Sanskrit Kurs Lektion 95: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Die Früchte der Taten''' ([[Karmaphala]], Nom. Pl. n.) '''sollen aufgegeben werden''' ([[Tyajaniya]], Nom. Pl. n.) '''von den Yogis''' ([[Yogin]], Instr. Pl. m.).
'''Die Früchte der Taten''' ([[Karmaphala]], Nom. Pl. n.) '''sollen aufgegeben werden''' ([[Tyajaniya]], Nom. Pl. n.) '''von den Yogis''' ([[Yogin]], Instr. Pl. m.).
== Verb-Rätsel ==
=== Auflösung aus [[Sanskrit Kurs Lektion 94|Lektion 94]] ===
*'''1. b) हेय heya - (ist, sind) zu verlassen''': gebildet von der [[Sanskrit Verbalwurzel|Wurzel]] '''[[ha|hā]]''' "verlassen"; vor dem Gerundivsuffix '''-ya''' wird das lange '''ā''' der Verbalwurzel zu '''e''': '''hā + ya > heya'''.
*'''2. b) (ist, sind) zu bekämpfen - योद्धव्य yoddhavya''': gebildet von den Wurzeln '''[[yudh]]''' "(be)kämpfen"; der [[Vokal]] '''u''' der Wurzel wird zu '''o''' ([[Guna]]); das stimmlose dentale '''t''' des Gerundivsuffix '''-tavya''' wird gemäß der Regeln des [[Sandhi]] an das stimmhafte '''dh''' der Wurzel assimiliert und somit zu stimmhaftem '''d''', wobei die Aspiration  ('''h''') des Wurzelkonsonanten '''dh''' aus Gründen der Aussprache eine Stelle nach rechts rückt: '''yudh + tavya > *yodh-tavya > *yodh-davya > yoddhavya'''.


== Fragen und Feedback ==
== Fragen und Feedback ==

Version vom 22. Mai 2019, 14:54 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Gerundivum (5)

Neben dem Gerundivum auf -tavya (Lektion 49-51) und -ya (Lektion 94) gibt es eine dritte Möglichkeit, Gerundiva zu bilden, und zwar durch das Anfügen des Suffix -anīya:

  • kṛ "tun, machen" (Wurzel) + -anīya (Gerundivum-Suffix) > karaṇīya "(ist, sind) zu tun, zu machen"

Bildung

Bei der Bildung des Gerundivums mit dem Suffix (Pratyaya) -anīya bleibt die Form der Verbalwurzel entweder unverändert, oder der Wurzelvokal erhält die Vollstufe.

Endet die Verbalwurzel auf einen Konsonanten (Vyanjana), so bleibt der Wurzelvokal a bzw. ā unverändert:

  • vac "sagen, benennen" (Wurzel) + -anīya (Gerundivum-Suffix) > vacanīya "(ist, sind) zu sagen, zu benennen"
  • sādh "ausführen, zubereiten, beweisen" (Wurzel) + -anīya (Gerundivum-Suffix) > sādhanīya "(ist, sind) auszuführen, zuzubereiten, zu beweisen"

Andere Wurzelvokale erhalten die Vollstufe (Guna):

  • yudh "kämpfen" (Wurzel) + -anīya (Gerundivum-Suffix) > yodhanīya "(ist, sind) zu bekämpfen"
  • dṛś "sehen" (Wurzel) + -anīya (Gerundivum-Suffix) > darśanīya "(ist, sind) zu sehen"; als Adjektiv auch: "sichtbar, ansehnlich, hübsch, schön"

Ebenso die Wurzelvokale der auf Vokal (Svara) auslautenden Wurzeln:

  • śru "hören" (Wurzel) + -anīya (Gerundivum-Suffix) > śravaṇīya "(ist, sind) zu hören"; als Adjektiv auch: "hörenswert"
  • hṛ "wegnehmen" (Wurzel) + -anīya (Gerundivum-Suffix) > haraṇīya "(ist, sind) wegzunehmen"
  • Von den auf langes ā endenden vokalisch auslautenden Wurzeln wie "geben" und jñā "wissen" kann das Gerundivum auf -anīya nicht gebildet werden. Sie bilden die Gerundiva auf -tavya und -ya (s. die folgende Übersicht).
  • Bei der Verbindung von Verbalwurzel und Suffix treten die Wohllautregeln des Sandhi in Kraft. Dabei bewirkt ein oder r (Repha) der Wurzel eine Zerebralisierung des n des Suffix -anīya zu : sādhanīya (von Wurzel sādh) vs. karaṇīya (von Wurzel kṛ).

