Nisargadatta Maharaj

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Nisargadatta Maharaj (17. April 1897 – 1. September 1981), unter dem Namen Maruti Shivrampant Kambli geboren, war ein indischer geistiger Lehrer und Philosoph des Advaita als auch ein Guru, der dem Inchgiri-Zweig der Navnath Sampradaya (der Linie der Neun Gurus) angehörte. Als Vertreter der Advaita Vedanta Schule des 20. Jahrhunderts wird Nisargadatta aufgrund seiner direkten und minimalistischen Darlegung der Nicht-Dualität als der berühmteste Lehrer des Advaita seit Ramana Maharshi betrachtet.

Nisargadatta Maharaj, Foto von Jitendra Arya [1]

1973 brachte die Veröffentlichung seines bedeutendsten und in viele Sprachen übersetzten Buches „I Am That“, die englische Niederschrift seiner Gespräche in Marathi von Maurice Frydman, weltweite Anerkennung und Verehrer.

Biografie

Frühe Jahre

Nisargadatta wurde am 17. April 1897 zur Zeit der Morgendämmerung im Vollmond des Monats Chaitra als Kind der strenggläubigen Hindus Shivrampant Kambli und Parvatibai in Mumbai geboren. Dieser Tag war auch der Geburtstag des Gottes Hanuman, weshalb der Junge nach ihm benannt wurde und den Namen „Maruti“ bekam. Maruti Shivrampant Kambli wuchs in Kandalgaon auf, einem kleinen Dorf im Ratnagiri-Bezirk von Maharashtra, gemeinsam mit sechs Geschwistern (zwei Brüdern und vier Schwestern) im Haus seiner sehr frommen Eltern. Sein Vater Shivrampant arbeitete zunächst als Hausbediensteter in Mumbai. Später wurde er Kleinbauer in Kandalgaon.

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1915 ging Maruti, seinem älteren Bruder folgend, nach Mumbai, um seine Familie zu unterstützen. Anfangs arbeitete er als Bürogehilfe, doch schon bald eröffnete er einen kleinen Warenladen, in dem er hauptsächlich Bidis verkaufte, dünne von Hand gedrehte indische Zigaretten. Dieses Geschäft war so erfolgreich, dass er in kurzer Zeit eine Kette von acht Einzelhandelsläden besaß. 1924 heiratete er seine Frau Sumatibai, und sie bekamen drei Töchter und einen Sohn.

Erwachen

1933 wurde er durch seinen Freund Yashwantrao Baagkar mit seinem Guru Siddharameshwar Maharaj bekannt gemacht, dem Oberhaupt des Inchgiri-Zweiges der Navnath Sampradaya (der Linie der Neun Gurus). Sein Guru erklärte ihm: „Du bist nicht das, wofür du dich selbst hälst…“. Daraufhin gab er Nisargadatta einfache Anweisungen, denen dieser wortwörtlich folgte, wie er selbst später erzählte: „Mein Guru ordnete mir an, die Aufmerksamkeit auf das Gefühl „Ich bin“ zu lenken – und auf nichts anderes. Ich gehorchte einfach. Ich folgte keinem besonderen Atemrhythmus, auch keiner speziellen Meditation oder Schriftstudien. Ganz gleich was passierte, ich würde meine Aufmerksamkeit davon abwenden und bei dem Gefühl “Ich bin” bleiben. Es sieht vielleicht zu einfach aus oder sogar unreif. Der einzige Grund, weshalb ich es tat, war der, dass mein Guru mich dazu anwies. Dennoch funktionierte es!“

Den Anweisungen seines Gurus folgend, sich auf das Gefühl “Ich bin” zu konzentrieren, nutzte er all seine freie Zeit, sich selbst in Stille zu beobachten, und blieb in den folgenden Jahren in diesem Zustand - Er übte sich in Meditation und sang Bhajans. Nach einer kurzen Zeit der Verbundenheit mit seinem Lehrer Siddharameshwar Maharaj starb dieser am 9. November 1936. Doch hatte er seine Aufgabe schon erfüllt: Maruti hatte die Selbsterkenntnis erlangt. Bald nahm er einen neuen Namen an: „Nisargadatta", was “natürlich gegeben” bedeutet ("nis-arga" bedeutet wörtlich „ohne Teile“: Dies deutet auf die Verankerung im ungeteilten, grenzenlosen, beständigen Bewusstsein hin). Er wurde außerdem zum geistigen Oberhaupt des Inchgiri-Zweiges der Navnath Sampradaya, der Linie der Neun Gurus, ernannt - eine Funktion, die er sein ganzes Leben beibehielt.

