Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 5 - Die Psychologie des Wissens: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die Suche im Inneren ==
== Die Psychologie des Wissens ==


Wir haben festgestellt, dass unsere innere Welt aus der [[Psyche]] besteht; es ist eine psychische Welt, und das ist unsere wirkliche Welt, deren Bürger wir in erster Linie sind. Wir sind Angehörige einer psychischen Welt, und zwar auf eine angemessenere Weise als die, in der wir der physischen Welt der sozialen Wesen angehören. Unser psychischer Apparat ist ein kompliziertes Gebilde, weil er mit fast allem in der Welt [[verbunden]] ist. Er ist wie eine Hauptschalttafel. Wir sind nicht so sehr von den Dingen losgelöst, wie es den Anschein hat. Es besteht eine unterirdische Beziehung zwischen unseren inneren Inhalten und dem gesamten äußeren Kosmos. In dem Moment, in dem wir beginnen, den Bereich der [[Yogapraxis]] zu betreten, beginnen wir auch, mit unseren [[kosmische]]n Beziehungen zu arbeiten. Das ist etwas Wichtiges, an das wir uns erinnern sollten. Gegenwärtig glauben wir, dass wir isolierte Individuen sind, die in keiner Weise mit anderen in [[Verbindung]] stehen. Aber [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] ist ein Abenteuer, das uns eine neue Sichtweise eröffnet und uns mit unseren Beziehungen überrascht, die in unserem wachen Arbeitsalltag nicht sichtbar waren.  
Wir haben festgestellt, dass unsere innere Welt aus der [[Psyche]] besteht; es ist eine psychische Welt, und das ist unsere wirkliche Welt, deren Bürger wir in erster Linie sind. Wir sind Angehörige einer psychischen Welt, und zwar auf eine angemessenere Weise als die, in der wir der physischen Welt der sozialen Wesen angehören. Unser psychischer Apparat ist ein kompliziertes Gebilde, weil er mit fast allem in der Welt [[verbunden]] ist. Er ist wie eine Hauptschalttafel. Wir sind nicht so sehr von den Dingen losgelöst, wie es den Anschein hat. Es besteht eine unterirdische Beziehung zwischen unseren inneren Inhalten und dem gesamten äußeren Kosmos. In dem Moment, in dem wir beginnen, den Bereich der [[Yogapraxis]] zu betreten, beginnen wir auch, mit unseren [[kosmische]]n Beziehungen zu arbeiten. Das ist etwas Wichtiges, an das wir uns erinnern sollten. Gegenwärtig glauben wir, dass wir isolierte Individuen sind, die in keiner Weise mit anderen in [[Verbindung]] stehen. Aber [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] ist ein Abenteuer, das uns eine neue Sichtweise eröffnet und uns mit unseren Beziehungen überrascht, die in unserem wachen Arbeitsalltag nicht sichtbar waren.  
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Zunächst gaukeln uns die Sinne vor, dass die Dinge außerhalb liegen. Dann gibt es eine weitere [[Täuschung]] durch den [[Glauben]], dass es fünf verschiedene Objekte gibt. Dass Objekte außerhalb sind, ist Fehler genug; dass es fünf verschiedene Dinge gibt, ist eine schlimmere Form davon. In unseren Praktiken, die als Yoga bekannt sind, müssen wir daher zuerst die Sinnesorgane bekämpfen, die die Wahrnehmung zu einer fünffachen Operation vervielfachen, und dann den [[Geist]], der uns sagt, dass die Welt außerhalb von uns ist. Der gesamte Yoga ist darauf ausgerichtet, die Sinne und den Geist in einer Weise zu beeinflussen, die es uns ermöglicht, das Bewusstsein der Äußerlichkeit und dessen Ergebnis als fünffache Wahrnehmung durch die Sinne zu [[überwinden]]. Die Aufgabe wird entweder direkt oder in umgekehrter Reihenfolge angegangen, je nach Vorliebe des Einzelnen.
Zunächst gaukeln uns die Sinne vor, dass die Dinge außerhalb liegen. Dann gibt es eine weitere [[Täuschung]] durch den [[Glauben]], dass es fünf verschiedene Objekte gibt. Dass Objekte außerhalb sind, ist Fehler genug; dass es fünf verschiedene Dinge gibt, ist eine schlimmere Form davon. In unseren Praktiken, die als Yoga bekannt sind, müssen wir daher zuerst die Sinnesorgane bekämpfen, die die Wahrnehmung zu einer fünffachen Operation vervielfachen, und dann den [[Geist]], der uns sagt, dass die Welt außerhalb von uns ist. Der gesamte Yoga ist darauf ausgerichtet, die Sinne und den Geist in einer Weise zu beeinflussen, die es uns ermöglicht, das Bewusstsein der Äußerlichkeit und dessen Ergebnis als fünffache Wahrnehmung durch die Sinne zu [[überwinden]]. Die Aufgabe wird entweder direkt oder in umgekehrter Reihenfolge angegangen, je nach Vorliebe des Einzelnen.


