Pessimismus
Pessimismus : Was bedeutet das Wort Pessimismus? Wie wird dieses Wort verwendet? Wozu ist Pessimismus hilfreich - oder auch nicht hilfreich? Was sind Synonyme, was sind Antonyme von Pessimismus? Wäre es wünschenswert, diese Eigenschaft zu kultivieren, stärker werden zu lassen? Dieser Yoga Wiki Artikel will dich auch zum Nachdenken anregen. Jetzt aber zunächst eine Kurzdefinition: Pessimismus ist die Fähigkeit, das Schlimmste zu erwarten und sich darauf einzustellen. Pessimismus kommt vom Lateinischen pessimum, das schlechteste, Superlativ von malus schlecht. Pessimismus muss auch gewürdigt werden: Indem der Pessimist mit dem Schlimmsten rechnet, kann er alles Mögliche tun, damit es eben nicht auftritt. Es gibt auch lähmenden Pessimismus, der einen manchmal aber auch vor voreiligem Aktivismus bewahrt. Allgemein ist es gut, eine gesunde Mischung aus Optimismus und Pessimismus zu haben. Manchmal heißt es, dass eine gute Mischung zwischen Optimisten und Pessimisten besonders erfolgreich ist.
Pessimismus ist eine Geisteshaltung, bei der alle gegenwärtigen und künftigen Ereignisse negativ interpretiert werden (Schwarzseherei); die betreffende Person geht davon aus, dass dies auch so bleiben wird.
Pessimismus als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Viele, wenn sie Pessimismus hören, denken: „Schlecht, negativ, muss man überwinden. Optimismus ist besser.“ Ich behaupte, Pessimismus ist eine oft unterschätzte wichtige geistige Fähigkeit. Pessimismus ist geradezu eine Eigenschaft von vielen Menschen, die tief denken, denn realistisch gesehen, wer hat häufiger Recht, der Optimist oder der Pessimist? Es gab tatsächlich mal eine psychologische Studie, da wurden Menschen erstmal befragt und man hat rausgefunden, sind sie eher Optimisten, eher Pessimisten. Und dann hat man sie gefragt: „Schätzen Sie ein, was das wahrscheinlichere Ergebnis ist.“ Und tatsächlich haben die Pessimisten häufiger die korrekten Wahrscheinlichkeiten darstellen können. Also, die Pessimisten sind die realistischeren Menschen als die Optimisten. Tatsächlich geht ja auch recht häufig etwas schief. Langfristig gesehen sterben wir alle, langfristig gesehen werden die meisten Menschen mindestens einmal im Jahr krank. Jeder zweihundertste Mensch stirbt vor seinem 60. Lebensjahr, das ist eine ganze Menge. Das heißt, wenn du zweihundert Bekannte hättest, dann würde jedes Jahr einer davon sterben, wenn sie unter sechzig sind. Wenn sie über sechzig sind, dann sind es umso mehr. Also, der Pessimist hat oft Recht. Genauso auch, Pessimismus auch im Einschätzen von Situationen. Es ist gut, wenn du in einer Gruppe bist, dass einer davon der Pessimist ist. Wenn einer in der Gruppe eben sagt, was alles schiefgehen könnte, dann muss man das in Betracht ziehen. Natürlich, der Optimist, der ist der fröhlichere Mensch, der ist der zuversichtlichere Mensch, dass ist der, der Dinge unbefangener angeht. Und oft sind die Optimisten die mutigeren Menschen, oft trauen die sich einiges zu. Die Optimisten übersehen dann ja auch, wenn Dinge schiefgehen und oft genug muss der Pessimist nachher die Scherben wegräumen, die der Optimist in seinem jugendlichen Leichtsinn irgendwo hinterlassen hat. Pessimismus ist also etwas Gutes. Es gab auch mal die Aussage, dass Optimisten länger leben als die Pessimisten. Das stimmt nur in der so genannten Ceteris-Paribus-Bedingung, das heißt, wenn alles andere gleich ist. Also angenommen, die Optimisten und die Pessimisten haben jeweils genau den gleichen Lebensstil, nur der Optimist unterscheidet sich vom Pessimisten in seiner Lebenseinstellung. Dann gilt tatsächlich, wenn der Optimist und der Pessimist gleich leben, den gleichen Lebensstil haben, dann lebt der Optimist anscheinend länger. Aber der Pessimist hat häufiger einen gesunden Lebensstil. Der Optimist denkt: „Ok, mir passiert schon nichts.“ Optimisten rauchen häufiger als Pessimisten, Optimisten trinken mehr Alkohol als Pessimisten, Optimisten überschreiten häufiger die Geschwindigkeitsbegrenzungen, Optimisten sind häufiger in Verkehrsunfällen, Optimisten sind häufiger an Bank Crashs beteiligt usw. Der durchschnittliche Pessimist hat einen gesünderen Lebensstil und lebt deshalb tatsächlich länger als der Optimist. Was machst du jetzt mit all dem? Also zunächst mal, angenommen, du hast eine gute Dosis von Pessimismus, dann danke dafür, klopfe dir auf die Schultern und sage: „Toll, ich bin ein pessimistischer Mensch, das ist gut und das ist großartig. Ich sehe Schwierigkeiten im Voraus, ich bin aufs Schlimmste vorbereitet, ich lebe deshalb gesund, weil ich eben weiß, das Schlimmste könnte eintreten.