Hinduistische Rituale
Hinduistische Rituale sind kunterbunt. Sie sind sehr sinnlich und berühren den Menschen in der Tiefe der Seele. Sie machen das Göttliche auf dieser Welt erfahrbar. Die grundhinduistischen Rituale sind: Puja, Yajna, Arati und Rezitation. Aus diesen vier Grundelementen können dann Rituale entstehen.
Die Puja
Puja ist das grundlegende hinduistische Ritual. Eine Puja ist eine Gottesverehrung, die sehr kurz sein kann oder sehr lang sein kann. Man kann eine Puja in fünf Minuten machen. Eine Puja kann aber auch Tage und Wochen lang dauern. Eine Puja beinhaltet verschiedene Elemente.
- Sie beginnt mit drei Mal Om.
- Der zweite Teil der Puja ist die Reinigung, Achamana. Dabei wird Wasser zu sich genommen und es werden bestimmte Mantras zur Reinigung gesungen. Man kann das Wasser in die verschiedenen Himmelsrichtungen schwenken, zum Himmel und zur Erde. Das Ritual kann für die beteiligten Anwesenden eine feuchte Angelegenheit werden. Oder man kann das Ritual kleiner gestalten.
- Es folgt Tilaka, das Auftragen der drei heiligen Pulver oder nur ein der drei Pulver auf das dritte Auge. Dies steht als Symbol zur Öffnung des dritten Auges, zum Erfahren von Gott.
- Weiter geht es mit Avahana, die Anrufung der Gegenwart des Göttlichen und die Öffnung des heiligen Raumes. Bei diesem Ritual kann die Glocke geklingelt werde oder das Muschelhorn geblasen werden. Man ruft Gott an und alle Anwesenden werden angerufen, besonders jetzt da zu sein.
Es werden oft Räucherstäbchen entzündet und Kerzen werden erleuchtet. Dieses Ritual ist mit den dargestellten Handlungen etwas sinnlich Erfahrbares. Es ist hörbar, riechbar, sehbar und auch die körperliche Wahrnehmung kann erfolgen, wenn die durchführende Person die Körperteile der Anwesenden berührt oder die Teilnehmer die Arme in die Himmelsrichtungen strecken. Das ist dann eine körperliche Erfahrung.
- Nach dem Avahana kommt Jnana und Sankalpa, ein Moment der Stille. Es ist eine Sammlung. Man kann ein Gebet sprechen oder einen Vorsatz aussprechen, in dem man um Kraft bittet oder für andere Menschen etwas bitten.
- Es folgt das rituelle Übergießen von Murtis, von Götterfiguren mit Milch oder Reismilch, welche bei Yoga Vidya zum Einsatz kommt. Dies heißt Abhisheka. Das rituelle Übergießen kann mit verschiedenen Flüssigkeiten erfolgen: Wasser, Reismilch, Apfelsinensaft oder andere flüssige Substanzen können zum Einsatz kommen. Dabei kommt auch der Geschmackssinn zum Tragen. Die Anwesenden können direkt dabei sein bei einer Puja in unserem Vidya Ashram. In anderen Traditionen macht dieses Ritual nur der Pujarier, die Person, welche das Ritual leitet.
- Im Anschluss werden die Murtis, die Götterfiguren getrocknet, sie werden mit Ketten geschmückt und bekommen unter Umständen Kleidung angezogen. In der Vishnaratradition ist die Kleidung besonders wichtig.
- Weiter folgt die Darbringung von Blumen zusammen mit heiligen Mantras, Archana. Samapanam, die Abschlussgaben zusammen mit der Darbringung von Räucherstäbchen, das Entzünden einer Kerze und das Darstellen des Prasads erfolgen zum Abschluss. Das Prasad ist eine rituelle Speise, die den Gottheiten dargebracht wird. Es wird darum gebeten, dass sie gesegnet sein möge.
- Weiter folgt das Mangala Sharana, die Segenswünsche für alle Wesen überall. Man möchte, dass diese göttliche Energie nicht nur einen selbst im Herzen berührt, sondern weit in alle Richtungen ausströmt.
