Abheda Bodha Vakya

Aus Yogawiki
Version vom 4. September 2022, 11:45 Uhr von Sukadev (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „Meditation“ durch „[https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation]“)
Löse Worte und Bilder im Geist auf

Abheda Bodha Vākya Meditation - ist eine weitere abstrakte Vedānta-Methode, mit der du dich lösen kannst von Worten und Bildern, Wirklichkeit erfahren kannst ohne die Strukturierung durch den Denkprozess.

Abheda Bodha Vākya Meditation

Bring den Geist zur Klarheit und erfahre Stille

Vākya = Sprache, Worte; Ausspruch. Bodha = unter anderem Erkenntnis, Begreifen, Einsicht; in diesem Zusammenhang Bilder. Abheda = ungeteilt, nicht verschieden, identisch; Ungeteiltheit, Identität; in diesem Zusammenhang das Auflösen, Eliminieren, um zum ungeteilten Bewusstsein zu kommen.

Abheda Bodha Vākya

Bewusstsein ohne Worte

Wenn keine Worte mehr da sind, was ist dann da? Normalerweise kann man sich gar nicht vorstellen wie es ist, ohne Worte zu existieren, weil der Geist die ganze Zeit Worte formuliert. Aber es gibt eine wort- und bildlose Bewusstheit. Worte und Bilder trennen diese Welt, teilen sie auf. Sobald Bewusstsein ohne Worte da ist, gibt es weniger Trennung. Es gibt weniger Zeit und Raum, es gibt kein Analysieren, kein Beurteilen, kein Nachdenken und so weiter. In der wortlosen Bewusstheit kann man das erfahren, was eigentlich ist - Einheit, Ungetrenntheit, Zeitlosigkeit.

Bewusstheit ohne Bilder

Dass Worte nicht wahrnehmbar sind, sondern Konzepte des Wahrnehmbaren, ist jedem sofort klar. Aber in Wirklichkeit gibt es auch keine Bilder in der Welt. Du siehst zwar, aber Farben, Formen und Bilder sind eine Interpretation von Schwingungen durch unser Gehirn und unseren Geist.

Schließe kurz die Augen und denke an einen Baum.
Sofort wird vor deinem inneren Auge das Bild eines Baums entstehen. Du machst dir ein Bild.
Aber das Bild, das du dir machst, entspricht nicht unbedingt der Wirklichkeit.
Jeder stellt sich etwas anderes vor, zum Beispiel eine Tanne, eine Buche, eine Eiche, eine Linde - kleiner, größer, frei stehend oder in einem Wald und so weiter.

Wir machen uns Bilder von Dingen, wir stellen uns Dinge vor. Wenn du Bilder eliminierst, kommst du ebenfalls zur reinen Bewusstheit ohne konkrete Inhalte.

Bewusstheit ohne Worte und ohne Bilder

Wenn du in der Lage bist, nicht in Worten und nicht in Bildern zu denken und dann dein Bewusstsein entweder ausdehnst ins Unendliche oder reduzierst auf einen Punkt, dann erfährst du Brahman, dann erfährst du das Ewige.

Darum geht es in der Abedha Bodha Vākya Meditation: Löse dich vom Formulieren von Worten und Erzeugen von Bildern und erfahre wortloses, bildloses Bewusstsein. So bekommst du eine Ahnung deiner wahren Natur.

Der Ablauf:

  • aufkommende Worte auflösen: Lautsprecher abstellen; Hineinatmen und ausstrahlen lassen; Mantra
  • aufkommende Bilder auflösen: Leinwand, Bildschirm, Fernseher abstellen; übermalen
  • Bewusstsein ausdehnen in die reine wort- und bildlose Bewusstheit
  • Stille
  • Immer, wenn wieder Gedanken in Form von Worten oder Bildern kommen, löse sie mit einem der obigen Schritte auf und dehne dann wieder deine Bewusstheit aus.

