Unveränderlich
Unveränderlich ist das, was keiner Veränderung unterliegt. Unveränderlich ist das, was gleichbleibt, es ist wie eine Konstante.
Was ist unveränderlich in dieser Welt? Alles, was in dieser Welt ist, ist vom absoluten Standpunkt aus veränderlich. Relativ gesehen gibt es manche Dinge, die veränderlicher sind als andere. Zum Beispiel ist Eisen verhältnismäßig unveränderlich und Holz veränderlich. Man kann auch sagen, dass in einer Gemeinschaft unveränderliche Grundsätze gelten, wie diese aber umgesetzt werden, ist veränderlich.
Unveränderlich auf relativer und absoluter Ebene
Zum Beispiel haben wir bei Yoga Vidya auch eine sogenannte Sevaka-Gemeinschaft, also eine spirituelle Lebensgemeinschaft. Dort gibt es auch ein Regelwerk, das nennt sich Yoga Vidya Smritis. Dort stehen die Regeln drin, nach denen wir unser Leben ausrichten. Dort gibt es die sogenannten unveränderlichen Grundsätze, die es seit 1992 gibt und 1997 schriftlich festgehalten wurden. Und es gibt die veränderlichen Regeln, die mit Mehrheitsentscheidungen geändert werden können. Da stehen dann auch verschiedene Grundsätze und Regeln, wie Regeln geändert werden können.
Aber so gibt es unveränderliche Grundsätze. Natürlich sind die unveränderlichen Grundsätze nur relativ unveränderlich, denn alles was in dieser Welt ist, ist letztlich auch veränderlich. Ob jemand in ein paar hundert Jahren noch an unsere sogenannten unveränderlichen Grundsätze denkt, wer weiß? Und in ein paar tausend Jahren sicherlich niemand.
Was also menschlich unveränderlich ist, ist vom Göttlichen immer noch veränderlich. Es gibt nur etwas, was unveränderlich ist und das ist das Bewusstsein selbst, Brahman, Gott.
Und so sollte man nicht zu feste auf etwas bauen, was in dieser Welt ist. Denn alles, was in dieser Welt ist, kann einem keinen dauerhaften Halt geben, weil es eben der Veränderung unterworfen ist. Und spätestens mit dem Tod ist es vorbei. Aber es gibt etwas, was unveränderlich ist. Eine unveränderliche Wirklichkeit. Das zu erfahren, ist das Ziel des spirituellen Yogas, das Ziel aller religiösen und spirituellen Systeme.
Unveränderlich Video
Hier findest du einen Videovortrag mit dem Thema Unveränderlich:
Erfahre einiges zum Thema Unveränderlich in dieser Kurzabhandlung. Sukadev interpretiert hier das Wort bzw. den Ausdruck Unveränderlich vom Yogastandpunkt aus. So kommt er zu einigen interessanten, auch diskussionswürdigen Gedanken.
Viveka Chudamani - Die höchste Wirklichkeit ist unveränderlich und steht über allem
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 191 von Sukadev Bretz -
Shankara schreibt: Obwohl die Höchste Wirklichkeit ihrer wahren Wesensnatur nach vollkommen und ewig unveränderlich ist und über allem steht, verbindet sie sich mit den begrenzenden Attributen und nimmt somit deren Eigenschaften und Merkmale an, wie das Feuer die Gestalt des glühenden Eisens annimmt, ohne dabei sein Wesen zu verlieren.