1937 verließ er Mumbai und reiste durch ganz In dien. Indem er die Mängel eines gänzlich unweltlichen Lebens und die hohe geistige Fruchtbarkeit des leidenschaftslosen Handelns erkannte, kehrte er schließlich 1938 zu seiner Familie in Mumbai zurück. Dort verbrachte er den Rest seines Lebens.

Spätere Jahre

Zwischen 1942 und 1948 erlitt er zwei persönliche Verluste: zuerst den Tod seiner Frau Sumatibai, dann den Tod einer seiner Töchter. Nach einer persönlichen Offenbarung seines Gurus Siddharameshwar Maharaj begann er 1951 Schüler anzunehmen. Nachdem er sich 1966 von seinem Geschäft zurückzog, fuhr Nisargadatta Maharaj damit fort, Besucher in seinem Haus zu empfangen und sie zu belehren, indem er zwei Mal am Tag Reden hielt – bis er am 8. September 1981 im Alter von 84 Jahren an Kehlkopfkrebs starb.

Lehrstil

Nach Nisargadatta ist das Ziel der Spiritualität zu wissen, wer du bist – ein Standpunkt, den er in seinen Reden in seiner bescheidenen Wohnung in Khetwadi, Mumbai, darlegte, in der ein Raum mit Hochparterre für ihn gestaltet wurde, damit er Schüler und Besucher empfangen konnte. Dieser Raum wurde außerdem für die täglichen Chantings, Bhajans (hingebungsvolle Lieder), Meditationen und Reden verwendet.

Er sprach vom „direkten Weg“ der Erkenntnis der letztendlichen Realität, auf dem man seiner wahren Natur durch geistige Unterscheidung gewahr wird - eine Methode, die den Lehrern der Navnath Sampradaya Linie gemein ist. Diese geistige Unterscheidung, auch "Bird's way" genannt (Vihangam Marg), wurde auch von Nisargadattas Mitschüler, Ranjit Maharaj, gelehrt. Durch sie wird Selbsterkenntnis erlangt gleich einem Vogel, der am Himmel fliegt und leicht von Ast zu Ast hüpft, anstatt wie eine Ameise langsam den Baum hoch zu kriechen, was in der indischen Philosophie "Pipilika Marg" genannt wird.

Hier erreicht der Schüler auf direktem Weg die Wahrheit, ohne Zeit mit sich lang hinziehenden Übungen zu verschwenden, die ihn ohne Zweifel nur langsam zum Ziel führen würden. Er schlug vor, seine eigenen geistigen Fähigkeiten dazu zu benutzen, vom Unwirklichen zum Wirklichen durchzubrechen und die falsche Identifikation des Geistes mit dem Ego aufzuheben – einfach indem man dem Lehrer zuhört und ständig das von ihm Gesagte überdenkt sowie zu wissen, dass „Du DAS schon bist“.

Der gewöhnliche Lehrstil der Inchgiri Sampradaya Meister (angefangen bei Shri Bhauseheb Maharaj) für indische Verehrer war so, dass der Meister einen Abschnitt eines traditionellen Advaita Vedanta Textes auswählte, am häufigsten „Dasbodh“ des Heiligen Sri Samarth Ramdas oder auch die "Yoga Vasishtha" und "Saachara" von Sri Shankaracharya und die "Ecknati Bhagwat" des Heiligen Ecknath, und die Bedeutung des ausgewählten Abschnittes darlegte. Beide, Nisargadatta Maharaj und Ranjit Maharaj, wichen von dieser formellen Praxis ab und gaben formlose Reden zum Nutzen der Verehrer aus dem Westen, die keinen Zugang zu „Dasbodh“ oder den anderen Texten hatten und mit den indischen Traditionen und Bräuchen nicht vertraut waren.

