Sanskrit Kurs Lektion 26
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Der absolute Lokativ (1)
Der Lokativ oder 7. Fall (Saptami) dient dazu, den Ort (Adhikarana) oder Zeitpunkt einer Handlung (Kriya) zum Ausdruck zu bringen:
Der absolute Lokativ dient dazu, die Begleitumstände, Voraussetzung oder Bedingung einer Handlung (Kriya) auszudrücken. Er wird in der deutschen Übersetzung oft mit einem Nebensatz wiedergegeben, der mit "wenn", "als", "solange" usw. eingeleitet wird.
Der absolute Lokativ besteht meist aus zwei Wörtern im Lokativ (Saptami), wobei das eine in der Regel ein Substantiv (Naman) oder Pronomen ist, das andere ein Partizip (Partizip Präteritum Passiv bzw. Partizip Präsens) oder ein Adjektiv sein kann:
- āsane dṛḍhe (Lok. Sg. n.) "Wenn die Sitzposition (Asana) fest bzw. stabil (Dridha, PPP) ist" (wörtl.: "bei fester Sitzposition")
- cale vāte (Lok. Sg. m.) "Wenn der Atem (Vata "Wind") unstet (Chala, adj.) ist" (wörtl.: "bei unstetem Atem")
- malākulāsu nāḍīṣu (Lok. Pl. f.) "Solange die feinstofflichen Energiekanäle (Nadi) noch mit Verunreinigungen (Mala) angefüllt (Akula, adj.) sind" (wörtl.: "im Falle der mit Verunreinigungen angefüllten feinstofflichen Energiekanäle")
Übung 1
- Devanagari: चले वाते चलं चित्तम् |
- wissenschaftliche Transliteration: cale vāte calaṃ cittam |
- vereinfachte Transkription: chale vate chalam chittam |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: bei unstetem (Chala, Lok. Sg. m.) Atem (Vata "Wind", Lok. Sg. m.) unstet (Chala, Nom. Sg. n.) der Geist (Chitta, Nom. Sg. n.), d.h. "Wenn der Atem unstet ist, ist auch der Geist unstet."
Erläuterungen
- Dies ist ein typischer Nominalsatz ("aus Nomen bestehend") des Sanskrit, bei dem es keine Verbform (Akhyata) gibt. Eine entsprechende Form des Verbs "sein" (hier: "ist") wird im Geiste ergänzt bzw. mitverstanden.
- Die beiden Lokative cale (Adjektiv) und vāte bilden zusammen einen absoluten Lokativ, der die Voraussetzung für die nachfolgende Aussage beschreibt.
- Die beiden Nominative (Prathama) calam (adj.) und cittam (n.) bilden die Hauptaussage dieses Satzes (Vakya).
- Sandhi und Aussprache: Das m von calam geht vor einem folgenden Konsonanten (hier: c) in der Schreibung in Anusvara ṃ über. Dieser wird in der Aussprache zum entsprechenden Klassennasal des ca-Varga, also zu palatalem ñ. Daher spricht man calaṃ cittam als calañ cittam aus.
Übung 2
- Devanagari: मलाकुलासु नाडीषु मारुतो नैव मध्यगः |
- wissenschaftliche Transliteration: malākulāsu nāḍīṣu māruto naiva madhyagaḥ |
- vereinfachte Transkription: malakulasu nadishu maruto naiva madhyagah |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: im Falle der mit Verunreinigungen (Mala) angefüllten (Akula, Lok. Pl. f.) feinstofflichen Energiekanäle (Nadi, Lok. Pl. f.) der Atem (Maruta "Wind", Nom. Sg. m.) nicht (Na, Partikel) gewiss (Eva, Partikel) geht durch die Mitte (Madhya-Ga, ), d.h. "Solange die feinstofflichen Energiekanäle noch mit Verunreinigungen angefüllt sind, geht der Atem bzw. Prana keinesfalls durch den mittleren Kanal (d.h. durch die Sushumna)."
Erläuterungen
- In diesem Nominalsatz ist das Verb ("geht") Bestandteil des Kompositums (Samasa) madhya-gaḥ "durch die Mitte (Madhya) gehend" (-ga ist die Kurzform der Verbalwurzel gam am Ende von Komposita). Dieses Kompositum bezieht sich als Adjektiv auf den Nominativ mārutaḥ "der Atem bzw. Körperwind", das logische Subjekt (Agens, Kartri) dieses Satzes, und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
- Die Partikel (Nipata) eva "gewiss" betont das vorausgehende Wort, die Partikel na "nicht". Beide zusammen ergeben somit eine starke Verneinung: "keinesfalls".
