Buddhi
Buddhi (Sanskrit: बुद्धि buddhi f.) Einsicht, Verstand, Vernunft, Geist, Intellekt, Urteilskraft; Wahrnehmung, Verständnis, das Begreifen; Meinung, Überzeugung, Ansicht; Absicht, Vorsatz, Plan. In der Sankhyaphilosophie ist die Buddhi eines der 25 Tattvas bzw. Kategorien. Höchste Fähigkeit des Menschen in der materiellen Welt. Eine weitere Bezeichnung für die Buddhi ist Mahat.
Sukadev über Buddhi
Buddhi ist die Vernunft, der Intellekt, die Unterscheidungskraft, das Urteilsvermögen. Buddhi ist eine der vier Teile des Antarkarana. Antarkarana bedeutet inneres Instrument. Antar heißt innen, Karana ist Instrument. Antarkarana ist das Gemüt, der Geist, die Psyche. Buddhi ist eine der vier Teile, eben der Intellekt. Antarkarana besteht aus Chitta, dem Unterbewusstsein, mit seinem Gedächtnis, mit seinem Erinnerungsvermögen, mit den inneren Fähigkeiten, den Neigungen, den Samskaras, also den Eindrücken im Unterbewusstsein, mit seinen Vasanas, also den Wünschen. Dann gibt es Manas, das einfache Denken und Fühlen.
Dann gibt es Ahamkara, das Ich-Prinzip, der Ich-Macher, der sich identifiziert. Und es gibt Buddhi, Buddhi – die Vernunft. Buddhi ist die Ebene des freien Willens. Buddhi ist die Unterscheidungskraft. Es gibt verschiedene Arten von Buddhi. Zum einen gibt es die praktische Buddhi. Angenommen, du hast die Idee, du willst jetzt eine Mango haben. Und jetzt musst du überlegen: "Wie kriege ich diese Mango?" Vielleicht ist jetzt Sonntag und die Geschäfte sind zu, dann kannst du überlegen: "Ja, vielleicht gibt es irgendwo einen Bahnhof, vielleicht hat der eine Mango." Vielleicht kannst du vorher anrufen, vielleicht gibt es einen Zug dorthin usw. Das ist die praktische Vernunft. Die praktische Vernunft ist auch Buddhi.
Dann gibt es als zweites die Vernunft, die überlegt: "Ist es überhaupt sinnvoll, etwas zu wollen?" Also zum Beispiel, du hast den Wunsch nach einer Mango. Du kannst überlegen: "Ist es jetzt sinnvoll, dem nachzugehen?" In diesem Sinne ist Buddhi der freie Wille. Oder angenommen z.B., du hast den Wunsch nach einer Schokolade. Dort kannst du sagen, tief im Inneren spürst du, "ja, ich will" und vielleicht hast du sogar eine vorrätig oder direkt nebenan gibt es ein Geschäft, das Schokolade verkauft. Die Buddhi sagt: "Ich will es nicht." Buddhi sagt hier: "Nein, will ich nicht." Da mag immer noch der Antrieb da sein, da mag immer noch die Vritti, der Gedanke, da sein, da mag immer noch die Samskara, dieser innere Eindruck, diese Vasana, dieser Wunsch da sein, aber Buddhi sagt: "Nein, will ich nicht."
Wenn du einen starken Willen hast, dann wird Buddhi gewinnen. Ob jetzt Wünsche oder Buddhi gewinnt, hängt von mehreren Sachen ab: Erstens, wie stark ist der Wunsch. Zweitens, wie stark ist die Überzeugung, dass der Wunsch nicht gut ist. Und drittens, wie stark ist die Willenskraft allgemein. Wer es gewohnt ist, regelmäßig sich zu disziplinieren und seine Wünsche und Instinkte im Zaum zu halten, dem fällt es auch leicht, einzelne aufkommende Wünsche zu beherrschen. Wer allgemein einfach jedem Impuls folgt, dem wird es schwerfallen, jetzt mal einen Impuls zu zügeln. Buddhi also hier, freier Wille, Vernunft, Unterscheidungsvermögen und letztlich derjenige, der sagt: "Das ist gut für mich, das ist nicht für mich gut."