Yoga führt uns also zu einer Art von Tätigkeit, die nicht nur individualistisch ist. Es ist eine gemeinsame Angelegenheit aller Menschen. Es gibt nicht so etwas wie mein Yoga oder dein Yoga. Wir sitzen alle im selben Boot. Unsere Probleme sind ein gemeinsames Gut. Wir befinden uns in denselben Schwierigkeiten und müssen nach demselben [[Heilmittel]] suchen. Yoga ist ein gemeinsames Bedürfnis, das von jedem Einzelnen empfunden wird. Es ist weder eine [[Religion]] noch ein [[Glaubensbekenntnis]]; es ist ein Lebensbedürfnis, wie der Atem, den wir atmen. Yoga ist die Wissenschaft der Existenz. Er gehört weder dem Westen noch dem Osten an. Er ist weder hinduistisch, noch christlich, noch muslimisch. Er ist überhaupt keine Religion. Es ist die eigentliche Tatsache der wesentlichen Struktur der menschlichen Existenz.  
Yoga führt uns also zu einer Art von Tätigkeit, die nicht nur individualistisch ist. Es ist eine gemeinsame Angelegenheit aller Menschen. Es gibt nicht so etwas wie mein Yoga oder dein Yoga. Wir sitzen alle im selben Boot. Unsere Probleme sind ein gemeinsames Gut. Wir befinden uns in denselben Schwierigkeiten und müssen nach demselben [[Heilmittel]] suchen. Yoga ist ein gemeinsames Bedürfnis, das von jedem Einzelnen empfunden wird. Es ist weder eine [[Religion]] noch ein [[Glaubensbekenntnis]]; es ist ein Lebensbedürfnis, wie der Atem, den wir atmen. Yoga ist die Wissenschaft der Existenz. Er gehört weder dem Westen noch dem Osten an. Er ist weder hinduistisch, noch christlich, noch muslimisch. Yoga Übungen sind nicht gebunden an eine bestimmte Religion. Yoga Übungen verhelfen zum Verständnis der eigentlichen Tatsache der wesentlichen Struktur der menschlichen Existenz.  


© Divine Life Society
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== Seminare ==
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Aktuelle Version vom 17. März 2024, 11:05 Uhr

Swami Sivananda mit Swami Krishnananda

Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 5 - Die Psychologie des Wissens


Die Psychologie des Wissens

Wir haben festgestellt, dass unsere innere Welt aus der Psyche besteht; es ist eine psychische Welt, und das ist unsere wirkliche Welt, deren Bürger wir in erster Linie sind. Wir sind Angehörige einer psychischen Welt, und zwar auf eine angemessenere Weise als die, in der wir der physischen Welt der sozialen Wesen angehören. Unser psychischer Apparat ist ein kompliziertes Gebilde, weil er mit fast allem in der Welt verbunden ist. Er ist wie eine Hauptschalttafel. Wir sind nicht so sehr von den Dingen losgelöst, wie es den Anschein hat. Es besteht eine unterirdische Beziehung zwischen unseren inneren Inhalten und dem gesamten äußeren Kosmos. In dem Moment, in dem wir beginnen, den Bereich der Yogapraxis zu betreten, beginnen wir auch, mit unseren kosmischen Beziehungen zu arbeiten. Das ist etwas Wichtiges, an das wir uns erinnern sollten. Gegenwärtig glauben wir, dass wir isolierte Individuen sind, die in keiner Weise mit anderen in Verbindung stehen. Aber Meditation ist ein Abenteuer, das uns eine neue Sichtweise eröffnet und uns mit unseren Beziehungen überrascht, die in unserem wachen Arbeitsalltag nicht sichtbar waren.

Unser Geist besteht nicht aus einer einfachen Substanz. Er ist eher ein Prozess als eine Entität. Er kann mit elektrischer Energie verglichen werden, wenn wir ihn mit etwas uns Bekanntem in Verbindung bringen wollen. Wir können nicht sagen, dass er eine Substanz oder ein Körper ist oder etwas, das an einem Ort existiert. Sie ist fast wie eine Flüssigkeit. Zurzeit durchdringt es unseren gesamten Körper. Deshalb ist unser Denken mit jedem Teil des Körpers verbunden. Der ganze Körper denkt sozusagen aufgrund der Durchdringung des Körpers durch den Geist. Dieser Geist, der keine Entität oder Substanz wie physische Objekte ist und wie ein sich bewegender Prozess erscheint, ist unser inneres Arbeitsvermögen. Wir leben eher ein psychisches als ein physisches Leben. Unsere Freuden und Sorgen sind psychisch und nicht physisch. Auch unsere Aktivitäten sind psychisch. Körperliche Aktivitäten sind keine Aktivitäten, wenn sie des psychischen Inhalts beraubt sind. Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass der Geist alles ist.

Die ganze Welt ist nichts anderes als der Geist, der auf geheimnisvolle Weise in seinen wundersamen Beziehungen verschiedenster Art wirkt. Die westliche Psychologie unterscheidet insbesondere zwischen drei Aspekten der Psyche: (1) Verstehen, (2) Wollen und (3) Fühlen. In der östlichen Psychologie ist jedoch eine weitere Vielfalt dieses Inhalts festgestellt worden. Es gibt unendlich viele Ausdrucksformen, aber im Großen und Ganzen können wir sagen, dass unsere Psyche aus vielen Funktionen besteht, für die sie verschiedene Namen hat. Sogar diese Aspekte der Nomenklatur wie Verstehen, Wollen und Fühlen sind das Ergebnis der verschiedenen Funktionen, die die eine Psyche ausführt.

