontrolle die Atmung und beruhige den Geist. Lasse den Atem gleichmäßig werden und tritt in Samadhi ein. Halte den Atem zurück und verlängere das Leben. Unterdrücke den Atem und werde ein Yogi, eine Quelle der Kraft, des Friedens, der Glückseligkeit und Freude.