Philia: Unterschied zwischen den Versionen
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===Philia im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten=== | ===Philia im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten=== |
Version vom 2. Oktober 2016, 14:13 Uhr
Philia bedeutet Freundschaft. Philia ist die freundschaftliche Liebe. Die alten Griechen, unter anderem Aristoteles und Platon, unterschieden Eros, Philia und Agape. Eros ist die sinnliche Liebe, die erotische Liebe, auch die sexuelle Liebe.
Philia ist die freundschaftliche Liebe, die Liebe zu einem Freund. Agape ist die uneigennützige Liebe, die ideelle Liebe, die tätige Nächstenliebe und die Gottesliebe. Philia, die Freundesliebe, wurde bei den alten Griechen in besonderem Maße geschätzt. Ein anderer Ausdruck für Philia ist Storge, eben auch die Liebe zu einem Freund.
Philia, griechisch φιλíα philía, ist die freundschaftliche Liebe. Sie ist die dritte des Dreigespanns Eros Agape Philia, welche drei Aspekte der Liebe ausdrückt. Philia ist zum einen die Liebe unter Freunden, also die gegenseitige Freundesliebe. Philia ist aber auch eine Form der Liebesbeziehung bei einem Liebespaar, indem weniger die erotische Anziehung, sondern das gegenseitige Mögen besonders wichtig ist.
Philia - eine Tugend. Was ist Philia ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Philia gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Philia ?
Philia als hilfreiche Tugend
Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Philia ist freundschaftliche Liebe. In der griechischen Philosophie wird unterschieden zwischen Philia, Eros und Agape. Und Philia ist die freundschaftliche Liebe, sie wird manchmal auch als Storge bezeichnet. Philia, ist also freundschaftliche Liebe. Es gibt dort Eros, die sinnliche Liebe. Es gibt die Agape, das ist die uneigennützige Liebe, die Liebe zur höheren Wirklichkeit, die Liebe zum Göttlichen, aber auch die bedingungslose Liebe zu allen Menschen, auch die karitative Liebe, die anderen Gutes tun will.
Philia ist die freundschaftliche Liebe. Philia heißt zum einen, dass du Freunde hast, mit denen du gut zurechtkommst und die du vom Herzen her magst. Und es ist schön, wenn du eine beste Freundin hast, einen besten Freund. Es ist gut, wenn du einige Menschen hast, die zu deinen engeren Freunden gehören. Und es ist auch gut, wenn du ein paar mehr hast, die so in deinem weiteren Freundeskreis sind.
Und so kannst du Philia, freundschaftliche Liebe, erleben. Philia, freundschaftliche Liebe, heißt, man freut sich, mit dem anderen zusammen zu sein, man freut sich, sich gegenseitig zu unterstützen, man lernt voneinander und man fühlt sich verbunden.
Philia ist typischerweise eine Liebe, die gibt und empfängt. Philia ist eine Liebe, die auf Vertrauen beruht, man weiß: "Ich kann auf den anderen vertrauen, wenn ich etwas brauche, wird der andere mir helfen. Und der andere kann auf mich vertrauen." Philia ist diese Herzensverbindung.
Im weiteren Sinne wäre Philia die freundschaftliche Liebe zu allen Wesen. Im Sanskrit gibt es den Ausdruck "Maitri". Maitri kommt von Mitra, Mitra heißt unter anderem Freund. Maitri wird oft übersetzt als Mitgefühl, aber Maitri heißt eigentlich Freundschaft.
Maitri Bhava ist das Gefühl des Freunds zu sein mit allen Menschen. Und so kann diese Philia auch kultiviert werden. Natürlich, - du hast hoffentlich ein paar Menschen, die etwas engere Freunde für dich sind, und du hast vielleicht andere, die etwas weitere Freunde sind, aber doch enger.
Aber du kannst das grundsätzliche Gefühl der Philia entwickeln zu allen Wesen, oder doch mindestens für die meisten Wesen. Du kannst sagen, wer auch immer zu dir kommt, er sei dein Freund. Und mit wem auch immer du zu tun hast: "Mögen wir auch freundschaftlich miteinander verkehren."