Para – das Höchste, sva-bhavat – ist seiner Natur nach, sadaika-rupah – sada (immer) eka (eins)rupa (einförmig) ekarupa (eine einzige Gestalt), avikari (unveränderlich ist)
In Wahrheit bist du unveränderlich
In Wahrheit bist du ewig und unveränderlich. Mache dir das bewusst. Körper verändert sich, Psyche verändert sich, Emotionen verändern sich. Aber du selbst bist unsterblich und unvergänglich. Es ist ähnlich wie mit deiner Kleidung. Sie mag sich ändern, ausbleichen, kaputt gehen, aus der Mode kommen. Irgendwann ist sie nicht mehr da. Aber du bist dann noch da, denn du bist nicht deine Kleidung. Dein Körper verändert sich, er ist mal gesünder und mal kranker, mal wacher und mal schläfriger, bekommt irgendwann Falten und graue Haare. Aber du bist nicht der Körper. Dein Prana ist veränderlich, mal hast du mehr und mal weniger Energie. Deine Emotionen sind mal mehr und mal weniger aktiv, mal schöner und mal weniger schön. Aber du bist nicht die Emotionen. Du bist das unsterbliche Selbst.
Identifikation durch Intellekt und Ego
Durch deinen Intellekt und durch das Ahamkara – durch das Ego, identifizierst du dich aber. Du sagst dann: Ich bin dieser Körper… ich heiße soundso … ich bin soundso viel Jahre alt… Tiere hingegen kennen ihr Alter nicht. Sie haben keine Erinnerungen an ihre Geburt oder Kindheit. Oder vielleicht haben sie vage Erinnerungen aber nicht über „ich bin“.
Der Intellekt führt dazu, dass das Selbst die Form des Körpers annimmt. So ähnlich wie im glühenden Eisen das Feuer die Form des Eisens annimmt, es wird plötzlich rotglühend. Oder das Eisen nimmt überhaupt eine Form an, zum Beispiel die eines Topfes. Aber Eisen an sich, das Element Eisen, hat keine Form. Das Selbst ist überall, und manifestiert sich in allem hinter allem. Es ist der Intellekt, der dich dazu führt, dich mit deinem Körper zu identifizieren.
So sagt Shankara: das Höchste Selbst (paramatma) wird verbunden (sambandha) mit den begrenzenden Attributen (upadhi). Und auch upadhi-dharman – mit den Eigenschaften der begrenzenden Attribute. Und scheinbar (Anubhati) auch mit den Gunas – den Eigenschaften.
Überwinde Leid - Du bist auf ewig Eins
Du identifizierst dich also nicht nur mit den upadhis, sondern auch mit ihren Eigenschaften und ihren Aufgaben. Du identifizierst dich nicht nur mit deinem Körper sondern auch mit seinen Eigenschaften und vor allem mit seinen Aufgaben. Also du bist Yogaschüler, du bist Computerprogrammiererin, du bist Lehrer und so weiter. Das sind alles dharmas dieses Körpers. Oder auch mit Gunas, deiner Manomaya Kosha:
- Ich bin ärgerlich, ich bin wütend – Rajas,
- ich bin traurig, deprimiert, antriebslos – Tamas,
- mir geht es so gut – Sattva.
Du identifizierst dich mit upadhi, seinen Attributen, Eigenschaften und Aufgaben. Und dadurch entsteht Leid. Dieses Leid gilt es zu überwinden. Und so rät Shankara: Identifiziere dich nicht. Sei dir bewusst: Du bist das unsterbliche Selbst. Auf ewig Eins.
Viveka Chudamani - Du bist Unveränderlich
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 258 von Sukadev Bretz -
Das, was frei von Geburt, Wachstum, Entwicklung/ Veränderung, Verfall, Krankheit und Tod ist, unveränderlich, die Ursache des Entstehens, Erhaltens und Vergehens des Universums (vishva) – das ist Brahman, die Absolute Wirklichkeit. „Tat tvam asi“ das bist du. Meditiere darüber im Geist!
Die Entwicklungsstufen des Körpers
Wieder endet der Vers mit der Zeile „brahma tat tvam asi bhāvayātmani. Du bist Brahman. Tat Tvam Asi – du bist das. Meditiere darüber in der Tiefe deiner Seele.“
Du bist Brahman und was ist Brahman? Frei von:
- Geburt,
- Wachstum,
- Entwicklung,
- Veränderung,
- Verfall,
- Krankheit
- und Tod.