- Die beiden Lokative malākulāsu und nāḍīṣu bilden zusammen einen absoluten Lokativ, der die Voraussetzung für die nachfolgende Hauptaussage beschreibt. Dabei bezieht sich das Kompositum malākulāsu (mala + ākula) als Adjektiv auf das Substantiv nāḍīṣu und steht daher ebenfalls im Lokativ Plural Femininum.
- Sandhi: Das auslautende kurze a von mala und das anlautende lange ā von ākula verschmilzt zu einem langen ā in malākulāsu. Die Form māruto steht für mārutaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: n) zu -o wird. Das auslautende kurze a von na und das anlautende e von eva verschmilzt zu ai in naiva.
Weblink
Seminare
Sanskrit und Devanagari
9.11.2018 - 11.11.2018 - Sanskrit
- Du lernst die Grundprinzipien für die korrekte Aussprache von Mantras und von häufigen Yoga Fachbegriffen, den Aufbau des Sanskrit-Alphabets und die Schriftzeichen (Devanagari). So ist dieses Woc…
Meditationspraxis und Philosophie des Yogasutra
28.10.2018 - 31.10.2018 - Yogasutra
- Das Yogasutra Patanjalis bietet eine Fülle von Anregungen zur Meditations- und Yogapraxis. Darüber hinaus enthält der Text eine umfassende lebenspraktische Philosophie, die den Übenden zur Verw…
- Dr. phil. Oliver Hahn
Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra
31.10.2018 - 2.11.2018 - Vijnana Bhairava Tantra
- Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu…
- Dr. phil. Oliver Hahn
Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
- Sanskrit Kurs Lektion 12
- Sanskrit Kurs Lektion 13
- Sanskrit Kurs Lektion 14
- Sanskrit Kurs Lektion 15
- Sanskrit Kurs Lektion 16
- Sanskrit Kurs Lektion 17
- Sanskrit Kurs Lektion 18
- Sanskrit Kurs Lektion 19
- Sanskrit Kurs Lektion 20
- Sanskrit Kurs Lektion 21
- Sanskrit Kurs Lektion 22
- Sanskrit Kurs Lektion 23
- Sanskrit Kurs Lektion 24
- Sanskrit Kurs Lektion 25
- Sanskrit Kurs Lektion 27
- Sanskrit Kurs Lektion 28
- Sanskrit Kurs Lektion 29
- Sanskrit Kurs Lektion 30
- Sanskrit Kurs Lektion 31
- Sanskrit Kurs Lektion 32
- Sanskrit Kurs Lektion 33
- Sanskrit Kurs Lektion 34
- Sanskrit Kurs Lektion 35
- Sanskrit Kurs Lektion 36
- Sanskrit Kurs Lektion 37
- Sanskrit Kurs Lektion 38
- Sanskrit Kurs Lektion 39
- Sanskrit Kurs Lektion 40
- Sanskrit Kurs Lektion 41
- Sanskrit Kurs Lektion 42
- Sanskrit Kurs Lektion 43
- Sanskrit Kurs Lektion 44
- Sanskrit Kurs Lektion 45
- Sanskrit Kurs Lektion 46
- Sanskrit Kurs Lektion 47
- Sanskrit Kurs Lektion 48
- Sanskrit Kurs Lektion 49
- Sanskrit Kurs Lektion 50
- Sanskrit Kurs Lektion 51
- Sanskrit Kurs Lektion 52
- Sanskrit Kurs Lektion 53
- Sanskrit Kurs Lektion 54
- Sanskrit Kurs Lektion 55
- Sanskrit Kurs Lektion 56
- Sanskrit Kurs Lektion 57
- Sanskrit Kurs Lektion 58
- Sanskrit Kurs Lektion 59
- Sanskrit Kurs Lektion 60
- Sanskrit Kurs Lektion 61
- Sanskrit Kurs Lektion 62
- Sanskrit Kurs Lektion 63
- Sanskrit Kurs Lektion 64
- Sanskrit Kurs Lektion 65
- Sanskrit Kurs Lektion 66
- Sanskrit Kurs Lektion 67
- Sanskrit Kurs Lektion 68
- Sanskrit Kurs Lektion 69
- Sanskrit Kurs Lektion 70
- Sanskrit Kurs Lektion 71
- Sanskrit Kurs Lektion 72
- Sanskrit Kurs Lektion 73
- Sanskrit Kurs Lektion 74
- Sanskrit Kurs Lektion 75
- Sanskrit Kurs Lektion 76
- Sanskrit Kurs Lektion 77
- Sanskrit Kurs Lektion 78
- Sanskrit Kurs Lektion 79
- Sanskrit Kurs Lektion 80
- Sanskrit Kurs Lektion 81
- Sanskrit Kurs Lektion 82
- Sanskrit Kurs Inhaltsverzeichnis