Du kannst das zügig machen, du kannst das intensiv machen, du kannst es im Kleinen machen, du kannst es im Größeren machen. Es ist eine innere Einstellung, eine innere Einstellung, jeden Menschen willkommen zu heißen, zunächst mal als Freund, als Philos.Philos heißt Freund.
Wenn du diese Einstellung hast: "Zunächst mal, wer auch immer auf mich zukommt, ist mein Philos, mein Freund." In einem weiteren Sinne verstanden, aber doch im Sinne von Herzlichkeit, dann werden die Beziehungen zu anderen Menschen schön. Es heißt, du siehst das, was du sehen willst. Wenn du bei jedem Menschen jedes Mal überlegst: "Was hat der für schlechte Eigenschaften? Was hat der für hinterhältige Motive?" Dann wirst du irgendwas entdecken, Menschen haben nun mal verschiedene Aspekte.
Wenn du aber davon ausgehst, "der andere ist erstmal mein Freund", dann entdeckst du andere Dinge in ihm und rufst auch in ihm, in ihr andere Dinge hervor. Natürlich, - manchmal verhalten sich Menschen auch eklig und unverschämt und schlecht, dort musst du manchmal dich auch zur Wehr setzen, abgrenzen und auch vielleicht für die gute Sache kämpfen, aber auch ohne Hass, denn tief im Inneren meint es jeder Mensch gut, so wie auch ein Freund mal auf Abwege kommen kann.
So dass du tief im Inneren auch noch sagen kannst: "Ja, ganz tief im Inneren bleiben wir weiter Freunde." Aber auch ein Freund muss mal ein offenes Wort sagen und auch ein Freund muss auch mal einem anderen sagen, "so geht es nicht" und vielleicht auch einen anderen davon abhalten.
Die Philia bei Aristoteles
Der griechiche Philosoph Aristoteles (4. Jahrhundert vor Christus) behandelt im achten und neunten Buch seiner Nikomachischen Ethik die Philia recht ausführlich. Er unterscheidet drei Formen der Philia:
1. Philia durch beiderseitiges Interesse: Beide haben ein ähnliches Interesse. Philia ist hier die bedingte Liebe bzw. die konditionelle Liebe: Solange du mir gibst, gebe ich dir. Die Philia kann progressiv sein: Wenn du mir gibst, gebe ich dir mehr zurück. Sie kann aber auch regressiv sein - der eine gibt dem anderen immer weniger. Beispiele von Philia in diesem Sinne können solche Aussagen sein: "Ich liebe dich, solange du mir treu bist". "Ich liebe dich, wenn du mir das als Geschenk kaufst". Philia in diesem Sinn kann also sowohl in der Liebesbeziehung als auch unter Geschäftsfreunden etc. herrschen.
2. Philia auf beiderseitigem Vergnügen: Beide erfreuen sich an der Art des anderen, an den Eigenarten des anderen
3. Philia die auf beiderseitiger Anerkennung beruht: Das ist bei Aristoteles die eigentliche Liebe. Für Aristoteles ist diese letzte Art der Philia die nobelste und enthält die anderen beiden Formen der Philia in sich
Philia in der Liebesbeziehung
In einer Liebesbeziehung gibt es typischerweise die drei Formen der Liebe, nämlich Eros, Philia und Agape. Eros ist dabei die körperliche Anziehung, im Yoga auch die Prana-Anziehung, also die stark gespürte Energie-Verbindung. Philia ist das Mögen des Partners wegen seinem Charakter, dem gemeinsamen Interesse, wegen gemeinsamer Aktivitäten, gemeinsamen Vergnügen. Agape ist die uneigennützige Liebe, die den anderen um seiner Selbst liebt und nicht abhängig ist von dem, was er zurück gibt.
