Formlos: Unterschied zwischen den Versionen
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''Die Auffassung von Vielfalt in der Einen Wirklichkeit (eka-vastu) ist nur eine Einbildung /falsche Vorstellung. Wie kann es da in der Wirklichkeit, die unveränderlich (nirvikara), formlos (nirakara) und eigenschaftslos (nirvishesha) ist, Verschiedenheit / Getrenntheit (bhida) geben?'' | ''Die Auffassung von Vielfalt in der Einen Wirklichkeit (eka-vastu) ist nur eine Einbildung /falsche Vorstellung. Wie kann es da in der Wirklichkeit, die unveränderlich (nirvikara), formlos (nirakara) und eigenschaftslos (nirvishesha) ist, Verschiedenheit / Getrenntheit (bhida) geben?'' | ||
=== Trennung existiert nur scheinbar === | |||
Immer wieder will uns [[Shankara]] vor Augen führen, dass die [[Trennung]]en nur scheinbar sind. Du bist das [[unsterbliche Selbst]] überall. Und du kannst dir zum Beispiel [[bewusst]] machen, dass du [[eins]] mit allen anderen bist, anstatt dir so viel [[Getrenntheit]] zu nehmen. Die [[Menschen]] heutzutage sind so von [[Individualität]] besessen. Sie meinen jeder [[Mensch]] ist anders. Jeder Mensch ist [[individuell]]. Auf einer relativen Ebene mag das auch sein. Aber nicht das Trennende ist wichtig, sondern das Verbindende, das [[Bewusstsein]]. | Immer wieder will uns [[Shankara]] vor Augen führen, dass die [[Trennung]]en nur scheinbar sind. Du bist das [[unsterbliche Selbst]] überall. Und du kannst dir zum Beispiel [[bewusst]] machen, dass du [[eins]] mit allen anderen bist, anstatt dir so viel [[Getrenntheit]] zu nehmen. Die [[Menschen]] heutzutage sind so von [[Individualität]] besessen. Sie meinen jeder [[Mensch]] ist anders. Jeder Mensch ist [[individuell]]. Auf einer relativen Ebene mag das auch sein. Aber nicht das Trennende ist wichtig, sondern das Verbindende, das [[Bewusstsein]]. | ||
=== Wir sind selbst auf der relativen Ebene formlos verbunden === | |||
Selbst auf einer relativen Ebene sind wir sehr viel mehr miteinander [[verbunden]] als wir das [[wissen]] oder uns im [[Alltag]] [[bewusst]] machen. | Selbst auf einer relativen Ebene sind wir sehr viel mehr miteinander [[verbunden]] als wir das [[wissen]] oder uns im [[Alltag]] [[bewusst]] machen. | ||
Wir [[atmen]] dieselbe [[Luft]]. Wenn du mit einem Menschen in einem [[Raum]] bist, dann sind in diesem Moment Partikel in deinen [[Lungen]], die vorher im [[Blut]] des anderen waren. Und in seinen Lungen sind Partikel, die vorher in deinem Blut waren. So weit sind wir miteinander verbunden. Wir sind auf der gleichen [[Erde]]. Wir haben die gleiche [[Schwerkraft]]. Wir trinken [[Wasser]]. Wir essen [[Nahrung]]. Diese Nahrung ist schon durch so viele andere [[Körper]] hindurchgegangen. In diesem Sinne sind wir auf einer relativen Ebene sehr verbunden. In unseren [[Bedürfnis]]sen sind wir sehr ähnlich. In [[Gedanken]] und [[Emotionen]] sind wir sehr ähnlich. | Wir [[atmen]] dieselbe [[Luft]]. Wenn du mit einem Menschen in einem [[Raum]] bist, dann sind in diesem Moment Partikel in deinen [[Lungen]], die vorher im [[Blut]] des anderen waren. Und in seinen Lungen sind Partikel, die vorher in deinem Blut waren. So weit sind wir miteinander verbunden. Wir sind auf der gleichen [[Erde]]. Wir haben die gleiche [[Schwerkraft]]. Wir trinken [[Wasser]]. Wir essen [[Nahrung]]. Diese Nahrung ist schon durch so viele andere [[Körper]] hindurchgegangen. In diesem Sinne sind wir auf einer relativen Ebene sehr verbunden. In unseren [[Bedürfnis]]sen sind wir sehr ähnlich. In [[Gedanken]] und [[Emotionen]] sind wir sehr ähnlich. | ||
