Yoga der Bhagavad Gita - Kapitel 5 - Schwierigkeiten in der Praxis
Yoga der Bhagavad Gita - Kapitel 1 - Das Selbst
Das Selbst
Die Schwierigkeiten in dieser Praxis sind der eigentliche Kontext der sehr langen Lehre, wie sie die Bhagavad Gita bis zum 18. Kapitel darstellt, und in gewisser Weise kann man sagen, dass die achtzehn Kapitel den achtzehn Stufen der Yoga Praxis der Bhagavad Gita entsprechen. Insofern kann nichts schwieriger als dieser Versuch der Seele sein, sich mit dem Göttlichen Ziel des Universums zu vereinigen; darum werden wir immer wieder darauf hingewiesen, sehr bedächtig und vorsichtig auf diesem Pfad voranzuschreiten:
- Sanaih-Sanaih Uparamed Buddhya Dhritigrihitaya
- Atmasamstham Manah Kritva Na Kimchid Api Chintayat
- Yato-Yato Nischarati Manas Chanchalam Asthiram
- Atas Tato Niyamyai'Tad Atmanyeva Vasam Nayat
Dies ist die Lehre von der tatsächlichen Praxis. Man muss die Kontrolle über das Denkorgan solchermaßen gestalten, dass gar nicht erst das Gefühl irgendeines Druckes spürbar wird. Das ist die Technik eines erzieherischen Prozesses in jeglichen Bereichen des Lebens. Das Denkorgan muss dazu befähigt werden, spontan und ganz von selbst in einer Höheren Erfahrung aufzublühen, ohne dabei praktisch in irgendeine Art von Leid und Sorge gepresst zu werden. Je mehr das Prinzip der Befriedigung in der Praxis Anwendung findet, umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit einer frühen Vollendung, denn jegliches Leid, das dem Denkorgan auferlegt wird, kann der verursachende Faktor eines Rückschlages im Denkorgan sein.
Daher heißt es zwar, mit glühendem Eifer der Praxis zu folgen ohne dabei zum Opfer eines Übereifers zu werden, was nichts anderes bedeutet, als dass wir unsere Kräfte nicht überschätzen sollten. Gott steht uns zweifellos stets zur Seite und Er ist die größte Hilfe auf dem Weg der Seele hin zum Höchsten Ziel, doch das Wirken Gottes ist ein Geheimnis in sich selbst. Da dieses Geheimnis nicht erfasst werden kann, sollte man nur in dem Umfang voranschreiten, wie dies das eigene Verständnis hinsichtlich dieses Geheimnisses zulässt. Solange das Geheimnis Gottes ein Objekt der eigenen Unwissenheit bleibt, wird es nicht dazu fähig sein, bewusste Hilfe zu leisten.
Verstand und Gefühl verschmelzen in der Praxis miteinander. Beide Funktionen kommen sich stufenweise näher. Während in den Anfangsstadien die Gefühle sozusagen durch den Verstand beherrscht sein mögen, - was den Eindruck vermitteln kann, dass das Herz nicht mit dem Verstand kooperiert -, wird jemand durch emsige Standhaftigkeit dazu fähig sein, diese beiden Funktionen so zusammen zu bringen, dass sie nicht wie zwei getrennte Fähigkeiten, sondern als eine gebündelte Kraft unmittelbarer Erkenntnis wirken.
Intuition oder unmittelbare Erkenntnis ist tatsächlich nichts anderes als die Verbrüderung von Herz und Verstand. Innerhalb der gewöhnlichen menschlichen Wahrnehmung erscheinen beide getrennt voneinander; Kopf und Herz arbeiten nicht zusammen, doch wenn, wie es so schön heißt, sich das dritte (spirituelle) Auge öffnet, dann sind die physischen Augen für das Erschauen der Vollkommenheit nicht mehr notwendig. Um dies zu erreichen, muss die Praxis schrittweise in dem Sinne stattfinden, dass man das, auf den verschiedenen Ebenen des Aufstieges gegenwärtige Ausmaß der Wirklichkeit beobachten muss, wobei der gewichtigste Punkt darin besteht, dass man sich in der Praxis stets daran erinnert, in jedem besonderen Abschnitt, in dem man sich zu irgendeinem gegebenen Zeitpunkt befindet, aufrichtig und ehrlich zu sich zu sein und sich nicht fälschlicherweise einzubilden, auf einer höheren Entwicklungsebene als der tatsächlich gegebenen zu befinden.
Das Denkorgan kann sich selbst in eine Vorstellungswelt falscher Gegebenheiten hinein manövrieren und sich in diesem Irrglauben verlieren. Es gibt genügend aufrichtige Sucher, die zu dem irrtümlichen Denken neigen, befreite Seelen zu sein, die meinen, es sei ihre einzige und dringliche Pflicht, diese Welt zu retten. Sie sind davon überzeugt, selbst gerettet und in das Unendliche eingetreten zu sein. Während sie sich in ihrem Gefühl gründlich geirrt haben mögen, sind sie felsenfest davon überzeugt, im Recht zu sein und niemand kann ihnen da so ohne weiteres wieder heraushelfen, da ihnen ihr Verstand gründlich seinen Dienst versagt hat. Das Versagen des eigenen Verständnisses lässt jemanden annehmen, sich tatsächlich in solch einer erhabenen Position zu befinden. Die Vernunft wird erstickt und träge, anstatt klar und durchsichtig zu werden, und das alles nur auf Grund der alten ‘Samskaras’, den verborgenen Eindrücken und unterdrückten Wünschen und so weiter.
