Sanskrit Kurs Lektion 79: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hinweise zur Aussprache:''' Alle acht Silben jedes [[Pada]] werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause ([[Yati]]) eingehalten. Die Positionslänge der 7. Silbe ([[Pada]] 3) bzw. der 3. Silbe und 6. ([[Pada]] 4) ergibt sich durch die Aufteilung in '''mud-rā''' bzw. '''cak-raṃ''' und '''uc-ya'''.
'''Hinweise zur Aussprache:''' Alle acht Silben jedes [[Pada]] werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause ([[Yati]]) eingehalten. Die Positionslänge der 7. Silbe ([[Pada]] 3) bzw. der 3. und 6. Silbe ([[Pada]] 4) ergibt sich durch die Aufteilung in '''mud-rā''' bzw. '''cak-raṃ''' und '''uc-ya'''.





Version vom 12. Februar 2018, 17:02 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Vokalische Nominalstämme (8) - abgeleitete weibliche Substantive auf

In Lektion 78 haben wir den Singular der abgeleiteten weiblichen Substantive auf betrachtet. Hierzu ein weiterer Beispielvers.

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem dritten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Mudras und Bandhas gewidmet ist. Der 37. Vers steht im Kontext von Khechari Mudra.


कलां पराङ्-मुखीं कृत्वा त्रिपथे परियोजयेत् |
सा भवेत्खेचरी मुद्रा व्योमचक्रं तदुच्यते || ३.३७ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
kalāṃ parāṅ-mukhīṃ kṛtvā tri-pathe pariyojayet |
sā bhavet khe-carī mudrā vyoma-cakraṃ tad ucyate || 3.37 ||


  • vereinfachte Transkription:
kalam paran-mukhim kritva tri-pathe pariyojayet |
sa bhavet khe-chari mudra vyoma-chakram tad uchyate || 3.37 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
kalām : die Zunge (Kala, Nom. Akk. f.)
parāṅ-mukhīm : zurückgebogen ("abgewandt", Paranmukha, Nom. Akk. f.)
kṛtvā : machend ("gemacht habend", kṛ)
tri-pathe : in den Ort der "drei Wege" (Tripatha, Lok. Sg. m., d.h. in die Höhlung des Schädels, wo sich Ida, Pingala und Sushumna vereinigen)
pariyojayet : man lege (Verb, pari + yuj)
 : dies ("diese", Tad, Nom. Sg. f.)
bhavet : ist ("sei", Verb, bhū)
khe-carī mudrā : das Siegel (namens) Khechari ("die im Himmel wandelnde", Khechari Mudra, Nom. Sg. f.)
vyoma-cakram : Rad, Kreis des Himmels, Luftraumes, Äthers (Vyomachakra, Nom. Sg. n.)
tat : das, es (Tad, Nom. Sg. n.)
ucyate : wird (auch) genannt, heißt (Verb, vac)


  • Übersetzung:
Indem man die Zunge zurückbiegt, lege man sie in den Ort der drei Wege.
Dies ist Khechari Mudra. Es wird auch Vyomachakra (Kreis des Himmels) genannt.

Erläuterungen

  • Der Akkusativ (Dvitiya) kalām ist das logische Objekt (Karman) des Absolutivums kṛtvā.
  • Das Adjektiv parāṅ-mukhīm bezieht sich auf das Substantiv kalām und steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Femininum.
  • Das Absolutivum kṛtvā bezeichnet eine Nebenhandlung (Guna Kriya), die vor der Haupthandlung (pariyojayet, Mukhya Kriya) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (hier: kalām) hat. Die Form kṛtvā ist von der Wurzel kṛ "machen, tun" (8. bzw. Tan Klasse) abgeleitet.
  • Die Verbform pariyojayet ("man lege") ist die 3. Person Singular Optativ (Präsens Aktiv bzw. Parasmaipada) des Kausativs der Verbalwurzel (Dhatu) yuj "verbinden" (7. bzw. Rudh Klasse), die in Verbindung mit dem Verbalpräfix pari "legen an, legen in" bedeutet. Das logische Subjekt (Agens, Kartri) wird durch die Verbalhandlung selbst ausgedrückt, gemeint ist kontextgemäß der praktizierende Yogi. Der Optativ drückt hier eine neutrale Anweisung aus.
  • Das Demonstrativpronomen ("diese, sie") bezieht sich auf das Substantiv khe-carī bzw. mudrā und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Femininum.
  • Die Verbform bhavet ("sei, soll sein") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart der Verbalwurzel bhū "sein, werden" (1. bzw. Bhu Klasse). Der Optativ drückt hier eine neutrale Feststellung aus, die in der deutschen Übersetzung mit dem Indikativ ("ist") wiedergegeben wird.
  • Die beiden Nominative (Prathama) khe-carī und mudrā stehen als Apposition und Bezugswort nebeneinander: "der khe-carī (genannte) Verschluss (mudrā)".
  • Der Nominativ vyoma-cakram ist das logische Objekt (Karman) der passivisch ausgedrückten Verbalhandlung ucyate und ein Kompositum (Samasa) vom Typ Tatpurusha.
  • Das Demonstrativpronomen tat ("dieses, das, es") bezieht sich auf das Substantiv vyoma-cakram und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Neutrum.
  • Sandhi: Die Endung m von kalām, parāṅ-mukhīm und vyoma-cakram geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen werden kann.


Metrische Analyse des 3. und 4. Pada

Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal, oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:


Silbe 1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 4 5 6 7 8
Devanagari सा वे त्खे री मु द्रा व्यो क्रं दु च्य ते
Transliteration bha ve tkhe ca mu drā vyo ma ca kraṃ ta du cya te
Silbenlänge lang kurz lang lang kurz lang lang* lang lang kurz lang* lang* kurz lang* kurz lang
Symbol υ υ υ υ υ


Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten. Die Positionslänge der 7. Silbe (Pada 3) bzw. der 3. und 6. Silbe (Pada 4) ergibt sich durch die Aufteilung in mud-rā bzw. cak-raṃ und uc-ya.


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