Wenn die Psyche durch eine klare Auffassung über eine bestimmte Situation entscheidet, nennen wir das Verstehen. Und die Bejahung, die auf die Entscheidung folgt, die auf der Grundlage des Verstehens der Situation getroffen wird, ist der Wille. Dann geschieht etwas noch Bedeutsameres. Wenn wir verstehen, dass eine Sache so und so ist, und wir beschließen, in dieser Situation auf eine bestimmte Weise zu handeln, reagiert unser ganzes Wesen in einem bestimmten Verhältnis. Diese Reaktion ist Emotion. Es gibt ein Aufquellen unserer gesamten Persönlichkeit in Bezug auf die existierende Situation im Außen. Wir beginnen zu fühlen, und nicht nur zu wollen oder zu verstehen. Diese Aktivität der Psyche in Form von Verstehen, Wollen und Fühlen hat ihre Wurzeln in dem, was man gewöhnlich das Ich-Prinzip nennt. Das Ego ist die Fähigkeit zur Selbstbehauptung oder Selbstbestätigung. In der Tat geht es allen anderen Funktionen voraus. Bevor wir verstehen, wollen oder fühlen können, müssen wir sicher sein, dass wir existieren. Diese Gewissheit der Tatsache, dass wir als Individuum existieren, ist die Tätigkeit des Ichs. Das Wort Ego wird auf verschiedene Weise übersetzt. Wenn wir allgemein von einem egoistischen Menschen sprechen, meinen wir damit zum Beispiel einen stolzen Menschen. Aber das Ego bedeutet nicht unbedingt "Stolz" und muss es auch nicht. Stolz ist nur ein grober äußerer Ausdruck davon. Sein Wesen ist etwas Subtiles, weit unsichtbarer als der äußere Ausdruck als sogenannter Stolz des Individuums. Das Ego ist ein Gefühl des individuellen Seins, unser Vertrauen, dass wir als Individuum unabhängig von anderen Individuen existieren. Das bewusste Vertrauen in uns, dass wir isolierte Individuen sind, die sich in jeder Hinsicht von anderen unterscheiden, ist das Ego-Prinzip in seiner Essenz.

Was ist also das Ego? Es ist ein Bewusstsein von unserer individuellen Existenz, isoliert von anderen Individuen. Und diese Selbstbehauptung konkretisiert sich auf verschiedenen Ebenen unseres Lebens. Es gibt verschiedene Arten von Ichs. Es gibt ein metaphysisches Ich, es gibt das psychische oder rein willensmäßige Ich, es gibt das physische Ich, es gibt das soziale Ich, und schließlich wird es zum politischen Ich. All dies ist Ausdruck eines einzigen inneren Impulses, sich von anderen zu unterscheiden, über andere zu herrschen, andere in sich aufzunehmen. Dieser Wunsch, sich von anderen zu unterscheiden, ist die Krankheit des Menschen. Es ist ein Grundübel und die Yogapsychologie nennt dieses Prinzip des Egos "ahamkara". Dieses Wort "ahamkara" ist in seiner Bedeutung sehr interessant. In der Sanskrit-Sprache bedeutet "aham" "ich", "kara" bedeutet "einer, der tut". Derjenige, der bewirkt, dass alles das Gefühl hat, dass es ist, ist das Ego. Es ist das, was sich aus dem Sinn des "Selbstbewusstseins" entwickelt.

Das Ich kommt nicht zur Ruhe, wenn es sich nur selbst bejaht. Es wird gröber, wenn es im äußeren Leben agiert, bis es die konkreteste seiner Äußerungen erreicht.

Das Ich existiert ursprünglich als ein Prinzip des Bewusstseins, ein einfaches Bewusstsein, dass man ist. Deshalb wird es auch das metaphysische Ich genannt. Es "ist" einfach, aber "ist" im Unterschied zu anderen. Das Bewusstsein des "Ich bin" ist das ursprüngliche empirische Ich und es ist das philosophische Ich. Dann beginnt dieses einfache Prinzip der Selbstbestätigung in seiner primären Fähigkeit der Isolation als die Psyche zu wirken, die beginnt, Objekte außerhalb zu denken. Sie denkt nicht nur an sich selbst als ein isoliertes Wesen. Sie ist jetzt etwas Schlimmeres geworden. Am Anfang begnügte sie sich damit, sich nur ihrer selbst bewusst zu sein. Jetzt will sie sich bewusst sein, dass "andere sind". Es gibt also eine weitere Konsequenz, die aus der Bejahung seiner selbst folgt. Wenn "ich bin", sind auch andere, die sich von mir unterscheiden. Diese Unterscheidung zwischen sich selbst oder einem Ich und anderen drückt sich als Unterscheidung zwischen physischen Persönlichkeiten aus. Das physische Ich ist das leibliche Ich, das sich mit der leiblichen Hülle identifiziert.

Das "Ich-bin-Dasein" ist nicht nur ein Bewusstsein von "meinem Sein". Es ist auch ein Bewusstsein des Seins der anderen. Es ist eine spezifische Bejahung dieses Körpers als "Ich" und eine Unterscheidung zwischen diesem Körper und anderen Körpern.

