Rücken
Der Rücken (vom Altindischen krúñcati, was soviel wie "gekrümmt" bedeutet) ist in der Anatomie von Wirbeltieren und Menschen die Rückseite des Rumpfes.
Der Rücken macht heute vielen Menschen zu schaffen, einmal durch den Bewegungsmangel aufgrund der meist sitzenden Arbeitstätigkeit, zum anderen, weil er ursprünglich nicht für den aufrechten Gang gedacht war, sondern für die Fortbewegung auf vier Beinen. Daher sitzen am Bauch feste Bänder, die das Herausrutschen von Bandscheiben verhindern, nicht jedoch am Rücken. Sanfte Therapien wie Yoga und Ayurveda können bei Rückenleiden wirksam Abhilfe schaffen, und das auch noch ohne Nebenwirkungen.
Nachfolgend soll zumächst einmal der Aufbau des Rückens erläutert werden, dann die Ursachen für Rückenbeschwerden und schließlich die verschiedenen Therapieansätze.
Skelett des Rückens
Die Hauptstützfunktion hat die zentral verlaufende Wirbelsäule, die beim Menschen aus sieben Halswirbeln, zwölf Brustwirbeln, fünf Lendenwirbeln, fünf miteinander verwachsenen Kreuzbeinwirbeln und dem Steißbein, ebenfalls aus vier bis fünf miteinander verwachsenen Wirbeln, besteht. Die Dornfortsätze der Wirbel sind im Rücken meist gut zu sehen. Abgesehen von den ersten Halswirbeln, dem Kreuzbein und dem Steißbein sind alle Wirbel voneinander durch eine Bandscheibe getrennt.
Damit die Wirbelsäule wie eine Feder als "Stoßdämpfer" fungieren kann, ist sie doppelt s-förmig gekrümmt, d.h. es gibt im Hals- und Lendenbereich zwei konvexe Krümmungen nach vorn, die als Lordose bezeichnet werden (Hals- und Lendenlordose), und zwei konkave Krümmungen im Bereich der Brust und des Sacrums (Brust- und Sakralkyphose). Diese Krümmungen sind natürlich und stellen kein Krankheitsbild dar wie die Hyperlordose ("Hohlkreuz") und die Hyperkyphose ("Rundrücken").
Zum Rücken gehören auch die Schulterblätter des Schultergürtels und die Hinterseite der Rippen, deren Zahl der der Brustwirbel entspricht.
Rückenmuskulatur
Bei der Rückenmuskulatur unterscheidet man die autochtone (ortsständige = die sich dort befindet, wo sie beim erwachsenen Menschen sitzt) und die allochtone (eingewanderte) Rückenmuskulatur.
Die autochtone Muskulatur, die beiderseits der WS vom Becken bis zum Kopf verläuft, besteht aus dem Rückenstrecker (M. erector spinae), dessen medialer Trakt die Aufrichtung der Wirbelsäule (Halte- und Stützfunktion) übernimmt und der außerdem Drehbewegungen im Hals ermöglicht. Der mediale Trakt verbindet Querfortsätze von Wirbelkörpern mit Querfortsätzen und mit Dornfortsätzen und außerdem Dornfortsätze mit Dornfortsätzen. Der laterale Trakt wird bei Bewegungen der WS aktiv, bei seitlichem Neigen und der Aufrichtung aus der Neigung, beim Aufrichten aus der Vorbeuge, bei Drehungen der WS und des Kopfes und Bewegungen des Kopfes nach hinten.
Zur eingewanderten Rückenmuskulatur gehören die Muskeln des Schultergürtels, d.h. der Trapezmuskel (M. trapezius), der wie eine Kapuze auf dem oberen Rücken liegt, der große und kleine rautenförmige Muskel (M. rhomboideus major und minor), der Schulterblattheber (M. levator scapulae) und der breite Rückenmuskel (M. latissismus dorsi). Die eingewanderte Rückenmuskulatur überdeckt den Rückenstrecker fast vollständig.
Der Trapezmuskel setzt am Schlüsselbein, an der Schulterhöhe und der Schultergräte an und ist einer der Hauptmuskeln für die Bewegung des Schulterblatts.
Der breite Rückenmuskel nimmt etwa zwei Drittel der oberflächlichen Rückenmuskulatur ein; er verläuft von den Dornfortsätzen und dem Beckenkamm bis zur Innenseite der beiden Oberarme, wobei er sich stark drehen muss. Durch diese Drehung wird die Rotationkraft des Muskels verstärkt, der vor allem für das Heranziehen der Arme an den Körper (Adduktion), das Nachhintenführen der Arme (Retroversion) und die Innenrotation verantwortlich ist. Bei Fixierung der Arme am Körper sorgt er für die Weitung des Brustkorbs.
Ursachen von Rückenbeschwerden
Bei Rückenschmerzen wird, je nach Dauer, zwischen akuten (etwa 6 Wochen), subakuten (6-12 Wochen) und chronischen Schmerzen (6 Monate und mehr) unterschieden.
Akute, starke Schmerzen können auf Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall, degenerative Erkrankungen der WS, Ischiasschäden, Wirbel- oder Rippenbrüche, spinale Stenosen (Verengung des Spinalkanals), Gleitwirbel etc. zurückzuführen sein, aber auch auf andere Erkrankungen wie Borreliose, Lungenembolie, Herzinfarkt, Nierenbeckenentzündungen, Frauenleiden, entzündliche Krankheiten des Skeletts und der inneren Organe, Tumore usw. hindeuten.
Tatsächlich sind jedoch Rückenschmerzen oft "hausgemacht" durch eine falsche Lebensweise mit vorwiegend sitzender Tätigkeit, einseitige Belastung und unergonomische Fehlhaltungen bei der Arbeit, falsche Techniken beim Heben schwerer Lasten, der WS nicht angepasste Betten und Matratzen, falsche Ernährungsgewohnheiten, die zu Übergewicht und einer Überlastung des Skeletts führen, vor allem aber durch mangelnde Bewegung und folglich unterentwickelte Muskulatur und Stress.
