Räkelyoga: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie:Yoga Vidya Journal]]
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Version vom 2. August 2022, 09:59 Uhr

Räkelyoga -


Räkle dich frei! Oder, wie Räkelyoga Blockaden löst

Asana Fisch für Herzöffnung und Kultivierung von Mitgefühl

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 42 Frühjahr 2021 von Erkan Batmaz -

Ich freue mich, dass ich einen Beitrag zu dem diesmaligen Journalthema „Energie und Tatkraft“ schreiben kann.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch meine Freude über meine Erfahrung mit mir selbst und anderen zum Ausdruck bringen, welche positiven Wirkungen die regelmäßige Praxis von Yoga unter anderem in Bezug auf die Lösung von Verspannungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen hat, deren Vorhandensein sich auf der anderen Seite ungünstig auf die Entfaltung von Energie und Tatkraft auswirken kann. Auch mache ich an mir und anderen die Erfahrung, wie sich die Lösung des physischen Körpers auf die Freisetzung von zuvor blockierten Energien und somit der befreienden Entfaltung des Geistes auswirken kann. Die Beschreibung, wie ich persönlich und aufgrund der Erfahrung mit Teilnehmenden und Praktizierenden diese Zusammenhänge erfahre und betrachte, möchte Inhalt dieses Beitrags sein.

Die Sache mit Räkelyoga

So eigenartig die Bezeichnung dieser neuen Yoga-Variation für so manche auch klingen mag, so bezeichnend möchte sie zugleich für die Inhalte und Wirkungen dessen sein, was sich hinter ihr verbirgt.

Während sich unter den Begriffen „Yoga“ und „Räkeln“ für sich allein genommen mehr oder weniger etwas vorgestellt werden kann, scheint ihre Zusammenführung die einen oder anderen Yoga-Interessierten zu unterschiedlichen Vorstellungen oder Fragezeichen zu führen. „Räkelyoga, was soll das sein?“, habe eine Yogalehrerin abfällig gefragt, wie ich von einer Kollegin erfuhr, oder: „Unter Räkelyoga habe ich mir etwas Obszönes vorgestellt“, teilte mir eine andere Kollegin mit und brachte mich herzhaft zum Lachen. Was ich an dieser Stelle zunächst einmal selbst dazu sagen kann, ist, dass Räkelyoga in jedem Fall Humor hat und ich persönlich mich über jede Art von Neugier und Spekulation und selbst über Skepsis freue. Meine Freude über Letzteres kommt deshalb zustande, weil ich inzwischen besonders oft mitgeteilt bekommen habe, dass, nach vorheriger Skepsis, die Freude über die anschließend positiven Wirkungen des Räkelyoga sehr groß war.

Bitte, Eingebung und Entfaltung

Räkelyoga hat sich Ende 2014 entwickelt, als ich nach einer Möglichkeit suchte, meine Spannungen auf eine möglichst natürliche und selbstverständliche und um ehrlich zu sein, leichtere Art und Weise zu lösen, als ich es bis dahin vermochte. Um weiterhin ehrlich zu sein, war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich, im Gegensatz zu den Anfängen meiner Yoga Praxis, durch meine Art des Praktizierens inzwischen mehr Spannungen in meinem Körper erzeugte, als ich zu lösen vermochte. Ego, Ehrgeiz und Ungeduld sind Begriffe, die meine Praxis begleiteten. Allerdings verurteile ich diese Begriffe heute nicht. Erst durch Erkennen und Annehmen ihres Daseins sind sie zu handhabbaren Anteilen meines Selbst geworden.

Wenn ich im Leben allgemein und vor allem in meiner Yoga Praxis das Gefühl bekomme, nicht mehr weiterzukommen, dann spreche ich mit dem Erleben seiner Inhalte folgenden Satz aus: „Ich bitte um Eingebung.“ Auf diese Weise bekomme ich Zugang zu einer Ebene, die meine kognitive Ebene überschreitet und gelange in die Erfahrung von Informationen und Zusammenhängen, die mir auf der Ebene des Verstandes nicht zuteil werden. Entsprechend meinen persönlichen Wahrnehmungen ist es der Bereich des Interpretativen, des Intuitiven, des Kreativen, der Reich der Ideen. Auch empfehle ich Übenden, sich in solch einem Zugang zu üben. Ich habe nicht nur einmal die Erfahrung gemacht, dass es „funktioniert“. Die Übung kann dann erweitert werden mit der „Intuitiven Tagtraumschau“, die ich mit Teilnehmenden in Kursen praktiziere.

So habe ich in einem Moment tiefer Verzweiflung, in dem mir klar wurde, dass es mit meiner Art des Praktizieren so nicht mehr weiter gehen darf, um Eingebung gebeten.

Als Antwort begann ich mich am nächsten Tag in der Vorwärtsbeuge spontan zu räkeln. Unmittelbar begann mein Körper sich zu lösen und ich gelangte ungewöhnlich tief und schmerzfrei in die Stellung hinein. Ich war und bin innig dankbar mit dem Satz: „Ich danke für die Eingebung.“ Ego, Ehrgeiz und Ungeduld, die Eigenschaften, die mir zu einer Art von „Verhängnis“ geworden waren, wurden im selben Moment sichtbar in mir und verloren ihren fordernden und zugleich unbewussten Charakter, ich wollte einfach nur räkeln. Gleichzeitig konnte ich sie dabei sein lassen mit einem „Hallo, da seid ihr ja“.

Innerhalb von zwei Wochen haben sich dann schließlich zahlreiche Übungen von Fuß bis Kopf entfaltet, auf die ich das Räkeln anwenden und mit ihnen meinen Körper lösen konnte, wie es mir bis dahin nicht möglich geworden war. Räkelyoga war geboren. Im Laufe der Jahre haben sich die Übungen dann schließlich zu der Räkel Yoga Reihe modifiziert, mit der ich bis heute mit freudevollen Erfahrungen praktiziere und die ich in Kursen, Workshops und Seminaren mit großer Freude weitergebe.

Mit der Zeit habe ich Räkeln immer mehr als einen angeborenen Mechanismus erfahren, der dazu dient, Spannungen im Körper zu lösen und den Organismus physisch und energetisch zum Fließen zu bringen. Mit „energetisch“ meine ich in diesem Zusammenhang das Erlebbare im Körper, im Sinne von feinstofflichen Empfindungen, wie zum Beispiel Instinkten, Emotionen, Gefühlen und Kognitionen, die ihren Erlebensursprung im Becken-, Bauch-, Brust- und Kopfraum haben und sich von dort in den gesamten Körper entfalten können, sodass zum Beispiel die Gänsehaut, die durch eine Emotion ausgelöst wird, sich von ihrem Erlebens-Zentrum im Bauch bis in Rumpf, Beine, Arme und Kopf entfalten kann. Mit der Zeit wurde es mir auch möglich, Ego, Ehrgeiz und Ungeduld als dazugehörige Anteile meines, ja, des Daseins an sich, anzuerkennen und mich willentlich mit ihnen zu identifizieren: ich bin das, ich mache das, ich erlebe das. Ich erlebte und erlebe sie als dazugehörige Anteile meines Daseins, wodurch sie ihren unbewussten und dynamischen Charakter verlieren und zu nützlichen Anteilen meiner Selbst- und Fremdwahrnehmung werden.

Blockadenmuster

In all diesen Zusammenhängen spreche ich von „Blockadenmustern“, die ich als anhaltende Spannungen im physischen Körper beschreiben kann, die unbewusst angewendet werden, um unerwünschte Erlebensinhalte zurückzuhalten. Als Beispiel kann ich hierbei unter anderem die Emotion Wut anführen, die sich im Bauchraum entfalten „will“, jedoch aufgrund von Sozialisationsprozessen und anderen Lebenserfahrungen nicht zum Vorschein kommen „darf“ und dementsprechend durch unbewusstes Anspannen ihres Entstehungsortes, eben des Bauchraums, im Erleben und folglich im Verhalten zurückgehalten wird. Somit bewirkt ein Blockadenmuster, das zum Beispiel Emotionen zurückhalten soll, eine Verspannung im Bauchraum, die als Begleiterscheinung wahrscheinlich und unter anderem zu physischen, jedoch auch psychischenVerdauungsproblemen“ führen wird.

Je nachdem, wie intensiv die Gewohnheiten in Bezug auf die Anwendung von Blockadenmustern in Wechselwirkung mit den zu unterdrückenden Erlebensinhalten sind, kann die Spannung mehr oder weniger oft zustande kommen und mehr oder weniger lange bleiben.

Aus eigener Erfahrungen und den Erfahrungen aus meiner Praxis mit Teilnehmenden gehe ich in diesem Zusammenhang davon aus, dass intensive Blockadenmuster zu physischen Beeinträchtigungen und Funktionsstörungen sowie zu psychischen Einschränkungen in Bezug auf Erleben und Handeln führen.

