Besitzergreifende Liebe: Unterschied zwischen den Versionen
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=== Was bedeutet besitzergreifende Liebe? === | |||
Besitzergreifende Liebe ist eine Form von [[Liebe]], die nicht durch Freiheit und gegenseitigen Respekt geprägt ist, sondern durch [[Kontrolle]], [[Eifersucht]] und das Bedürfnis, den Partner oder die Partnerin an sich zu binden. Sie entsteht oft aus [[Unsicherheit]], [[Angst]] vor Verlust oder einem geringen [[Selbstwertgefühl]]. Anstatt Liebe als freies, verbindendes Gefühl zu leben, verwandelt sich die Beziehung in eine Form von Abhängigkeit und [[Bindung]], die sowohl für die eigene Entwicklung als auch für die des Partners hinderlich sein kann. | |||
=== Merkmale besitzergreifender Liebe === | |||
Typische Anzeichen für besitzergreifende Liebe sind: | |||
* Eifersucht: Starke Gefühle der Unsicherheit, sobald der Partner mit anderen Menschen Zeit verbringt. | |||
* Kontrollbedürfnis: Das Bedürfnis, über die Aktivitäten, Kontakte oder Entscheidungen des Partners zu bestimmen. | |||
* Abhängigkeit: Das Gefühl, ohne den Partner nicht vollständig oder nicht glücklich sein zu können. | |||
* Angst vor Verlust: Eine übersteigerte Sorge, verlassen oder betrogen zu werden. | |||
* Mangel an Vertrauen: Schwierigkeiten, dem Partner Freiheit, Privatsphäre und Eigenständigkeit zu lassen. | |||
=== Psychologische und spirituelle Ursachen === | |||
Besitzergreifende Liebe wurzelt oft in ungelösten [[Kindheit]]serfahrungen, mangelndem [[Urvertrauen]] oder in früheren verletzenden Beziehungen. Spirituell betrachtet, entsteht sie aus der [[Anhaftung]] (Raga) und der Identifikation mit dem Ego. Statt Liebe als freies, göttliches Prinzip zu erfahren, versucht das Ego, Liebe zu „besitzen“. | |||
Im [[Yoga]] und in der [[spirituellen Psychologie]] wird betont, dass wahre Liebe frei, weit und selbstlos ist. Besitzergreifende Liebe dagegen führt zu [[Karma]], zu Leiden und zu immer wiederkehrenden [[Konflikten]] in [[Partnerschaft]] und [[Beziehung]]en. | |||
=== Auswirkungen auf Beziehungen === | |||
Besitzergreifende Liebe kann eine Beziehung stark belasten: | |||
* Sie nimmt dem Partner die Freiheit. | |||
* Sie erzeugt Spannungen, Streit und Distanz. | |||
* Sie verhindert das Wachstum und die Entfaltung beider Partner. | |||
* Sie kann auf Dauer zu Trennung und Herzschmerz führen. | |||
=== Transformation von besitzergreifender Liebe === | |||
Es gibt Wege, besitzergreifende Liebe in gesunde, spirituelle Liebe zu verwandeln: | |||
: '''1.''' Selbstreflexion: Erkenne deine eigenen Ängste, Unsicherheiten und Muster. | |||
: '''2.''' Achtsamkeit: Beobachte deine Gefühle von Eifersucht oder Kontrollbedürfnis, ohne sofort zu handeln. | |||
: '''3.''' Selbstliebe stärken: Je mehr du dich selbst liebst, desto weniger bist du auf Bestätigung von außen angewiesen. | |||
: '''4.''' Vertrauen entwickeln: Lerne, deinem Partner Freiheit zu schenken und Vertrauen aufzubauen. | |||
: '''5.''' Spirituelle Praxis: [[Meditation]], [[Yoga]], [[Mantra]]-Rezitation oder [[Achtsamkeitspraxis]] helfen, Liebe aus einer höheren Ebene zu erfahren. | |||
: '''6.''' Kommunikation: Offene und ehrliche Gespräche können helfen, Missverständnisse und Ängste aufzulösen. | |||
=== Spirituelle Perspektive === | |||