Meist liegt den Schmerzen eine Kombination dieser Faktoren zugrunde, wobei der Stress eine besonders große Rolle spielt. Die Rückenmuskulatur verkrampft sich bei Arbeitsstress (Zeitdruck, Leistungsdenken, keine Pausen) und insbesondere bei emotionalem Stress (Trauer, Trennungsschmerz, Streit, Mobbing) mindestens ebenso sehr wie beim Heben schwerer Lasten.
Auf diesen psychosomatischen Zusammenhang deuten zahlreiche Redensarten hin (sein Kreuz tragen, jeder hat sein Päckchen zu tragen, früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will etc.).
Daher sind Bewegung, Muskelaufbau und Entspannung bei vielen Rückenbeschwerden das A und O, zumal bei dem Wunsch, Schmerz zu vermeiden, zusätzliche Fehlhaltungen und Verspannungen entstehen.
Mittlerweile beginnen auch Arbeitgeber einzusehen, dass Dauerstress den Unternehmen durch den krankheitsbedingten Ausfall der betroffenen Mitarbeiter große Kosten verursacht, und bieten Entspannungs- und Yogakurse, häufig sogar in den Firmenräumen, für Mitarbeiter kostenlos an. Das hat überdies den angenehmen Nebeneffekt eines "Teambuilding Events".
Prävention von Beschwerden
Durch Muskelaufbau, Dehnung, positiver Belastung des Skeletts und Stressabbau gehört Yoga zu den effektivsten Formen der Prävention von Rückenbeschwerden. Zusätzlich sollte man noch einige Regeln im Alltag beherzigen.
So sollte darauf geachtet werden, dass ein Büroarbeitsplatz möglichst ergonomisch eingerichtet ist, Bildschirm, Arbeitsfläche und Sitzfläche korrekt eingestellt sind. In jeder größeren Firma kann man sich hier von einem Ergonomie-Beauftragten, als Privatperson vom Fachmann im Geschäft beraten lassen. Auch Bewegung im Büro ist wichtig; daher ist es durchaus sinnvoll, das Büro nicht so zu "optimieren", dass man niemals aufstehen muss.
Beim Heben von Lasten ist darauf zu achten, dass die Last nicht seitlich, sondern vor dem Körper steht, damit eine verdrehte Wirbelsäule vermieden werden kann. Zum Anheben sollte man sich nicht mit durchgedrückten Beinen nach vorn beugen, sondern die Knie beugen und den Rücken beim Anheben möglichst gerade halten.
Der gerade Rücken sollte auch bei der Erledigung von Hausarbeit die Richtschnur sein; es fällt leichter, die Wirbelsäule gerade zu halten, wenn man möglichst dicht an die Objekte herantritt (z.B. beim Geschirr spülen an die Spüle etc.).
Auch beim Sitzen, Autofahren und Gehen sollte man nicht zusammensinken oder die Schultern nach vorn hängen lassen, sondern sich aufrichten. Am Anfang mag es etwas lästig sein, ständig die eigene Haltung zu überwachen, doch bald wird einem die aufrechte Haltung, die sich auch positiv auf die Psyche auswirkt, wie selbstverständlich zur zweiten Natur werden.
Nachts sollten Wirbelsäule und Bandscheiben auf einer guten, nicht zu weichen Matratze mit unterschiedlichen Komfortzonen (und eventuell einem regulierbaren Lattenrost) entspannen können. Dabei empfiehlt sich ein nicht zu dickes Kopfkissen, damit der Kopf in Seiten- oder Rückenlage nicht nach hinten fällt.
Schließlich sollte auf eine ausgewogene Vollwerternährung (Gemüse, Obst, Salate, Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse...), Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Sonnenlicht (Tageslicht, mindestens 30 Minuten täglich, aber wegen der Gefahren für die Haut keine ausgedehnten Sonnenbäder in den Mittagsstunden) geachtet werden.
Therapeutische Ansätze
Hatha Yoga, Entspannung, Meditation
Für die Behandlung der Krankheiten, die durch Haltungsschäden, falsche Ernährung und Stress bedingt sind, ist Yoga ideal.
Die zu schwache Rückenmuskulatur, die meist bei Patienten mit Bandscheibenvorfall gegeben ist, kann nach Abklingen der akuten Phase gezielt aufgebaut werden.
Der Patient entwickelt bei regelmäßiger Ausführung von Yogaübungen Körpergefühl, d.h. er lernt seinen Körper und dessen Reaktionen zu beobachten und kann sich so Fehlhaltungen bewusst machen.
Dieses Bewusstsein wird im Allgemeinen auch zu einem veränderten Essverhalten führen; der Patient wird seine Ernährung im Idealfall auf vegetarische, vielleicht sogar vegane, Nahrung umstellen und dadurch automatisch an Gewicht verlieren, was sich wiederum positiv auf die Belastung des Skeletts auswirken wird.
Muskulatur, Bänder und Sehnen werden gedehnt, wodurch Verspannungen gelöst werden können; außerdem bleibt der Yogaübende hiedurch beweglich bis ins hohe Alter.
Schließlich sorgen Techniken wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Tiefenentspannung, Yoga Nidra, Meditation und autogenes Training dafür, dass Stresshormone abgebaut werden und sich auch auf diese Weise Spannungen lösen können. Während der Entspannungsphasen werden Glückshormone ausgeschüttet und das Immunsystem wird gestärkt. Bei längeren Entspannungstechniken wie Yoga Nidra und bei der Meditation können auch tiefer im Unterbewusstsein verborgene Konflikte an die Oberfläche kommen und aufgelöst werden.
Durch die Stärkung des Immunsystems können auch Rückenschmerzen, die durch entzündliche oder andere Erkrankungen ausgelöst werden, positiv beeinflusst werden.