Und dann gibt es noch die verschiedenen sozialen Unterschiede, die sich auf fast unendlich viele Details erstrecken. Wir können gar nicht zählen, wie viele soziale Unterscheidungen es gibt. Es gibt eine große Vielfalt an Unterschieden, die wir in unserem sozialen Leben zwischen den einen und den anderen ziehen, und wir brauchen nicht auf die Formen dieser Unterschiede einzugehen, denn sie sind alle offensichtlich. Dann gibt es die schlimmste Form des Ichs, das Autorität und Macht ausüben will, und zwar durch politische Manöver, die mit der Verwaltung der eigenen Familie beginnen und in dem Wunsch nach einer eigenen Weltregierung enden können, bis hin zur äußersten Grenze, an der es sich selbst unter Ausschluss der anderen zu bestätigen sucht. Eines der wichtigsten Merkmale des Ichs ist nicht nur die Selbstbestätigung und die Abgrenzung des eigenen Ichs von anderen Ichs, sondern auch die Abneigung gegen die Anwesenheit anderer Ichs.

Dies ist eine Folge der Struktur des Ichs. Die Selbstbestätigung des Ichs ist mit einem tiefen Drang zum Überleben seiner selbst auf Kosten von allem anderen in der Welt aufgeladen. Wenn wir an die Lehre vom Überleben des Stärkeren glauben, sagt das Ich: "Ich bin der Stärkere, und deshalb sollte ich allein überleben und niemand sonst". Wenn jedes Ego dieses Gefühl des Stärkeren in sich trägt und jeder der Stärkere ist, führt das natürlich zu Kämpfen und zu den Kriegen, die in die Geschichte eingehen. Diese Kriege sind nichts anderes als die Konflikte der Egos, wobei jedes Ego sich als der Stärkste behaupten will, sei es ein einzelnes Ego oder eine Gruppe von Egos. Diese schaffen ein Chaos der Umstände, und wenn man in das innere Geheimnis der Sorgen des Lebens eindringt, wird man erkennen, dass all diese im Ego-Prinzip wurzeln. Verstehen, Wollen, Fühlen und die anderen psychologischen Funktionen sind die Strahlen des Egos, das die Mutter all dieser Manifestationen ist.

Wir haben gehört, dass Yoga "Vereinigung" bedeutet, eine gängige Definition, die in allen Lehrbüchern zu finden ist. Aber Einheit mit was, und wer soll mit welcher Substanz oder Realität in Einheit sein? Das lässt sich nicht klären, solange wir nicht die Grundlage dieser Definition kennen. Bei unserer Untersuchung der objektiven Welt sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir bei der weitesten Analyse des Universums außerhalb mit der Realität konfrontiert werden, dass der Wahrnehmende in das Wahrgenommene hineingezogen wird, da die Natur ein Ganzes, ein vollständiges Kontinuum ist und die Zweiteilung des Sehenden und des Gesehenen der Struktur der Natur fremd ist. Die Natur in ihrer Ganzheit ist sich vielleicht nicht einmal bewusst, dass es so etwas wie das Sehende und das Gesehene gibt, so wie wir nicht sagen können, dass die rechte Hand der Seher der linken Hand ist oder die linke Hand der Seher der rechten Hand im eigenen Körper ist. Diese Bezeichnungen würden nicht für eine Organisation von Teilen gelten, die untrennbar zu einem Ganzen gehören.

Unter dem Umstand, dass eine Unterscheidung zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen letztlich nicht getroffen werden kann, weil es eine solche Unterscheidung nicht gibt, und auch unter dem Umstand, dass die Unterscheidung zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen im praktischen Leben tatsächlich getroffen wird, besteht ein Widerspruch zwischen dem praktischen Leben und dem Leben, wie es wirklich ist. Unsere gegenwärtige Lebensweise ist weit entfernt von der Wahrheit des Lebens in seiner Essenz. Wir machen einen deutlichen Unterschied zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen durch das Funktionieren des psychischen Apparates. Der Verstand denkt das Objekt; das Objekt befindet sich außerhalb des Verstandes, was bedeutet, dass das gesehene Objekt von dem Verstand, der es sieht, verschieden ist. Wir sind uns dessen so sicher, dass wir in der Welt mit der Gewissheit arbeiten, dass die Welt außerhalb des Verstandes liegt, dass der Seher vom Gesehenen völlig abgeschnitten ist.

Aber das wird keine dauerhafte Schlussfolgerung sein, wenn man die tiefere Struktur des Lebens weiter analysiert. Die Wirklichkeit ist etwas ganz anderes als das, was wir mit unseren Augen sehen, oder auch das, was wir mit unserem Verstand denken. Was wir mit unseren Augen sehen, ist nicht die Wirklichkeit, und was wir denken und verstehen, ist auch nicht die Wirklichkeit. Wenn Yoga also als Vereinigung definiert wird, sollte es natürlich im Sinne der Vereinigung des Sehers und des Gesehenen verstanden werden, weil der Seher und das Gesehene nicht isoliert werden können. Wenn sie wirklich verschieden sind, kann es kein Wissen über das Gesehene durch den Seher geben. In diesem Zusammenhang gibt es ein wichtiges Thema, das in philosophischen Kreisen diskutiert wird und als "Theorie des Wissens" bekannt ist.