“ Wenn du eine solche Einstellung zu deinem Pessimismus hast, dann kannst du auch glücklich sein mit deinem Pessimismus. Wenn du als Pessimist ständig versuchst, Optimist zu werden, dann gehst du nur gegen deine Natur. Und gerade dadurch, dass du deinen Pessimismus schätzt, bist du doch etwas optimistisch geworden, du wertschätzt deinen Pessimismus. Natürlich, der Pessimist muss auch wissen, er wird normalerweise, und die Pessimisten sind ja die realistischeren, die negativen Dinge in der Wahrscheinlichkeit überhöhen. Also kannst du auch sagen: „Ja, ich habe Angst davor und es ist gut, dass ich das habe und da bin ich vorbereitet, aber ich bin auch Realist, in neunzig Prozent der Fälle wird es vermutlich gutgehen.“ Jetzt angenommen, du bist Optimist, dann wäre der Ratschlag, frage auch mal den Pessimisten, schimpfe ihn nicht immer als Griesgram, sondern höre ihm zu, er hat oft genug Recht. Sei ihm auch dankbar, denn oft genug hat er dir schon Scherben weggeräumt, die du hinterlassen hast, als du wieder irgendein sinnloses Wagnis eingegangen bist. Als Pessimist sei auch dankbar dem Optimist, denn es ist gut, dass auch wieder einiges probiert wird. Wenn ihr so miteinander umgeht, dann ist es gut. Noch ein Aspekt, Pessimismus und Spiritualität. Spiritualität gibt es für Optimisten und für Pessimisten. Es gibt diese freudigen Menschen, die Freude ausstrahlen, alles von der schönen Seite aus sehen und einem immer sagen: „Es wird schon gutgehen und alles ist großartig und Gott kümmert sich um alles.“ Das ist eine Form der Spiritualität. Es gibt aber auch die andere und die andere Form der Spiritualität, die geht, man könnte sagen, von einem Pessimismus aus. Z.B. der Buddha hat gesagt: „Alles Leben ist Leiden.“ Dann hat er noch gesagt: „Woher kommt Leiden? Leiden kommt aus Wünschen, Leiden kommt aus Verhaftung.“ Oder Krishna sagt auch: „Es gibt zwei Tore zur Hölle, Kama und Krodha, Gier und Zorn, diese führen zur Hölle.“ Denn wenn du einen Wunsch hast, dieser Wunsch mag mal erfüllt werden, wenn der Wunsch erfüllt wird, dann hast du Angst, dass er verschwindet und dann bist du im Leiden. Der Wunsch wird erfüllt und anschließend bleibt der Wunsch und dann merkst du, er hat dir doch nicht die Erfüllung gegeben, die du wolltest, Leiden. Noch häufiger, du hast einen Wunsch, du kannst ihn nicht erfüllen, Konsequenz Leiden. Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Alles, was beginnt, geht vorbei. Körper geht vorbei, Gesundheit geht vorbei, Beziehungen zu Menschen gehen vorbei usw. Das mag wie Pessimismus klingen und das Interessante ist aber, letztlich diese Buddhisten, die ja eigentlich die pessimistischste Philosophie überhaupt haben, sind diejenigen, die immer lächeln und offenbar Freude und Glück ausstrahlen. Und man hat tatsächlich sogar feststellen können, z.B. die buddhistischen tibetanischen Mönche, die sind insgesamt sehr glücklich. Die Philosophie scheint lebensverachtend zu sein und verneinend, pessimistisch zu sein, aber wenn man davon ausgeht, Leben geht zu Ende, Krankheit gehört zum Leben dazu, Konflikte gehören zum Leben dazu, Menschen, die heute nett sind, werden morgen nicht so nett sein, und trotzdem, tief im Inneren sind Menschen gut, trotzdem hat das Schicksal einen Sinn, dann kann man glücklich sein und Freude ausstrahlen. So ist Pessimismus manchmal sogar ein Rezept für Glück und spirituelle Entwicklung. Und die spirituelle Entwicklung führt zur spirituellen Praxis und die spirituelle Praxis führt zum tiefsten Glücksgefühl. Und so ist manchmal Pessimismus und Depression eine Vorstufe für tiefe spirituelle Entwicklung und für höchstes Glück.
Swami Sivananda über Pessimismus
Der indische Weise und Yogi Swami Sivananda [1] schreibt über diese negative Geisteshaltung:
Pessimismus ist eine oft unerwünschte negative Eigenschaft. Es ist eine Stimmung, die zu stark auf die dunkle Seite der Dinge blickt. Es ist die Lehre von der schlechten Welt, eine niederdrückende Lebensansicht.