Abedha Bodha Vākya Meditationsanleitung

Eine Meditation zur Erfahrung von reinem Bewusstsein, zur Erfahrung von dem, was hinter Worten und Bildern ist.

oṃ oṃ oṃ

Schritt 1: Sitzhaltung

Sitze ruhig und gerade für die Meditation.
Wirbelsäule aufgerichtet.
Schultern entspannt, Kiefergelenke entspannt, Augen entspannt.

Schritt 2: Atmung

Atme ein paar Mal tief mit dem Bauch ein und aus.
Atme drei bis vier Sekunden lang ein, atme drei bis vier Sekunden lang aus.
Einatmen - Bauch hinaus, ausatmen - Bauch hinein.
Atme tief ein und aus und spüre das Kommen und Gehen des Atems.
Atem kommt, Atem geht.

Ein paar Mal

Schritt 3: Worte

Einen Moment mache dir bewusst, welche Worte du momentan formulierst, welche Worte sich von selbst formulieren. Und nimm dir vor, diese Worte jetzt aufzulösen. Es gibt verschiedene Weisen, die Worte aufzulösen:

Lautsprecher

Stelle dir vor, die Ohren sind wie die Lautsprecher eines Radios.
Du stellst die Lautsprecher ab und dann ist Ruhe.
Stelle also jetzt die Lautsprecher ab und genieße wortlose Stille.
Vielleicht merkst du, dass die Lautsprecher defekt sind und sich von selbst wieder anstellen.
Wenn du merkst, dass sich wieder geistig Worte formulieren, nimm es lächelnd zur Kenntnis, stelle die Lautsprecher wieder ab und genieße Stille.

Etwa ½ Minute

In die Ohren hineinatmen

Eine weitere Möglichkeit, Worte abzustellen, ist, in die Ohren hinein zu atmen und ausstrahlen zu lassen, eine Laya Technik.
Du kannst dir vorstellen, dass du beim Einatmen in das energetische Zentrum der Ohren hinein atmest und so die Energie aller Worte in den Ursprung hinein ziehst.
Und lasse beim Ausatmen die Energie der Ohren weit ausstrahlen in alle Richtungen.
So ist Ruhe mit Ausdehnung des Bewusstseins.

Etwa ½ Minute

Mantra

Eine dritte Möglichkeit ist Mantra.
Du kannst mit einem Mantra die Energie aller Worte in den Mantra hinlenken.
Auf diese Weise wiederholst du keine anderen Worte, sondern nur einen Mantra wie oṃ oder oṃ namaḥ śivāya.
Und danach löse auch die Worte des Mantras auf und genieße Stille.

Etwa ½ Minute

Sei ganz achtsam und wann immer du merkst, es sind Worte da, löse sie auf

indem du die Lautsprecher abschaltest
oder die Energie der Ohren als reine Energie ausstrahlen lässt
oder einen Mantra wiederholst
und dann in die Stille gehst.

Etwa ½ Minute

Schritt 4: Bilder

Als zweites löse auch Bilder auf, Bodha.
Mache dir bewusst, welche Bilder sich vor deinem Geist bilden.
Vielleicht siehst du Menschen oder Geschehnisse oder Dinge.

Leinwand

Du kannst dir vorstellen, dass du diese Bilder siehst wie auf einer Leinwand und deine Augenlider sind wie eine Leinwand.
Auf der Leinwand deiner Augenlider siehst du Menschen, Dinge, Ereignisse.
Nimm das lächelnd zur Kenntnis und dann löse die Bilder auf.
So, als ob du den Fernseher ausstellst oder die Leinwand leer machst oder den Bildschirm abstellst.
Bildlose Bewusstheit.

