Beobachtungsgabe
Beobachtungsgabe ist die Gabe, etwas zu beobachten. Beobachtungsgabe ist die Fähigkeit, aus seinem eigenen Gedankenkarussell auszusteigen und genau zu beobachten, was um einen geschieht.
Beobachtungsgabe ist insbesondere im Umgang mit anderen Menschen wichtig. Eine besondere Form der Beobachtungsgabe ist das feinstoffliche Wahrnehmungsvermögen, das man auch kultivieren kann, aber auch in das Gesamtbild integrieren lernen kann.
Beobachtungsgabe - eine Tugend. Was ist Beobachtungsgabe? Woher stammt das Wort? Wozu ist Beobachtungsgabe gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Beobachtungsgabe? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.
Beobachtungsgabe als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Beobachtung ist ein interessantes Wort. Da steckt Achtung drin und so ist Beobachtung die Fähigkeit, achtsam zu sein. Heute gibt es ja den schönen Modebegriff "Achtsamkeit", was heißen soll, im Hier und Jetzt zu sein, aus dem Gedankenkarussell auszutreten.
Und zur Achtsamkeit gehört eben auch die Beobachtungsgabe dazu. Im Sanskrit sprechen wir auch von Sakshi Bhav, das heißt, die Einstellung eines Beobachters. Und das ist das, was heute in der westlichen Psychologie, der kognitiven Verhaltenstherapie, als Achtsamkeit bezeichnet wird, was auch im Buddhismus als Mindfulness, als Vipassana oder eben als Achtsamkeit bezeichnet wird.
Und Beobachtungsgabe ist eben diese Fähigkeit, tatsächlich zu beobachten, ohne selbst involviert zu sein. Beobachtungsgabe ist nicht nur eine Gabe, es mag sein, dass manche Menschen eine größere Beobachtungsgabe als andere haben, vieles ist ja auch schon mal genetisch angelegt, oder man könnte auch sagen, hat man schon in früheren Leben kultiviert.
Aber die Beobachtungsgabe ist auch trainierbar und übbar. Z.B., man kann eine Beobachtungsgabe für andere Menschen haben. Man kann diese Beobachtungsgabe kultivieren, dort müssen mehrere Dinge zusammenkommen. Das erste ist, dass man sich für Menschen interessiert.
Wenn du Interesse hast, dann kannst du auch besser beobachten. Das zweite ist, dass du aufhörst oder dass du nicht so sehr daran gebunden bist, von dir auf andere zu schließen, und auch, dass du nicht vorschnell Schlüsse ziehst, dass du aus deiner eigenen Emotionalität herauskommst, dass du aus deinem eigenen Gedankenkarussell herauskommst.
Wenn du nur deine eigenen Gedanken in einen anderen projizierst, dann wird es dir schwerfallen, wirklich zu beobachten. Beobachtungsgabe heißt eben auch, eine gewisse Neutralität zu haben, einen gewissen Abstand zu haben, und natürlich trotzdem Interesse zu haben, Einfühlungsvermögen und Mitgefühl.
Also, Beobachtungsgabe heißt, eine gewisse Neutralität, heißt, ein gewisses Loslassen von eigenen Vorstellungen, es heißt aber auch Interesse und ein gewisses Mitgefühl ist auch hilfreich. Du kannst die Beobachtungsgabe kultivieren für andere Menschen, du kannst Beobachtungsgabe aber auch in der Natur kultivieren.
Es gibt Menschen, die gehen spazieren, ohne etwas zu sehen, sie hängen einfach nur ihren Gedanken nach. Und es gibt andere, die sehen die Eichhörnchen und die Vögel und die sehen die verschiedenen Unterschiede, wie der Farben der Bäume und sie sehen die Wolken und sie sehen sofort, wenn dort jetzt ein Greifvogel kommt und sie sehen vielleicht den Hasen, der von weitem aus dem Gras herausschaut.