Dritte Form von Buddhi ist die höchste Form der Buddhi. Die Buddhi, die überlegt: "Wer bin ich überhaupt? Wer will überhaupt etwas? Was ist wirklich, was ist unwirklich?" In diesem Sinn ist Buddhi die philosophische Vernunft, die philosophische Fragestellung. Alle drei Arten von Buddhi sind wichtig, deshalb wird Buddhi auch am meisten geschätzt unter den vier Teilen des Geistes. Obgleich Chitta, das Unterbewusstsein, natürlich am meisten zu tun hat, aber mit Buddhi kannst du praktisch das ausführen, was deine Instinkte dir sagen, was sie wollen. Mit Buddhi kannst du entscheiden, was du tatsächlich tust. Mit Buddhi kannst du auch überlegen, wie du geschickt mit deinem Unterbewusstsein umgehst. Und mit Buddhi fragst du: "Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?" Mit Buddhi verwirfst du die Identifikationen. Mit Buddhi hörst du auf, dich zu identifizieren mit Körper, mit Psyche, mit Vorstellungen, mit Wünschen usw. Mit Buddhi erfährst du: "Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman." Natürlich, zum Schluss musst du auch die Ebene von Buddhi verlassen, aber zunächst kannst du Buddhi nehmen, um Buddhi zu überwinden. Um Buddhi zu überwinden, Ahamkara zu überwinden, und letztlich die Fixierung auf Manas, auf Samskaras und Vasanas. Also, Buddhi – Vernunft. Buddhi – Urteilsvermögen. Buddhi – freier Wille. Buddhi – Unterscheidungskraft. Oder in einem Wort: Buddhi – Vernunft.
Buddhi im Sankhya
In der Sankhya-Philosophie, die in engem Zusammenhang mit der Philosophie des Yoga Sutra steht, ist Buddhi (Synonym: Mahat) das erste Prinzip (Tattva), das aus dem Urzustand (Mulaprakriti), d.h. der noch latenten Urnatur (Prakriti) hervorgeht. Aus der Buddhi geht wiederum das Prinzip der Individuation (Ahankara) hervor, das den Ausgangspunkt für den weiteren Schöpfungsprozess (Srishti) darstellt.
Die Buddhi (hier ein technischer Terminus) besitzt laut Sankhya Sutra (2.14) aufgrund des in ihr wirkenden Sattva ("Güte") die folgenden vier Eigenschaften: Dharma ("spiritueller Verdienst"), Jnana ("Erkenntnis"), Vairagya ("Leidenschaftslosigkeit") und Aishvarya ("übernatürliche Fähigkeit").
Durch den Einfluss von Rajas ("Leidenschaft") und Tamas ("Dunkelheit"), der beiden anderen Gunas der Urnatur (Prakriti), werden die genannten vier Eigenschaften der Buddhi in ihr Gegenteil (Viparita) verkehrt (Sankhya Sutra 2.15): Adharma ("spiritueller Nicht-Verdienst"), Ajnana ("Nicht-Erkenntnis"), Avairagya ("Nicht-Leidenschaftslosigkeit") und Anaishvarya ("Fehlen der übernatürlichen Fähigkeiten").
Durch die spirituelle Praxis (Sadhana) im Allgemeinen und die Meditation (Dhyana) im Speziellen bemüht sich der nach den Prinzipien des Sankhya-Yoga-Systems Prakzierende um eine Reinigung der Buddhi von den Einflüssen von Rajas und Tamas, so dass er schließlich des reinen Sattva seiner Buddhi gewahr wird (Sakshatkara). Auf diese Weise kommen die vier erstgenannten Eigenschaften der Buddhi (Dharma, Jnana, Vairagya und Aishvarya) zum Erscheinen.
Dies ist jedoch noch nicht der Endpunkt des Prozesses der "Selbsterkenntnis", was in der Terminologie des Sankhya-Yoga-Systems die Erkenntnis des Purusha bzw. Drashtri bedeutet. Durch die Praxis von Vairagya, also "Leidenschaftslosigkeit" bzw. Nichtverhaftung in Bezug auf alle Wahrnehmungs- bzw. Meditationsobjekte (Drishya bzw. Jneya) erkennt der Meditierende, dass er nicht einmal mit der reinsten Essenz (Sattva) seiner Buddhi identisch ist. Dies bedeutet die Erkenntnis (Jnana) der ursprünglichen und ewigen Trennung (Viyoga) von Purusha und Prakriti bzw. von Drashtri und Drishya. Mit anderen Worten, hier endet die irrtümliche Identifikation des reinen Bewusstseins (Chit) mit den Wandlungen (Parinama) oder "Produkten" (Karya) der Urnatur (Prakriti).
Siehe auch
- Buddhindriya
- Viveka
- Upalabdhi
- Jnana Yoga
- Hatha Yoga
- Raja Yoga
- Karma Yoga
- Antahkarana
- Vedanta
- Ahamkara
- Devi
- Ganesha
- Buddha
Weblinks
- Geist, aus: "Göttliche Erkenntnis", von Swami Sivananda
- Die Buddhi befreit deinen Geist und dein Herz von Verblendung – BhG XVIII.51
- Vijnanamaya Kosha, Jnana Yoga / Vedanta-Philosophie von Sukadev Bretz
- 18-30 Kommentar Sukadev
- Der sattvige Intellekt führt einen zur Befreiung – BhG XVIII.30
Seminare
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Multimedia
Die Buddhi befreit deinen Geist und Herz von Verblendung – BG.XVIII 51
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Freier Wille – gibt es so etwas? – mp3 Vortrag
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Setze deine Vorsätze um! Yoga mp3 Audio Podcast
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