Maskulinität
Maskulinität bedeutet Männlichkeit. Maskulin ist männlich, so ist Maskulinität Männlichkeit. Was aber ist Maskulinität, was ist Männlichkeit? Diese Frage ist genauso schwierig zu beantworten wie die Frage nach der Weiblichkeit.
Oft wird Tapferkeit, Durchsetzungskraft als typische Zeichen von Maskulinität beschrieben. Manchmal wird Wildheit, dann wieder die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung als Merkmal von Maskulinität gesehen. Oft ist Maskulinität einfach eine Bezeichnung für die sexuelle Attraktivität eines Mannes. Heutzutage gibt es als Gegenbewegung zum Feminismus auch den Maskulinismus als politisch-soziale Strömung.
Maskulinität - eine Tugend. Was versteht man unter Maskulinität? Woher stammt das Wort? Wozu ist Maskulinität hilfreich - oder auch nicht hilfreich? Was sind Synonyme, was sind Antonyme von Maskulinität?
Maskulinität als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Maskulinität bedeutet Männlichkeit. Dann bleibt natürlich die Frage, was ist überhaupt Männlichkeit und was ist Weiblichkeit? Das ist ja diese große Frage und gerade der Westler ist besonders besessen von der Frage, was macht eigentlich Mann aus und was macht Frau aus? Irgendwo ist das eine ganz besonders starke Identifikation.
Mein Meister, Swami Vishnudevananda, hat uns mal uns ein bisschen auf die Probe gestellt oder hatte uns ein bisschen was zeigen wollen. Swami Vishnu hatte gerne mal auch so ein paar Witze gemacht, er ist ja ausgegangen von der Gleichberechtigung aller Kulturen und aller Religionen, der verschiedenen Nationen.
Und so hatte er eines Tages mal paar Witze gemacht über Amerikaner, es waren viele Amerikaner im Publikum, ein paar Witze über die Franzosen, es waren auch viele Franzosen im Publikum, ein paar Witze über die Deutschen, es waren auch Deutsche im Publikum, ein paar Witze über Christen, über Hindus, über Juden und von all denen waren ein paar im Publikum und wir haben alle mitgelacht.
Und dann hat er irgendeinen Witz gemacht über Frauen und Männer und dann sind sofort ein paar Arme hochgegangen, wie man denn so etwas sagen könne und wie man überhaupt auf die Idee kommen könne usw. Und dann fing Swami Vishnu an zu lachen und zu lachen und zu lachen.
Und dann haben einige noch lauter protestiert und darauf hat er gesagt: "Wisst ihr, ich habe jetzt nacheinander über alle möglichen Dinge Witze gemacht, mit denen ihr euch identifizieren könntet, über Nationen, über Religionen, ich habe Witze…" Er hat noch Witze gemacht über irgendwelche Berufsgruppen und über Altersgruppen. "Und ihr konntet alle gut mitlachen, weil ihr euch nicht wirklich damit identifiziert hattet oder wenigstens eine Identifikation hattet, mit der ihr dort lachen konntet. Und ihr wusstet, es ist ja nicht ernst gemeint, weil ihr ja alle wisst, ich habe eine große Hochachtung vor allem. Aber bei einem konntet ihr nicht lachen, das ist männlich und weiblich. Ihr identifiziert euch ganz besonders stark mit Mann- oder Frausein. Diese Identifikation scheint auch unter spirituellen Menschen sehr stark zu sein."
Das hat uns alle sehr nachdenklich gemacht. Wir hatten alle gedacht, wir folgen dem Weg des Yoga und im Yoga wollen wir uns mit nichts identifizieren, aber es gab doch etwas, mit dem wir uns identifizierten, das ist männlich oder weiblich, Maskulinität und Femininität.
Ich weiß gar nicht, ob man das sagt, jedenfalls sagt man Maskulinität für Männlichkeit und Femininität für Weiblichkeit. Aber was ist das überhaupt? So einfach ist es nicht zu klären. Vieles, was man als männlich bezeichnet, z.B. sich irgendwo durchzusetzen usw., das ist nicht überall so gewesen. Im Gegenteil, heutzutage ist das anders. Wo im Westen irgendwann im 18. Jahrhundert das Modell entstanden ist, dass der Mann böse ist und gewalttätig und er muss irgendwo bezähmt werden.