=== Jeder Körper hat unterschiedliche Ausprägungen === | |||
[[Patanjali]] sagt, dass die Unterschiede zwischen [[Individuum|Individuen]] nur unterschiedliche Wege durch die gleiche [[Prakriti]] sind. Im Grunde genommen gibt es eine Prakriti, durch die verschiedene Wege führen. Das eine [[Bewusstsein]] wählt sich unterschiedliche Wege durch diese Prakriti. Mache dir das bewusst! Auf einer körperlichen Ebene bist du mit anderen [[Menschen]] verbunden. Auf einer geistigen Ebene haben wir alle ähnliche Bedürfnisse. Die Ausprägung ist anders. Der eine mag mehr süße Speisen, der andere mehr salzige Speisen. Einer mag mehr Rohes, ein anderer mehr Gekochtes. Trotzdem ist es nicht so unterschiedlich. Die Ausprägungen sind temporär anders. Auch deine Bedürfnisse sind heute anders als vor zehn oder zwanzig Jahren. Trotzdem, wenn du ein Foto von dir siehst vor zehn bis zwanzig Jahren, dann sagst du: „Das bin ich.“ Du hast heute weniger gemeinsam mit dem, den du da vor zwanzig Jahren siehst, als mit manchem anderen hier. Es gibt zwar unterschiedliche Ausprägungen, aber letztlich sind sich alle ähnlich. Und was Shankara besonders wichtig findet. Auf der Ebene des [[Selbst]] sind alle [[Eins]]. Deshalb lege nicht so viel Wert auf die Unterschiede. Lege mehr Wert auf die [[Gemeinsamkeit]]en und letztlich auf die [[Einheit]]. | [[Patanjali]] sagt, dass die Unterschiede zwischen [[Individuum|Individuen]] nur unterschiedliche Wege durch die gleiche [[Prakriti]] sind. Im Grunde genommen gibt es eine Prakriti, durch die verschiedene Wege führen. Das eine [[Bewusstsein]] wählt sich unterschiedliche Wege durch diese Prakriti. Mache dir das bewusst! Auf einer körperlichen Ebene bist du mit anderen [[Menschen]] verbunden. Auf einer geistigen Ebene haben wir alle ähnliche Bedürfnisse. Die Ausprägung ist anders. Der eine mag mehr süße Speisen, der andere mehr salzige Speisen. Einer mag mehr Rohes, ein anderer mehr Gekochtes. Trotzdem ist es nicht so unterschiedlich. Die Ausprägungen sind temporär anders. Auch deine Bedürfnisse sind heute anders als vor zehn oder zwanzig Jahren. Trotzdem, wenn du ein Foto von dir siehst vor zehn bis zwanzig Jahren, dann sagst du: „Das bin ich.“ Du hast heute weniger gemeinsam mit dem, den du da vor zwanzig Jahren siehst, als mit manchem anderen hier. Es gibt zwar unterschiedliche Ausprägungen, aber letztlich sind sich alle ähnlich. Und was Shankara besonders wichtig findet. Auf der Ebene des [[Selbst]] sind alle [[Eins]]. Deshalb lege nicht so viel Wert auf die Unterschiede. Lege mehr Wert auf die [[Gemeinsamkeit]]en und letztlich auf die [[Einheit]]. | ||
=== Spüre Einheit, denn wir sind Eins === | |||
In diesem Sinne möchte ich euch [[inspirieren]], Gemeinsamkeit zu [[spüren]]. Gemeinsamkeit, wenn nicht sogar Einheit. Heute ist also die besondere Aufgabe: | In diesem Sinne möchte ich euch [[inspirieren]], Gemeinsamkeit zu [[spüren]]. Gemeinsamkeit, wenn nicht sogar Einheit. Heute ist also die besondere Aufgabe: |
Version vom 7. Oktober 2020, 16:14 Uhr
Formlos bedeutet gestaltlos, ohne Form, ohne Gestalt, ohne Eigenschaft. Formlos kann auch unbezwungen sein. In der heutigen Zeit gibt es immer mehr Bürokratie und deshalb wird heute immer weniger formlos gemacht, sondern förmlich.