Die Buddhisten predigen Pessimismus, die Schüler des Vedanta aber sind wunderbare Optimisten, auch wenn sie lehren, dass die Welt unwirklich ist. Sie sprechen von Vairagya, um den Menschen einen Geschmack des unsterblichen, glücklichen Lebens in Brahman zu geben, und Abneigung vor dem wertlosen, materialistischen Leben dieser Welt einzuflößen.
Das Gegenstück zum Pessimismus ist Optimismus. Er blickt immer nur auf die helle Seite der Dinge. Der Pessimist ist stets finster, niedergedrückt, träge und lethargisch. Fröhlichkeit kennt er nicht. Er steckt andere mit dieser Stimmung an wie bei einer Epidemie.
In der Welt kann der Pessimist keinen Erfolg haben. Werde ein kräftiger Optimist und freue dich an dem alles durchdringenden Atman. Versuche fröhlich unter allen Lebensumständen zu sein. Dies musst du üben.
Copyright Divine Life Society
Was kann ich gegen Pessimismus tun?
von Swami Sivananda
Manchmal empfindet der Anfänger während der Meditation Depressionen, die noch von alten, unbewussten Eindrücken (Samskaras) stammen, als Einfluss astraler Wesenheiten, böser Geister und schlechter Gesellschaft, oder als Ergebnis trüber Tage und körperlichen Unbehagens. Es ist notwendig, die Ursachen zu behandeln und zu entfernen, denn der Pessimismus darf sich des Schülers nicht bemächtigen. Schnelle Spaziergänge, Lauf im Freien, eine Stunde lang Singen von Hymnen, lautes Modulieren des Om, weite Märsche am Wasser oder Meer werden Abhilfe schaffen. Mache etwas Musik, wenn du kannst. Denke an fröhliche Dinge und lache, wenn sich Gelegenheit bietet. Falls nötig, nimm ein Mittel ein.
Halte ein wenig den Atem an (Kumbhaka) und übe Pranayama. Trinke eine Tasse Orangensaft, warmen Tee oder Kaffee. Lies erhebende Stellen aus der Avadhuta Gita oder den Upanishaden. Aufsteigende Depressionen beunruhigen und revoltieren das Bewusstsein. Die Sinnesorgane (Indriyas) ziehen den Menschen nach unten; alte, unbewusste Erinnerungen (Vasanas) steigen zur Oberfläche des Bewusstseins auf und stiften Unruhe. Sinnliche Gedanken erregen ihn und suchen ihn unter ihre Gewalt zu bringen.
Sei unerschrocken. Bleibe fest wie der Diamant und blicke diesen vorübergehenden Angriffen ins Auge. Behalte deine Geistesgegenwart und identifiziere dich nicht mit diesen Hindernissen. Verlängere die Zeit deiner Japams und Mediationen und versuche, Bindungslosigkeit (Vairagya) und die Kraft der Unterscheidung zu verstärken. Alles wird dann wie eine Wolke vorübergehen. Sind die Schwierigkeiten behoben, wirst du den geistigen Fortschritt spüren. Gedanken, Rede und Handlung werden sich verwandeln.
Copyright Divine Life Society
Pessimismus - Antonyme und Synonyme
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Pessimismus in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Pessimismus - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Pessimismus, also Synonyme zu Pessimismus sind z.B..
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Pessimismus übertrieben kann ausarten z.B. in Schwarzseherei, Miesmacher, Schwarzmaler, Hoffnungslosigkeit, Nihilismus. Daher braucht Pessimismus als Gegenpol die Kultivierung von Optimismus, positives Denken, Lebensfreude, Zuversicht.
Gegenteil von Pessimismus - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Pessimismus, Antonyme zu Pessimismus :
- Positive Gegenteile von Pessimismus, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Optimismus, positives Denken, Lebensfreude, Zuversicht
- Negative Gegenteile von Pessimismus, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Gleichgültigkeit, Phlegmatismus, Interessenlosigkeit
Pessimismus Antonyme auf einen Blick
Antonyme Pessimismus sind Optimismus, positives Denken, Lebensfreude, Zuversicht, Gleichgültigkeit, Phlegmatismus, Interessenlosigkeit,.
Pessimismus im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Pessimismus gehört zur Tugendgruppe 6 Gelassenheit, Ruhe. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Gelassenheit und Ausgeglichenheit
- Im Kontext des Persönlichkeitsmodell der Big Five gehört Pessimismus zum Persönlichkeitsfaktor E1 Extraversion hoch: gesellig, außenorientiert, gesprächig0 O1 Offenheit hoch: neugierig, erfinderisch, experimentierfreudig0
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Pessimismus zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Pessimismus zum Kapha Temperament bzw. Dosha.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Pessimismus
Eigenschaften im Alphabet nach Pessimismus
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
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