Und dann wurde der Frau die Rolle zugeschrieben, die Frau soll den Mann irgendwie zur Ruhe bringen und ohne die Frau wäre der Mann einfach nur eine Bestie. Übrigens, bis zum 18. Jahrhundert waren Gefängnisse in Europa gleichmäßig mit Männern und Frauen besetzt. Man spricht heute von der Hexenverfolgung, das war eine Zeit, wo eben genauso viele Frauen wie Männer ins Gefängnis gekommen sind.
Man hält es heutzutage für unmöglich, dass Frauen ins Gefängnis gekommen sind und auf dem Scheiterhaufen verbrannt sind. Dass sehr viel mehr Männer auf dem Scheiterhaufen verbrannt sind und dass sehr viel mehr Menschen irgendwo ins Gefängnis gekommen sind, das stört niemanden. Nur dass Frauen das auch waren, das stört Menschen. Und bis zum 18. Jahrhundert saßen auch fast genauso viele Frauen wegen Diebstahl im Gefängnis wie Männer. Heutzutage sind fünfundneunzig Prozent der Gefängnisinsassen männlich. Interessant, oder?
Es ist nicht so, dass die Frauen weniger gewalttätig sind als Männer, in der häuslichen Gewalt gibt es genauso viele Männer wie Frauen. Und selbst Vergewaltigung bzw. Kindesmissbrauch findet fast genauso viel von Frauen gegenüber Kindern statt wie bei Männern, nur, es wird nicht mit Gefängnisstrafe geahndet.
Übrigens, dass dadurch Frauen nicht noch krimineller werden als Männer, obgleich sie nicht ins Gefängnis kommen, das sollte einem zu denken geben. Es scheint nicht so zu sein, dass Gefängnisstrafe hilfreich ist, dass Kriminalität sinkt, im Gegenteil, es scheint so zu sein, dass dadurch, dass Frauen kaum Gefängnisstrafen kriegen, sie weniger rückfällig werden.
Etwas, was einem zu denken geben kann. Ich könnte jetzt noch vieles Weitere erzählen, wichtig ist, wir sind weder männlich noch weiblich. Auf einer relativen Ebene haben wir männliche und weibliche Eigenschaften, die Chinesen sprechen von Yin und Yang, Yang ist dort Maskulinität und Yin ist das Weibliche.
Die Inder sprechen von Sonnen- und Mondenergie, Sonnenenergie ist männlich, Mondenergie ist weiblich. Sie sprechen aber auch von Shiva und Shakti und Shiva ist das unendliche Bewusstsein, als der männlicher Pol und Shakti ist die kosmische Energie, der weiblicher Pol. Und wir tragen alle in uns.
Auf einer relativen Ebene hat natürlich ein Mensch typischerweise ein männliches oder weibliches Geschlecht und damit gehen auch bestimmte Hormone einher, damit geht eine bestimmte Körpergestalt einher, trotzdem, man sollte das nicht überbetonen.
Am wichtigsten ist, zu erkennen: "In der Tiefe meiner Seele bin ich reines Bewusstsein. Ich habe jetzt einen männlichen Körper und der mag vielleicht auch durch Geschlechtsstereotype der Kultur, vielleicht auch irgendetwas, was mit Hormonen zu tun hat, sich in einem bestimmten Charakter und einer bestimmten Denkweise ausdrücken.
Aber ich selbst bin jenseits von männlich und weiblich, ich bin jenseits von Maskulinität und Femininität, ich bin das unsterbliche Selbst." Das ist die große Aussage des Yoga, das ist die große Verwirklichung im Vedanta, das ist das, was wir in der Meditation erfahren, letztlich, in der Tiefe unseres Wesens sind wir jenseits aller Geschlechter.
Und das gilt es auch, zu erkennen, auch in der Zweierbeziehung, in der Zweierliebe. Da ist es natürlich meistens so, dass der Mann seine Frau und die Frau ihren Mann liebt,- gut, es gibt auch Mann – Mann und Frau – Frau Beziehungen, aber wenn es tiefer geht als nur die Geschlechterrolle, wenn die Seele sich berührt und man den anderen liebt wegen der Tiefe seiner Seele und wenn man sich in der Tiefe der Seele mit dem anderen verbunden fühlt, ist das eine sehr viel tiefere Verbundenheit, als wenn man versucht, nur Geschlechtlichkeit auszutauschen.