Die generelle Stärkung der Muskulatur, nicht nur des Rückens, und das neue Körpergefühl tragen auch zum Selbstbewusstsein des Patienten bei, der dann, wenn er seine Belastbarkeitsgrenzen erkannt hat, vielleicht auch einmal den Mut aufbringt, im Privatleben oder Beruf einmal "Nein" zu sagen.
Pranayama
Zum Hatha Yoga gehören auch die verschiedenen Arten von Pranayama, die yogischen Atemtechniken.
Die Grundatmung ist die Bauchatmung, die man ständig praktizieren sollte. Es ist die natürliche Atmung, die auch Stress abbaut - jeder Säugling atmet automatisch in den Bauch und auch im Schlaf praktizieren wie die Bauchatmung - doch im oft hektischen Berufsalltag haben sich viele Menschen eine flache Brustatmung angewöhnt.
Bei der yogischen Vollatmung beginnt man ebenfalls in den Bauch zu atmen, atmet jedoch weiter über die Brust bis zu den Schlüsselbeinen, so dass auch die Lungenspitzen mit Luft gefüllt werden, und atmet in der umgekehrten Reihenfolge vollständig wieder aus. Diese Übung versorgt den Körper mit frischem Sauerstoff und Prana und wirkt auch gegen Gefühle der Beklemmung oder Enge in der Brust. Der Brustkorb wird weit gedehnt.
Kapalabhati ist eine energetische Atemübung, die den Körper mit Prana auflädt und so der Erschöpfung und Depression entgegen wirkt und daher ebenfalls Spannungen abbaut. Die Konzentration wird gestärkt, Kopfschmerzen sind oft wie weggeblasen.
Schließlich sorgt die Wechselatmung (Anuloma Viloma, Nadi Shodana) für die Reinigung der Nadis (Energiebahnen) und kann so energetische Blockaden beseitigen. Die Wechselatmung gleicht die Gehirnhälften aus und beruhigt den Geist. So dient sie auch der Vorbereitung für die Meditation, bei der wiederum, ebenso wie bei der oben erwähnten Tiefenentspannung, Stresshormone abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet werden. Als angenehmer Nebeneffekt ist sie auch sehr wirkungsvoll bei Allergien (Heuschnupfen und Asthma).
Dies sind nur einige der bekanntesten Pranayama-Techniken; es gibt zahlreiche andere, die ebenso wirkungsvoll sind; wichtig ist nur, dass der Übende mit diesen Techniken nicht allein, sondern unter Anleitung eines Lehrers beginnt, da Fehler unangenehme Folgen haben können.
Yogatherapie und psychologische Yogatherapie
Bei der Yogatherapie kann dem Patienten mit Rückenbeschwerden ein ganzheitliches, auf seine spezielle Erkrankung zugeschnittenes Programm zusammengestellt werden. Yogatherapie eignet sich zur Rehabilitation ebenso wie für die Behandlung konstitutioneller Schwächen und ist, auf den Rücken und den Bewegungsapparat bezogen, besonders für die folgenden Bereiche geeignet:
- Koordinationsvermögen
- Gleichgewicht
- Rückenschmerzen
- LWS-Syndrom (unterer Rücken)
- HWS-Syndrom (oberer Rücken)
- Schulter-Nacken-Syndrom
- Schulterverspannung
- Arthrose
Die psychologische Yogatherapie setzt das Verständnis des menschliches Gemütes vom Standpunkt der Einheit "Yoga" voraus: Grundlage ist die Vorstellung, dass im Tiefsten der Mensch in der Einheit ruht - dass alles aus der Einheit kommt und zurück zur Einheit geht. Dieses Verständnis ist zugleich liebevoll und entspannend und fordert uns auf, zum Ursprung zurückzukehren.
Die psychologische Yogatherapie stellt Methoden zur Verfügung, um sich und andere besser zu verstehen und mit sich selbst und anderen besser zurecht zu kommen. Sie soll ermöglichen, die Kräfte des Geistes zu nutzen, um seine Aufgaben im Leben erfüllen zu können. Die Anwendungsbereiche sind u.a.:
- Schlafstörungen
- Essstörungen
- Trauer
- Folgen eines Traumas
- Ängste
- Sucht
- Depressionen (als Begleittherapie zur ärztlichen Behandlung)
- Burnout
- Innere Unruhe
- Stressbedingte Kopfschmerzen und Migräne
- Konzentrationsstörungen
Wissenschaftliche Studien zu Yoga 2000 - 2012
Bereits im letzten Jahrhundert zeigten wissenschaftliche Studien, dass Rückenschmerzen durch Yoga erheblich gebessert, die Ursachen oft sogar völlig beseitigt werden können. Auch neuen Studien der Jahre 2000 - 2011 beweisen:
- Regelmäßiges Üben von Yoga lindert chronische Rückenschmerzen (American National Institute of Health 2005);
- Yoga reduziert Stress und seine Begleiterscheinungen, dies ergab eine Studie am Klinikum Essen-Mitte des Berliner Mediziners Andreas Michalsen. „Bei Yogaübenden, die regelmäßig Iyengar-Yoga praktizierten, registrierten die Ärzte „signifikante Effekte für die Dimension Angst, Ärger und Depression“. Schmerzen in Schulter, Halswirbelsäule und Rücken seien deutlich zurückgegangen.“ (FOCUS Online)
- Regelmäßiges Üben lindert chronische Rückenschmerzen; zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Washington in Seattle. Die Patienten, die seit mindestens einem Jahr über chronische Schmerzen klagten, praktizierten einmal in der Woche Vini-Yoga, einen sanften Yoga-Stil. Nach etwa sechs Monaten konnten fast 80 Prozent der Kranken die Schmerzmittel absetzen (Focus online). Die Studie wurde in den Annals of Internal Medicine 2005, 143, S.849-956 (www.annas.org) veröffentlicht (Autoren der Studie: Sherman, Cherkin, Erro, Miglioretti und Deyo).
