Buße: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 15:40 Uhr
Buße ist Reue für begangenes Unrecht. Buße erzeugt Frische für das Leben. Buße ist die Reue für früheres, falsches Verhalten.
Buße ist eine reuevolle Abkehr einer früheren Lebensführung. Buße ist Reue für etwas, das man getan hat, mit dem Wunsch, die Dinge richtig zu tun, indem das Falsche rückgängig gemacht wird und das Richtige getan wird.
Buße heißt etwas bereuen und dafür etwas tun. Man hat etwas getan, was ethisch nicht korrekt war. Man bereut es und ist bereit dafür Buße zu tun. Oder man wird vom Schicksal oder anderen zur Buße gezwungen.
Sukadev über Buße
Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Buße
Heute geht es um Buße, ein Wort, das heute ziemlich altmodisch klingt, das aber in früheren spirituellen Traditionen eine wichtige Rolle gespielt hat. Ein bestimmter Mechanismus, die Religionen haben hohe Ideale gegeben. Also, du sollst nicht töten, du sollst nicht lügen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht Ehe brechen, du sollst Vater und Mutter ehren, du sollst den Namen deines Gottes nicht umsonst gebrauchen, das sind so einige der zehn Gebote. Und dann geht es noch weiter, und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, du sollst Gott lieben über alle Maßen. Das sind hohe Ideale und dann ist der Mensch nicht in der Lage, das zu erfüllen, also wird er Verfehlungen haben und das wird dann als Sünde bezeichnet.
Wenn man gegen die Gebote Gottes verstößt, dann lädt man Schuld auf sich und dann hat man eine Sünde begangen. Die Sünde führt zur Absonderung und die Absonderung führt dazu, dass es einem nicht gut geht. Jetzt gilt es, dort Reue zu zeigen und es zu bereuen. Und wenn man das bereut, dann gilt es, Buße zu zeigen. Und Buße heißt dann, aktiv etwas auch zu tun. Erst kann man Buße im Inneren fühlen, dann heißt aber auch Buße, es wieder gut zu machen. Also zum Beispiel im Christlichen, indem man den Rosenkranz betet, besonders häufig in den Gottesdienst geht, indem man eine gewisse Spende gibt, indem man uneigennützig eine ehrenamtliche Tätigkeit macht, karitative Werke macht oder indem man sich selbst kasteit. Ein paar Tage lang nichts isst oder eben fastet oder auf bestimmte Lebensmittel verzichtet, vielleicht nur häherne Gewänder tragen oder keine Heizung anmachen, auf dem Boden schlafen, das sind noch die harmlosesten der Kasteiungen, die in früheren Zeiten im Christentum durchaus üblich waren und in manchen Kreisen, wie z.B. Opus Dei, bis heute üblich sind.
Dieses Prinzip gab es durchaus auch in Indien, in bestimmten Richtungen des Hinduismus war es auch durchaus üblich, so genannte Papas, Sünden, zu büßen, indem man Yajna, Tapas und Dana übt. Also, man hat sich schuldig gemacht und um das wieder auszugleichen und zu sühnen, tut man Buße. Man tut Buße, indem man intensive Askese übt, Tapas, das kann auch spirituelle Praktiken heißen in intensiver Form, es kann aber auch heißen eben fasten und auf einem Bein stehen und im sehr kalten Wasser sein und vieles andere, Tapas. Dann als zweites dann Yajna, also Rituale wie Feuerzeremonien, Pujas usw. Und als drittes, Dana heißt Spenden geben und für andere Gutes tun. Das sind alles Bußübungen. Heutzutage ist in den meisten religiösen und spirituellen Traditionen dieses Konzept der Buße etwas aus der Mode gekommen. Schon Krishna in der Bhagavad Gita, und die soll ja traditionell mindestens 5000 Jahre alt sein, hat sich gegen dieses Konzept von Buße gewandt, Patanjali im Yoga Sutra auch. Martin Luther hat sich dagegen gewandt. Dieses Konzept, wir machen uns schuldig und wir müssen dann Buße tun, um es wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Aber es ist manchmal durchaus hilfreich, Buße zu tun. Es mag zwar sein, dass z.B. Krishna und Patanjali sagen: „Mache das, was du tust, so gut, wie du kannst, handle nach bestem Wissen und Gewissen, übergib es Gott und wenn dann etwas passiert, dann brauchst du es nicht zu bereuen und selbst wenn du es bereust, dann stehe anschließend wieder auf und beginne von vorne.“ Oder auch Martin Luther hat gesagt, nicht nur Martin Luther hat das gesagt, sondern Paulus hat das ja schon gesagt: „Jesus ist für die Vergebung der Sünden gestorben, deshalb, du brauchst bloß daran glauben und dann werden dir deine Sünden vergeben, du brauchst keine Bußübungen zu machen.“ Aber es ist schon notwendig, irgendwo festzustellen: „Ja, ich habe einen Fehler gemacht.“ Das würde man heute sagen. Früher hätte man gesagt: „Ich habe eine Sünde begangen.“ Heute würde man sagen: „Ich habe einen Fehler gemacht, es war nicht richtig. Und ich will es jetzt wieder gut machen. Wie kann ich es gut machen?“ Heute gibt es dort eine andere Weise, wie man Buße übt.
Heute ist vor allen Dingen wichtig, dass man es gegenüber anderen erklärt. Angenommen, du hast etwas getan, was nicht richtig war, dann ist es wichtig, zu sagen, bei denen die es betrifft oder mit denen du zusammen bist: „Du, Sie, ich habe hier einen Fehler gemacht, es war nicht richtig, es tut mir Leid. Ich will es wieder gutmachen. Ich bitte um Entschuldigung.“ Also, man bittet um Entschuldigung und dieses um Entschuldigung bitten, das ist eine Art Buße. Und dann sagt der andere, was er von einem will. Und dann kann man das versuchen, umzusetzen und so kommt die Psyche wieder ins Gleichgewicht. Dies ist auch eine moderne Form des Täter-Opfer-Ausgleichs.
Es gibt ja die Feststellung, dass, jemanden ins Gefängnis zu stecken, nicht unbedingt hilfreich ist, dass der anschließend ein straffreier Bürger wird. Aber der Täter-Opfer-Ausgleich ist etwas Gutes. Wenn jemand etwas Schlimmes getan hat, wenn er in der Lage ist, es zu bereuen und dann das demjenigen, dem er Böses getan hat, sagen kann: „Sie, ich habe etwas Schlimmes gemacht, das war nicht richtig, ich bereue es, es tut mir Leid.“ Der andere hört sich das an und dann kann man überlegen, vielleicht gemeinsam überlegen, typischerweise mit einem Mediator und mit geschulten Menschen: „Wie könnte man probieren, das wenigstens Ansatzweise wieder gut zu machen?“ Und aus dieser Wiedergutmachung kommt dann Heilung. Das ist eine moderne Buße, die sehr hoch wirksam ist. Diese Art von Buße ist etwas, was die moderne Form ist, wie man mit Schuld und Reue umgeht.
In früheren Zeiten gab es andere Weisen und es gilt auch, zu erkennen, unterschiedliche Kulturen entwickeln unterschiedliche Weisen, wie man mit Schuld und Fehlern umgeht. Das waren jetzt einige Gedanken zu Buße, Umgang mit Fehlern, Schuld, Sünde, Reue usw. Überlege selbst, was du dazu denkst, was du dazu meinst, was du tust, wenn du meinst, du hast einen Fehler gemacht, wie du damit umgehst, wenn andere dich ungerecht behandeln, was du denkst, was vielleicht richtig wäre. Was könntest du jemandem raten, der dir gegenüber sich schlecht verhalten hat? Einige Überlegungen, und es ist gut, sich solche Fragen auch mal zu stellen, auch wenn es nicht die inspirierendsten, erhabensten Fragen sind, berühren sie doch Grundlagen des Menschseins, Grundlagen insbesondere des Zwischenmenschlichen, der Kommunikation, der Liebe, des Mitgefühls und damit letztlich auch der Spiritualität.