Besitzergreifende Liebe zeigt, wie stark das Ego in Beziehungen wirken kann. Sie ist ein Lernfeld: Wenn man erkennt, dass Liebe nicht Besitz, sondern [[Freiheit]], [[Vertrauen]] und [[Mitgefühl]] bedeutet, kann man die Beziehung auf eine tiefere Ebene heben. In vielen spirituellen Traditionen gilt: Wahre Liebe ist frei, allumfassend und bedingungslos – das Gegenteil von besitzergreifender Liebe. | |||
== Besitzergreifende Liebe als eine der sechs Liebesstile == | |||
Der kanadische Soziologe und Sozialpsychologe John Alan Lee hat sechs [[Liebesstil]]e postuliert, welche auch in empirischen [[Wissenschaftliche Studien|Studien]] gefunden werden konnten. Es gibt sogar einen standardisierten Fragebogen, das [[Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile]] ([[MEIL]]), mit denen die sechs Liebesstile gemessen werden können. Die sechs Liebesstile sind: | Der kanadische Soziologe und Sozialpsychologe John Alan Lee hat sechs [[Liebesstil]]e postuliert, welche auch in empirischen [[Wissenschaftliche Studien|Studien]] gefunden werden konnten. Es gibt sogar einen standardisierten Fragebogen, das [[Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile]] ([[MEIL]]), mit denen die sechs Liebesstile gemessen werden können. Die sechs Liebesstile sind: | ||
* [[Eros]] – die [[romantische Liebe]], die von Zuneigung, [[Verliebtheit]] und [[Leidenschaft]] und großen [[Gefühl]]en charakterisiert ist | * [[Eros]] – die [[romantische Liebe]], die von Zuneigung, [[Verliebtheit]] und [[Leidenschaft]] und großen [[Gefühl]]en charakterisiert ist | ||
* [[Storge]] – die [[freundschaftliche Liebe]], die [[kooperative Liebe]] | * [[Storge]] – die [[freundschaftliche Liebe]], die [[kooperative Liebe]] | ||
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Besitzergreifende Liebe ist also eine der Übersetzungen von Mania. Besitzergreifende Liebe beruht auf starker [[Emotion]]alität. Der Partner ist das ein und alles. Das ganze [[Leben]] dreht sich um den Partner. Daher muss der Partner vereinnahmt werden. Die Folge ist [[Eifersucht]], [https://www.yoga-vidya.de/yoga-psychologie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst] vor dem [[Verlust]] des Partners. So wechseln sich [[große Liebe]], [[Geborgenheit]] ab mit [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/angst-ueberwinden/ Angst], Verlust[[angst]], Eifersucht. Die besitzergreifende Liebe ist ein intensive Liebes[[beziehung]]. Wenn beide Partner damit leben können, kann es zu einer sehr tiefen Partnerschaft führen. Besitzergreifende Liebe macht jedoch abhängig, wird vom Partner oft als Abhängigkeit empfunden. Besitzergreifende Liebe kann auch Folge von mangelndem [[Selbstvertrauen]] sein: Leben ohne den Partner ist nichts wert. Die besitzergreifende Liebe kann auch zu Stalking und anderen kriminellen [[Handlung]]en führen, wenn sie nicht erwidert wird. In einer Beziehung kann sie zu übertriebenem Kontrollverhalten führen. | Besitzergreifende Liebe ist also eine der Übersetzungen von Mania. Besitzergreifende Liebe beruht auf starker [[Emotion]]alität. Der Partner ist das ein und alles. Das ganze [[Leben]] dreht sich um den Partner. Daher muss der Partner vereinnahmt werden. Die Folge ist [[Eifersucht]], [https://www.yoga-vidya.de/yoga-psychologie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst] vor dem [[Verlust]] des Partners. So wechseln sich [[große Liebe]], [[Geborgenheit]] ab mit [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/angst-ueberwinden/ Angst], Verlust[[angst]], Eifersucht. Die besitzergreifende Liebe ist ein intensive Liebes[[beziehung]]. Wenn beide Partner damit leben können, kann es zu einer sehr tiefen Partnerschaft führen. Besitzergreifende Liebe macht jedoch abhängig, wird vom Partner oft als Abhängigkeit empfunden. Besitzergreifende Liebe kann auch Folge von mangelndem [[Selbstvertrauen]] sein: Leben ohne den Partner ist nichts wert. Die besitzergreifende Liebe kann auch zu Stalking und anderen kriminellen [[Handlung]]en führen, wenn sie nicht erwidert wird. In einer Beziehung kann sie zu übertriebenem Kontrollverhalten führen. | ||
