Sanskrit Kurs Lektion 73: Unterschied zwischen den Versionen

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:Einer, der Enthaltsamkeit pflegt, maßvoll isst, und dessen höchstes Ziel der Yoga ist,
:Einer, der Enthaltsamkeit pflegt, maßvoll isst, und dessen höchstes Ziel der Yoga ist,
:der wird innerhalb eines Jahres ein Vollkommener - hierüber besteht kein Zweifel.
:der wird innerhalb eines Jahres ein Vollkommener - hierüber besteht kein Zweifel.
===Erläuterungen===
*Die Nominative ([[Prathama]]) '''brahma-cārī''', '''mitāhārī''', '''tyāgī''' und '''yoga-parāyaṇaḥ''' sind Attribute zu '''siddhaḥ''' und stehen daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
*Der Ablativ ([[Panchami]]) '''abdāt''' bezeichnet in Zusammenhang mit dem Adverb '''ūrdhvam''' den zeitlichen Ausgangspunkt der Handlung ([[Apadana]]).
*Das [[Sanskrit Adverb|Adverb]] '''ūrdhvam''' "nach" ist formal der Akkusativ Singular Neutrum des Adjektivs [[Urdhva]].
*Die Verbform '''bhavet''' ("er wird, sollte sein") ist die 3. Person Singular [[Optativ]] der Gegenwart der Verbalwurzel [[bhu|bhū]] "sein, werden" (1. bzw. [[Bhu Klasse]]). Der Optativ drückt hier eine Möglichkeit aus, die in der Zukunft eintritt.
*Der Nominativ '''siddhaḥ''' ist das '''logische Subjekt''' (Agens, [[Kartri]]) der Verbalhandlung '''bhavet'''.
*Die [[Nipata|Negationspartikel]] '''na''' verneint die als Gerundivum erscheinende Verbalhandlung '''kāryā'''.
*Das Adverb '''atra''' "hier, hierüber" bezieht sich auf die gesamte in [[Pada]] 1-3 gemachte Aussage.
*Das [[Gerundivum]] '''kāryā''' bezieht sich als [[Verbaladjektiv]] auf '''vicāraṇā''' und steht daher auch im Nominativ Singular Femininum. Es erfordert eine [[Passiv im Sanskrit|passive Konstruktion]], bei der das logische Objekt im Nominativ steht. Das Gerundivum '''kāryā''' ist von der Wurzel [[kri|kṛ]] "machen, tun" abgeleitet.
*Der Nominativ '''vicāraṇā''' ist '''logisches Objekt''' ([[Karman]]) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung '''kāryā'''. Im Sanskrit liegt hier eine passive Konstruktion ([[Karmani Prayoga]]) zugrunde, wörtl.: "ein Zweifeln ist (nicht) zu tun".
*'''[[Sandhi]]:''' Gleichartige [[Vokal]]e ([[Svara]]) verschmelzen am Wortende und -anfang sowie in [[Samasa|Komposita]] zu einem Langvokal: '''a''' + '''ā/a''' wird zu '''ā''' in '''mitāhārī''' ('''mita + āhārī''') und in '''nātra''' ('''na + atra'''). Das stimmlose dentale '''t''' von '''abdāt''' wird vor Vokal (hier: '''ū''') zu stimmhaftem '''d'''. Die Endung '''m''' von '''ūrdhvam''' geht vor folgendem Konsonanten ([[Vyanjana]]) in [[Anusvara]] ('''ṃ''') über, welcher wie '''m''' ausgesprochen wird. Die Form '''siddho''' steht für '''siddhaḥ''', da auslautendes '''-aḥ''' vor stimmhaftem [[Konsonant]] (hier: '''n''') zu '''-o''' wird.





Version vom 30. August 2017, 13:08 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Konsonantische Nominalstämme (3)

In Lektion 72 haben wir die acht Fälle des Singulars der konsonantisch auslautenden Stämme auf -in betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält ein solches Partizip in Zusammenhang mit einem absoluten Lokativ.

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem ersten Kapitel (Upadesha), das der Asana-Praxis gewidmet ist. Der 59. Vers enthält drei mit dem Suffix -in gebildete Nomen.