- Auch die Humboldt-Universität in Berlin stellte eine "Effektivität von Hatha-Yoga bei Kreuzschmerzen und Hypertonie fest: "Es ergab sich eine signifikante Verringerung der Schmerzintensität und Schmerzdauer bereits nach vierwöchiger Yogapraxis." (Moving-moments.eu)
- Der Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer (BYV), zu dessen Aufgaben auch die wissenschaftliche Untersuchung von Yoga und die Veröffentlichung der Ergebnisse gehört, gab bei den Universitäten Witten/Herdecke und Giessen drei Studien in Auftrag. Diese Studien belegten:
- Studie 1: Sichtung und Bewertung von 40 systematischen Übersichtsarbeiten zu therapeutischen Yogaprogrammen aus den Bereichen Physis, Physiologie und Psyche - Ergebnis: Yoga beeinflusst positiv den den Bewegungsapparat (Schmerzreduktion, Funktionsverbesserung), die physiologischen Systeme Herz-Kreislauf, Blutdruck) und die Psyche (Depression, Burnout, Fatigue, Stress) (Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Arndt Büssing et al., Fakultät für Gesundheit, Department Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, 2012);
- Studie 2: Befragung von 200 Teilnehmern einer zweijährigen Yogalehrer-Ausbildung (2010 - 2012) bei Yoga Vidya, Auswertung von 160 Datensätzen hinsichtlich der Achtsamkeit, Gestimmtheit und inneren Kongruenz - Ergebnis: Die Teilnehmer bezeichneten sich als unbeschwerter und geistesgegenwärtiger und ihre Lebenseinstellung als positiver (Autoren: Univ.-Prof. Dr. med. Arndt Büssing, cand. med. Anemone Hedtstück, Zentrum für integrative Medizin, Universität Witten/Herdecke, 2012);
- Studie 3: Stichprobenerfassung bei 1700 Probanden der Yoga Vidya Yogalehrer-Intensiv-Ausbildung (4 x 1 Woche) im Zeitraum 2009 - 2011, Auswertung von 540 Datensätzen hinsichtlich möglicher Transformationsprozesse - Ergebnis: "Intensive Yogapraxis fördert einen gesunden Lebensstil. Der Übende nimmt seine Ressourcen bewusster wahr, wird selbstbestimmter und psychisch stabiler" - folglich reduziert sich sein Stress und die Lebensqualität steigt (Autor: Dipl.-Psych. Dr. Hannes Hempel, Bender Institute of Neuroimaging, Universität Gießen).
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Der regelmäßig Yoga Praktizierende beugt nicht nur vielen Krankheiten (Skelett, Herz, Kreislauf, Depressionen, Burnout, Diabetes, Osteoporose u.v.m.) vor, er reduziert auch Schmerzen und Stress, entwickelt mehr Körpergefühl, Lebensmut, Selbst- und Urvertrauen.
Ayurveda
Ayurveda ist, wörtlich übersetzt, das Wissen vom Leben und ist ebenfalls ein ganzheitlich orientiertes Gesundheitssystem. Es dient der Prävention von Krankheiten und der persönlichen Hygiene und versteht sich als Lebensphilosophie. Gesundheit wird definiert als Gleichgewicht aller Bausteine des Organismus, wobei man im Ayurveda davon ausgeht, dass Mensch und Natur aus den gleichen Bausteinen bestehen, und ein Zuviel oder Zuwenig dieser Bausteine zu einem Ungleichgewicht und dieses Ungleichgewicht auf Dauer zu Krankheit führt.
Ähnlich wie bei der altgriechischen Theorie der Säfte werden drei Konstitutionstypen, die Doshas, unterschieden - Vata (Luft), Pitta (Galle) und Kapha (Schleim) - und bei jedem Menschen ist von Geburt an ein bestimmtes, individuelles Verhältnis der Verteilung dieser drei Doshas gegeben, das seiner Prakriti oder Urnatur entspricht. Im Lauf seines Lebens kann sich die aktuelle Verteilung der Doshas verschieben; diesen momentanen Zustand nennt man Vikriti. Krankheit kann entstehen, wenn sich die Vikriti zu weit von der Prakriti entfernt hat.
Der Mensch ist gesund, wenn seine Doshas, die Bildung der Gewebe (Dhatus) und sein Verdauungsfeuer (Agni) korrekt funktionieren und Krankheit verursachende Schlacken (Ama) und Giftstoffe ausgeschieden werden können. Der Mensch fühlt sich rundherum wohl, Sinne Geist und Seele klar sind.
Bei einem Patienten mit Rückenschmerzen wäre daher zunächst einmal zu bestimmen, wie Prakriti und Vikriti des Patienten aussehen, und zwar durch Beurteilung des Aussehens des Patienten, durch die Schilderung der genauen Art der Beschwerden, durch Befragung und Puls- und Zungendiagnose und ggf. weitere Diagnoseschritte.
Wichtig ist hier auch die Kenntnis des genauen Tagesablaufs des Patienten, da hier oft eine völlig falsche, nicht typgerechte Ernährung und Lebensweise vorliegen. Oft kann hier die individuelle Beratung und der Hinweis auf den ayurvedischen Tagesablauf - Ayurveda Dinacharya - und eine typgerechte Ernährung schon Abhilfe schaffen.
Die Ursache der Rückenbeschwerden kann durch unterschiedlichste Verfahren behandelt werden.
Liegt eine Energieblockade vor, so kann der Patient mit einer Massage der Energiebahnen (Nadis, ähnlich den Meridianen in der TCM), eine sogenannte Nadimassage, behandelt werden.
Rückenschmerzen können auch auf Verstopfung zurückzuführen sein, die zu Vergiftungserscheinungen führen und die durch Gabe entsprechender Kräuter in Pulverform schnell beseitigt werden kann. Dieses Gefühl der Erleichterung, einmal "alles loszulassen", wirkt sich auch auf die Psyche aus.
Besonders hilfreich sind jedoch die großen ayurvedischen Therapieformen, allen voran Abhyanga.