==Umgang mit besitzergreifender Liebe in der Partnerschaft== | == Umgang mit besitzergreifender Liebe in der Partnerschaft == | ||
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* Erkenne, dass deine Liebe zum Partner Ausdruck der Liebe zum Göttlichen ist. Dein Partner ist eine [[Manifestation]] des Göttlichen. Aber letztlich ist es das [[Göttliche Liebe|Göttliche]], das du liebst | * Erkenne, dass deine Liebe zum Partner Ausdruck der Liebe zum Göttlichen ist. Dein Partner ist eine [[Manifestation]] des Göttlichen. Aber letztlich ist es das [[Göttliche Liebe|Göttliche]], das du liebst | ||
* Lass dem Partner seinen Freiraum | * Lass dem Partner seinen Freiraum | ||
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* Wenn du dich eingeengt fühlst, und dich immer wieder mit Vorwürfen, Forderungen und Eifersuchtszenen konfrontiert siehst, dann musst du etwas tun und/oder lernen, damit umzugehen. | * Wenn du dich eingeengt fühlst, und dich immer wieder mit Vorwürfen, Forderungen und Eifersuchtszenen konfrontiert siehst, dann musst du etwas tun und/oder lernen, damit umzugehen. | ||
Hier ein paar Tipps für den Umgang mit besitzergreifender, eifersüchtiger Liebe: | Hier ein paar Tipps für den Umgang mit besitzergreifender, eifersüchtiger Liebe: | ||
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Version vom 24. September 2025, 08:25 Uhr
Besitzergreifende Liebe ist eine Liebe, welche den/die Geliebten ganz für sich haben will. Besitzergreifende Liebe lässt dem Partner keinen Freiraum und kann daher als beengend empfunden werden. Besitzergreifende Liebe ist meist auch eifersüchtige Liebe. Besitzergreifende Liebe ist einer der sechs Liebesstile nach John Alan Lee und wird dort Mania genannt.
Besitzergreifende Liebe – Ursachen, Merkmale und Wege zur Transformation
Was bedeutet besitzergreifende Liebe?
Besitzergreifende Liebe ist eine Form von Liebe, die nicht durch Freiheit und gegenseitigen Respekt geprägt ist, sondern durch Kontrolle, Eifersucht und das Bedürfnis, den Partner oder die Partnerin an sich zu binden. Sie entsteht oft aus Unsicherheit, Angst vor Verlust oder einem geringen Selbstwertgefühl. Anstatt Liebe als freies, verbindendes Gefühl zu leben, verwandelt sich die Beziehung in eine Form von Abhängigkeit und Bindung, die sowohl für die eigene Entwicklung als auch für die des Partners hinderlich sein kann.
Merkmale besitzergreifender Liebe
Typische Anzeichen für besitzergreifende Liebe sind:
- Eifersucht: Starke Gefühle der Unsicherheit, sobald der Partner mit anderen Menschen Zeit verbringt.
- Kontrollbedürfnis: Das Bedürfnis, über die Aktivitäten, Kontakte oder Entscheidungen des Partners zu bestimmen.
- Abhängigkeit: Das Gefühl, ohne den Partner nicht vollständig oder nicht glücklich sein zu können.
- Angst vor Verlust: Eine übersteigerte Sorge, verlassen oder betrogen zu werden.
- Mangel an Vertrauen: Schwierigkeiten, dem Partner Freiheit, Privatsphäre und Eigenständigkeit zu lassen.