Eros, Philia und Agape werden oft als die drei Stufen der Liebesbeziehung angesehen:
- Zunächst kommt das Verliebtsein, welches Ausdruck von Eros, Erotische Liebe, ist
- Dann kommt ein Mögen des anderen in seinem Charakter, seinen Interessen etc. Die beiden tun sich gegenseitig Gefallen, was die Liebe im Sinne von Philia stärker werden lässt
- Schließlich wird Agape immer stärker, was die uneigennützige Liebe ist, und den Partner selbst dann liebt, wenn der z.B. pflegebedürftig ist
Manchmal wächst aber auch Eros aus Philia: Menschen, die gemeinsame Interessen haben, oder im Beruf an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, können sich ineinander verlieben. Oft ist diese Liebe dann besonders dauerhaft. Problematischer ist es, wenn Eros aus Agape wächst: Wenn ein Pfleger aus uneigennütziger Liebe eine Behinderte pflegt, sich aber dann in sie verliebt. Oder wenn ein Yogalehrer, der ohne Bezahlung aus Agape, aus Nächstenliebe, Yogastunden gibt und sich dann in eine Yogaschülerin verliebt, kann das recht problematisch werden.
Philia als wichtiger Bestandteil der Zweierbeziehung kann heißen:
- Sorge dafür, dass du mit deinem Partner Dinge zusammen unternehmt, die ihr beide mögt
- Tue deinem Partner kleinere und größere Gefallen und nimm angebotene Gefallen grundsätzlich immer an
- Halte dir vor Augen, was du an deinem Partner alles magst - und frage ihn, was er/sie an dir mag
Philia als Grundhaltung im Alltag
Philia heißt freundschaftliche Liebe. Ein Philos, griechisch φίλος, ist ein Freund. Es ist eine spirituelle Aufgabe, ein Grundgefühl von Philia, von freundschaftlicher Liebe, entgegenzubringen. Diese Philia ist dann die Grundlage für Agape, uneigennütziger Nächstenliebe. Einige Tipps für Philia als Grundgefühl:
- Gehe davon aus, dass der andere berechtigte Interessen hat
- Gehe davon aus, dass jeder Mensch liebenswert ist
- Spüre den anderen mit dem Herzen - fühle ein Gefühl von Liebe
- Meine es, wenn du dem anderen "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" wünschst
- Suche und betone die gemeinschaftlichen Interessen
- Mache den ersten Schritt
- Gib dem anderen einen [[Vertrauen]9svorschuss
- Verzeihe dem anderen
- Bitte um Entschuldigung, wenn du einen Fehler gemacht hast
Mehr zum Thema Philia findest du auch unter dem Stichwort Freundschaftliche Liebe.
Philia und andere Tugenden
Ähnliche Eigenschaften wie Philia
Ähnliche Eigenschaften wie Philia, also Synonyme zu Philia sind z.B. Freundesliebe, Freundschaft, Liebe.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Philia übertrieben kann ausarten z.B. in Kumpelhaftigkeit, Cliquenwirtschaft, Vetternwirtschaft. Daher braucht Philia als Gegenpol die Kultivierung von Agape, Gottesliebe.
Gegenteil von Philia
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Philia, Antonym zu Philia :
- Positive Gegenteile von Philia, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Agape, Gottesliebe
- Negative Gegenteile von Philia, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Misanthropie, Gefühlskälte, Einsamkeit, Vereinsamung
Philia im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Philia gehört zur Tugendgruppe 3 Liebe, Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Liebe und Empathie
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Philia zum Persönlichkeitsfaktor A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Philia zur Grundverhaltenstendenz S - Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Philia zum Kapha-Vata Temperament bzw. Dosha.
Vortragsmitschnitt zu Philia - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Philia, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <mp3player> http://tugenden.podspot.de/files/Philia-Lexikon-der-Tugenden-Yoga-Vidya.mp3 </mp3player>
Siehe auch
- Agape
- Eros
- Eros Agape Philia
- Aristoteles
- Liebe
- Uneigennützige Liebe
- Selbstlose Liebe
- Gottesliebe
- Bhakti Yoga
- Hingabe
- Hatha Yoga
- Kundalini Yoga
- Jnana Yoga
- Karma Yoga
- Yoga
- Meditation
Eigenschaften im Alphabet vor Philia
Eigenschaften im Alphabet nach Philia
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
- Swami Sivananda: Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere, verwirkliche
- Swami Sivananda: Bhakti
- Bhakti Yoga
- Swami Sivananda
- Artikel von Swami Sivananda
- Swami Sivanandas Integraler Yoga
- Großes Yoga Portal
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