Enttäuschte Gefühle müssen nicht unbedingt aus dem gegenwärtigen Leben herrühren. Vielmehr sind da Gefühle über Gefühle und Eindrücke über Eindrücke wie dicke Wolkenschwaden in den unterbewussten und unbewussten Ebenen des Geistorganes aufeinander geschichtet, die den Fortschritt der Seele auf ihr erklärtes Ziel hin hemmen. Es bedarf keiner großen Erklärungen, dass dies auf dem Durchschreiten etlicher Leben beruht. Wir leben unser einziges Leben nicht erst jetzt, und alles, was wir heute sind, ist nur ein Ausschnitt aus dem Ganzen, aus dem wir gemacht sind, wobei der größere Anteil als potenzielle Kraft in den unbewussten Schichten unserer Persönlichkeit schlummert und dort wie eine Triebfeder arbeitet, die bestimmte Eindrücke und Impulse an die Oberfläche des Bewusstseins stößt und die bewusste Ebene zu dem Denkfehler zwingt, in der Handhabung der Ideen und Gedanken zur Bewältigung der täglichen Wechselfälle des Lebens völlig frei zu sein. Wenn wir die Anwesenheit dieser antreibenden Kraft, - die wir die unbewusste Ebene nennen - , hinter unseren bewussten Tätigkeiten in Betracht ziehen, dann kämen mit Sicherheit Zweifel darüber auf, ob es überhaupt eine Freiheit des Willens gibt. Die Psychoanalytiker schlussfolgern heutzutage, dass es so etwas wie Willensfreiheit gar nicht gibt, sondern dass es sich hierbei um ein Hirngespinst handle und zwar deshalb, weil die bewussten Tätigkeiten des Denkorganes, welche die Ursachen für das Gefühl der Freiheit sind, selbst den verborgenen Impulsen wie dunkle Kräfte entspringen, die von innen heraus arbeiten und eine Fraktion dieser Aspekte der Persönlichkeit zum Zweck der Erfüllung bestimmter Absichten auf die bewusste Ebene anheben, was in unserer traditionellen Sprache mit dem Sanskritbegriff ‘Prarabdha Karma’ bezeichnet wird.
Der gegenwärtige Zustand unseres Lebens, das wir heute im bewussten Zustand leben, kann nicht als die Ganzheit unserer Persönlichkeit angesehen werden. Es gibt viele Menschen, die denken, dass es so etwas wie ein kollektives, ein rassisches Unbewusstsein gibt und wieder andere beharren sogar auf der Meinung, dass es ein Kosmisches Unbewusstsein gibt, was unter Umständen selbst durch die Vedanta Philosophie (Schlussteil der Veden) bestärkt wird, wo von einem ‘Ishvara’ (persönlicher Gott) gesprochen wird, in dem die unbewussten Persönlichkeiten aller Individuen unterschwellig in einer potenziellen Samenform aufbewahrt sind.
Somit kann kein Sucher wirklich sicher sein, dass seine Praxis allzeit richtig geführt wird. Man kann sich im Glauben, vollkommen richtig zu sein, bereits vollständig in die falsche Richtung bewegen. Die eigene Überzeugung, sich auf dem rechten Weg zu befinden, ist noch kein Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme, denn diese Überzeugung ist lediglich das Ergebnis der unbewussten Tätigkeit des Denkorganes, das wiederum nicht notwendigerweise die Ganzheit der eigenen Persönlichkeit repräsentiert. Man mag unter dem Druck eines inneren Impulses stehen, der sich nicht voll auf der bewussten Ebene offenbart hat, - der vielmehr hinter eisernen Vorhängen wirkt, deren man sich nicht bewusst ist -, was dann zum Irrtum der fehlerhaften Denkweise führen kann.
Hier erhebt sich wieder die Notwendigkeit der Führung durch eine erfahrene Person, die den Pfad beschritten hat und die Fallgruben kennt. Da diesen Hürden niemand ausweichen kann, ist es ratsam für den Sucher, sich langsam vorwärts zu bewegen, sodass es nicht notwendig wird, die bereits gemachten Schritte wieder zurückzugehen. Man kann den Absturz in eine niedere Region, der durch einen plötzlichen Sprung auf Ebenen, die unter den gegebenen Umständen noch nicht erreichbar sind, durchaus vermeiden. Höchste Vorsicht ist geboten:
- Sanaih Sanaih Uparamed Uparamed Buddhya Dhritigrihitaya
Mit dem, aus gut gelenkter Überzeugung geborenen Mut, muss man die eigenen Verstandeskräfte in Richtung des angestrebten Zieles vorantreiben, was jedoch bedächtig und langsam zu praktizieren ist, - je langsamer, desto besser. Es ist nicht nötig, sich über den im Prozess der Gottverwirklichung enthaltenen Zeitfaktor zu ängstigen.
Alles hat seine eigene Zeit. Gott rennt uns nicht davon. Er ist immer da.
