Etikette
Etikette ist die Gesamtheit der Umgangsformen: Man sollte nicht gegen die Etikette verstoßen. Vielmehr sollte man die Etikette wahren. Meist wird der Ausdruck Etikette verwendet im Kontext von offiziellen Anlässen bzw. bei vornehmen Gesellschaften.
Da gibt es oft strenge Etikette. Auch im religiösen Kontext kann man von Etikette sprechen: Z.B. sollte man in Kirchen keine Kopfbedeckung tragen, aber Arme und Beine bedeckt halten und Schuhe tragen. In einer Synagoge verlangt es die Etikette, seinen Kopf bedeckt zu halten. In Moscheen und hinduistischen und buddhistischen Tempeln besagt die Etikette, dass man keine Schuhe trägt.
In manchen südindischen Tempeln folgt man der Etikette, indem man als Mann einen nackten Oberkörper hat – sofern man als Westler überhaupt hinein kommt. Als spiritueller Aspirant geht man mit Etikette spielerisch um. Man möche nicht die Gefühle anderer verletzen – deshalb wahrt man die Etikette soweit wie hilfreich. Man will sich aber auch zum Sklaven von Etikette machen. Etikette ist letztlich nur Äußerlichkeit, und man will sich nicht zu sehr mit Äußerlichkeiten abgeben, sich sicherlich nicht auf Äußerlichkeiten beschränken.
Etikette - eine Tugend. Was versteht man unter Etikette? Woher kommt das Wort? Wozu ist Etikette hilfreich - oder auch nicht hilfreich? Was sind Synonyme, was sind Antonyme von Etikette?
Etikette als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Etikette ist eine Bezeichnung für die Gesamtheit der Umgangsformen. Etikette bezeichnet, wie macht man Dinge, was gehört sich und wie ist es normal. Etikette, z.B. gibt es Etikette, wie man jemanden anspricht, Etikette ist natürlich insbesondere im formellen Kontext, z.B. gibt es eine Hof-Etikette. Angenommen, du würdest die Queen Elisabeth besuchen, dann gäbe es eine bestimmte Etikette, wie du dich zu verhalten hättest, angenommen, du besuchst den Papst in Rom, da gibt es eine bestimmte Etikette. Gut, der jetzige Papst, es ist ja jetzt 2015, Papst Franziskus, besteht dort etwas weniger darauf, im mittelalterlichen Hof gab es noch viel mehr Hof-Etikette usw.
Auch in der so genannten vornehmen Gesellschaft gibt es dann auch eine bestimmt Etikette, es gibt Tischmanieren, welchen Löffel man für was nimmt, welche Gabel man für was nimmt, wie man sich kleidet bei welcher Gelegenheit und wer wen zuerst anspricht, wer wen zuerst die Hand gibt und wenn fünf Leute auf einen zukommen, wem man zuerst "guten Tag" sagt. Früher hieß es, Lady is first, im Sinne der Gleichberechtigung heißt es mehr heute, die Älteren begrüßt man zuerst, die Jüngeren später oder die Höhergestellten zuerst, die anderen später.
Aber die Älteren machen es weiter so, erst die Frauen und im ländlichen Bereich ist das auch, so dass die Etikette, man kann sagen, glücklicherweise sich etwas aufgelöst hat. Und allgemein, wenn man einfach Menschen respektvoll begegnet und versucht, Rücksicht zu nehmen und versucht, zu Menschen freundlich zu sein, dann ist das oft besser als eine steife Etikette.
Etikette im weiteren Sinn ist natürlich jede Form von Umgangsformen, jede Form von Höflichkeit und das wiederum ist etwas Gutes. Irgendwann mal in den 60er Jahren wurde so gesagt, dass man alle äußeren Formen wegnehmen will und dass alles spontan sein soll usw. Aber es gibt gute Gründe, weshalb es Höflichkeitsregeln gibt, Etiketten gibt usw. Wenn jeder einfach alles erzählen würde, was ihm in den Sinn kommt, wäre es nicht so gut. Wenn man nach jeder Emotion gleich handeln würde, wäre auch nicht so gut. Und wenn man jedem Impuls gleich folgt, ist auch nicht so gut.
Schon der Respekt vor anderen Menschen, schon Mitgefühl und der Wunsch, in Frieden zu leben, erfordert, dass es bestimmte Absprachen gibt, wann man z.B. über was spricht. Auch in der Beziehung kann man eine gewisse Etikette haben, man könnte z.B. sagen, kurz vorm Schlafengehen spricht man über nichts Strittiges. Oder wenn man weiß, der andere hat einen schwierigen Tag, dann wird man auch vorher nichts Strittiges sprechen. Und so findet man Arten und Weisen, wie man Dinge anspricht. Also, auf gewisse Weise, Etikette im engeren Sinn ist Hofetikette, in einer formellen Gesellschaft, so mehr bei offiziellen Anlässen, da gibt es Etikette.
In einem weiteren Sinne ist Etikette das, was man als Manieren bezeichnet, wie es eigentlich der Freiherr von Knigge gesagt hat, man soll sich so verhalten, dass man Menschen mit Respekt behandelt und dass eine freundliche Atmosphäre möglich ist und beide oder alle Beteiligten freundlich miteinander umgehen. Respekt und Hochachtung ist letztlich die Grundlage für Etikette.
