Sanskrit Kurs Lektion 84: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hinweise zur Aussprache:''' Alle acht Silben jedes [[Pada]] werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause ([[Yati]]) eingehalten, so dass die letzte Silbe eines Pada stets als lang gilt, unabhängig von ihrer tatsächlichen Kürze oder Länge (× "Anceps"). Die Positionslänge der 3. und 6. Silbe ([[Pada]] 3) bzw. der 3. und 4. Silbe ([[Pada]] 4) ergibt sich durch [[Anusvara]] und [[Visarga]] bzw. die Aufteilung in '''yuk-taḥ'''.
'''Hinweise zur Aussprache:''' Alle acht Silben jedes [[Pada]] werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause ([[Yati]]) eingehalten, so dass die letzte Silbe eines Pada stets als lang gilt, unabhängig von ihrer tatsächlichen Kürze oder Länge (× "Anceps"). Die Positionslänge der 3. und 6. Silbe ([[Pada]] 3) bzw. der 3. und 4. Silbe ([[Pada]] 4) ergibt sich durch [[Anusvara]] ('''ṃ''') und [[Visarga]] ('''ḥ''') bzw. die Aufteilung in '''yuk-taḥ'''. Der [[Visarga]] wird hier in der Aussprache an das darauffolgende '''s''' angeglichen (assimiliert), daher spricht man ein langezogenes (stimmloses bzw. "scharfes") '''ss''': '''yuk-tas-samādhinā'''.





Version vom 19. Juni 2018, 09:17 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Die Verben der 2. Klasse bzw. Ad Klasse (2)

In Lektion 83 haben wir die Beugung (Konjugation) der Verben der 2. Klasse (Ad Klasse), die zur athematischen Konjugation gehört, betrachtet. Nun folgt ein Beipsielvers aus der Hatha Yoga Pradipika, die Auflösung des Verb-Rätsels aus Lektion 83 sowie ein neues Verb-Rätsel.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Wir betrachten einen Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 109. Vers beschreibt einige Aspekte tiefer meditativer Versenkung (Samadhi):


न गन्धं न रसं रूपं न च स्पर्शं न निःस्वनम् |
नात्मानं न परं वेत्ति योगी युक्तः समाधिना || ४.१०९ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
na gandhaṃ na rasaṃ rūpaṃ na ca sparśaṃ na niḥsvanam |
nātmānaṃ na paraṃ vetti yogī yuktaḥ samādhinā || 4.109 ||


  • vereinfachte Transkription:
na gandham na rasam rupam na cha sparsham na nihsvanam |
natmanam na param vetti yogi yuktah samadhina || 4.109 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
na : nicht (Na)
gandham : Geruch (Gandha, Akk. Sg. m.)
na : nicht
rasam : Geschmack (Rasa, Akk. Sg. n.)
rūpam : Farbe, Form (Rupa, Akk. Sg. n.)
na : nicht
ca : und, auch (Cha)
sparśam : Berührung(sreize, Sparsha, Akk. Sg. m.)
na : nicht
niḥsvanam : Klang (Nihsvana, Akk. Sg. n.)
na : nicht
ātmānam : den (eigenen) Körper (Atman, Akk. Sg. m.)
na : nicht
param : einen anderen (Menschen, Para, Akk. Sg. m.)
vetti : nimmt wahr ("weiß, kennt", vid, Verb)
yogī : Yogin (Nom. Sg. m.)
yuktaḥ : (der vollständig) konzentriert ("verbunden") ist (Yukta, Nom. Sg. m.)
samādhinā : durch (die) Versenkung (Samadhi, Instr. Sg. m.)


  • Übersetzung:
Der Yogi, der sich im Samadhi befindet, nimmt weder Geruch, noch Geschmack, noch Berührung, noch Klang, weder (seinen eigenen) Körper noch einen anderen (Menschen) wahr.


Erläuterungen

  • Die Verneinungspartikel na "nicht" steht hier vor jedem einzelnen Substantiv bzw. Objekt, das sie verneint. Eine Häufung der Partikel na lässt sich im Deutschen mit "weder ... noch ..." wiedergeben.
  • Die Akkusative (Dvitiya) gandham, rasam, rūpam, sparśam, niḥsvanam, ātmānam und param sind logische Objekte (Karman) der Verbalhandlung vetti.
  • Die Verbindungspartikel ca bedeutet für sich genommen "und, auch". In Verbindung mit na "nicht" kann man sie mit "weder ... noch ..." übersetzen.
  • Der Nominativ (Prathama) yogī ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung vetti.
  • Der Instrumental samādhinā bezeichnet das Instrument der Handlung (Karana) und bezieht sich auf das PPP yuktaḥ.
  • Sandhi: Die Endung -m von gandham, rasam, rūpam, sparśam, ātmānam und param geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen wird. Das auslautende kurze a von na und das anlautende lange ā von ātmānam verschmilzt zu einem langen ā in nātmānam.


Metrische Analyse des 3. und 4. Pada

Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal, oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:


Silbe 1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 4 5 6 7 8
Devanagari ना त्मा नं रं वे त्ति यो गी यु क्तः मा धि ना
Transliteration tmā naṃ na pa raṃ ve tti yo yu ktaḥ sa dhi
Silbenlänge lang lang lang* kurz kurz lang* lang lang lang lang lang* lang* kurz lang kurz lang
Symbol υ υ × υ υ


Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten, so dass die letzte Silbe eines Pada stets als lang gilt, unabhängig von ihrer tatsächlichen Kürze oder Länge (× "Anceps"). Die Positionslänge der 3. und 6. Silbe (Pada 3) bzw. der 3. und 4. Silbe (Pada 4) ergibt sich durch Anusvara () und Visarga () bzw. die Aufteilung in yuk-taḥ. Der Visarga wird hier in der Aussprache an das darauffolgende s angeglichen (assimiliert), daher spricht man ein langezogenes (stimmloses bzw. "scharfes") ss: yuk-tas-samādhinā.


Verb-Rätsel

Auflösung aus Lektion 83

  • 1. b) एमि emi - ich gehe: gebildet von der Wurzel i "gehen", die Endung der 1. Person Singular -mi tritt an den starken Stamm e-.
  • 2. c) du bist - असि asi: gebildet von der Wurzel as "sein", die Endung der 2. Person Singular -si tritt an den starken Stamm as-, dessen auslautendes -s vor der Endung -si ausnahmsweise abgeworfen wird (sonst hieße es *as-si).

Neues Rätsel

Anhand der in der Lektion 83 in Übersicht 2 gegebenen starken und schwachen Präsensstämme sowie der Personalendungen in Übersicht 1 ist es möglich, die folgenden beiden Verbformen abzuleiten. Die Personalpronomen "ich, du" usw. müssen im Sanskrit nicht ausdrücklich genannt werden, da die Verbform bereits unzweideutig ist. Viel Spaß beim Rätseln!


1. Sanskrit - Deutsch 2. Deutsch - Sanskrit
अत्ति atti a) ihr esst sie melken a) दुह्मः duhmaḥ
b) er isst b) दोग्धि dogdhi
c) wir essen c) दुहन्ति duhanti


Die Auflösung findest Du in Lektion 85.

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