Du selbst bist frei von Geburt und Tod. Du bist frei von Tod. Du kannst dich fragen, woher du weißt, dass du frei von Geburt und Tod bist. Woher weiß ich das?
Du weißt es nicht sicher. Aber eines weißt du, nämlich dass du jetzt körperlich gesehen älter bist als vorher. Aber du als Bewusstsein bist gleich. Wenn du ein Foto von dir als 3-jähriger siehst, dann sagst du vielleicht, dass du das bist. Aber du bist nicht das Foto. Du bist nicht der 2-jährige Junge. Du bist nicht die Naivität des 3-Jährigen. Du bist nicht das Gelalle und Gestammel des 3-Jährigen. Du bist nicht seine Exkremente.
Du bist jenseits der Veränderung
Du bist das, was gleich geblieben ist und damit jenseits der Veränderung. Angenommen du warst mal krank und bist jetzt wieder gesund oder umgekehrt, dann kannst du feststellen, dass du nicht die Krankheit bist. Die Krankheit hat sich verändert. Du bist nicht die Gesundheit. Die hat sich geändert. Aber das, was gleich geblieben ist, Tat Tvam Asi, das bist du.
Der Körper wird irgendwann alt werden, krank werden, sterben. Das, was gleich bleibt, tat tvam asi, das bist du. Auch im Universum gibt es Veränderungen. Dinge haben einen Anfang und ein Ende. Dinge geschehen und vergehen. Es gibt Brahma, Vishnu, Shiva, also Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung oder wie es Shankara hier sagt: Es gibt in dieser Welt Srishti - Entstehen. Es gibt Ava - Bestehen, und Vighata - Vergehen.
Meditiere in der Tiefe deiner Seele
Mache dir nicht so viel Sorgen, über das was kommt und das, was geht. Mache dir nicht so viel Sorgen, ob du gesund bist oder nicht. Mache dir nicht so viel Sorgen um das, was in diesem Universum geschieht oder nicht geschieht. All das ist in Zeit und Raum. Aber das, was dich ausmacht ist Brahma, das was gleich bleibt. Tat Tvam Asi, das bist du. Bhavaya, meditiere darüber, atmani, in der Tiefe der Seele. Ich werde den Vers noch einmal rezitieren und dann mein Tipp: Gehe eine Minute in die Stille, meditiere darüber in der Tiefe der Seele.
„Das, was frei von Geburt, Wachstum, Entwicklung/ Veränderung, Verfall, Krankheit und Tod ist, unveränderlich, die Ursache des Entstehens, Erhaltens und Vergehens des Universums (vishva) – das ist Brahman, die Absolute Wirklichkeit. „Tat tvam asi“ das bist du. Meditiere darüber im Geist!“
Siehe auch
Weitere Begriffe im Kontext mit Unveränderlich
Einige Ausdrücke die vielleicht nur sehr wage zu tun haben mit Unveränderlich, aber für dich von Interesse sein könnten, sind unter anterem Ununterbrochen, Untertreibung, Unterschiedlichkeit, Unvergänglich, Unvollständigkeit, Unwichtigkeit.
- Yoga Reisen
- Yogareisen Deutschland
- Yoga Tourismus
- Burnout Seminare
- Passive Yoga - Inspirationen für den Yoga Unterricht
Unveränderlich - weitere Informationen
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Literatur
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Sri Sankaracharya: Das Herz des Vedanta
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
Seminare
Achtsamkeit Seminare
Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=interessengebiet/achtsamkeit/?type=2365 max=4
Zusammenfassung
Das Adjektiv Unveränderlich ist ein Wort beziehungsweise Ausdruck im Zusammenhang von Zeit und kann interpretiert werden vom Standpunkt von Yoga, Meditation, Ayurveda, Spiritualität, humanistische Psychologie..