Daher kann es hilfreich sein, sich selbst in seiner Maskulinität anzunehmen als Mann und in seiner Weiblichkeit als Frau. Es kann helfen, das irgendwo zu lernen, wie man das leben will, aber noch wichtiger ist es, die Tiefe seiner Seele zu berühren und sich in der Tiefe seiner Seele mit anderen eins zu fühlen.
Maskulinität - Antonyme und Synonyme
Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden versteht man am besten in ihrer Beziehung zueinander. Hier einige Hinweise, wie man Maskulinität in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Maskulinität - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Maskulinität, also Synonyme zu Maskulinität sind z.B. Männlichkeit, Manneskraft, Potenz, Virilität.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Maskulinität übertrieben kann ausarten z.B. in Aggressivität, Wildheit, Unterdrückung, Überheblichkeit, Kampfgier. Daher braucht Maskulinität als Gegenpol die Kultivierung von Weiblichkeit, Nachgiebigkeit, Hingabe, Loslassen.
Gegenteil von Maskulinität - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Maskulinität, Antonyme zu Maskulinität :
- Positive Gegenteile von Maskulinität, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Weiblichkeit, Nachgiebigkeit, Hingabe, Loslassen
- Negative Gegenteile von Maskulinität, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Feigheit, Bangigkeit, Kleinmut, Mutlosigkeit, Zaghaftigkeit
Maskulinität Antonyme
Antonyme Maskulinität, also Gegenteile, sind Weiblichkeit, Nachgiebigkeit, Hingabe, Loslassen, Feigheit, Bangigkeit, Kleinmut, Mutlosigkeit, Zaghaftigkeit.
Maskulinität und die großen Temperamentgruppen
- Maskulinität gehört zur Tugendgruppe 2 Eifer, Fleiß, Konzentration, Intensität. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Fleiß und Eifer
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Maskulinität zum Persönlichkeitsfaktor N0 Neurotizismus/Labilität niedrig: selbstsicher, ruhig, stabil, entspannt
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Maskulinität zur Grundverhaltenstendenz D - Dominanz, Durchsetzungsstärke
- Im Ayurveda zählt man Maskulinität zum Pitta Temperament bzw. Dosha.
Stärkung von Maskulinität
Maskulinität kann hilfreich sein in verschiedenen Lebensumständen. Vielleicht willst du ja Maskulinität in deinem Charakter, in deiner Persönlichkeit, stärker zum Vorschein zu bringen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Maskulinität zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Maskulinität kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein maskulinerer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Maskulinität ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Maskulinität."
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: "Ich bin maskulin."
Affirmationen zum Thema Maskulinität
Hier einige Affirmationen für mehr Maskulinität. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.
Klassische Autosuggestion für Maskulinität
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin maskulin.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin maskulin. Om Om Om.
- Ich bin ein Maskuliner Typ, eine Maskuliner Typ OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Maskulinität
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin maskulin " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Maskulinität.
- Ich werde maskulin.
- Jeden Tag werde ich maskuliner.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Maskulinität.
Dankesaffirmation für Maskulinität
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag maskuliner werde.
Wunderaffirmationen Maskulinität
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr maskulin. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Maskulinität entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr maskulin zu sein.
- Ich bin jemand, der maskulin ist.
Gebet für Maskulinität
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Maskulinität:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Maskulinität.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein maskuliner Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Maskulinität mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Frage dich: Was müsste ich tun, um Maskulinität zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Maskulinität zu entwickeln?
- Wie könnte ich maskulin werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Maskulinität.
- Angenommen, ich will maskulin sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre maskulin, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Maskulinität kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als maskuliner Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Maskulinität
Eigenschaften im Alphabet nach Maskulinität
Literatur
- Shri Yogi Hari: Der Yoga der Bhagavad Gita
- Sukadev Bretz: Das Yoga Vidya Asana Buch
- Licht auf Pranayama v. B.K.S. Iyengar
- Swami Digambarji: Gheranda Samhita
- Swami Vishnu-Devananda: Das große illustrierte Yogabuch
- Wolfgang Keßler: Yoga ... und der Rücken atmet auf
- Wolfgang Keßler: Yoga Exakt-Asanas für die Mittelstufe
- Leslie Kaminoff : Yoga Anatomie
- H. David Coulter: Anatomie des Hatha Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Asana Pranayama Mudra Bandha von Swami Satyananda Saraswati
- Kurt A. Richter: Sich ändern-statt ärgern-Vom Umgang mit turbulenten Gefühlen
- Eckhart Tolle: Jetzt! Die Kraft des Jetzt.
Weblinks
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