Woher kennen wir die Welt? Wie sind wir uns bewusst, dass die Dinge sind? Dies ist ein umfangreiches Thema, das uns in tiefe Gewässer führt. Wir können nicht ohne Weiteres erklären, wie wir uns bewusst sind, dass es die Welt überhaupt gibt. Dieses Bewusstsein überrascht uns; wir werden uns plötzlich bewusst, dass es eine Welt gibt. Die Art und Weise, wie wir uns der Welt bewusst werden, ist vergleichbar mit der Art und Weise, wie wir aus dem Schlaf erwachen. Wir befinden uns in einem tiefen Schlaf, in dem wir alles vergessen haben. Wenn wir aufwachen, haben wir nur ein allgemeines Bewusstsein davon, dass wir aufgewacht sind. Wir werden uns bewusst, dass es keinen Schlaf gibt, dass der Schlaf vorbei ist, und es gibt ein allgemeines Bewusstsein ohne Kenntnis von Einzelheiten dieser oder jener Tatsache. Danach konkretisiert sich das allgemeine Bewusstsein. Wir beginnen zu spüren, dass wir sind; wir werden uns nach einiger Zeit unseres eigenen Selbst bewusst. Aber wir werden uns der Dinge draußen, des Tisches, des Stuhles und so weiter nicht sehr bewusst sein; selbst die Fenster und Türen werden wir nicht richtig sehen, weil wir gerade aus dem Schlaf erwacht sind. Manchmal kennen wir nicht einmal den Ausgang aus dem Zimmer, weil wir so tief schlafen. Es gibt Tiefschläfer, die oft am Fenster hocken, weil sie es für die Tür halten, und sich den Kopf daran stoßen, so tief war der Schlaf. Nun, der Punkt ist, dass wir uns zuerst unserer selbst bewusst werden; erst später kennen wir die Dinge außerhalb. Nachdem wir uns bewusst geworden sind, dass die Dinge draußen sind, werden wir uns auch bewusst, was diese Dinge sind. Von einer allgemeinen Kenntnis der Dinge gelangen wir zur spezifischen Kenntnis der Dinge. "Es sind nicht nur einige Dinge in einer eigenschaftslosen Blöße, die vor mir liegen, sondern dies ist ein Stuhl, dies ist ein Tisch, dies ist eine Wanduhr, dies ist eine Person." Dann wird das Bewusstsein konkreter. "Das ist mein Sohn, das ist meine Tochter, das ist mein Freund, das ist so und so" und so weiter. Dann drückt es sich weiter aus in Form eines Handlungsimpulses in Bezug auf die gesehenen Dinge. Dies ist in gewisser Weise auch der Prozess der Erschaffung der Welt.

Was kosmisch geschah, muss so etwas wie dieses individuelle Phänomen gewesen sein, das wir jeden Tag nach dem Aufwachen aus dem Schlaf durchlaufen. Der springende Punkt ist: Wie werden wir uns der Welt bewusst? Wir werden uns der Welt bewusst, indem wir unser Bewusstsein allmählich von uns selbst nach außen erweitern. Was ist dieses "Außen"? Das so genannte "Außen" ist die Welt im eigentlichen Sinne. Die Welt besteht nicht aus Bergen und Bäumen, Menschen, Kühen und Eseln.

Diese sind nicht die Welt. Die Welt ist ein "Außerhalb" der Dinge, die Äußerlichkeit, die sogenannte "Dinglichkeit" in allen Dingen, eine eigentümliche Trennung eines Dings von einem anderen, und diese Eigenschaft wird zum Inhalt unseres Bewusstseins. Das Bewusstsein der Äußerlichkeit ist die Welt. Wenn es diese Äußerlichkeit nicht gäbe, gäbe es keine Welt.

Wenn es keinen Raum zwischen dir und mir gäbe, würden wir uns nicht sehen, und Raum und Zeit gehören zusammen. Wenn das eine da ist, ist auch das andere da. Die Raum-Zeit-Struktur ist also die Welt. Was wir als Welt bezeichnen, ist nichts anderes als Raum-Zeit. Wenn diese nicht da wäre, gäbe es keine Wahrnehmung der Äußerlichkeit, und wenn die Äußerlichkeit nicht da wäre, gäbe es keine Welterfahrung. Die Welterfahrung ist nichts anderes als die Äußerlichkeit der Erfahrung. Wenn wir uns irgendwie des Bewusstseins der Äußerlichkeit jeder Art entledigen, werden wir sofort in die Welt "eintreten", und die Welt wird in uns "eintreten". Das ganze Problem ist das der Äußerlichkeit der Raumzeit, und wir bekommen hier in den Erkenntnistheorien der verschiedenen philosophischen Schulen eine Menge Informationen darüber, wie wir uns der Dinge außerhalb bewusst werden. Die Dinge sind nicht wirklich außerhalb, das ist der Punkt. Dass sie nicht außerhalb sind, sollte aus der Analyse der Natur selbst klar sein. Die Dinge bilden ein organisches Ganzes. Wir können nicht sagen, dass unser Bein außerhalb unseres Körpers ist, auch wenn wir es sehen. Das bloße Betrachten der Dinge kann nicht als Beweis für ihre Äußerlichkeit angesehen werden, denn ich sehe sogar meine Finger, aber ich sage nicht, dass sie außerhalb von mir sind.