Psychologische und spirituelle Ursachen
Besitzergreifende Liebe wurzelt oft in ungelösten Kindheitserfahrungen, mangelndem Urvertrauen oder in früheren verletzenden Beziehungen. Spirituell betrachtet, entsteht sie aus der Anhaftung (Raga) und der Identifikation mit dem Ego. Statt Liebe als freies, göttliches Prinzip zu erfahren, versucht das Ego, Liebe zu „besitzen“.
Im Yoga und in der spirituellen Psychologie wird betont, dass wahre Liebe frei, weit und selbstlos ist. Besitzergreifende Liebe dagegen führt zu Karma, zu Leiden und zu immer wiederkehrenden Konflikten in Partnerschaft und Beziehungen.
Auswirkungen auf Beziehungen
Besitzergreifende Liebe kann eine Beziehung stark belasten:
- Sie nimmt dem Partner die Freiheit.
- Sie erzeugt Spannungen, Streit und Distanz.
- Sie verhindert das Wachstum und die Entfaltung beider Partner.
- Sie kann auf Dauer zu Trennung und Herzschmerz führen.
Transformation von besitzergreifender Liebe
Es gibt Wege, besitzergreifende Liebe in gesunde, spirituelle Liebe zu verwandeln:
- 1. Selbstreflexion: Erkenne deine eigenen Ängste, Unsicherheiten und Muster.
- 2. Achtsamkeit: Beobachte deine Gefühle von Eifersucht oder Kontrollbedürfnis, ohne sofort zu handeln.
- 3. Selbstliebe stärken: Je mehr du dich selbst liebst, desto weniger bist du auf Bestätigung von außen angewiesen.
- 4. Vertrauen entwickeln: Lerne, deinem Partner Freiheit zu schenken und Vertrauen aufzubauen.
- 5. Spirituelle Praxis: Meditation, Yoga, Mantra-Rezitation oder Achtsamkeitspraxis helfen, Liebe aus einer höheren Ebene zu erfahren.
- 6. Kommunikation: Offene und ehrliche Gespräche können helfen, Missverständnisse und Ängste aufzulösen.
Spirituelle Perspektive
Besitzergreifende Liebe zeigt, wie stark das Ego in Beziehungen wirken kann. Sie ist ein Lernfeld: Wenn man erkennt, dass Liebe nicht Besitz, sondern Freiheit, Vertrauen und Mitgefühl bedeutet, kann man die Beziehung auf eine tiefere Ebene heben. In vielen spirituellen Traditionen gilt: Wahre Liebe ist frei, allumfassend und bedingungslos – das Gegenteil von besitzergreifender Liebe.
Besitzergreifende Liebe als eine der sechs Liebesstile
Der kanadische Soziologe und Sozialpsychologe John Alan Lee hat sechs Liebesstile postuliert, welche auch in empirischen Studien gefunden werden konnten. Es gibt sogar einen standardisierten Fragebogen, das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile (MEIL), mit denen die sechs Liebesstile gemessen werden können. Die sechs Liebesstile sind:
- Eros – die romantische Liebe, die von Zuneigung, Verliebtheit und Leidenschaft und großen Gefühlen charakterisiert ist
- Storge – die freundschaftliche Liebe, die kooperative Liebe
- Agape, die uneigennützige Liebe, die aufopfernde Liebe
- Mania, die rasende Liebe, die eifersüchtige Liebe, die besitzergreifende Liebe
- Ludus, die spielerische Liebe, die freie Liebe, die sich nach Vergnügen sehnt; die unverbindliche Liebe
- Pragma, die pragmatische Liebe
Besitzergreifende Liebe ist also eine der Übersetzungen von Mania. Besitzergreifende Liebe beruht auf starker Emotionalität. Der Partner ist das ein und alles. Das ganze Leben dreht sich um den Partner. Daher muss der Partner vereinnahmt werden. Die Folge ist Eifersucht, Angst vor dem Verlust des Partners. So wechseln sich große Liebe, Geborgenheit ab mit Angst, Verlustangst, Eifersucht. Die besitzergreifende Liebe ist ein intensive Liebesbeziehung. Wenn beide Partner damit leben können, kann es zu einer sehr tiefen Partnerschaft führen. Besitzergreifende Liebe macht jedoch abhängig, wird vom Partner oft als Abhängigkeit empfunden. Besitzergreifende Liebe kann auch Folge von mangelndem Selbstvertrauen sein: Leben ohne den Partner ist nichts wert. Die besitzergreifende Liebe kann auch zu Stalking und anderen kriminellen Handlungen führen, wenn sie nicht erwidert wird. In einer Beziehung kann sie zu übertriebenem Kontrollverhalten führen.