Übersicht: Die Gerundiva einiger häufiger Verben

Die nachfolgende Übersicht zeigt die Formen der mit den Suffixen -tavya, -ya und -anīya gebildeten Gerundiva einiger wichtiger Verben zusammen mit der Verbalwurzel (Dhatu) und deren Hauptbedeutung(en). Von manchen Wurzeln existieren alle drei Bildungsmöglichkeiten, von anderen nur zwei. Zuweilen unterscheiden sich die verschiedenen Gerundivformen in der Bedeutung, manchmal sind sie synonym.

Verbalwurzel Bedeutung mit Suffix -tavya mit Suffix -ya mit Suffix -anīya Übersetzung
yuj verbinden, anwenden yoktavya yojya yojanīya (ist, sind) zu verbinden, anzuwenden
tyaj verlassen, meiden, aufgeben tyaktavya* tyājya tyajanīya (ist, sind) zu verlassen, zu meiden, aufzugeben
vac sagen, benennen vaktavya* vācya vacanīya (ist, sind) zu sagen, zu benennen
muc befreien, freilassen moktavya* mocya mocanīya (ist, sind) zu befreien, freizulassen
kṛ machen, tun kartavya kārya karaṇīya* (ist, sind) zu machen, zu tun, herzustellen
hṛ wegnehmen hartavya hārya haraṇīya (ist, sind) zu wegzunehmen
dhṛ tragen, halten, bewahren dhartavya dhārya dharaṇīya* (ist, sind) zu tragen, zu halten, zu bewahren
smṛ erinnern, gedenken smartavya smārya smaraṇīya* (ist, sind) zu erinnern, zu gedenken
gam gehen gantavya gamya gamanīya (ist, sind) zu (be)gehen, zugänglich, erreichbar, verständlich
badh/bandh binden, gefangen nehmen, verschließen bandhya bandhanīya (ist, sind) zu binden, gefangenzunehmen, zu verschließen
budh erwachen, verstehen, erkennen, wahrnehmen boddhavya* bodhya bodhanīya (ist, sind) zu erwecken, zu verstehen, zu erkennen, wahrzunehmen
ji siegen jetavya jeya (ist, sind) zu besiegen, besiegbar
śru hören śrotavya śravya, śrāvya śravaṇīya* (ist, sind) zu hören, hörbar, hörenswert
bhū sein, werden bhavitavya bhavya, bhāvya bhavanīya (hat, haben) zu sein, zu werden, zu geschehen; zukünftig
bhid spalten, durchbohren bhettavya* bhedya bhedanīya (ist, sind) zu spalten, zu durchbohren
chid abschneiden, abhauen chettavya* chedya chedanīya (ist, sind) abzuschneiden, abzuhauen
dah verbrennen dagdhavya* dāhya dahanīya (ist, sind) zu verbrennen
guh verbergen, verhüllen, geheim halten gūhitavya guhya (ist, sind) zu verbergen, zu verhüllen, geheim zu halten
grah ergreifen, nehmen grahītavya grāhya grahaṇīya* (ist, sind) zu ergreifen, zu nehmen
sev aufsuchen, ehren, bedienen sevitavya sevya sevanīya (ist, sind) aufzusuchen, zu ehren, zu bedienen
dṛś sehen draṣṭavya* dṛśya darśanīya (ist, sind) zu sehen, sichtbar, ansehnlich, hübsch, schön
sādh ausführen, zubereiten, beweisen sādhya sādhanīya (ist, sind) zu auszuführen, zuzubereiten, zu beweisen
bādh verdrängen, vertreiben, beseitigen bādhya bādhanīya (ist, sind) zu verdrängen, zu vertreiben, zu beseitigen
rakṣ hüten, schützen, bewachen rakṣitavya rakṣya rakṣaṇīya* (ist, sind) zu hüten, zu schützen, zu bewachen
gup hüten, bewachen, geheimhalten goptavya gopya gopanīya (ist, sind) zu hüten, zu bewachen, geheimzuhalten
vand loben vandya vandanīya (ist, sind) zu loben, lobenswert
man meinen, denken, ehren mantavya mānya (ist, sind) zu meinen, zu denken, anzusehen, zu beachten, zu ehren, ehrenwert
snā (sich) baden snātavya sneya (hat, haben sich) zu baden
jñā (er)kennen, wissen, erfahren, wahrnehmen jñātavya jñeya (ist, sind) zu (er)kennen, kennenzulernen, zu wissen, zu erfahren, zu erforschen, anzusehen, wahrnehmbar
trinken pātavya peya (ist, sind) zu trinken, trinkbar, schmeckbar
geben, schenken dātavya deya (ist, sind) zu geben, zu schenken
sthā stehen, verweilen, bleiben sthātavya stheya (hat, haben) zu stehen, zu verweilen, zu bleiben
gā/gai singen gātavya geya (ist, sind) zu singen