- Darauf folgt Arati, die Lichtzeremonie. Dabei wird das Licht geschwenkt. Begleitet wird es mit Trommeln oder mit dem Blasen des Muschelhorns. Es berührt den Menschen in der Seele. Er kann seine Gedanken loslassen und verschwinden lassen.
- Es folgt ein kurzer Moment der Stille im Stehen. Das Licht kann über sich gegeben werden und man kann das Licht in sich selbst spüren lassen. Gott ist verbunden mit einem. Eine Gottesverbundenheit kann erfahrbar werden. Vielleicht spürt man die tiefe Verbundenheit mit seinem Herzen. Das Herz kann tiefe Berührung erfahren. Man fühlt sich verbunden mit allen.
- Es folgen die Darbringungsmantras und die sich anschließende Verneigung mit der Bitte um Segen. Man bekommt etwas vom Prasad und der Abhisheka, der Milch der Reinigung, überreicht. Wenn man will, kann man darauf in die Meditation gehen oder beschwingt beflügelt in den Alltag.
Das beschreibt das grundhinduistische Ritual, die Puja.
Homa
Eine Homa ist das zweite wichtige hinduistische Ritual. Homa ist ein Feuerritual im Hinduismus. Eine Homa wird auch Havan, Agnihotra oder Yajna genannt. Dies sind verschiedene Ausdrücke, die das Selbe beschreiben. Es sind alles Feuerrituale, welche ähnlich der hinduistischen Puja Rituale sind. Anstatt jedoch eine Murti mit Reismilch, Wasser oder anderen Flüssigkeiten zu übergießen, wird ein heiliges Feuer entzündet. In dieses Feuer werden traditionell Feuergaben hinein gegeben. Dies kann in der Tradition Ghee sein, Buttergee (von der Kuhmilch stammen), Kokosfett oder ein anderes flüssiges Fett. Ghee heißt einfach ein flüssiges Fett, geritta auf Sanskrit. Ansonsten ist der Aufbau dieses hinduistischen Rituales Homa, Havan, Agnihotra oder Yajna ähnlich der Puja. Agnihotra wird im Hinduismus besonders morgens bei Sonnenaufgang oder am Abend beim Sonnenuntergang durchgeführt. Es ist ein Ritual mit unterschiedlicher Dauer. Mal kürzer gestaltet oder länger von der Durchführung her. Typischerweise wird es eher kürzer durchgeführt beim Sonnenaufgang oder beim Untergang der Sonne.
Arati
Arati ist das dritte wichtige hinduistische Ritual. Arati ist letztlich ein Teil der Puja. Im Arati wird ein Feuer entzündet. Dies kann eine Kerze oder eine Öllampe sein. Kampfer kommt auch manchmal gerne bei diesem Ritual zum Einsatz. Dabei wird die Lampe im Uhrzeigersinn um den Altar, das Bild des Meisters und die Götterfiguren gedreht. Dabei werden erhabene Mantras gesungen. Im Anschluss wird das Licht allen Anwesenden gezeigt. Bei dieser Zeremonie kann es ruhiger sein oder es kann mit Klingeln oder mit dem Blasen des Muschelhorns begleitet werden. Nachher wird man Gedanken des Wohlwollens und der Verehrung wiederholen verbunden mit einer Verneigung. Daraufhin wird Prasad, das Obst oder eine andere gesegnete Speise ausgeteilt.
Satsang
Den Satsang kann man als den hinduistischen Gottesdienst bezeichnen. Im Satsang gibt es verschiedene Teile, welche Unterschiede in der jeweiligen Tradition aufweisen. Der Satsang wird in der jeweiligen Tradition leicht anderes gestaltet.