Swami Sivananda über Buße
Der indische Yoga Meister und Weise Swami Sivananda schreibt in seinem Buch „How to Cultivate Virtues und Eradicate Vice“ über Repentance. Man kann repentance übersetzen als Reue, als Buße, als tätige Reue, als Bedauern und Bußfertigkeit. Im folgenden wird der Begriff Repentance mit Buße übersetzt – auch wenn manchmal Bedauern bzw. Reue besser passen würde:
Buße ist der Zerstörer der Sünden. Sie reinigt das Herz. Jede Träne hat eine reinigende Eigenschaft. Buße erzeugt ein Hinbewegen zu einem neuen und besseren Leben. Sie hat eine gewaltige reinigende Kraft. Wahre Buße ist, alle Sünden aufzugeben.
Buße ist Bedauern oder Kummer auf Grund einiger falscher Handlungen oder früherer Missetaten. Buße ist ein starkes Bedauern vergangener, schlimmer Handlungen und ein aufrichtiger Entschluss und das Bemühen bis zum Äußersten unserer Kraft, dass alle Handlungen mit Gottes Gesetz übereinstimmen.
Buße ohne eine Änderung des Herzens und der inneren Haltung, ohne Besserung, ist untauglich. Späte Reue wird kein greifbares Ergebnis hervorbringen. Buße muss mit einem reuevollen oder bußfertigen Herzen einhergehen. Es muss eine aufrichtige und vollständige Änderung des Geistes und der Einstellung bezüglich der Sünden vorhanden sein. Anderenfalls wird es nicht fruchten.
Buße ist Reue mit Selbstverachtung für Sünde und einer völligen Abkehr von Sünde. Bußfertigkeit ist vergänglich und beinhaltet nicht die Änderung des Charakters oder der inneren Haltung. Reue ist ein beißendes oder nagendes Schuldgefühl zurück auf das Herz, ohne Andeutung göttlicher Vergebung. Bedauern ist Kummer für irgendeine schmerzliche oder verdrießliche Sache. Man ist mit Reue für sein Fehlverhalten ergriffen. Bedauern kann ohne Reue sein, was die Folgen allein betrifft, aber es gibt keine Reue ohne Bedauern. Reue ist ein überwältigendes Bedauern der Sünden gegenüber der göttlichen Heiligkeit und Liebe. Selbstgefälligkeit, Selbstzufriedenheit, Selbstbeifall und Ungeduld sind das Gegenteil von Reue.
Copyright Divine Life Society
Buße und andere Tugenden
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Buße in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Buße
Ähnliche Eigenschaften wie Buße, also Synonyme zu Buße sind z.B. Kasteiung, Sühne, Reue, Wiedergutmachung .
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Buße übertrieben kann ausarten z.B. in Zerknirschung, Selbstvorwürfe, Selbstbestrafung, schlechtes Gewissen . Daher braucht Buße als Gegenpol die Kultivierung von Unschuld, Einfachheit, Offenheit, Vertrauen, Optimismus .
Gegenteil von Buße
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Buße, Antonym zu Buße :
- Positive Gegenteile von Buße, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Unschuld, Einfachheit, Offenheit, Vertrauen, Optimismus
- Negative Gegenteile von Buße, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Leichtsinn, Wagemut, Tollkühnheit, Verletzen, Uneinsichtigkeit, Gewissenlosigkeit, Verantwortungslosigkeit, Unmoral
Buße im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Buße gehört zur Tugendgruppe 6 Gelassenheit, Ruhe. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Gelassenheit und Ausgeglichenheit
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Buße zum Persönlichkeitsfaktor C1 Gewissenhaftigkeit hoch: effektiv, organisiert, verlässlich]]
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Buße zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Buße zum Pitta Temperament bzw. Dosha.
Vortragsmitschnitt zu Buße - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Buße, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Buße
Eigenschaften im Alphabet nach Buße
Literatur
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
Weblinks
- Meditation - Viele Infos und praktische Anleitungen
- Yoga Übungen
- Yogaschulen und Yoga Zentren
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