Etwa ½ Minute

In die Augen hineinatmen

Oder du kannst auch die Bilder auflösen, indem du beim Einatmen die Energie der Bilder in ihre energetische Mitte hinein ziehst, in die Mitte der Augen.
Und beim Ausatmen diese Energie der Augen weit ausstrahlen lässt.
Einatmen, ziehe die Energie der Bilder in ihre Mitte, in die Mitte der Augen
und beim Ausatmen lasse die Energie der Augen weit ausstrahlen.
Eventuell entstehen auch abstrakte Bilder wie Lichter oder Wogen von Dunkelheit oder Farben. Die kannst du lassen, solange es keine konkreten Bilder sind.

Etwa ½ Minute

Übermalen

Und falls doch konkrete Bilder kommen, könntest du sie auch mit einem großen Pinsel übermalen, so dass konkrete Gedanken an Menschen, Ereignisse verschwinden. Etwa ½ Minute

Mache dir eine Minute lang bewusst, ob sich Bilder bilden und eleminiere die Bilder.

  • Sei es durch das Abstellen des inneren Bildschirms,
  • sei es durch Hineinatmen und ausstrahlen lassen,
  • sei es durch Übermalen.

Und genieße so bildlose Bewusstheit.

Etwa 1 Minute in der Stille

Schritt 5: Stille Meditation

Während der weiteren Meditation sei ganz achtsam.

Wann immer sich Worte formulieren, löse sie auf:

Sei es, indem du das innere Radio abstellst,
sei es, indem du in die Ohren hinein atmest und ausstrahlen lässt,
sei es, dass du einen Mantra wiederholst.

Löse innere Bilder auf,

sei es, indem du den inneren Bildschirm abstellst,
sei es, dass du in die Augen hinein atmest und ausstrahlen lässt
oder alle konkreten Bilder mit einem großen Pinsel übertünchst.
Danach dehne deine Bewusstheit in alle Richtungen aus.
Genieße reine Bewusstheit, ohne Worte und Bilder.
Weite, Unendlichkeit, reines Sein, reine Bewusstheit und dabei Freude.

Etwa zehn Minuten stille Meditation

oṃ oṃ oṃ
asato mā sad gamaya '
tamaso mā jyotir gamaya /
mṛtyor māmṛtaṅ gamaya
Führe uns vom irrtümlichen Verständnis zur Erkenntnis der Wahrheit.
Führe uns von der Dunkelheit leidschaffender Verhaftungen zum reinen Licht freudevoller Unbedingtheit.
Führe uns von der Identifikation mit dem Vergänglichen zur Verwirklichung des Ewigen.
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ

Video - Abheda Bodha Vākya Meditation

Löse etwaige auftauchende Worte und Bilder auf. Kleine Hilfsmittel: Auflösung von Worten: Laya Chintana auf Ohren ; bewusst „inneres Radio“ abschalten; Mantra. Auflösung von Bildern: Laya Chintana auf Augen; bewusst „inneren Fernseher“ abschalten; Mit Farbe alle Bilder überpinseln. Dann in der wort- und bildlosen Stille die Unendlichkeit beziehungsweise reines Bewusstsein erfahren.

Auflösen von Worten und Bildern - Ausführliche Anleitung - 20 Minuten

Für die meisten Menschen ist dies eine besonders tiefgehende schöne Meditation, wo sie erfahren, ja, ich existiere tatsächlich ohne Gedanken. Es gibt aber Menschen, die durch diese intensive Bewusstheit in emotionale Gemütszustände kommen. Probiere es aus. 
Gegebenenfalls meditere eher mit den anderen Vedānta-Techniken, die du schon kennengelernt hast.

Praktische Bewusstseinsübung für den Alltag:

Abheda Bodha Vākya Achtsamkeitsübung - Ein Moment wortloser Bewusstheit - Kurze Anleitung - 5 Minuten

Egal ob du sitzt, liegst oder stehst, bringe alle Worte und Bilder zum Erliegen. Stelle Worte und Bilder ab wie ein Radio oder ein Fernsehgerät.

Schritt 1: Entspannte Haltung und Einstimmung

Ein paar Momente wortlose Bewusstheit.
Mit offenen oder geschlossenen Augen.
Im Sitzen, Stehen oder Liegen.
Nimm dir vor, ein bis zwei Minuten lang wortlos bewusst zu sein.