Viele der Reden Nisargadatta Maharajs wurden aufgezeichnet, und diese Aufzeichnungen bilden die Grundlage von „I Am That“ (deutscher Titel: „Ich bin“) und allen anderen seiner Bücher. Seine Worte sind frei von kulturellen und religiösen Fallstricken und das Wissen, das er zeigt, ist befreit von allem Unwichtigen.

Die Worte des Advaita-Gelehrten und Schülers Dr. Robert Powell fassen Nisargadatta Maharajs Lehrweise zusammen: „Wie bei den alten Zen Meistern ist Nisargadattas Stil schlagartig, provokativ und ungemein tiefgründig – den Kern treffend und sich wenig Mühe um Unwesentliches machend. Seine prägnanten mächtigen Sprüche sind für ihre Fähigkeit bekannt, Veränderungen im Bewusstsein auszulösen – allein, indem man sie hört oder sogar nur liest.“

Die Lehren

Nisargadattas Lehren beruhen auf der Advaita Vedanta Interpretation der Advaita Idee "Tat Tvam Asi", wörtlich übersetzt „Das bist du.“ ("Tat": "Göttlichkeit", "Tvam": "Du", "Asi":„bist“), was soviel wie „Du bist (eigentlich) göttlich (der du anders denkst)“ bedeutet. Außerdem besaß er einen starken hingebungsvollen Eifer gegenüber seinem eigenen Lehrer und empfahl einigen seiner Besucher den Weg der Hingabe, Bhakti Yoga, da er glaubte, dass der Weg des Wissens, Jnana Yoga, nicht für jeden sei.

Nach Nisargadatta ist unsere wahre Natur immerwährendes freies, friedliches Bewusstsein, im Hinduismus als Brahman bezeichnet. Bewusstsein ist die Quelle des persönlichen, individuellen Ich-Bewusstseins, das sich auf den Körper bezieht. Der Verstand und die Erinnerung sind verantwortlich für die Verbindung mit einem bestimmten Körper. Das Bewusstsein existiert bereits vor diesen beiden, dem Verstand und der Erinnerung. Nur die Idee, dass wir der Körper seien, hält uns davon ab, das zu leben, was Nisargadatta unser „wahres Wesen“, das wahre Selbst nennt, im Hinduismus als "Atman" bezeichnet.

Er beschreibt dieses Wesen als rein, frei und unberührt von allem Geschehenden. Er vergleicht es mit einem stillen Zeugen, der mit den Sinnen des Körpers zuschaut, doch vom Gesehenen weder zu Traurigkeit noch zu Freude gerührt ist.

Für Nisargadatta ist das Selbst nicht ein Super-Wesen, das unabhängig von den Dingen besteht. Ein solches Super-Wesen, einen Schöpfer mit unbegrenztem Intellekt, gibt es nicht. Gott existiert nicht unabhängig von der Schöpfung. Das, was existiert, ist das gesamte Handeln oder Funktionieren der letztendlichen absoluten Realität zusammen mit den unbegrenzten, variierenden Formen der Welt der Erscheinungen. Diese absolute Realität ist identisch mit dem Selbst.

Nisargadattas Lehren konzentrieren sich auch auf unsere missverstandenen Ansichten über die Kausalität. Er betrachtete die Verbundenheit der sich wandelnden Kräfte des Universums als so weitreichend und unzählbar, sodass die gegenwärtigen Ansichten über die Kausalität unnütz seien. Dass es endlose Faktoren gibt, die alles Geschehen bedingen, bedeutet bestenfalls, dass man sagen kann, dass alles alles erschafft. Sogar die Entscheidungen, die wir treffen, sind durch unsere Gene, unsere Erziehung, unsere Strebsamkeit und geistigen Begrenzungen, unsere ethischen und philosophischen Ideale, etc. vorbestimmt. All diese sind bei jedem Menschen auf einzigartige Weise verbunden und entsprechend in Zusammenhang gebracht.