Abhyanga
Sehr wohltuend für Menschen mit Rückenbeschwerden sind ayurvedische Ölmassagen (Abhyanga), insbesondere auch bei Menschen mit Vata-Störungen und extremen Vata-Zuständen, die ohnehin häufig an trockener Haut und Problemen mit dem Skelett leiden. Durch die Massagen lösen sich Verspannungen, die Gewebe weren genährt und auch der bei Vata-Typen oft unruhige Geist kann entspannen. Vor Verabreichung dieser Ölmassagen ist jedoch sicher zu stellen, dass der Patient keine Verdauungsstörungen (insbesondere keine Verstopfung) hat, da bei der Massage Gifte gelöst werden, die in den Verdauungstrakt wandern und dort zügig ausgeschieden werden sollen.
Diese Ölmassagen können sogar bei Osteoporosezuständen eine starke Besserung herbeiführen. So berichtet der schweizerische Ayurveda-Spezialist Hans Heinrich Rhyner in seinem unbedingt lesenswerten Buch "Das neue Ayurveda Praxis-Handbuch" von einer 80-jährigen Patientin, die an starker Osteoporose litt und nach der ersten Ölmassage zum ersten Mal seit Jahren ohne Krücken in die Stadt ging, um einzukaufen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass diese signifikante Besserung kein Einzelfall ist.
Es ist auch Rhyner, der betont, wie wichtig im Zusammenhang mit Osteoporose bei Frauen Schwangerschaftspausen sind. Nach der ayurvedischen Gewebelehre gibt es sieben Gewebe, die aufeinander aufbauen. Bei den ersten fünf Geweben handelt es sich um Plasma, Blut, Muskel, Fettgewebe und Knochen. Während der Schwangerschaft wird ein Teil der Nahrung der Mutter zum Aufbau des Gewebes des Kindes verbraucht. Die Mutter braucht also nach der Schwangerschaft eine Regenerationspause. Bekommt der Körper diese Erholung nicht, dann werden mit der Nahrung nur die unteren Gewebe (Plasma, Blut, Muskel) aufgebaut und der Knochen kann nicht mehr genährt werden. Dadurch kann es zu Osteoporose und großer Erschöpfung und Auszehrung kommen.
Im Anschluss an die Massage beginnt der Körper zu entgiften; daher sollte der Patient mindestens eine halbe Stunde ruhen und erst dann duschen.
Khadivasti
Khadivasti ist eine Therapie, die für Menschen mit Rückenleiden besonders interessant ist. Mit ihr lassen sich sehr wirkungsvoll Rückenschmerzen durch degenerierte Wirbel, Schultergürtelverspannungen, Ischias-, Gelenk- und Nervenbeschwerden und Diskushernie behandeln.
Wichtig ist, dass der Patient vor der Anwendung seinen Darm leert, da er längere Zeit auf dem Bauch liegen muss. Um dies sicherzustellen, sollte der Patient schon am Vortag der Anwendung ein leichtes Abführmittel erhalten.
Für die Anwendung wird dann eine Rolle aus Kichererbsen- und Dinkelmehl geknetet und dem Patienten auf den betroffenen Teil des Rückens gelegt; die Enden der Teigrolle werden zueinander gebracht und miteinander verknetet und in das Innere des so entstandenen "Beckens" wird warmes Öl gegossen, das von Zeit zu Zeit abgesaugt und neu aufgefüllt wird, damit es warm bleiben kann. Das Öl hat zugleich nährende Wirkung, sollte daher bei Vata-Konstitutionen oder -störungen doppelt so lange einwirken wie bei Kapha.
Khadivasti eignet sich auch zur Behandlung anderer Krankheiten wie Depression, Schlaflosigkeit, Hypertonie etc., ist dann aber entsprechend auf der Stirn bzw. über dem Herzen auszuführen.
Ushma Sweda und Nadi Sweda
Ebenfalls für Vata- und Kapha-Störungen geeignet sind ayurvedische Schwitzanwendungen wie Ushma Sweda und Nadi Sweda, wobei bei Nadi Sweda nur Teile des Körpers und nicht der ganze Körper behandelt werden. Die Patienten bekommen vor der Behandlung je nach Konstitutionstyp eine Öl- (Abhyanga) oder Pulvermassage (Udvartana) und werden bei den Schwitzanwendungen nur gemäßigter Hitze von nicht mehr als 40°C ausgesetzt, wobei Kopf, Augen, Herz und Hoden vor Überhitzung geschützt werden sollen. Die Behandlung kann mit Dampf (Vata) oder trockener Hitze (Kapha) bei Zugabe von Kräutermischungen oder ätherischen Ölen erfolgen und ist zu beenden, sobald der Patient zu schwitzen beginnt.
Die Behandlung ist indiziert für Vata- und Kapha-Erkrankungen und zur Beseitigung von Schlacken (Ama)und Schmerzen, Verspannungen und Steifheit, Arthrose, halbseitige Körperlähmungen, Steinen (Niere, Blase), Verstopfung der Körperkanäle (Shrotas) ; nach H.H. Rhyner eignet sich die Teilbehandlung Nadi Sweda besonders für Kniearthrosen.
Die Schwitzanwendungen sollten jedoch nicht angewandt werden bei Arthritis und anderen entzündlichen Krankheiten, da durch die Behandlung Pitta ansteigen und die Beschwerden sich folglich verschlimmern können. Auch bei Hauterkrankungen, Schwangerschaft, Diabetes, Krampfadern, Augenkrankheiten, Hepatitis u.a. Erkrankungen sind die Anwendungen nicht angezeigt.
Kayaseka
Dieser Therapie ist eine kombinierte Schwitz- und Ölanwendung - ein Guss mit warmem, ayurvedischem Kräuteröl - und eignet sich ebenfalls sehr gut zur Behandlung von Vata-Zuständen und in einigen Fällen auch von Kapha-Erkrankungen, allerdings nicht für Erkrankungen mit erhöhtem Pitta (Entzündungen usw.). Der Ölstrahl und die Temperatur sollen dabei immer konstant bleiben; das Öl wird mit einem Tuch aufgesaugt, das der Therapeut mit der Faust auspresst; das Öl läuft über seinen Daumen auf den Patienten.