Niemand sollte dem Zweifel verfallen, dass er IHN morgen nicht mehr erreichen kann, wenn er IHN nicht schon heute erfasst. Vielmehr kommt es darauf an, auf den Kontakt mit IHM vorbereitet zu sein, denn das erfordert die geeignete Reinigung des Gefäßes (Körper und Geist) mittels der notwendigen praktischen Vorbedingungen, wie sie in unserer vedischen Disziplin und Tradition mit dem Begriff ‘Sadhana Chatushtaya’ erwähnt sind und in der die Praxis von ‘Yama’, ‘Niyama’ (Übungen, um ethische Vollkommenheit zu erlangen) und so weiter enthalten ist. Nur wer die ausdrückliche Aufforderung dieses Verses der Bhagavad Gita „langsam voranzuschreiten“ richtig versteht, erfasst auch die darin enthaltene Botschaft.
Was heißt es, „langsam zu gehen“? Man muss sich völlig im Klaren über sich selbst sein, das heißt über den eigenen gegenwärtigen psychologischen Zustand und die vorhandenen Kräfte, die für die Praxis anwendbar erscheinen. Es ist eine Tatsache, dass neben dem Wunsch nach Gott, dem großen Yoga-Ziel, auch andere Wünsche im Geistorgan arbeiten.
Gibt es nicht irgendwelche verborgenen und ablenkenden Impulse im Denkorgan, die sich oftmals, wenn auch nicht immer, bemerkbar machen und jemanden fühlen lassen, dass es da noch andere Freuden als die Freuden der Gottverwirklichung geben kann?
Nun, es ist sehr wichtig, sich dessen zu erinnern, da es einem menschlichen Wesen nicht möglich ist, völlig von dem Gefühl der Wirklichkeit von Sinnesobjekten, die sich vor ihm befinden, frei zu sein; und solange es ein Bewusstsein von der Gegenwart von Objekten gibt, wird ebenso eine Notwendigkeit verspürt, mit diesen Objekten in Beziehung zu treten. Wer kann schon von sich sagen, dass er sich der Gegenwart der vor ihm befindlichen Welt unbewusst ist? Diese Welt starrt uns als eine harte Wirklichkeit an und der Glaube in die Existenz einer äußeren Welt ist selbst der Beweis für die innerlich spürbare Notwendigkeit, einen lebensnahen Kontakt mit ihr herzustellen. Ganz gleich. ob man sie liebt oder nicht liebt, zumindest das Bewusstsein davon ist vorhanden.
Die Objekte der Welt sind irgendwie der Versuchung und Lockung fähig, und die Hauptschwierigkeit in der Meditations-Praxis, dem eigentlichen Yoga, ist die Versuchung, - sonst nichts!
Die in diesem Zusammenhang anzuwendende Weisheit würde darin bestehen, sich so weit wie möglich aus der Verstrickung in Atmosphären zu befreien, die solcher Versuchungen fähig sind. Es ist besser, gar nicht erst krank zu werden, als krank zu werden und dann zum Arzt gehen zu müssen. Wer einmal den Versuchungen verfällt, für den ist es schwer, sich aus ihrer Verstrickung wieder zu lösen, denn Versuchungen sind nichts anderes, als der Glaube in die Wirklichkeit von Objekten, verbunden mit dem inneren Gefühl, dass das Sinnesobjekt dazu fähig ist, nicht geringere Freuden hervorzurufen als die durch Yoga angestrebte Freude. Was auch immer die Bemühung um das rechte Verständnis sein mag, das Herz kann die Aufmerksamkeit des konzentrierten Verstandes wegziehen, und sobald sich auch nur eine geringe Chance für einen Energieverlust auf Grund der aufwallenden Gefühle für die Sinnesobjekte aufkommt, kann sich das kleine Leck zu einem reißenden Sturzbach ausdehnen und den gangbaren Weg zum Bersten bringen.
An dieser Stelle kann das Verständnis vollständig versagen. Niemand sollte auf Versuchungen warten und die Kühnheit besitzen sich einzubilden, dass er einer Versuchung wirklich widerstehen kann wenn sie kommt, - das ist nicht möglich. Wir finden in unseren Epen und Puranas viele malerische und dramatische Geschichten zu diesem Thema.
Selbst Meistern blieben große Probleme und Schwierigkeiten nicht erspart und niemand sollte denken, dass er größer ist als diese Meister. Was einem widerfährt, kann auch einem anderen widerfahren. Jeder kann für die gleiche Schwäche empfänglich sein, - was schließlich ein gemeinsames Merkmal der menschlichen Natur ist. Es empfiehlt sich daher für den Sucher, sich der Kräfte der Natur, dem Ausmaß der Probleme, die auftreten können und den verborgenen Vorräten an Ablenkung bewusst zu sein, die die Natur sehr vielfältig in ihrer Qualität, äußerst malerisch in ihrem Formenreichtum und unvorstellbar selbst für die tiefsten Tiefen des eigenen Verstandes, in sich verschlossen trägt. So gilt es mit der vom eigenen Guru oder Meister empfangenen Führung sich sehr um ein Leben in einer Atmosphäre zu bemühen, die in den Anfangsstadien nicht nur psychologisch, sondern auch physisch frei von Versuchungen ist.
Das ist der Grund dafür, warum so viele Leute zu einsamen Rückzugsorten gehen, in ‘Ashramas’ (Klöster/Einsiedeleien), heiligen Stätten und Tempeln Zuflucht nehmen, oder Wälder und ruhige Plätze aufsuchen, um damit die Möglichkeit der Versuchung zu vermindern, obwohl diese nicht vollständig vermieden oder ausgelöscht werden kann.
Mit Hilfe der physischen Einsamkeit muss man die Kunst der psychologischen Loslösung erlernen, da die körperliche Abgeschiedenheit allein nicht ausreicht. Dies ist nur eine Vorbereitung auf die höhere Praxis der inneren Loslösung, denn, obwohl jemand in heiligen Orten wie ‘Badrinath’ oder ‘Kedarnath’ verweilen mag, kann er sich geistig in Hollywood befinden. Während also physische Einsamkeit eine Notwendigkeit darstellt, ist sie nicht alles, sondern, wie schon erwähnt, eine Vorbereitung auf die innere Läuterung, die es durch andere Mittel als die der bloßen physikalischen Übungen zu erwerben gilt.
Die Bhagavad Gita ist ein großer Führer entlang den Verhaltensregeln zum Erwerb von Selbstkontrolle. So wird uns zum Beispiel im 13. Kapitel der Bhagavad Gita, beginnend mit dem Vers „Atmanitvam Adambhitvam und so weiter“ die ausdrückliche Empfehlung offeriert, was es im Zusammenhang mit der inneren Läuterung alles zu tun gibt, wie wir uns psychologisch reinigen und allmählich voranschreiten sollen, wie wir unsere Ausdauer steigern und innere Kraft gewinnen können, um der Praxis überhaupt gewachsen zu sein. Zusammen mit der nötigen Vorsicht gegenüber der physischen und psychologischen Komponente, muss man beständig und zäh an der Praxis fest halten, und zwar so, wie man seine Mahlzeiten zu sich nimmt, - täglich und regelmäßig. Wir benötigen täglich mindestens eine Mahlzeit, da wir uns ansonsten wie ein Fisch auf dem Trockenen fühlen. Wie der Fisch nach dem Wasser, so sollten wir uns nach der täglichen Praxis sehnen und uns unglücklich fühlen, wenn wir sie einmal versäumen müssen.
Die großen Meister im Yoga erzählen uns, dass wir nicht nur die Praxis regelmäßig und unermüdlich zu befolgen, sondern dass damit verknüpft auch, ein intensives Gefühl der Liebe und Anziehung zur Praxis zu entwickeln ist. Das Herz und unsere Liebe muss sich in der Praxis zentrieren und im Brennpunkt der Praxis sammeln. Alle Liebe dieser Welt muss in eine konzentrierte Essenz zusammengefasst werden und diese verdichtete Zuneigung sollte aufmerksam in die Yoga-Praxis fließen, denn keine Mutter kann so liebevoll wie Yoga selbst sein. Yoga kann uns zu allen Zeiten versorgen und uns vor allen Gefahren beschützen. Doch um alle Liebe dieser Welt von den Sinnesobjekten zurückzuziehen und auf die Praxis konzentrieren zu können, muss man die Hoheit und Würde dieser Praxis kennen und befolgen.
Warum ist das Denkorgan so zerstreut, und warum können wir es nicht konzentrieren? Warum fühlen wir uns unglücklich, wenn wir uns für eine oder zwei Stunden zur Meditation hinsetzen und früher als nötig wieder aufzustehen wünschen? Der Grund ist, dass das Herz und das Gefühl nicht mit dem Willen zusammenarbeiten.
Das Herz ist irgendwo und wir sind mit unseren Gefühlen natürlich da, wo unser Herz ist. Wo unser Herz ist, da ist unser Schatz und umgekehrt. Wenn unser Schatz irgendwo ist und heimlich unsere Aufmerksamkeit zu sich winkt und lenkt, dann sind wir gezwungen diesem Zentrum, das unsere Aufmerksamkeit an sich zieht, unsere Schuldigkeit zu zollen. Wenn wir zerstreut sind und unser Denkorgan in irgendeine andere Richtung als diejenige gezogen wird, die unser Yoga-Ideal ist, dann wird von uns nicht erwartet, dass wir das Denkorgan gewaltsam zurückziehen und wieder zur Meditations-Praxis zwingen, sondern dass wir verstehen, warum dies alles geschehen ist.
Auf jedem Schritt und in allen Bedingungen müssen wir das Verständnis trainieren. Wenn das Denkorgan zerstreut ist, warum ist das so? Was ist geschehen? Wenn wir uns zur inneren Versenkung auf das Göttliche Ideal niedersetzen, warum geschieht es dann, dass das Denkorgan auf irgendwelche Sinnesobjekte abschweift? Natürlich sollte der Grund dafür darin bestehen, dass das Denkorgan bestimmte Werte in den Objekten erkennt, die seine Aufmerksamkeit an sich ziehen, wiewohl diese Werte tatsächlich auch wirkliche Werte sind.
Wären sie unwirklich, würde das Denkorgan nicht auf sie abschweifen. Das Denkorgan sieht eine Palette an Werten in einem Objekt und betrachtet diese Werte als wirklich im Gegensatz zu der Wirklichkeit, die wir uns in der Yoga-Praxis theoretisch vor unser geistiges Auge gestellt haben. Unsere Yoga-Praxis ist überwiegend theoretisch aufgebaut und genau genommen wird diese Praxis durch gewisse Gefühle der Verschiedenheit zu den jeweiligen Schlussfolgerungen des Verstandes darüber angeregt. Unsere Gefühle sind somit weit gehend unsere wahren Führer.