Wenn eine Etikette sich überholt hat, dann muss sie natürlich geändert werden. Und wenn man in einem anderen Land ist, muss man auch die geänderte Etikette beachten. Z.B. auch, wenn man in Gotteshäuser geht, in westlichen Kirchen z.B., dort sollte man lange Ärmel anhaben und sollte keinen Hut aufhaben. In Indien z.B., dort in den südindischen Tempeln, da ist sogar gerne gesehen, dass die Männer mit nacktem Oberkörper hineingehen. In manchen der besonders heiligen Tempel ist es ein Verstoß gegen die Etikette, wenn Männer Hemden anhaben.
Bei den Juden in den Synagogen, die brauchen eine Kopfbedeckung. Wenn du in eine Kirche gehst und Kopfbedeckung hast, empfinden das andere als Affront. Bei den Moslems und Hindus, dort darf man in die Tempel und Moscheen keine Schuhe anziehen. Wenn du in eine christliche Kirche barfuß reingehen würdest, würden das Menschen als Affront erleben. Und so ist es nicht immer einfach, nicht gegen die Etikette zu verstoßen, aber es ist ein Teil von Respekt und von Höflichkeit und letztlich auch dem Wunsch, freundlich mit anderen umzugehen, dass du die geltenden Gepflogenheiten und Etiketten respektierst.
Also, Etiketten, die sich überholt haben, sollte man irgendwo ändern, manchmal ist es gut, etwas kreativer damit umzugehen, aber oft hilft es auch, die Etikette, die Gepflogenheiten erstmal zu kennen und vielleicht auch, sie zu beachten. Besonders, wenn du mal nach Indien, nach Arabien, China, Japan oder auch Amerika fliegst, hilft es durchaus, dich mit Gebräuchen vorher vertraut zu machen.
Etikette - Antonyme und Synonyme
Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden versteht man am besten in ihrer Beziehung zueinander. Hier einige Hinweise, wie man Etikette in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Etikette - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Etikette, also Synonyme zu Etikette sind z.B. Benehmen, Anstand, Betragen, Umgangsformen, Lebensart, Takt, Verhaltensregeln.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Etikette übertrieben kann ausarten z.B. in Steifheit, Spießigkeit, Borniertheit. Daher braucht Etikette als Gegenpol die Kultivierung von Kindlichkeit, Einfachheit, Schlichtheit, Natürlichkeit.
Gegenteil von Etikette - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Etikette, Antonyme zu Etikette :
- Positive Gegenteile von Etikette, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Kindlichkeit, Einfachheit, Schlichtheit, Natürlichkeit
- Negative Gegenteile von Etikette, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Menschen verletzend, Taktlosigkeit, ohne Manier, ohne Sozialverhalten
Etikette Antonyme
Antonyme Etikette, also Gegenteile, sind Kindlichkeit, Einfachheit, Schlichtheit, Natürlichkeit, Menschen verletzend, Taktlosigkeit, ohne Manier, ohne Sozialverhalten.
Etikette und die großen Temperamentgruppen
- Etikette gehört zur Tugendgruppe 5 Höflichkeit, Respekt, Ehrerbietung. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Höflichkeit und Respekt
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Etikette zum Persönlichkeitsfaktor C1 Gewissenhaftigkeit hoch: effektiv, organisiert, verlässlich
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Etikette zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Etikette zum Kapha-Pitta Temperament bzw. Dosha.
Kultivierung von Etikette
Etikette kann hilfreich sein in verschiedenen Lebensumständen. Vielleicht willst du ja Etikette kultivieren. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Etikette zu kultivieren.
- Fasse den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Eigenschaft, Etikette wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein etikettierterer Mensch zu sein."
- Tu wirklich jeden Tag etwas, was Etikette ausdrückt. Lebe jeden Tag so, als ob du diese Eigenschaft besitzt - und handle entsprechend.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Etikette."
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin etikettiert."
Affirmationen zum Thema Etikette
Hier einige Affirmationen für mehr Etikette. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.
Klassische Autosuggestion für Etikette Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin etikettiert.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin etikettiert. Om Om Om.
- Ich bin ein Etikette Beachtender, eine Etikette Beachtende OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Etikette Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin etikettiert " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Etikette.
- Ich werde etikettiert.
- Jeden Tag werde ich etikettierter.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Etikette.
Dankesaffirmation für Etikette
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag etikettierter werde.
Wunderaffirmationen Etikette Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr etikettiert. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Etikette entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr etikettiert zu sein.
- Ich bin jemand, der etikettiert ist.
Gebet für Etikette
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Etikette:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Etikette.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein etikettierter Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Etikette mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Frage dich: Was müsste ich tun, um Etikette zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Etikette zu entwickeln?
- Wie könnte ich etikettiert werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Etikette.
- Angenommen, ich will etikettiert sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre etikettiert, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Etikette kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als etikettierter Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Etikette
Eigenschaften im Alphabet nach Etikette
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
- Großes Yoga Portal
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