Behandelt werden können auch Knochenbrüche in der Regenerationsphase und rheumatische Erkrankungen; die Therapie wird gern bei älteren Menschen (Trockenheit der Haut, spröde, knackende Knochen) angewandt.
Unter Navarakizhi versteht man die Behandlung des Körpers mit Boli, d.h. in diesem Fall heißem Reis mit ayurvedischen Kräutern, der in ein Tuch eingebunden und oben abgebunden wird, so dass ein Bolus (siehe Bild) entsteht. Diese Boli existieren in den verschiedensten Varianten und Namen, doch Navarakizhi ist besonders nährend und daher für Vata-Zustände (Regeneration bei Knochenbrüchen, rheumatische Erkrankungen) und eingeschränkt auch für Pitta zu empfehlen. Navarakizhi reinigt die Shrotas und erhöht die Beweglichkeit der Gelenke. Auch Verdauung und Durchblutung werden verbessert.
Die Boli müssen immer heiss bleiben; zum Abschluss der Behandlung werden sie geöffnet und der Reis auf den Körper des Patienten gestrichen; danach wird die Paste abgenommen und der Patient noch einmal eingeölt; anschließend ruht er.
Lepa
Lepa sind Auflageplaster aus mit Öl oder Wasser angerührten Pasten oder Pulvern mit ayurvedischen Heilkräutern, die zum Einwirken mit Gaze abgedeckt werden. Sie werden für Schmerzen und Schwellungen (meist) entzündlichen Ursprungs eingesetzt, reinigen und heilen Geschwüre und fördern so die Regeneration.
Picu
Bei Picu, einer einfachen, aber sehr wirkungsvollen Behandlungsform, handelt es sich um in Kräuteröl getauchte Gazewickel, die meist eine Stunde lang zum Einwirken auf der Haut belassen werden. Die Behandlung kann etwa eine Woche lang, bei Bedarf auch länger, täglich wiederholt werden.
Indiziert sind Wickel nach H.H. Rhyner bei entzündlichen Veränderungen, Arthritis, Verstauchung und Ödemen.
Panchakarma
Panchakarma ist die berühmte und relativ aufwändige indische Therapiekur, die aus 5 Teilen besteht. Interessant ist, dass Panchakarma nicht bei den Krankheitssymptomen ansetzt, sondern die Ursachen therapiert, die zur Krankheit geführt haben.
Wie oben bereits erwähnt, geht man im Ayurveda davon aus, dass durch Fehler im Tagesablauf und in der Ernährung Ama (Schlacken) entstehen können, die sich mit den Doshas und den Geweben (Dhatus) verbinden und so Krankheit verursachen können.
Da die Haupttherapien relativ heftig auf den Körper wirken, würde hierbei ohne entsprechende Vorbereitung des Patienten Körpergewebe zerstört, daher sind vorbereitende Maßnahmen unerlässlich; erst im Anschluss erfolgt die Verabreichung der eigentlichen Haupttherapie(n).
Vor Beginn ist die Anamnese aufzunehmen und eine klare Diagnose zu stellen.
Vorbereitende Maßnahmen
Zu den vorbereitenden Maßnahmen (Purvakarma) gehören dann Maßnahmen zur Stärkung des Verdauungsfeuers und Maßnahmen gegen Blähungen, damit die durch die Behandlung gelösten Giftstoffe ausgeschieden werden können. Werden diese Maßnahmen nicht eingehalten, dann können sich die gelösten Giftstoffe im Verdauungstrakt sammeln und unerwünschte Wirkungen entfalten.
Um dies zu vermeiden, sollten dem Patienten bei Bedarf je nach Konstitutionstyp die entsprechenden Kräuter verabreicht werden (Triphala, Trikatu).
Weitere, vorbereitende Maßnahmen sind innere (Einnahme von Öl oder Ghee) und äußere Ölungen (wie Abhyanga); Ölbehandlungen stärken das Gewebe, insbesondere bei dem ohnehin zu trockener Haut neigenden Vata-Typ, schmieren Gelenke und lösen Gifte und Schlacken. Bei Pitta- und Kaphatypen werden diese Ölungen als Vorbereitung der Haupttherapien Vamana und Virecana (siehe weiter unten) durchgeführt.
Schließlich folgen als weitere Maßnahmen, meist im Anschluss an die Ölungen, Schwitzbehandlungen wie die weiter oben erwähnten, als Dampf- oder Hitzebehandlung, warmer Guss, mit trockenen, erhitzen Substanzen (Sand, Getreide) oder mit heißen Wickeln. Hier wird Vata-Typen eher feuchte Hitze zugeführt, Kapha-Typen (die den größten Nutzen von der Anwednung haben) trockene Hitze; für die meisten Pitta-Erkrankungen sind Schwitzanwendungen wenig geeignet.
Auch die übrigen, oben erwähnten Therapien wie Lepa, Picu etc. können zu den vorbereitenden Maßnahmen hinzugenommen werden.
Haupttherapien
Sind die Körpergifte gelöst, müssen sie ausgeschieden werden, da sich die Beschwerden ansonsten in einen anderen Körperteil verlagern können.
Dies geschieht je nach Konstitutionstyp auf unterschiedliche Weise. Zu den klassischen fünf Haupttherapien der Panchakarma-Kur gehören (Panchakarma = "fünf Handlungen"):
- 1. Vamana - absichtlich herbeigeführtes Erbrechen. Hier werden bei Kapha-Erkrankungen Schlacken (Ama) und Kapha (Schleim) aus dem Magen und der Lunge ausgeschieden.
- 2. Virecana - Abführen. Diese Therapie eignet sich für Pitta-Erkrankungen und -Konstitutionen; überschüssiges Pitta wird aus dem Dünndarm eliminiert.
- 3. Vasti - Darmeinläufe sind die klassische Behandlung für Vata-Störungen und zu hohes Vata; Schlacken und Vata werden aus dem Dickdarm entfernt.