Umgang mit besitzergreifender Liebe in der Partnerschaft
Eigene besitzergreifende Liebe
Wenn du selbst eine Neigung zu besitzergreifender Liebe hast und deine Beziehung tief und voller Freude ist, dann ist alles in Ordnung. Freue dich über deine tiefe Beziehung.
Wenn du aber merkst, dass dein Partner sich eingeengt fühlt, und deine Eifersucht immer wieder zu Konflikten führt, dann solltest du etwas ändern – weil sonst deine aus Verlustangst motivierte Eifersucht genau zu dem führen kann, was du vermeiden willst – nämlich zum Verlust des Partners. Mindestens kann die besitzergreifende Liebe viel Leid verursachen. Hier ein paar Tipps:
- Erkenne, dass deine Liebe zum Partner Ausdruck der Liebe zum Göttlichen ist. Dein Partner ist eine Manifestation des Göttlichen. Aber letztlich ist es das Göttliche, das du liebst
- Lass dem Partner seinen Freiraum
- Wenn du eifersüchtig bist, übe dich in Selbstbeherrschung: Nicht immer ist es gut, gleich auf Impulse zu handeln
- Erkläre dem Partner öfter, dass du ihn liebst. Mache ihm Komplimente, bestärke ihn in dem was er tut. Statt Vorwürfe und Verdächtigungen auszudrücken, sind beziehungsfördernde, wertschätzende Kommunikation sowie Zärtlichkeit viel effektiver, um die Beziehung zu vertiefen
- Frage den Partner, was er/sie braucht, von dir wünscht
- Drücke auch deine Bedürfnisse aus, damit dein Partner die Gelegenheit bekommt, seine Liebe auszudrücken
- Erkenne, dass du eine eigenständige Persönlichkeit bist. Entwickle Selbstvertrauen. Du kannst auch allein leben, wenn es erforderlich wäre
- Übe Yoga und Meditation. So entwickelst du Gelassenheit, ein Gefühl für dich Selbst, Selbstvertrauen
- Übe Gottvertrauen, fühle dich in Gott geborgen
Partner mit besitzergreifender Liebe
Wenn dein Partner dich mit besitzergreifender Liebe „beschenkt“, gibt es zwei Möglichkeiten:
- Wenn du glücklich bist, dass du einen so liebenden Partner hast, dann ist alles in Ordnung
- Wenn du dich eingeengt fühlst, und dich immer wieder mit Vorwürfen, Forderungen und Eifersuchtszenen konfrontiert siehst, dann musst du etwas tun und/oder lernen, damit umzugehen.
Hier ein paar Tipps für den Umgang mit besitzergreifender, eifersüchtiger Liebe:
- Schätze dich glücklich, dass du jemanden hast, der dich so liebt.
- Sei dir bewusst, dass die Eifersucht des anderen Ausdruck seiner Liebe ist.
- Gehe etwas auf die Eifersucht des anderen ein: Melde dich öfter per Email, SMS, Telefonat, Chat, wenn ihr mal räumlich getrennt seid; erkläre was du machst; berichte darüber, was du gemacht hast.
- Erzähle dem anderen, was du gerne hättest – gib dem anderen die Chance, seine Liebe so auszudrücken, wie du es magst.
- Erkläre dem anderen öfter, dass du ihn liebst.
- Drücke deine Liebe immer wieder in kleinen Gesten aus: Häufige Zärtlichkeiten, kleine Geschenke (besser häufig kleine Geschenke als seltene große Geschenke), in die Augen schauen, Komplimente.
- Triff Absprachen, wo du deinen Freiraum brauchst; verweise dann immer wieder auf die Absprachen.