Schritt 2: Bewusstheit ausdehnen

Dehne deine Bewusstheit in alle Richtungen aus.
Spüre vorne, hinten, links, rechts, oben, unten.

Schritt 3: Worte

Sei bewusst.
Kommen irgendwelche Worte,
nimm sie zur Kenntnis und stelle sie dann ab
wie du ein Radio abstellst.

Schritt 4: Bilder

Kommen irgendwelche Bilder zusätzlich zu dem, was du bei offenen Augen siehst
oder zusätzlich zu dem, was an Licht oder Schatten bei geschlossenen Augen da ist,
stelle sie ab wie einen Bildschirm.

Schritt 5: Reine Bewusstheit

Genieße Wortlosigkeit und Bildlosigkeit
und dehne Bewusstheit aus.
Jetzt.

Fünf Minuten Stille (oder kürzer oder länger)

Übungsaufgabe für den Alltag

  • Reflektiere über das Kommen und Gehen.
  • Beobachte das Vergängliche und entwickle so eine gewisse Gelassenheit gegenüber dem Kommen und Gehen im täglichen Leben.
  • Hafte nicht an dem, was ohnehin gehen wird.
  • Hafte auch nicht an deinen Vorstellungen, zum Beispiel wie Menschen oder Dinge zu sein haben.
  • Mache zwischendurch die Abheda Bodha Vākya-Bewusstheitsübung: Gib deinen Gedanken in Gestalt von Worten und Bildern eine kurze Pause. Einen Moment lang gehe in die reine Bewusstheit hinein.

Übungsaufgabe für die Meditation

  • Übe jeden Tag mit dieser Abheda Bhoda Vākya-Technik und erfahre reine Bewusstheit ohne Worte.
  • Falls dir die Technik nicht so liegt, praktiziere mit einer der vorherigen Meditationen.

Samprajnata - Asamprajnata Meditation

Samprajnata - Asamprajnata Meditation: Ausdehnung des Bewusstseins. Eine Meditationstechnik, um auf allen Ebenen des Seins zu einer Erfahrung der Verbundenheit und Einheit zu gelangen. In Anlehnung an das 1. Kapitel des Yoga Sutra. Populär gemacht durch Swami Krishnananda und Shri Karthikeyan. Weiterentwickelt von Sukadev.

Meditationsanleitung Samprajnata-Asamprajnata Kurzform

  1. Vitarka (Identifikation mit dem physischen Universum als Ganzes – Virat Swarupa): beginne, die einzelnen Körperteile zu spüren. Dann den Körper als Ganzes. Dann die Verbindung des Körpers mit der Umgebung (Kissen / Fußboden / Erde, Atemluft, Sinneswahrnehmungen etc.). Fühle den Körper als Zelle in Verbindung mit Umwelt. Fühle die anderen Körper in Deiner Umgebung. Fühle die ganze Gegend, die ganze Erde, das ganze Weltall.
  2. Vichara (Identifikation mit dem Kosmischen Geist (allumfassendes Denken, Fühlen und Wollen – Hiranyagarbha): Beginne, Dein eigenes Denken und Fühlen wahrzunehmen. Spüre das Denken und Fühlen der Wesen in Deiner Umgebung; spüre das Denken und Fühlen in der ganzen Gegend, den Geist der Erde, den Kosmischen Geist.
  3. Sananda: Identifikation mit der Wonne (Ananda) und Liebe (Prema), welche der ganzen Schöpfung zugrunde liegt, und das als Erfahrung von selbst geschieht, wenn man sich mit der Schöpfung als ganzes identifiziert.
  4. Sasmita: Identifikation mit dem reinen Ich („Ich bin“) ohne Attribute.
  5. Asamprajnata: Verlassen jeglichen Geistesinhaltes, Selbstverwirklichung.

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Siehe auch

Literatur

Videos und MP3

Seminare