*Anmerkung: Bei der Verbindung von Verbalwurzel und Suffix treten die Wohllautregeln des Sandhi in Kraft.

Syntax und Bedeutung

In der Funktion eines Adjektivs nimmt das Gerundivum Fall (Kasus), Zahl (Numerus) und Geschlecht (Genus) des Substantivs an, auf das es sich bezieht, und kann somit alle Kasusendungen der männlichen, weiblichen und sächlichen Substantive auf -a bzw. annehmen.

Hier die Formen des Nominativ Plural Maskulinum, Femininum und Neutrum der Gerundiva Tyajaniya, Shravaniya und Rakshaniya:

  • tyajanīyāḥ (Nom. Pl. m.) / tyajanīyāḥ (f.) / tyajanīyāni (n.): "(sie) sind aufzugeben, sollen/müssen aufgegeben werden"
  • śravaṇīyāḥ (Nom. Pl. m.) / śravaṇīyāḥ (f.) / śravaṇīyāni (n.): "(sie) sind hörenswert, sollen/müssen gehört werden"
  • rakṣaṇīyāḥ (Nom. Pl. m.) / rakṣaṇīyāḥ (f.) / rakṣaṇīyāni (n.): "(sie) sind zu schützen, sollen/müssen geschützt werden"

Hier ein weiterer Beispielsatz in der passiven Konstruktion (Karmani Prayoga), in der das Gerundivum stets verwendet wird. Das logische Objekt (Karman) der Handlung steht im Nominativ, das logische Subjekt bzw. der Agens (Kartri) steht im Instrumental:

  • karma-phalāni tyajanīyāni yogibhiḥ |

Die Früchte der Taten (Karmaphala, Nom. Pl. n.) sollen aufgegeben werden (Tyajaniya, Nom. Pl. n.) von den Yogis (Yogin, Instr. Pl. m.).

Verb-Rätsel

Auflösung aus Lektion 94

  • 1. b) हेय heya - (ist, sind) zu verlassen: gebildet von der Wurzel "verlassen"; vor dem Gerundivsuffix -ya wird das lange ā der Verbalwurzel zu e: hā + ya > heya.
  • 2. b) (ist, sind) zu bekämpfen - योद्धव्य yoddhavya: gebildet von den Wurzeln yudh "(be)kämpfen"; der Vokal u der Wurzel wird zu o (Guna); das stimmlose dentale t des Gerundivsuffix -tavya wird gemäß der Regeln des Sandhi an das stimmhafte dh der Wurzel assimiliert und somit zu stimmhaftem d, wobei die Aspiration (h) des Wurzelkonsonanten dh aus Gründen der Aussprache eine Stelle nach rechts rückt: yudh + tavya > *yodh-tavya > *yodh-davya > yoddhavya.


Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

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