Erneut muss auf die Besonderheit hingewiesen werden, dass die Gefühle tief gehend erforscht, an die Oberfläche des Bewusstseins gebracht, dort analysiert und ins rechte Licht gerückt werden müssen. Wir müssen uns dazu befähigen, den Charakter oder die Natur von jedem Gefühl zu verstehen und die Ursachen hinter ihrer Auferstehung zu kennen. Wenn wir uns aufrichtig der Yoga-Praxis hingeben, dann werden wir womöglich keine Zeit mehr für etwas anderes finden, da wir unaufhörlich, wie ein Soldat auf dem Schlachtfeld, Vorsicht üben müssen. Wir können und dürfen nicht geistesabwesend sein oder schlafen, vielmehr müssen wir wachsam sein und alles beobachten, was sich ringsum ereignet.
Es ist eine Tatsache, dass die Yoga-Praxis nichts anderes als eine beständige Kriegsführung ist. In gewisser Weise ist sie eine Mahabharata und ein Ramayana. Sie ist auf jeder Ebene des Anstieges das Ringen des Endlichen um die Begegnung mit dem Unendlichen, mit dem Versuch, sich selbst auf die Anforderungen des Unendlichen innerhalb der verschiedenen Stufen der Offenbarung einzustimmen. Daher ermahnt uns auch die Gita:
- Sanaih-Sanair Uparamad Buddhya Dhritigrihitaya
- Atmasamstham Manah Kritva Na Kinchit Api Chintayet
Wer einmal dazu fähig ist, sich im ATMAN zu fixieren, dem bleibt nichts (anderes) mehr zum Denken.
- Yato-Yato Nischarati Manas Chanchalam Asthiram
- Tatas Tato Niyamyai'Tad Atmanyeva Vasam Nayet
Wie ein Reiter auf einem Pferd, oder jemand, der eine Pferdekutsche lenkt, die Bewegung des Pferdes mittels der Zügel, die er in seiner Hand hält, zu kontrollieren versucht, so hat die Atman-Kraft dank der Beziehungsmittel, die zwischen beiden bestehen, ihre Kontrolle über die Bewegungen des Denkorganes auszuüben. Gegen Ende des dritten Kapitels der Gita begegnet uns dieser Praxisaspekt ebenfalls. Das Denkorgan durch gewöhnliche, uns erwerbliche Mittel zu kontrollieren, ist nicht möglich. Wir bedürfen der Hilfe höherer Kräfte:
- Indriyani Paranyahur Param Manah,
- MANASAS TU PARA BUDDHIR YO BUDDHEH PARATAS TU SAH
Dieser Vers ist ein praktischer Führer. Wir müssen die Hilfe einer höheren Ebene empfangen, und die Stärke und Führung durch die unmittelbar höhere Stufe in Anspruch nehmen, um die niedere überhaupt meistern zu können. Tatsächlich ist die moralische Kraft, die jemand genötigt ist, im täglichen Leben anzuwenden, nichts weiter als der Weg zur Bestimmung dessen, was niedriger ist, markiert durch Begriffe des Höheren, das unmittelbar darauf aufbaut.
Das Höhere und unmittelbar darüber Befindliche wird zur Quelle der Einsicht in den Charakter dessen, was unmittelbar darüber ist. Doch ist größte Sorgfalt in der Beobachtung dessen, was sich ereignet, geboten. Dank der Kraft der eigenen vitalen Beziehung zum Höheren ist es möglich, die Bewegungen des Denkorganes hin zu einer niederen Ebene zurückzuhalten, was jedoch nichts anderes bedeutet, als dass wir sozusagen unser gesamtes Leben dieser Praxis widmen müssen. Niemand sollte verzagen und sagen: „Bin ich deshalb hier, um all meine Zeit allein für diese Sache zu verschwenden?“
Hier stehen wir vor der Einsicht, dass die Gesamtheit des Lebens eine spirituelle Widmung, ja die Höchste Pflicht für den Menschen ist. „Entsage allen anderen Pflichten und begib dich in diese vorrangige Pflicht.“ Dem, in die Mannigfaltigkeit von Pflichten verstrickten Irrtum muss entsagt werden. Es ist nicht so, dass die Pflicht als solche aufgegeben werden soll, vielmehr muss auf den Fehler, der in die Vorstellung von den unterschiedlichen Pflichten verstrickt ist, verzichtet werden.
Denn letztlich muss die Einsicht siegen, dass es nur diese eine Pflicht geben kann, die alle anderen Pflichten beinhaltet, von denen jemand glaubt, dass sie eine eigene Bedeutung hätten und deshalb notwendig wären.