Formlos im yogischen Kontext
Formlos hat besonders in der Yoga Philosophie eine besondere Bedeutung. Formlos ist Gott. Brahman ist formlos. Das Göttliche an sich können wir uns nicht vorstellen. Das Göttliche ist jenseits der Gedanken der Menschen.
Das Formlose ist aber schwierig zu begreifen und deshalb wird empfohlen, dass man sich ein Bild von Gott macht. Ein Bild von Gott zu machen heißt, sich Gott irgendwie vorzustellen. Aber sich bewusst zu machen, dass Gott nicht so ist, wie wir ihn uns vorstellen. Aber über die Vorstellung von Gott können wir uns Gott vorstellen.
Das ist so ähnlich, wie wenn du einen Roboter hättest, mit dem du kommunizieren könntest, dann ist es gut, wenn der Roboter aussieht wie ein Mensch. Es fällt dir dann leichter, mit dem Roboter zu sprechen. Wenn der Roboter dagegen anders aussehen würde, wie z.B. nur wie eine Kugel, dann würdest du dich nicht so gerne mit ihm unterhalten wollen. Das, was den Roboter ausmacht, ist nicht die Gestalt, insbesondere wenn es ein Kommunikationsroboter ist. Was ihn ausmacht, ist sein Wissen, seine Kommunikation, seine Intelligenz, seine Fähigkeit, Antworten zu geben.
Gott ist formlos und gestaltlos, aber um mit Gott kommunizieren zu können ist es hilfreich, dir Gott irgendwie vorzustellen. Viele Menschen können sich am leichtesten Menschen vorstellen und so haben sich viele Religionen Gott als einen Menschen vorgestellt. In der christlichen Religion wird Gott oft als Mann mit langem Bart dargestellt. In manchen der vatikanischen Kirchen z. B. findet man Gott tatsächlich mit langem Bart. In Barockkirchen wird Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist dargestellt. Gott Sohn als Jesus Christus, oft am Kreuz dargestellt, Gott Vater als Mann mit Bart und heiliger Geist als Taube. Natürlich haben Gott Vater und heiliger Geist keine Gestalt, aber wir können sie uns vorstellen und so Kontakt aufnehmen. So ist auch im Vedanta Gott formlos, Nirguna Brahman, formlos, gestaltlos, eigenschaftslos. Aber wir können uns Gott auch als Brahma, Vishnu, Shiva vorstellen, als Lakshmi, Durga, Saraswati, Kali vorstellen, oder wie auch immer wir ihn uns vorstellen wollen. Wir müssen nur wissen, dass Gott nicht so ist, wie wir ihn uns vorstellen. Aber über die Vorstellung können wir mit Gott kommunizieren.
Formlos - Video
Videovortrag über Formlos:
Verstehe etwas mehr über das Thema Formlos durch dieses Vortragsvideo. Sukadev denkt laut nach über das Wort bzw. den Ausdruck Formlos aus dem Geist des Humanismus und des ganzheitlichen Yoga.
Formlos Audio Vortrag
Hier findest du die Tonspur des oberen Videos, also einen Audio Vortrag über Formlos:
<html5media>https://yoga-inspirationen.podspot.de/files/Formlos.mp3</html5media>
Viveka Chudamani - Die Höchste Wirklichkeit ist unveränderlich, formlos und eigenschaftslos
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 400 von Sukadev Bretz -
Die Auffassung von Vielfalt in der Einen Wirklichkeit (eka-vastu) ist nur eine Einbildung /falsche Vorstellung. Wie kann es da in der Wirklichkeit, die unveränderlich (nirvikara), formlos (nirakara) und eigenschaftslos (nirvishesha) ist, Verschiedenheit / Getrenntheit (bhida) geben?
Trennung existiert nur scheinbar
Immer wieder will uns Shankara vor Augen führen, dass die Trennungen nur scheinbar sind. Du bist das unsterbliche Selbst überall. Und du kannst dir zum Beispiel bewusst machen, dass du eins mit allen anderen bist, anstatt dir so viel Getrenntheit zu nehmen. Die Menschen heutzutage sind so von Individualität besessen. Sie meinen jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch ist individuell. Auf einer relativen Ebene mag das auch sein. Aber nicht das Trennende ist wichtig, sondern das Verbindende, das Bewusstsein.
Wir sind selbst auf der relativen Ebene formlos verbunden
Selbst auf einer relativen Ebene sind wir sehr viel mehr miteinander verbunden als wir das wissen oder uns im Alltag bewusst machen. Wir atmen dieselbe Luft. Wenn du mit einem Menschen in einem Raum bist, dann sind in diesem Moment Partikel in deinen Lungen, die vorher im Blut des anderen waren. Und in seinen Lungen sind Partikel, die vorher in deinem Blut waren. So weit sind wir miteinander verbunden. Wir sind auf der gleichen Erde. Wir haben die gleiche Schwerkraft. Wir trinken Wasser. Wir essen Nahrung. Diese Nahrung ist schon durch so viele andere Körper hindurchgegangen. In diesem Sinne sind wir auf einer relativen Ebene sehr verbunden. In unseren Bedürfnissen sind wir sehr ähnlich. In Gedanken und Emotionen sind wir sehr ähnlich.
Jeder Körper hat unterschiedliche Ausprägungen
Patanjali sagt, dass die Unterschiede zwischen Individuen nur unterschiedliche Wege durch die gleiche Prakriti sind. Im Grunde genommen gibt es eine Prakriti, durch die verschiedene Wege führen. Das eine Bewusstsein wählt sich unterschiedliche Wege durch diese Prakriti. Mache dir das bewusst! Auf einer körperlichen Ebene bist du mit anderen Menschen verbunden. Auf einer geistigen Ebene haben wir alle ähnliche Bedürfnisse. Die Ausprägung ist anders. Der eine mag mehr süße Speisen, der andere mehr salzige Speisen. Einer mag mehr Rohes, ein anderer mehr Gekochtes. Trotzdem ist es nicht so unterschiedlich. Die Ausprägungen sind temporär anders. Auch deine Bedürfnisse sind heute anders als vor zehn oder zwanzig Jahren. Trotzdem, wenn du ein Foto von dir siehst vor zehn bis zwanzig Jahren, dann sagst du: „Das bin ich.“ Du hast heute weniger gemeinsam mit dem, den du da vor zwanzig Jahren siehst, als mit manchem anderen hier. Es gibt zwar unterschiedliche Ausprägungen, aber letztlich sind sich alle ähnlich. Und was Shankara besonders wichtig findet. Auf der Ebene des Selbst sind alle Eins. Deshalb lege nicht so viel Wert auf die Unterschiede. Lege mehr Wert auf die Gemeinsamkeiten und letztlich auf die Einheit.
Spüre Einheit, denn wir sind Eins
In diesem Sinne möchte ich euch inspirieren, Gemeinsamkeit zu spüren. Gemeinsamkeit, wenn nicht sogar Einheit. Heute ist also die besondere Aufgabe: Spüre immer wieder, dass wir ähnlich sind! Und wenn möglich spüre: Wir sind eins.
Siehe auch
Weitere Begriffe im Kontext mit Formlos
Einige Begriffe, die vielleicht nicht direkt zu tun haben mit Formlos, aber vielleicht doch interessant sein können, sind unter anderem Fliegender Yogi, Existenz, Erscheinungswelt, Ganzheit, Gesegnet, Ghatashtha Yoga.
- Arjuna
- Yoga Ausbildung Hannover
- Mudras Hirschi
- Mantras und Musik Seminare
- Entspannungstherapie Ausbildung
Literatur
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
- James Swartz: Yoga der Liebe
- James Swartz: Yoga der drei Energien, auch als eBook
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Inspiration und Weisheit
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
Seminare
Tanz und Bewegung Seminare
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Formlos - weitere Infos
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Zusammenfassung
Das Substantiv Formlos kann gesehen werden im Kontext von Vedanta, Philosophie, Psychologie.