Sanskrit Kurs Lektion 32: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. Januar 2018, 17:44 Uhr
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Der Optativ (2)
In Lektion 31 haben wir die Verwendung des Optativs betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält zwei Verben im Optativ.
Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika
Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem zweiten Kapitel (Upadesha), das der Praxis des Pranayama gewidmet ist. Der 2. Vers beschreibt den engen Zusammenhang von Atem (Vata) und Geist (Chitta).
- चले वाते चलं चित्तं निश्चले निश्चलं भवेत् |
- योगी स्थाणुत्वमाप्नोति ततो वायुं निरोधयेत् || २.२ ||
- wissenschaftliche Transliteration:
- cale vāte calaṃ cittaṃ niścale niścalaṃ bhavet |
- yogī sthāṇutvam āpnoti tato vāyuṃ nirodhayet || 2.2 ||
- vereinfachte Transkription:
- chale vate chalam chittam nishchale nishchalam bhavet |
- yogi sthanutvam apnoti tato vayum nirodhayet || 2.2 ||
- Wort-für-Wort-Übersetzung:
- cale vāte : wenn der Atem ("Wind", Vata, Lok. Sg. m.) unstet, beweglich ist (Chala, Lok. Sg. m.)
- calaṃ : unstet, beweglich (Nom. Sg. n.)
- cittaṃ : der Geist (Chitta, Nom. Sg. n.)
- niścale : unbeweglich (Nishchala, Lok. Sg. m.)
- niścalaṃ : unbeweglich (Nom. Sg. n.)
- bhavet : ist, wird (bhū, Verb)
- yogī : ein Yogi (Yogin, Nom. Sg. m.)
- sthāṇutvam : Bewegungslosigkeit (das "bewegungslos-Sein", Sthanu-tva, Akk. Sg. n.)
- āpnoti : erreicht (āp)
- tataḥ : daher, deshalb (Tatas, Adverb)
- vāyuṃ : den Atem ("Wind", Vayu, Akk. Sg. m.)
- nirodhayet : man soll anhalten ("einsperren", ni + rudh, Verb)
- Übersetzung:
- Wenn der Atem unstet ist, ist der Geist unstet, wenn der Atem still steht, steht der Geist still.
- Dann erreicht der Yogi Bewegungslosigkeit. Deshalb soll man den Atem anhalten.
Erläuterungen
- Die beiden Lokative (Saptami) cale (Adjektiv) und vāte (Substantiv) bilden zusammen einen absoluten Lokativ, der die Voraussetzung für die nachfolgende Aussage beschreibt.
- Das Adjektiv calam ist eine nähere Bestimmung (Visheshana) zu cittam und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Neutrum.
- Das Adjektiv niścale bezieht sich auf vāte und steht daher ebenfalls im Lokativ Singular Maskulinum.
- Das Adjektiv niścalam bezieht sich auf cittam und steht somit wie dieses im Nominativ Singular Neutrum.
- Die Verbform bhavet ("er ist, er wird sein") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart der Verbalwurzel (Dhatu) bhū. Der Optativ drückt hier einen Zustand aus, der in der Zukunft mit Wahrscheinlichkeit eintreten wird.
- Der Nominativ yogī ist das logische Subjekt der Verbalhandlungen āpnoti und nirodhayet.
- Die Verbform āpnoti ("er erreicht") ist die 3. Person Singular Indikativ (Präsens Aktiv bzw. Parasmaipada) von der Verbalwurzel āp "erlangen, erreichen".
- Das Adverb tataḥ "deshalb" ist formal ein Ablativ des Demonstrativpronomens Tad. Es schließt syntaktisch an den vorangehenden Satz an.
- