Patanjali

Aus Yogawiki

Patanjali (skt. पतञ्जलि Patañjali m.) war ein indischer Weiser, der schätzungsweise zwischen dem 2. und 4. Jh. n. Chr. gelebt hatte: Der Verfasser des Yogasutra gilt als Vater des Yoga. Eine Grammatik und eine ayurvedische Schrift werden ihm ebenfalls zugeschrieben.

Weisheit ist ganzheitlicher, umfassender als Wissenschaft - wobei "Vidya" beides meinen kann. Das zeigen die Weisheiten des Patanjali ganz besonders deutlich. Wissenschaftlich erforschte Einzelheiten scheinen manchmal dem Allumfassenden zu widersprechen. Indische und westliche Traditionen unterscheiden sich allerdings auch.

Patanjali

Leben und Legenden

Wie so oft bei indischen Weisen sind die genauen Lebensumstände auch bei Patanjali unbekannt. Dafür ranken sich mehrere Legenden um ihn. Eine davon sagt, dass seine Mutter die Asketin Gonika (skt. Goṇikā) war, die als Einsiedlerin hauste. Da sie keine Schüler fand, um ihr Wissen weiterzugeben, betete sie zum Sonnengott Surya. Als sie dann die Hände ins Wasser tauchte und danach nach oben streckte, fiel vom Himmel eine kleine Schlange in ihre Hände. Diese wurde dann zu einem Knaben, der sich vor Gonika verneigte und sie bat, ihn als ihr Schüler anzunehmen. Sie willigte ein und gab ihm den Namen Patanjali (skt. "pat": “fliegen, fallen”; "anjali": “Hände in Gruß- und Bethaltung"). Eine andere Legende besagt, dass Patanjali der Sohn des altindischen Grammatikers Panini war.

Patanjali gilt als Inkarnation der Weltenschlange Shesha. In der indischen Kunst wird er als Mischwesen dargestellt. Sein Unterleib ist eine zusammengeringelte Schlange, der Oberkörper der eines Mannes, der seine Hände in Anjali Mudra zusammengefaltet hat. Über seinem Kopf breitet sich eine vielköpfige Schlange wie ein Schirm aus.

Die verschiedenen Legenden wurden vom Yogameister B.K.S. Iyengar neu zu einer einzigen zusammengefasst. Danach schrieb Patanjali eine Grammatik, um die Klarheit der Sprache; ein Buch über Ayurveda, um die Reinheit des Körpers; und die Yogasutra, um die Reinheit des Geistes zu lehren.

Werk

Patanjali ist der Autor der Yogasutra (skt. yogasūtram n.: Yogaleitfaden), das schon im 5. Jh. n.Chr.von Vyasa im "Yogasutrabhasya" kommentiert wurde. Shankara (788-820), einer der größten indischen Philosophen, gab dazu den Kommentar "Patanjalayogasutrabhasyavivarana" heraus. Im 10. Jhd. übersetzte der islamische Universalgelehrte Al-Biruni (973-1048) das Yogasutra ins Arabische (Kitab Batanjali). Auch später wurden immer neue Kommentare der Yogasutra herausgegeben. Mit der Verbreitung des Yogas ausserhalb Indiens wurde es in mehrere Sprachen übersetzt; auf Deutsch gibt es mittlerweilen gut 20 verschiedene Ausgaben!

Neben dem Yogasutra schreibt man Patanjali auch den "Mahabashya" zu (skt. mahābhāṣya: "großer Kommentar"), ein Kommentar über die Grammatikabhandlung "Ashtadhyayi" vom Panini. Wenn das stimmt, müsste Patanjali aber im 2. Jh. v.Chr. gelebt haben. Vermutlich handelt es sich um zwei verschiedene Autoren gleichen Namens.

Ein drittes Werk, das angeblich aus der Feder Patanjalis stammt, ist das "Carakapratisamskrita", ein Kommentar zur "Carakasamhita", die wiederum eine der ältesten Abhandlungen über Ayurveda ist. Die Legende besagt, dass Patanjali dieses Buch nach einem Tanzkurs verfasst hat, den er besucht hatte, um die Funktionen des Körpers besser kennen zu lernen.

Die zehn Yoga-Grundsätze

(Interpretation von Yogi Nils)

Die Grundlage des Yoga ist das Yogasutra von Patanjali. Darin stellt der erleuchtete Yogaweise Patanjali zehn Grundsätze für das erfolgreiche spirituelle Üben auf.