Die Äußerlichkeit einer Sache entsteht durch die Unterscheidung zwischen dem Bewusstsein des Sehenden und der Existenz des Gesehenen. Wir beginnen zu fühlen, dass unser Bewusstsein sich vom Sein der anderen unterscheidet. Wenn wir von der Unterscheidung zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen sprechen, meinen wir eigentlich eine Unterscheidung zwischen Wesen in ihrer Wesentlichkeit. Aber wie kann man wissen, dass ein anderes Wesen existiert? Der Raum oder der Zeit-Inhalt zwischen uns kann nicht die Ursache für diese Wahrnehmung sein. Eine Unterströmung von Bewusstsein ist notwendig. Wenn es keine geheime Bewusstseinsverbindung zwischen mir und dir geben wird, kann ich nicht wissen, dass du vor mir sitzt. Der Wind, der mir durch das sich bewegende Gebläse ins Gesicht bläst, kann nicht als Ursache dafür angesehen werden, dass ich weiß, dass Sie existieren. Der Wind hat kein Bewusstsein; er kann mich nicht wissen lassen, dass du da bist. Nichts, was für unsere Augen sichtbar ist, wie das, was zwischen mir und dir existiert, kann als Ursache für mein Wissen, dass du bist, angesehen werden. Es gibt praktisch nichts zwischen dir und mir, es gibt nur leeren Raum. Wie kann ich wissen, dass du da bist? Dies ist ein seltsames Phänomen. Meine Augen, so wie sie physisch beschaffen sind, sind räumlich von deiner physischen Existenz abgeschnitten. Du sitzt nicht in meinen Augen. Woher weiß ich, dass Sie da sind, und woher wissen Sie, dass ich da bin? Nichts, was für die Augen sichtbar ist, kann als Ursache für die Wahrnehmung eines Objekts angesehen werden.

Wir können sagen, dass es den Verstand gibt, und wir müssen uns schließlich auf diesen Aspekt unseres Seins verlassen. Der Verstand ist das Denken, das wir sind. Aber wo ist dann der Verstand? Wo ist er angesiedelt? Meistens denken wir, dass er sich in unserem Körper befindet. Mein Geist befindet sich in meinem Gehirn oder zumindest in meinem Körper; er kann nicht außerhalb sein. Wenn sich mein Verstand in meinem Körper befindet, kann er mir natürlich nicht dabei helfen, zu wissen, dass du existierst, denn du bist außerhalb von mir, zumindest ein paar Meter von mir entfernt, und der Verstand befindet sich in meinem Körper; er ist nicht ausgegangen. Aber wenn du sagst, dass der Geist vielleicht hinausgeht und die Körper der anderen berührt und dann bewusst wird, dann wäre es merkwürdig, dass der Geist die Grenze des Körpers überschreiten kann. Warum sprichst du von Menschen vor mir? Ich weiß sogar, dass es eine Sonne gibt, die 93 Millionen Meilen von mir entfernt am Himmel scheint. Bedeutet das, dass sich der Geist 93 Millionen Meilen außerhalb meines Körpers erstreckt? Wenn wir diese Lehre akzeptieren, dass die Wahrnehmung eines Objekts auf die Tätigkeit des Geistes zurückzuführen ist und dass der Geist das Objekt berühren muss, damit man sich des Objekts bewusst werden kann, dann sollte der Geist die Sterne erreichen, die mehrere Lichtjahre entfernt sind. Dies ist in der Tat eine Offenbarung.

Wenn dies eine Tatsache ist, ist der Geist nicht nur unser Geist, sondern ein Geist, der bis zum fernen Raum, zu den Sternen oder was auch immer, reicht; wenn wir diese Theorie nicht akzeptieren, können wir nicht erklären, wie wir uns bewusst sind, dass die Sterne am Himmel leuchten. Dies ist eine vorläufige Antwort auf diese drängende pragmatische Frage. Wichtiger als diese Frage ist jedoch das, was danach kommt. Was ist der Geist? Ist der Verstand in der Lage zu wissen, dass es Dinge außerhalb der Welt gibt? Wir haben so viel über den Geist gesagt, aber was ist der Geist? Woraus besteht er? Wenn wir vorläufig annehmen, dass der Geist Objekte kennt, müssen wir ihm eine Art von Bewusstsein zuschreiben, denn ein Objekt zu kennen ist dasselbe wie sich des Objekts bewusst zu sein, und wenn der Geist sich des Objekts bewusst ist, ist er bewusst. Er kann nicht eine träge Substanz sein.

Der Geist muss mit einer Art von Bewusstsein aufgeladen werden, so wie - um ein prosaisches Beispiel zu geben - ein Kupferdraht mit Elektrizität aufgeladen werden kann. Wir brauchen nicht zu sagen, dass der Draht dasselbe ist wie die Elektrizität; die beiden sind ganz verschiedene Dinge. Aber der Draht ist vom Strom durchflossen, weshalb wir ihn einen stromführenden Draht nennen. Wäre die Elektrizität nicht da, wäre er ein gewöhnlicher Draht, an den wir ein nasses Tuch zum Trocknen hängen können. Es ist zu akzeptieren, dass der Geist mit einem gewissen Bewusstsein ausgestattet sein muss. Wird auch das nicht zugestanden, besteht keine Chance, irgendetwas zu wissen. Daraus sollte folgen, dass der Geist untrennbar mit dem Bewusstsein verbunden ist. Er muss von Bewusstsein durchdrungen sein, und so ist mein Bewusstsein, dass du vor mir stehst, auf die Bewegung des Bewusstseins zu dir hin zurückzuführen, selbst im Zwischenraum zwischen dir und mir.