Dies führt zu der radikalen Ansicht, dass es einen solchen „Handelnden“ nicht gibt. Nach Nisargadatta und anderen Lehrern des Vedanta tun wir als reines Bewusstsein nichts, da unsere wahre Natur oder Identität nicht der Verstand, auch nicht der Körper ist, sondern der Zeuge von Verstand und Körper. Der Verstand und der Körper handeln aus ihrem eigenen Antrieb heraus, und wir sind ihr Zeuge. Allerdings glaubt der Verstand oft, der Handelnde zu sein. Diese falsche Idee (dass der Verstand das Selbst und verantwortlich für das Handeln sei) hindert uns daran, unser Selbst zu erkennen. Nisargadatta warnt uns:

„Die Lebenskraft [Prana] und der Verstand wirken [aus ihrem eigenen Antrieb heraus], doch der Verstand will dich verleiten zu glauben, dass er „du“ sei. Deshalb erinnere dich immer daran, dass du der zeit- und raumlose Zeuge bist. Und auch wenn der Verstand dir sagt, du seist derjenige, der handelt, glaube ihm nicht. […] Das funktionierende System [Verstand, Körper] ist auf dein wahres Wesen getroffen, doch du bist nicht dieses System.“ (Zitiert nach "The Ultimate Medicine", S. 54-70 - deutscher Titel: "Die Ultimative Medizin", erschienen im Noumenon Verlag)

Unter seinen bekanntesten Schülern finden sich Sailor Bob Adamson, Stephen Wolinsky, Jean Dunn, Alexander Smit, Douwe Tiemersma, Robert Powell, Timothy Conway und Ramesh Balsekar.

Zitate

  • „Alles, was man lehren kann, ist Verständnis. Der Rest kommt von selbst.“
  • "Die Wahrheit ist weder ein Preis für gutes Verhalten noch eine Belohnung für bestandene Prüfungen. Sie kann nicht herbeigeführt werden. Sie ist die ursprüngliche, ungeborene, uralte Quelle von allem, das ist. Du bist dazu berechtigt, dass du bist. Du brauchst dir die Wahrheit nicht verdienen. Sie ist dein Eigen. Hör' einfach auf, davon zu rennen, indem du ihr folgst. Halt an, sei still.“ (Interview mit Sri Nisargdatta Maharaj)
  • “Mein Rat ist sehr einfach – erinnere dich einfach an dich selbst, “Ich bin“ – das reicht aus, um deinen Verstand zu heilen und dich über ihn hinaus zu leiten. Hab' Vertrauen. Ich führe dich nicht in die Irre. Warum sollte ich? Will ich irgendetwas von dir? Ich wünsche dir alles Gute – das ist meine Natur. Warum sollte ich dich in die Irre führen? Auch der gesunde Menschenverstand wird dir sagen, dass du deinen Geist auf ein Verlangen ausgerichtet halten musst, wenn es erfüllt werden soll. Wenn du deine wahre Natur erkennen willst, musst du dich selbst jeder Zeit im Kopf haben bis dir das Geheimnis deines Seins offenbart wird.“ (Zitiert nach "I Am That" - deutscher Titel: "Ich bim", erschienen im Kamphausen Verlag)
  • „Da ist nur das Leben, da ist niemand, der das Leben lebt.“ (Zitiert nach "I Am That")
  • „Ein stiller Geist ist alles, was man braucht. Wenn dein Geist still ist, wird alles andere auf rechte Weise passieren. Wie die aufgehende Sonne die Erde tätig werden lässt, so bewirkt auch Selbsterkenntnis Veränderungen im Geist. Im Licht einer ruhenden und beständigen Selbsterkenntnis wachen innere Energien auf und lassen Wunder wirken - ohne eigene Bemühungen.“
  • „Es gibt nichts zu üben. Um dich selbst zu kennen, sei du selbst. Um du selbst zu sein, hör' auf, dir vorzustellen, du seist dies oder jenes. Sei einfach nur. Lass deine wahre Natur auftauchen. Stör' deinen Geist nicht, indem du suchst.”
  • “Wenn ich sehe, dass ich nichts bin – das ist Weisheit. Wenn ich sehe, dass ich alles bin – das ist Liebe. Mein Leben ist eine Bewegung inmitten dieser beiden.“
  • „Die Suche nach der Wahrheit ist die gefährlichste aller Unternehmungen, da sie die Welt, in der du lebst, zerstört.“

Siehe auch

Literatur

  • Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
  • Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita, Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda; Mangalam Books. ISBN 3-922477-06-2
  • Swami Sivananda: Hatha-Yoga / Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte; Heinrich Schwab Verlag. ISBN 3-7964-0097-3
  • Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
  • Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
  • Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Mainberg 1999. ISBN 3-931854-24-8

Weblinks

Seminare

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