Der Satsang Ablauf
In der Sivananda Tradition, damit in der Yoga Vidya Tradition, gehört zum Satsang:
- Die Anrufung: Avahana
- Die Verneigung vor dem Altar: Vandana
- Die Meditation: Jnana
- Das Singen von Mantra: Kirtana
- Ein Vortrag, Kurzvortrag oder eine Lesung
- Es folgen Segensgebete und Friedensgebete für die ganze Welt: Mangala Sharana und eine Lichtzeremonie: Arati
- Hingebungs- und Darbringungsmantras: Shamapanam, welche zum Teil auch Shamanamantras sind, wo man um Vergebung bittet und allen Wesen Vergebung geben will, sind ein weiterer Bestandteil des Satsangs.
Dies umschreibt den Ablauf eines Satsangs. Es kann vielleicht als viertes hinduistischen Ritual bezeichnet werden. Aus diesen Grundformen gibt es viele spezielle hinduistische Rituale. Es gibt die Rituale zum Sonnenaufgang und zum Sonnenuntergang.
Rituelle Rezitation
Die rituelle Rezitation ist ein weiteres hinduistisches Ritual. Die Rezitation umschreibt die Wiederholung eines bestimmten Textes oder ein Mantra. Vor der Wiederholung verneigt man sich vor dem Altar. Man wiederholt dreimal das Om und spricht Avahanam. Eventuell macht man Achanama, eine Reinigung und im Anschluss rezitiert man einen Text oder ein Mantra einige Minuten lang. Nachher folgen die Segenswünsche für die ganze Welt, Mangala Saranam, dreimal Shanti und die Verneigung. Die Rezitation ist auch eine der verschiedenen hinduistischen Rituale.
Kombinationen
Es gibt unterschiedliche Kombinationen. Sangiavandana, die Rituale zum Sonnenaufgang beziehungsweise zum Untergang der Sonne gehören in diese Kategorie. Es kann die Feuerzeremonie sein, Agnihotra. Asanas können praktiziert werden oder Rezitationen können dabei in der unterschiedlichsten Weise erfolgen. Pranayama kann ebenfalls durchgeführt werden. In den Yoga Vidya Ashrams haben die Yogastunden den Platz von Sangiavandana eingenommen. Wenn wir die Asanas in den Yogastunden und das Pranayama machen entspricht dies dem Zeitpunkt des Sonnenauf- und Sonnenuntergangs. Im Sommer ist der Satsang eher Sangiavandana, das Ritual für den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Manchmal haben wir auch im Ashram Agnihotra, die Feuerzeremonie.
Weitere Rituale
Das war ein kleiner Einblick über hinduistische Rituale. Es gibt durchaus noch mehr darüber zu berichten. Auf unserer Internetseite findest du weitere Informationen über Agnihotra, Homa und so weiter. und Informationen bezüglich weiterer Rituale im Hinduismus, welche man bei Hochzeiten machen kann. Es werden Sterberituale beschrieben, Rituale zur Taufe und Segensrituale dargestellt.
Rituale bei Yoga Vidya
Bei Yoga Vidya bieten wir auch die indische Ritualausbildung an. Typischerweise findet diese Ausbildung zwischen Weihnachten und Neujahr alle 2 Jahre statt. Es gibt auch die Möglichkeit eine Ausbildung zum Hindupriester zu machen, zum Pujarian. Dies umfasst eine Vollzeitausbildung, wo die Priesterweihe mit eingeschlossen ist. Du bleibst bei dieser Ausbildungsform in einem Ashram mindestens drei Jahre lang. Im Ashram praktizierst du und lernst die Rituale, um im Nachhinein alle Rituale ausführen zu können, die du als hinduistischer Priester in der Yoga Vidya Tradition zur Durchführung benötigst.
Video Hinduistische Rituale
Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Hinduistische Rituale :
Autor/Sprecher/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Seminarleiter zu Yoga und Meditation.
Hinduistische Rituale Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Hinduistische Rituale :
Siehe auch
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Wenn du dich interessierst für Hinduistische Rituale, sind vielleicht auch Vorträge und Artikel interessant zu Hinduismus Schriften, Hinduismus Geschichte, Hindu Feste, Hingabe an Gott, Hochzeitsritual, Horn-Bad Meinberg.
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