Diese Schlussfolgerung, dass das Bewusstsein nicht auf den Körper beschränkt ist, sondern auch außerhalb des Körpers existiert, ergibt sich aus einer weiteren interessanten Analyse, die wir durchführen können. Wir können dem Bewusstsein keine Grenze setzen. Wir können nicht sagen, dass das Bewusstsein hier und nicht dort ist. Denn um sich bewusst zu sein, dass das Bewusstsein begrenzt ist, muss das Bewusstsein gleichzeitig außerhalb der Grenze sein. Wer soll wissen, dass das Bewusstsein begrenzt ist? Es ist das Bewusstsein selbst, das es weiß. Das Bewusstsein der Begrenzung des Bewusstseins ist ebenfalls eine Funktion des Bewusstseins. Die Grenze, die einem Bewusstseinszustand versuchsweise gesetzt wird, ist also auch ein Inhalt des Bewusstseins. Man kann sich nicht bewusst sein, dass es eine Grenze für das Bewusstsein gibt, solange das Bewusstsein diese Grenze nicht überschritten hat. Sich vorzustellen, dass es eine Trennung zwischen zwei Teilen des Bewusstseins gibt, hieße anzunehmen, dass es Bewusstsein sogar in der Mitte zwischen den beiden angenommenen Teilen des Bewusstseins gibt. Wer sollte sich sonst bewusst sein, dass es eine Lücke zwischen zwei Bewusstseinsteilen gibt? Das Bewusstsein einer Lücke zwischen zwei Teilen des Bewusstseins ist auch Bewusstsein, und deshalb kann es keine Lücke im Bewusstsein geben, was bedeutet, dass das Bewusstsein unteilbar ist.

Wenn das Bewusstsein keine Teile hat, ist es unteilbar und somit alles durchdringend. In seiner Natur ist es unendlich. Das Vorhandensein der Unendlichkeit des Bewusstseins ist der Grund dafür, dass sich der Geist bewusst ist, dass es Objekte gibt. Aber woher kommt die Frage nach einem Außen, wenn alle Dinge vom Bewusstsein durchdrungen sind? Es liegt ein Fehler in der Wahrnehmung der Äußerlichkeit der Dinge. Wenn das Bewusstsein, das die Dinge kennt, unteilbar ist und überall als Subjekt und Objekt existiert, muss es definitiv einen Fehler geben, wenn wir die Dinge so sehen oder wahrnehmen, als ob sie außerhalb von uns wären. Dieser Irrtum wird durch die Wirkung von Raum und Zeit in unsere Wahrnehmung eingeführt.

Meditation ist die Kunst, Raum und Zeit zu transzendieren. In dem Moment, in dem dies geschieht, treten wir in eine Unendlichkeit des Bewusstseins ein. Durch die verschiedenen Techniken der Meditation überwinden wir die Barriere, die zwischen uns und den Objekten durch die Wirkung von Raum und Zeit entsteht. In dem Moment, in dem wir an ein Objekt denken, denken wir an es so, wie es im Raum und in der Zeit vorhanden ist. Die Methoden des Yoga sind die Mittel, um dem Wirken der Raum-Zeit zu trotzen und eine Vereinigung zwischen dem Subjekt und dem Objekt, dem Sehenden und dem Gesehenen, in ihrer Essenz zu bewirken. In ihren äußeren Formen sind sie verschieden; Namen und Formen unterscheiden sich, aber die Essenz der Dinge unterscheidet sich nicht so sehr. Der Inhalt variiert nicht, nur die Form unterscheidet sich. So wird in allen Prozessen der Yogapraxis nur eine Sache angestrebt, nämlich die Vereinigung des Bewusstseins mit dem Sein.

Letztendlich gibt es ein einziges Yoga, das aufgrund der unterschiedlichen Strukturmuster des Geistes verschiedene Formen annimmt. So wie der eine eine süße Speise, der andere eine salzige Speise und so weiter mag, aber es macht keinen Unterschied, dass alle aus einem gemeinsamen Grund von der Nahrung nehmen, so ist auch die Essenz hinter den Meditationen dieselbe, obwohl der äußere Fokus aufgrund der Bedürfnisse des Geistes der Individuen in den verschiedenen Evolutionsstufen, in denen sie sich befinden, unterschiedlich ist. Yoga ist Vereinigung, ja. Es ist die Vereinigung, die notwendig ist, um die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind, und um über das irrtümliche Bewusstsein der scheinbaren Dualität der Dinge hinauszuwachsen. Unsere Schwächen, ob physisch oder psychisch, sind das Ergebnis unserer Abgrenzung von den Dingen.