ब्रह्मचारी मिताहारी त्यागी योगपरायणः |
अब्दादूर्ध्वं भवेत्सिद्धो नात्र कार्या विचारणा || १.५९ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
brahmacārī mitāhārī tyāgī yogaparāyaṇaḥ |
abdād ūrdhvaṃ bhavet siddho nātra kāryā vicāraṇā || 1.59 ||


  • vereinfachte Transkription:
brahmachari mitahari tyagi yogaparayanah |
abdad urdhvam bhavet siddho natra karya vicharana || 1.59 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
brahma-cārī : einer, der Enthaltsamkeit pflegt ("im Brahman wandelt, Brahmacharin, Nom. Sg. m.)
mitāhārī : der maßvoll isst ("wessen Nahrung maßvoll ist", Mitaharin, Nom. Sg. m.)
tyāgī : der Entsagung, Verzicht übt, freigebig ist (Tyagin, Nom. Sg. m.)
yoga-parāyaṇaḥ : dessen höchstes Ziel, Hauptzweck (Parayana, Nom. Sg. m.) der Yoga (m.) ist
abdāt : einem Jahr (Abda, Abl. Sg. m.)
ūrdhvam : nach (Urdhva, adv.)
bhavet : wird, ist (bhū, Verb)
siddhaḥ : ein Vollkommener (Siddha, Nom. Sg. m.)
na : nicht (Na)
atra : hierüber (Atra, adv.)
kāryā : ist angebracht ("ist zu tun", Karya, Nom. Sg. f.)
vicāraṇā : ein Zweifeln ("Bedenken", Vicharana, Nom. Sg. f.)


  • Übersetzung:
Einer, der Enthaltsamkeit pflegt, maßvoll isst, und dessen höchstes Ziel der Yoga ist,
der wird innerhalb eines Jahres ein Vollkommener - hierüber besteht kein Zweifel.


Erläuterungen

  • Die Nominative (Prathama) brahma-cārī, mitāhārī, tyāgī und yoga-parāyaṇaḥ sind Attribute zu siddhaḥ und stehen daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
  • Der Ablativ (Panchami) abdāt bezeichnet in Zusammenhang mit dem Adverb ūrdhvam den zeitlichen Ausgangspunkt der Handlung (Apadana).
  • Das Adverb ūrdhvam "nach" ist formal der Akkusativ Singular Neutrum des Adjektivs Urdhva.
  • Die Verbform bhavet ("er wird, sollte sein") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart der Verbalwurzel bhū "sein, werden" (1. bzw. Bhu Klasse). Der Optativ drückt hier eine Möglichkeit aus, die in der Zukunft eintritt.
  • Der Nominativ siddhaḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung bhavet.
  • Die Negationspartikel na verneint die als Gerundivum erscheinende Verbalhandlung kāryā.
  • Das Adverb atra "hier, hierüber" bezieht sich auf die gesamte in Pada 1-3 gemachte Aussage.
  • Das Gerundivum kāryā bezieht sich als Verbaladjektiv auf vicāraṇā und steht daher auch im Nominativ Singular Femininum. Es erfordert eine passive Konstruktion, bei der das logische Objekt im Nominativ steht. Das Gerundivum kāryā ist von der Wurzel kṛ "machen, tun" abgeleitet.
  • Der Nominativ vicāraṇā ist logisches Objekt (Karman) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung kāryā. Im Sanskrit liegt hier eine passive Konstruktion (Karmani Prayoga) zugrunde, wörtl.: "ein Zweifeln ist (nicht) zu tun".
  • Sandhi: Gleichartige Vokale (Svara) verschmelzen am Wortende und -anfang sowie in Komposita zu einem Langvokal: a + ā/a wird zu ā in mitāhārī (mita + āhārī) und in nātra (na + atra). Das stimmlose dentale t von abdāt wird vor Vokal (hier: ū) zu stimmhaftem d. Die Endung m von ūrdhvam geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher wie m ausgesprochen wird. Die Form siddho steht für siddhaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaftem Konsonant (hier: n) zu -o wird.


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