Die Bhagavad Gita fordert uns deshalb dazu auf, nicht auf irgendetwas zu verzichten, aufzugeben oder zu entsagen, sondern der, in einem besonderen Stadium vorherrschenden ‘Unwissenheit’ zum Zweck der Verfeinerung in einen höheren Zustand, der mehr eingebunden als der niedere ist, zu entsagen. Wie dies zu erfolgen hat, kommt in den nachfolgenden Versen zum Ausdruck:
- SARVABHUTASTHAM ATMANAM SARVABHUTANI CHATMANI
- IKSHATE YOGAYUKTATMA SARVATRA SAMADARSHANAH
- YO MAM PASHYATI SARVATRA SARVAM CHA MAYI PASHYATI
- TASYAHAM NA PRANASHYAMI SA CHA ME NA PRANASHYATI
- SARVABHUTASTHITAM YO MAM BHAJATYEKATVAM ASTHITAH
- SARVATHA VARTAMANOPI SA YOGI MAYI VARTATE
- ATMAUPAMYENA SARVATRA SAMAM PASHYATI YORJUNA
- SUKHAM VA YADI VA DUHKHAM SA YOGI PARAMO MATAH
Diese Verse gegen Ende des 6. Kapitels geben uns bestimmte positive Aspekte dieser scheinbar negativen Erklärung des Begriffes von der ‘Entsagung’, nämlich, dass wahre Entsagung die Transzendenz der Vorstellung von einer räumlich-zeitlichen Äußerlichkeit in das Licht der Allgegenwart Gottes ist.
Die verlangende Neigung nach Vereinigung mit der Wirklichkeit ist, wenn auch in einer unterschwelligen Form, selbst auf der untersten sich vorstellbaren Ebene, gegenwärtig. Selbst in der krassesten materialistischen Existenz ist dieser Drang vorhanden. Der Trieb, in ein Wirklichkeits-Bewusstsein zu erwachen, offenbart sich auf verschiedenen Ebenen, wobei selbst der so genannte unbewusste Zustand anorganischer Materie nicht außerhalb des Wirkungskreises dieser Universalen Sehnsucht nach dem Absoluten ist. Die Bedingung der gröbsten Form von Unwissenheit, wie sie in der unbelebten Materie zu beobachten ist, entspricht nur den Merkmalen der Vorbereitung zum Aufstieg von der potenziellen Individualität hin zum Status der Höchsten Erfahrung.
In diesem Sinne kann man sagen, dass nichts außerhalb des Absoluten angesiedelt ist. Weder das denkbar Böseste, noch die hässlichste aller Formen können sich genauso wenig wie das stärkste Laster außerhalb der Ausdehnung des Absoluten befinden, da sich in diesem Kosmischen Zyklus, den wir das Absolute nennen, alles in das feinste Gold oder den edelsten Diamanten transformieren wird, was auch immer der frühere Zustand oder die jeweilige Form gewesen sein mag.
Solange etwas im Sinne eines zerbrochenen Stück Armreifes als ein abgetrennter Teil angesehen wird, ist in ihm keine Schönheit zu erkennen, da es seine Verbindung mit dem Ganzen, von dem es ein Teil ist, verloren hat. Doch selbst Bruchstücke können den Anschein von Schönheit erzeugen, wenn sie zusammengesetzt werden, um das Muster der Vollständigkeit zu formen, von dem sie ein Teilstück sind. Wenn man alle Teile des zerbrochenen Armreifes in der ursprünglichen Form zusammensetzt, wird man die zerbrochenen Teile nicht mehr finden können. Der Teilaspekt der Stücke verschwindet, wenn dieser in die vitale Vollständigkeit der vollen Rundung des Armreifes eintritt und damit wieder schön wird. Was ist mit der Hässlichkeit der Form geschehen, die in dem zerbrochenen Teil sichtbar geworden war?
Die Schönheit oder Hässlichkeit eines Objektes, die Tugend und das Laster, die wir in den Dingen sehen, sind alles Standpunkte und keinesfalls das Wesentliche. Diese Dinge existieren nicht wirklich; sie sind die Merkmale, die Art und Weise und die Methode, wie einer Substanz von einem bestimmten Standpunkt aus Bedeutung beigemessen wird. Nun, der Standpunkt des ABSOLUTEN beinhaltet absolut jeden denkbaren Standpunkt. Dieser absolute Standpunkt ist ‘mein’ Standpunkt, ‘euer’ Standpunkt, ja der Standpunkt eines jeden gesegneten Wesens. Solange der umfassende Blickpunkt nicht eingenommen werden kann, kann die Vollkommenheit der Schöpfung nicht geschaut werden.
Hin und wieder erhebt sich die Frage, warum Gott eine solch hässliche Welt geschaffen hat. Es lohnt sich durchaus darüber nachzudenken, ob sie wirklich hässlich ist. Warum gibt es so viel Leid in dieser Welt, lautet eine andere Frage. Doch woher wissen wir, dass es wirklich Leid gibt? Die Feststellung, dass es Leid gibt, entspringt unserem Gefühl von Leid, doch das Gefühl ‘zu leiden’ kann auch vorhanden sein, obwohl das Leid als objektive Existenz nicht vorhanden ist. Das liegt daran, weil unsere Definition von Werten und unsere Bedeutungsbemessung in die Dinge das Ergebnis der Bedingung ist, in dem sich unsere Individualität gerade befindet, sodass der empfundene Makel an der Schöpfung nichts anderes als das Endliche ist und die Grenzen des Individuums sind, was diesen Makel wahrnimmt.
Es kann in der Vollkommenheit des Absoluten Sein’ keinen Makel und nichts Böses geben, - sei dies physischer, sozialer, politischer oder ethischer Art, da all diese Formen der Hässlichkeit, des Bösen und Unvereinbaren lediglich Auslegungen sind, die das isolierte (individuelle) Bewusstsein in der projizierten Form des (negativen) Gegenstückes seiner eigenen Natur herstellt. Was immer wir in dieser Welt sehen, - sei es die physische Natur oder die Individuen in Form von lebenden Wesen -, alles entspringt den Wechselbeziehungen, die unser eigenes beobachtendes Zentrum herstellt.