Stärke ist die notwendige Folge einer Vereinigung von uns selbst mit den Dingen. Energie ist in der Natur im Überfluss vorhanden. Das Universum ist voller Kraft; es verfügt über unendliche Ressourcen. Es ist niemals arm. Es ist immer reich. In der Welt gibt es in ihrer wahren Natur keine Armut. Aber wir sehen arm aus, sozial, körperlich, geistig, in jeder Hinsicht. Wir sind hilflose und verlassene Wesen. Diese Situation entsteht, weil wir die Wege, auf denen die Kräfte der Natur in uns eindringen können, durch die Aktivitäten der Sinnesorgane blockiert haben. Die Sinne sind unsere Feinde, wenn es überhaupt irgendwo Feinde gibt, weil sie uns ein Bild von der Welt vermitteln, das es in Wirklichkeit nicht gibt. Die Freunde und Feinde, die wir in der Welt sehen, sind die Ausgeburten des Egos und der Sinnesorgane. Auch die fünf Elemente, die wir sehen, sind die Berichte, die uns die fünf Sinne geben. Es gibt keine fünf Elemente; es gibt überall nur ein einziges Element, das in verschiedenen Ausdrucksdichten erscheint.

Die Welt wird auf fünf verschiedene Arten gesehen oder erkannt, weil die Sinne auf fünf verschiedene Arten funktionieren. Um ein Beispiel zu nennen: Elektrische Energie ist überall vorhanden. Aber wenn sie durch einen Kühlschrank fließt, kühlt sie; wenn sie durch einen Herd fließt, heizt sie; wenn sie durch einen Eisenbahnzug fließt, bewegt sie sich. Die verschiedenen Funktionen der elektrischen Energie ergeben sich aus den Instrumenten, durch die sie wirkt; ebenso ist es mit der Natur. Sie ist weder Klang, noch Berührung, noch Farbe, noch Geschmack, noch Geruch. Solche Dinge gibt es in der Natur nicht. Aber unsere Sinne abstrahieren bestimmte Merkmale der Natur und werden sich dann dieser bestimmten Merkmale bewusst, und ein Sinn sagt uns, dass es ein Geruch ist, ein anderer, dass es eine Farbe ist, und ein dritter etwas anderes. Hätten wir hundert Sinnesorgane, würden wir vielleicht einhundert Dinge in der Welt wahrnehmen. Jetzt haben wir, Gott sei Dank, nur fünf Sinne, und wir sehen nur fünf Dinge. Hätten wir nur einen Sinn, würden wir auch nur ein Ding sehen. Die Sinnesorgane schaffen eine Verfünffachung der Wahrnehmung, wo es nur eine einheitliche Realität gibt.

Zunächst gaukeln uns die Sinne vor, dass die Dinge außerhalb liegen. Dann gibt es eine weitere Täuschung durch den Glauben, dass es fünf verschiedene Objekte gibt. Dass Objekte außerhalb sind, ist Fehler genug; dass es fünf verschiedene Dinge gibt, ist eine schlimmere Form davon. In unseren Praktiken, die als Yoga bekannt sind, müssen wir daher zuerst die Sinnesorgane bekämpfen, die die Wahrnehmung zu einer fünffachen Operation vervielfachen, und dann den Geist, der uns sagt, dass die Welt außerhalb von uns ist. Der gesamte Yoga ist darauf ausgerichtet, die Sinne und den Geist in einer Weise zu beeinflussen, die es uns ermöglicht, das Bewusstsein der Äußerlichkeit und dessen Ergebnis als fünffache Wahrnehmung durch die Sinne zu überwinden. Die Aufgabe wird entweder direkt oder in umgekehrter Reihenfolge angegangen, je nach Vorliebe des Einzelnen.

Yoga führt uns also zu einer Art von Tätigkeit, die nicht nur individualistisch ist. Es ist eine gemeinsame Angelegenheit aller Menschen. Es gibt nicht so etwas wie mein Yoga oder dein Yoga. Wir sitzen alle im selben Boot. Unsere Probleme sind ein gemeinsames Gut. Wir befinden uns in denselben Schwierigkeiten und müssen nach demselben Heilmittel suchen. Yoga ist ein gemeinsames Bedürfnis, das von jedem Einzelnen empfunden wird. Es ist weder eine Religion noch ein Glaubensbekenntnis; es ist ein Lebensbedürfnis, wie der Atem, den wir atmen. Yoga ist die Wissenschaft der Existenz. Er gehört weder dem Westen noch dem Osten an. Er ist weder hinduistisch, noch christlich, noch muslimisch. Yoga Übungen sind nicht gebunden an eine bestimmte Religion. Yoga Übungen verhelfen zum Verständnis der eigentlichen Tatsache der wesentlichen Struktur der menschlichen Existenz.

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

Indische Schriften

30.05.2024 - 02.06.2024 Religio - Wiederanbindung an deine göttliche Essenz
Stell Dir vor, Du BIST in Einheit und Harmonie mit Dir selbst und der Welt um dich herum. Du lebst und wirkst in Fülle, aus der Quelle des unbegrenzten Seins, Wissens und Wonne (Satchidananda).
Premala von Rabenau
14.06.2024 - 16.06.2024 Klassisches Tantra - Geschichte und Praxis der Shiva-Shakti Philosophie
"Tantra" ist eines der am meisten missverstandenen Worte der modernen Spiritualität. Im klassischen Tantra geht es kaum um Partnerübungen, sondern um die verkörperte Erfahrung der gesamten Existenz u…
Raphael Mousa