- 4. Nasya - Hier werden dem Patienten mit überschüssigem Kapha - nach Erwärmung des Gesichts, Gesichtsmassage und leichtem Klopfen an Stirn- und Nebenhöhlen zum Lösen von Schleim - Tropfen in die Nase verabreicht, so dass der Patient Schleim und Schlacken absondern kann, die er ausspuckt.
- 5. Rakta Moksha - Aderlass zur Entfernung von Schlacken und überschüssigem Pitta aus dem Blut.
Für Patienten mit Rückenbeschwerden ist besonders Vasti interessant, weil das Vata-Dosha seinen Hauptsitz im Dickdarm hat. vasti ist nach der ayurvedischen Literatur die wichtigste aller Panchakarma-Maßnahmen.
Es existieren sowohl ölige Einläufe, die reinigend und nährend sind, wie auch Einläufe mit Kräuterdekokten, die Fäkalien entfernen.
Bei der klassischen Variante, Karma Vasti, werden in einem Zeitraum von 30 Tagen 30 Einläufe gemacht, nämlich 18 ölige und 12 Kräuterabkochungen. Als erster Einlauf und an den letzten Tagen der Behandlung werden dem Patienten ausschließlich ölige Einläufe verabreicht, damit der empfindliche Schutzfilm der Schleimhäute und die Darmflora nicht zerstört werden. Es gibt auch die kürzeren Varianten Kala Vasti (insgesamt 16 Einläufe) und Yoga Vasti (insgesamt 8 Einläufe).
Ölige Einläufe eignen sich nach Rhyner besonders gut für Personen mit trockenem Gewebe, Rheuma, Lumbago.
Ungeeignet sind Öleinläufe bei Kapha-Zuständen, Fettleibigkeit, Diabetes, Haut- und Geisteskrankheiten, Hämorrhoiden, Hepatitis, Gicht u.a. Erkrankungen.
Einläufe mit Dekokten eignen sich nach Rhyner bei Verstopfung, Lumbago, Rückenschmerzen, Gicht, Übersäuerung und Gelenkschmerzen; sie sind kontraindiziert nach Vamana, Virechana und Nasya (siehe oben), bei Hämorrhoiden, Schwäche, Hautkrankheiten, Schwangerschaft, Gastroenteritis u.a. Erkrankungen.
Nach den öligen Einäufen sollte der Patient eine leichte Diät bekommen; nach Verabreichung der Dekokte sollte er ein Bad nehmen, warm und leicht essen, für den restlichen Tag ruhen und dann wieder einen öligen Einlauf bekommen.
Nachbehandlungen
Nach der Beseitigung aller krankheitsverursachenden Faktoren sollte der Körper wieder harmonisiert, beruhigt und gestärkt werden. Dies kann durch eine medikamentöse Behandlung mit ayurvedischen Kräutern und Substanzen geschehen, aber auch durch eine vom ayurvedischen Arzt verordnete, spezielle und typgerechte Diät oder durch verjüngende Maßnahmen (Rasayana, siehe unten).
Rasayana-Therapie
Diese Erschöpfungs- und Auszehrungszustände können sehr gut mit ayurvedischen Rasayanas behandelt werden. Rasayanas sind nicht nur die perfekten Anti-Aging-Mittel, sie beseitigen auch Müdigkeit, körperliche und psychische Schwäche und stärken Muskeln und Knochen. Nach den alten Schriften verbessern sie auch die Ausstrahlung und sogar die Stimme und regen die Bildung von Magensäften an.
Rasayanas können daher sehr gut zur Regeneration und Immunisierung des Körpers eingesetzt werden.
Rasayanas kommen zur Stärkung bestimmter Organe und bestimmter Dhatus (Gewebe) zur Anwendung (z.B. Seerosenarten zur Stärkung von Knochen), zur Behandlung des gestörten Doshas, aber auch gezielt gegen Krankheiten (z.B. das bekannte Chyavanprash als generelles Stärkungsmittel) und natürlich zur Prävention.
Alexandertechnik
Die Alexandertechnik, erfunden vom 1869 geborenen Schauspieler F.M. Alexander, hat sich bei chronischen Rückenschmerzen ebenfalls bewährt (ärzteblatt-studieren.de, 22.08.2008; Quelle Wikipedia).
Alexander hatte bei seinen Auftritten Probleme mit der Stimme; da seine Ärzte keine organischen Ursachen für seine Beschwerden finden konnten, heilte er sich selbst durch akribische Selbstbeobachtung vor dem Spiegel. Er stellte fest, dass er beim Sprechen eine schiefe Kopfhaltung einnahm und unnötigerweise Muskelgruppen anspannte, die zum Sprechen gar nicht benötigt wurden. Daher besteht seine Methode darin, den Energieaufwand bei allen Bewegungen möglichst gering zu halten und alle nicht benötigten Muskelgruppen vollständig zu entspannen, wobei Alexander auch die Koordination mit der Atmung und alle mentalen Vorgänge und Reaktionen berücksichtigte.
Ziel seiner Methode ist es, falsche Haltungsgewohnheiten durch Selbstbeobachtung oder durch einen Lehrer zu erkennen und zu ändern; erlernte, auch psychisch bedingte Verhaltensmuster durch die Aufrichtung des Körpers und Lockerheit der gerade nicht benötigten Muskulatur zu ersetzen (also z.B. beim Sitzen oder Gehen nicht die Schultern hochzuziehen, Hände und Füße zu verkrampfen, usw.). Dabei sollten die Bewegungen des Lernenden sehr langsam sein, damit er auch kleinste Veränderungen wahrnehmen kann.
Wie die oben erwähnte Studie aufzeigt, konnten haltungsbedingte Verspannungen und Schmerzen durch die geänderten Gewohnheiten nachhaltig verbessert werden.