Wir sollten stets bedenken, dass, wenn wir etwas erblicken oder etwas zu verstehen und aus diesem Zustand heraus irgendetwas zu beurteilen versuchen, dass wir uns dann selbst nicht als Teil in der stattgefundenen Beobachtung mit einschließen. Wir stehen außerhalb des Objektes, das wir zu beobachten und zu bewerten versuchen, was auf etwas Unvollständiges und ein Mangel hindeutet, welche bereits dem Objekt der Beurteilung durch die Trennung vom Beobachter, das heißt von uns selbst, zwar auferlegt worden ist, vom Standpunkt der Vollkommenheit aus betrachtet jedoch nicht voneinander zu trennen ist.
Das Wirkliche schließt nichts aus, vielmehr schließt es alles, uns selbst eingeschlossen, in Sich ein. Die vollkommene Einsicht kann die Position des Beobachters nicht ausschließen, und ein Beobachter kann keine vollständige Beobachtung von etwas haben, solange er versucht, als Beobachter außerhalb zu verbleiben. So etwas wie eine vollständige Beobachtung, gleich welcher Art, sei sie wissenschaftlich oder anders beschaffen, gibt es solange nicht, solange der Beobachter in seiner vitalen Essenz vom Kontext des Objektes, das beobachtet und studiert wird, getrennt ist.
Dies ist auch der Grund, warum wir keine Erkenntnis von der letztendlichen WIRKLICHKEIT mittels wissenschaftlicher Beobachtung haben können, da das wissenschaftliche Experiment und seine Beobachtungsmethode zur Erkenntnis eines Objektes ein Instrument benötigt, mit dessen Hilfe und Wahrnehmungstechnik das beobachtende Individuum stets abseits vom Objekt verweilt. Selbst die Position des Instrumentes stört in gewissem Umfang die Natur der Beobachtung und die aus der Beobachtung gewonnenen Schlussfolgerungen.
In der modernen Sprache der Wissenschaft begegnet uns etwas, was als Folge der Beobachtung subatomarer Strukturen mittels der feinsten Instrumente das ‘Prinzip des Unbestimmbaren’ genannt wird, - eine Schlussfolgerung, die zur Theorie geführt hat, dass Ursächlichkeit nicht aus der Natur selbst kommt, und dass auf Grund einer Hypothese bestimmte Wirkungen nicht von bestimmten Ursachen ableitbar sind, da die Bewegung der Elektronen um den Kern weder mathematisch noch durch irgendeine Gleichung bestimmt werden kann, selbst wenn das Untersuchungsobjekt durch die feinsten Instrumente beobachtet wird. Insofern es nicht möglich geworden ist, die ursächliche Beziehung, die zwischen den Elektronen und dem Kern, um den sie kreisen, oder im Kontext der Bewegung der Elektronen mathematisch zu beobachten, hat man gemeint, dass eine solche Beziehung in der Natur nicht existiert, und dass deshalb überall das ‘Unbestimmbare’ vorherrscht.
Diese Theorie hat ebenfalls in anderen Erkenntnisbereichen wie Ethik, Moral und Soziologie Eingang gefunden. Doch muss diese Schlussfolgerung nicht unbedingt richtig sein, da man die Unfähigkeit zur Beobachtung der ursächlichen Beziehung, die im Reich der subatomaren Teilchen vorhanden ist, durchaus auf die Beeinträchtigung der Instrumente, die den Verlauf der Bewegung der Elektronen beobachten, zurückführen kann. Es gibt einen magnetischen Einfluss, der von der Position des beobachtenden Instrumentes auf das beobachtete Objekt ausgeübt wird, wodurch das Objekt gestört wird und sich in einer scheinbar unberechenbaren Art und Weise (vor dem Beobachter) bewegt. Entferne das Instrument und beobachte dann das Elektron (ist die Forderung); - doch wenn wir das Instrument entfernen, können wir das Teilchen nicht mehr beobachten.
Mit dem Instrument können wir die Wahrheit nicht erkennen und ohne das Instrument können wir den Vorgang nicht beobachten. Dies ist das Schicksal der wissenschaftlichen Technik, wobei diese wissenschaftlichen Methoden vom logischen System der Philosophie übernommen worden sind, sodass die moderne und höchst logische Philosophie ebenso in dem Umfang als wissenschaftlich angesehen werden muss, in dem sie die, den modernen Wissenschaften entliehenen Methoden in sich einverleibt und dadurch die, in die wissenschaftliche Beobachtung verwickelten Störungen auch nicht vermeiden kann.
Um welche Störungen der sinnlichen Beobachtung durch ein Mikroskop oder Teleskop es sich auch handeln mag, es sind die gleichen Beobachtungsstörungen, wie sie dem Intellekt oder dem Vernunfts-Prinzip widerfahren. Denn trotz des natürlich großen Unterschiedes zwischen einem physikalischen Instrument wie dem Mikroskop und einem psychologischen Instrument wie dem Intellekt haben beide etwas gemeinsam, nämlich Instrumente der Wahrnehmung zu sein. Die Störung in der Wahrnehmung beruht auf der Tatsache, dass sich die Instrumente nicht in einer organischen Beziehung mit dem Objekt der Beobachtung befinden und der Beobachter gleichsam den Fehler begeht, außerhalb des Objektes der Beobachtung in Raum und Zeit zu stehen. Deshalb kann die Wahrheit letztlich weder durch wissenschaftliche Methoden noch durch das logische System der Philosophie verwirklicht werden.