Eine solche Beobachtungsgabe lässt einen vieles sehen. Menschen können auch Beobachtungsgabe haben für Entwicklungen und dafür, was in der Stadt ist, was im Haus ist usw. Also, eine gewisse Beobachtungsgabe ist etwas Positives und man kann lernen, es zu entwickeln, auch schon, um vom Ego frei zu werden.
Also aufhören, nur seinem Gedankenkarussell zu folgen, stattdessen neutral, bewusst beobachten und achtsam zu sein, im Hier und Jetzt. In diesem Sinne möchte ich dich ermutigen, jetzt vielleicht bewusst zu beobachten. Vielleicht kannst du, nachdem dieser Vortrag zu Ende ist, einen Moment lang in die Stille gehen und beobachten, beobachten, deinen Körper, deinen Atem, beobachten, deine Umgebung, vielleicht auch die Menschen, die jetzt wahrnehmbar sind.
Beobachtungsgabe in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Beobachtungsgabe in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Beobachtungsgabe
Ähnliche Eigenschaften wie Beobachtungsgabe, also Synonyme zu Beobachtungsgabe sind z.B. Auffassungsgabe, Scharfblick, Scharfsinnigkeit, Scharfsichtigkeit, Scharfsinn, Weitblick, Verstand.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Beobachtungsgabe übertrieben kann ausarten z.B. in spionieren, bespitzeln, lauern, nachschnüffeln. Daher braucht Beobachtungsgabe als Gegenpol die Kultivierung von [[]].
Gegenteil von Beobachtungsgabe
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Beobachtungsgabe, Antonyme zu Beobachtungsgabe:
- Positive Gegenteile von Beobachtungsgabe, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: [[]]
- Negative Gegenteile von Beobachtungsgabe, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. mangelhafte Wahrnehmung, fehlende Beobachtungsgabe, Stumjpfsinn, [[]]
Beobachtungsgabe im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Beobachtungsgabe gehört zur Tugendgruppe 10 Klugheit, Bildung, geistige Fähigkeiten. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Klugheit und Bildung
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Beobachtungsgabe zum Persönlichkeitsfaktor O1 Offenheit hoch: neugierig, erfinderisch, experimentierfreudig
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Beobachtungsgabe zur Grundverhaltenstendenz I - Initiative, Extravertiertheit, Enthusiasmus
- Im Ayurveda zählt man Beobachtungsgabe zum Vata Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Beobachtungsgabe
Beobachtungsgabe kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Beobachtungsgabe in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Beobachtungsgabe zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Beobachtungsgabe kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein beobachtenderer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Beobachtungsgabe ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Beobachtungsgabe."
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin beobachtend."
Affirmationen zum Thema Beobachtungsgabe
Hier einige Affirmationen für mehr Beobachtungsgabe. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.
Klassische Autosuggestion für Beobachtungsgabe
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin beobachtend.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin beobachtend. Om Om Om.
- Ich bin ein Beobachter, eine Beobachte OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Beobachtungsgabe
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin beobachtend " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Beobachtungsgabe.
- Ich werde beobachtend.
- Jeden Tag werde ich beobachtender.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Beobachtungsgabe.
Dankesaffirmation für Beobachtungsgabe
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag beobachtender werde.
Wunderaffirmationen Beobachtungsgabe
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr beobachtend. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Beobachtungsgabe entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr beobachtend zu sein.
- Ich bin jemand, der beobachtend ist.
Gebet für Beobachtungsgabe
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Beobachtungsgabe:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Beobachtungsgabe.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein beobachtender Mensch werde
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Beobachtungsgabe mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Was müsste ich tun, um Beobachtungsgabe zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Beobachtungsgabe zu entwickeln?
- Wie könnte ich beobachtend werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Beobachtungsgabe.
- Angenommen, ich will beobachtend sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre beobachtend, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Beobachtungsgabe kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als beobachtender Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Beobachtungsgabe
Eigenschaften im Alphabet nach Beobachtungsgabe
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
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