Hypnose
Das griechische Wort "Hypnos" bedeutet eigentlich Schlaf - das Wort "Hypnose" wurde erstmalig im Jahr 1850 vom englischen Arzt James Braid als Bezeichnung für einen Trancezustand benutzt, obwohl Trance nichts mit Schlaf zu tun hat. Wie auch bei der Meditation zeigt die Hirntätigkeit vielmehr einen Zustand "entspannter Wachheit" mit Alphawellen. Dieser Zustand der Wachheit sorgt dafür, dass der Patient stets die Kontrolle über das Geschehen behält, auch wenn die Showhypnose in den Medien auf unseriöse Weise oft das Gegenteil suggeriert.
Dirk Revenstorf und Reinhold Zeyer ("Hypnose lernen") definieren den Zustand der Trance als "alles, was wir nicht mit der bewussten Aufmerksamkeit lenken" (S. 21). Das bedeutet, dass man in diesem Zustand sowohl aktiv sein kann (mechanisch Arbeiten ausführen oder Sport treiben) wie auch passiv, wenn die Aufmerksamkeit von einem spannenden Ereignis gefesselt ist.
Nutzen der Hypnose
Es ist erwiesen, dass Hypnose Leistungen steigern und Stress abbauen kann; durch die Entspannung wird der Abbau von Stresshormonen gefördert, die das Immunsystem herunterfahren, so dass Hypnose, wie auch Entspannungstechniken wie Tiefenentspannung, Autogenes Training usw. letztlich die Selbstheilungskräfte für eine Vielzahl von Krankheiten auch entzündlicher Natur anregt. Zusätzlich wird der Patient durch Affirmationen bei der Selbstheilung unterstützt und kann oft bis zur Wurzel seiner Verhaltensmuster oder Krankheiten vordringen. Bei der Selbsthypnose ist der Trancezustand weniger tief als bei der Hypnose, doch auch hier lassen sich gute Erfolge erzielen.
Was geschieht bei der klinischen Hypnose?
Der Patient hat zunächst ein Vorgespräch mit dem behandelnden Arzt oder Psychologen; er erläutert seine Probleme und legt seine Ziele fest. Auch bei der Selbsthypnose ist es wichtig, dass der Patient sich klar macht, wo seine Schwächen liegen und was er erreichen möchte. Die Ziele sollten stets positiv und in der Gegenwart formuliert sein, da das Unterbewusste keine negativen Formulierungen versteht (also nicht: "Ich will nicht mehr ängstlich sein", sondern "Ich bin mutig"). Interessant ist es für den Patienten auch, festzustellen, worin seine Schwäche ihm bislang gedient hat (etwa, von anderen geschont oder getröstet zu werden). Dabei sollte man auch versuchen festzustellen, wie sich die Stressbelastung jeweils äußert (Rückenschmerz, beschleunigter Herzschlag, feuchte Hände...).
Sind die Ziele klar, dann wird der Patient in einen Zustand großer Ruhe und Entspannung geführt. Das kann mit Hilfe von Suggestionen geschehen. Es ist unerheblich, welche Körperstellung der Patient dabei einnimmt (liegen, sitzen). Dem Therapeuten stehen nun unterschiedliche Techniken zur Verfügung; er kann versuchen, den Patienten an sein Unterbewusstsein heranzuführen (dies geschieht oft, indem dem Patienten gesagt wird, er solle sich vorstellen eine Treppe Schritt für Schritt hinunterzugehen oder mit der Rolltreppe oder dem Lift nach unten zu fahren) und den Patienten auffordern, sich an Situationen zu erinnern, in denen das auftrat, was der Patient loswerden möchte. Oft fällt dem Patienten dabei etwas ein, was er ohne die Trance gar nicht mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht hätte. So berichten die Autoren Revenstorf und Zeyer (ebenda), eine Patientin, die sich durch Hypnose das Rauchen abgewöhnen wollte, habe sich unter Hypnose mit einer nicht angezündeten Zigarette in der Hand plötzlich erinnert, dass sie mit dem Rauchen angefangen habe, als ihr Mann verstarb.
Quellen
- Faller/Schünke, Der Körper des Menschen, Thieme-Verlag, 15.Auflage 2008
- Wolfgang Keßler, Yoga... und der Rücken atmet auf
- Hans Heinrich Rhyner, Das große Ayurveda Praxis Handbuch
- Dirk Revenstorf/Reinhold Zeyer, Hypnose lernen, Verlag Carl-Auer, 7. Auflage 2006
Siehe auch
- Yogatherapie
- Psychologische Yogatherapie
- Ayurveda
- Hot-Stone-Massage
- Alexandertechnik
- Autogenes Training
- Hypnose
- Craniosacraltherapie
- Osteopathie
- Arthose
- Arthritis
- Osteoporose
- Wirbelsäule
- Rückenschmerzen
- Bandscheibe
- Discusprolaps, Bandscheibenvorfall
- Morbus Bechterew
- Morbus Scheuermann
- Cauda-Equina-Syndrom
- Gleitwirbel
- Hernie
- Skoliose
- Lordose
- Hohlkreuz, Hyperlordose
- Kyphose
- Rundrücken, Hyperkyphose
- Hexenschuss, Lumbago
- Beckenschiefstand
Literatur
- Handbuch Anatomie - Bau und Funktion des menschlichen Körpers
- Wolfgang Keßler, Yoga... und der Rücken atmet auf
- Satyananda Yoga Zentrum, Häufige Krankheiten aus yogischer Sicht
- Yoga Vidya Audio CD, Yoga für den Rücken
- Das Yoga Vidya Asana Buch
- Swami Vishnudevananda, Das große illustrierte Yogabuch
- Swami Asana Pranayama Mudra Bandha Satyananda Saraswati
- Yoga Vidya Audio CD, Yogakurs Anfänger
- Yoga Vidya Audio CD Meditation
- Yoga Vidya Audio CD Pranayama für Anfänger
- Remo Rittiner, Das große Yoga-Therapiebuch
- Swami Satyananda Saraswati, Yoga Nidra
- Hans Heinrich Rhyner, Das große Ayurveda Praxis Handbuch