Die alten Meister berichten uns, dass die einzige Methode zur Berührung des Absoluten, - falls man , überhaupt von Methode sprechen kann -, ein nicht-mediales Verfahren ist, das manchmal die Methode der Intuition genannt wird und die den Weg darstellt, durch den das beobachtende Prinzip in die vitale Essenz des Objektes eintritt, und zwar vermittels einer integralen Vereinigung. Dies ist die wahre Yoga-Technik, eine Methode, die sich von den Methoden der physikalischen Wissenschaften und der intellektuellen Philosophie ganz präzise dadurch unterscheidet, dass das Absolute kein Objekt der Wahrnehmung durch die Sinne ist. Wir können ES weder durch ein Teleskop noch durch eine Mikroskop erschauen, genauso wenig kann ES mit dem Intellekt verstanden werden, da der Intellekt ein psychologisches Instrument ist, das in Begriffen der begrenzenden Faktoren von Raum, Zeit und Ursache arbeitet.
Diese begrenzenden Eigenschaften verhüten das Eindringen des Intellektes in die vitale Beschaffenheit des Absoluten, dem eigentlichen Yoga-Ziel, das wir letztendlich auch durch die Philosophie und Wissenschaft zu erreichen versuchen.
Um dieses Yoga-Ziel, - das intuitive Erfassen der Höchsten Wirklichkeit - , zu erreichen, gibt uns die Bhagavad Gita eine ungewöhnliche Technik. Zweifellos ist die Bhagavad Gita wissenschaftlich und logisch, doch nur in dem Sinne, dass sie methodisch in ihrem Verfahren, systematisch in ihrer Annäherung und umfassend im Begreifen der Dinge ist. Sie ist logisch auf Grund der Schlussfolgerungen, die nacheinander in einer exakten Linienführung wie die Folge auf einen Lehrsatz erscheint. Aus dieser Perspektive könnte man sagen, dass dieses Evangelium höchst wissenschaftlich und äußerst logisch ist. Sie ist eine Wissenschaft, eine Kunst und eine Philosophie; dennoch ist Sie davon verschieden und erfasst weitaus mehr als alles andere jemals erfassen kann. SIE ist ‘Brahmavidya’, ‘Yoga-Shastra’ und ‘Krishna-Arjuna-Samvade’, wie uns der Schlussvers eines jeden Kapitels erzählt.
SIE ist ‘Brahmavidya’, die Wissenschaft von der Höchsten Wirklichkeit. SIE ist eine ‘Yoga-Shastra’, das heißt eine Schrift, die uns die Kunst und die Wissenschaft von der Technik, das Absolute zu berühren, vermittelt, verbunden mit einer fundierten praktischen Anleitung dazu. Sie ist ebenso eine Beschreibung von der Natur der Vereinigung des Individuums mit dem Absoluten, jener herrlichen Gipfelung der ‘Krishna-Arjuna-Samvade’, der Begegnung der Seele mit der Höchsten Wirklichkeit, in der ‘Jiva’ (der Mensch) ‘Ishvara’ (Gott) gegenübersteht, womit das Relative in den Schoss des All-Einen eingeht.
Arjuna ist das Individuum, das sich mit Krishna, dem Absoluten unterhält. Diese Unterhaltung zwischen dem Höchsten Krishna und dem individuellen Arjuna ist eine nicht geschichtliche und zeitlose Tatsache. Sie ist die Essenz der Yoga-Praxis, durch die ‘Das’, was innen ist, mit ‘Dem’, was außen ist kommuniziert, - die Seele ist Universal.
Die Kunst des Yoga der Bhagavad Gita wird in achtzehn Kapiteln beschrieben, angefangen mit dem Arjuna-Vishada-Yoga’ des 1. Kapitels bis zum abschließenden ‘Moksha-Sannyasa-Yoga’, dem Kapitel der Entsagung, die zur Befreiung des Geistes führt. Diese achtzehn Kapitel sind der stufenweise Aufstiegsprozess der Seele hin zur Verwirklichung des Absoluten. Schon das erste Kapitel ist höchst bedeutsam und ein Yoga für sich selbst, nämlich das ‘Vishada-Yoga’ oder das ‘Yoga der Sorgen des Suchers’.
© Divine Life Society
Siehe auch
- Bhagavad Gita was ist das
- Bhagavad Gita Einführung
- Bhagavad Gita
- Bhagavad Gita Sanskrit Text
- Bhagavad Gita Podcast
- Bhagavad Gita - James Swartz
- Schriften Blog: Bhagavad Gita
- Yoga Vidya Yoga-Buch
Literatur
- Divine Life Society - Bookstore - Swami Krishnananda - original in english
- Einige Kostenlose Bücher von Swami Krishnananda
- Shop Yoga Vidya - spirituelle Literatur
- Swami Sivananda: Bhagavad Gita
- Sukadev Bretz: Die Bhagavad Gita für Menschen von heute
Seminare
Vedanta
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- 28.02.2025 - 02.03.2025 Der Geist, das Glück und die Gunas - Vedanta im Alltag
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- Prashanti Grubert, Shivapriya Grubert