Räkelyoga als Bewusstseinsarbeit

Die gute Nachricht in Bezug auf Blockadenmuster ist, dass sie, meinen bisherigen Erfahrungen entsprechend, entdeckt und gelöst werden können und es dadurch zunehmend möglich wird, die Aktivierung eines bewusst gewordenen Blockadenmusters in derjenigen Lebenssituation zu erkennen, die ihre Aktivierung bewirkt, sodass bewusst mit der Erfahrung in dieser Lebenssituation umgegangen werden kann, anstatt sie, wie gewohnt, weg zu kontrahieren. Das wiederum ermöglicht, bisher verdrängte Erlebensinhalte zu erkennen und angemessene Denk- und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, deren Fehlen beziehungsweise Nichtentwickeln können erst die Entstehung von Blockadenmustern begünstigen beziehungsweise überhaupt erst ermöglichen.

Das bedeutet zusammengefasst, dass das ursprüngliche Erleben durch das Blockadenmuster „ersetzt“ worden war und das angemessene Denk- und Handlungsmöglichkeiten erst gar keine Blockadenmuster aufkommen lassen.

Als einen der Wege, um Blockadenmuster zu erkennen und zu lösen, betrachte ich entsprechend meinen bisherigen Erfahrungen das „Räkelyoga“. Dabei mache ich die Feststellung, dass es möglich ist, den Vorgang der Entstehung von Blockadenmustern wieder rückgängig zu machen und das Ur-Erleben wieder zu erlangen, das sich hinter einem Blockadenmuster „verbirgt“, wie zum Beispiel Wut, Angst, Traurigkeit oder aber auch Freude, Freundlichkeit und Zuneigung. Unter anderem auf die Befreiung dieser und weiterer Ur-Erleben und das Nachholen ihrer „versäumten“ Integration möchten die Praktiken hinarbeiten, die sich im Laufe meiner Yoga Praxis entwickelt haben, zu denen neben Räkelyoga auch „Kausalmassage“, „Kundalini Yoga Sutra“ und „Yoga Sutra Meditation“ gehören.

Meine Vorstellung besteht in diesem Zusammenhang auch darin, dass zukünftige Generationen dermaßen kultiviert sein und dermaßen bewusst mit sich und ihrer Umwelt umgehen werden können, dass Blockadenmuster weder an sich selbst herbeigeführt, noch an andere Wesen Blockadenmuster hervorrufende Handlungsweisen und Äußerungen weitergegeben werden. Gleichzeitig bin ich überzeugt davon, dass das Wissen um die Funktion und Zusammenhänge von Blockadenmustern einen differenzierteren Umgang mit sich selbst und seinen jungen und erwachsenen Mitmenschen bewirkt.

Achtsamer Umgang mit sich selbst und anderen, ich glaube, davon sind wir als Kollektiv gar nicht so weit entfernt. Integrieren in diese Vorstellung möchte ich natürlich auch den Umgang mit den Tieren und der Natur.

Derzeit arbeite ich an der Verschriftlichung der Techniken, die ich praktiziere und weitergebe. Die Verschriftlichungen sollen vor allem auch denjenigen Lesenden dienen, die sich für die geplanten Fort- und Ausbildungen, unter anderem in Räkelyoga, interessieren.

Mein inniger Dank gilt an dieser Stelle Yoga Vidya, das dieser meiner Entwicklung gegenüber offen war und mir die Möglichkeit gegeben hat, die Modifikationen meiner Praxisinhalte, die mir nach der Ausbildung bei Yoga Vidya zuteil wurden, in Seminaren und Workshops in den Yoga Vidya-Ashrams und -Stadtzentren anzubieten und weiterzugeben.

Abschließend möchte ich den Beitrag mit dem Mantra verabschieden, das aus meinen bisherigen Erfahrungen mit mir selbst, anderen Wesen und dem Leben geboren wurde. Gleichzeitig möchte ich mit seinem Inhalt meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass selbst Begebenheiten wie „Blockadenmuster“ ein Teil unserer Bewusstseins-Entwicklung sind. Und wenn das so ist, so bin ich weiterhin überzeugt, dann gehört es jetzt auch dazu, sie zu erkennen, zu lösen und zu integrieren als eine der Begleiterscheinungen beim Übergang auf die uns als nächstes bevorstehende Bewusstseinsebene.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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