1. Gewaltlosigkeit (Ahimsa): Keine anderen Wesen töten. Friedfertig sein. Sanftmütig leben.

2. Wahrhaftigkeit (Satya): In der Wahrheit leben. Grundsätzlich ehrlich zu sich selbst und anderen sein. Konsequent aus der persönlichen Wahrheit (Richtigkeit) heraus leben. Eine Lüge ist nur in gut begründeten Ausnahmen zulässig, zum Beispiel wenn man mit einer Lüge das Leben eines anderen Menschen retten kann. Ein Yogi schweigt in einer Situation, in der er zweifelt. Wer konsequent in der Wahrheit lebt, der strahlt Wahrheit aus.

3. Rechtschaffenheit (Asteya): Nicht stehlen und nicht betrügen. Ein Yogi ist im Berufsleben grundsätzlich ehrlich. Er strebt nicht nach ungerechtfertigtem Vorteil, sondern sucht den gerechten Ausgleich (fairer Handel). Einem Yogi kann man im Berufsleben grundsätzlich vertrauen. Er gibt seinem Geschäftspartner eher etwas zu viel als zu wenig. Wer im Geschäftleben gerecht handelt, erzeugt kein schlechtes Karma.

4. Weisheit (Brahmacharya): Spirituell leben (in der Weisheit leben/Brahmacharya). Nicht dem Geld, sondern Gott dienen. Das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden.

5. Einfachheit (Aparigraha): Mäßigung in äußeren Genüssen. Ein spiritueller Mensch lebt grundsätzlich äußerlich bescheiden und innerlich reich. Ein Yogi verbraucht seine Energie nicht im äußeren Tun, sondern lebt so ruhig, dass sie sich nach innen wendet und seinen Körper von innen her reinigt.

6. Verehrung des spirituellen Ziels (Ishvara, die persönliche Gottheit): Damit wir unseren spirituellen Weg nicht verlieren, ist es notwendig, dass wir uns immer wieder auf unser spirituelles Ziel besinnen. Wir können ein Bild verehren, uns vor einer Statue verbeugen oder ein Mantra (Gebet) sprechen. Sorge gut für dich selbst. Lebe aus der Ruhe heraus (Brahma) und im täglichen spirituellen Üben (Shiva). Sende allen Wesen Licht und wünsche eine glückliche Welt (Vishnu).

7. Ego-Opfer (Saucha, Läuterung/Reinigung): Die zehn Ego-Eigenschaften sind Stolz, Neid, Habsucht, Genusssucht, Angst, Wut, Trauer, Unmäßigkeit, Faulheit, Unwissenheit. Was ist heute deine negative Eigenschaft? Welcher positive Gedanke hilft dir, sie zu überwinden? Ohne ein großes Ego-Opfer gibt es keine Erleuchtung. Richtig zu opfern ist eine Kunst. Wer zu viel opfert, verspannt sich innerlich. Wer zu wenig opfert, löst seine Egoverspannung/Anhaftung nicht auf. Wie gelangst du heute zum inneren Frieden, zur inneren Kraft und in die allumfassende Liebe?

Vortrag über Kriya Yoga in der Tradition von Patanjali

8. Zielstrebigkeit (Tapas): Ein klarer Entschluss (Gelöbnis), ein klarer Lebensplan und ein konsequenter Weg des Übens. Tapas bedeutet ein diszipliniertes Leben zu führen. Wer eine klare Zielorientierung und große Ausdauer hat, der siegt auf dem spirituellen Weg. Bitte die erleuchteten Meister um Führung und Hilfe, folge deiner inneren Weisheit, und du wirst auf deinem spirituellen Weg erfolgreich sein.

9. Selbststudium (Swadhyaya): Die tägliche Lesemeditation hält uns auf dem spirituellen Weg, reinigt unseren Geist, verbindet uns mit den erleuchteten Meistern und macht uns letztlich zu spirituellen Siegern. Wer sich nicht jeden Tag mit Spiritualität beschäftigt, verliert im Zeitalter des Konsumfernsehens seinen Weg des inneren Glücks.

10. Zufriedenheit (Santosha): Gelange in die große Zufriedenheit mit dir und deinem Leben. Welcher Gedanke hilft dir in die Zufriedenheit zu kommen?

Santosha - Kurzvortrag über Santosha, Zufriedenheit

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Multimedia

Kriya Yoga im Yoga Sutra

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Yogena Chittasya Padena Vacha – Patanjali Mantra

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Patanjali Mantra- Erlaeterung von Sukadev als mp3

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