- Sprich darüber, wie das Eifersuchtsgehabe des anderen auf dich wirkt.
- Sprecht regelmäßig über eure Beziehung und darüber, was ihr braucht, wünscht, vom anderen erhofft.
Mania, besitzergreifende Liebe, gehört zu den stabileren Liebesstilen. Sieh es daher eher als positiv an, wenn dein Partner diesen Liebesstil hat.
Weiterentwicklung der besitzergreifenden Liebe
Vom spirituellen Standpunkt ist allerdings wünschenswert, wenn aus der besitzergreifenden Liebe sich die uneigennützige Liebe entwickelt, und wenn die Partnerliebe sich zu einer umfassenden Liebe entwickelt, zur Gottesliebe, zur Nächstenliebe und zur Liebe zu allen Wesen. Die Liebesbeziehung zum Partner bleibt immer etwas ganz besonderes. Diese tiefe Liebe kann aber eine Grundlage werden zur Liebe zu allen Wesen.
Zusammenfassung
Besitzergreifende Liebe - was ist das? Wie geht man damit um? besitzergreifende Liebe ist eine Liebe, die von einem anderen Besitz ergreifen will. Besitzergreifende Liebe lässt dem anderen nicht den Raum den er braucht, ermöglicht dem anderen keine Entfaltung. Eine bedingungslose Liebe kann auch Treue fordern, ohne besitzergreifend zu werden.
Siehe auch
- Liebe
- Sechs Liebesstile
- Mania
- Eifersüchtige Liebe
- Rasende Liebe
- Uneigennützige Liebe
- Bedingungslose Liebe
- Bhakti Yoga
- Hingabe
- Dienst
- Gottesliebe
- Nächstenliebe
Literatur
- Stephan Hachtmann, Berührt vom Klang der Liebe: Wege zum Herzensgebet (2012)
- Thich Nhat Hanh, Jesus und Buddha - Ein Dialog der Liebe (2010)
- Johannes XXIII., Das Herz muss voll Liebe sein (2013)
- Ayya Khema, Das Größte ist die Liebe: Die Bergpredigt und das Hohelied der Liebe aus buddhistischer Sicht (2009)
- Christopher West u.a., Die Liebe, die erfüllt: Gedanken zu Eros & Agape - Papst Benedikt XVI. und die menschliche Liebe (2011)
- Kordula Witjes u.a., Die Liebe wählen: Frère Roger, Taizé 1915-2005 (2013)
Weblinks
- Swami Sivananda: Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere, verwirkliche
- Swami Sivananda, Götter und Göttinnen: Was ist Gott?
- Swami Sivananda: Bhakti
- Bhakti Yoga
- Tantra Portal
- Karma Yoga
Seminare
Spiritualität
- 04.01.2026 - 09.01.2026 Shivalaya Stille Retreat
Stille – Schweigen – Sein. In der Abgeschiedenheit des Shivalaya Retreatzentrums fühlst du dich dem Himmel ganz nah. Mit intensiver Meditations- und…- Swami Nirgunananda, Rukmini Keilbar
- 09.01.2026 - 11.01.2026 Raja Yoga 1
Raja Yoga ist der Yoga der Geisteskontrolle. In diesem Raja Yoga Seminar behandeln wir das 1. Kapitel der Yoga Sutras von Patanjali. Darin geht es u…- Narayan Böhm
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- 09.01.2026 - 11.01.2026 Harmonium Lernseminar
Lerne, Harmonium zu spielen! Wenn vorhanden, bitte eigenes Harmonium mitbringen. Keine Vorkenntnisse nötig.- Alisa Yakhontova
- 09.01.2026 - 11.01.2026 Yin Yoga und Bhakti
Yin Yoga heißt loslassen und achtsam in den Augenblick schmelzen. Bhakti Yoga ist der Weg der Liebe und Hingabe zum Göttlichen. Diese beiden sanften…- Sanja Wieland
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Bhakti Yoga - Yoga der Hingabe und Liebe
Diene, Liebe, Gib – Erweitere dein Bewusstsein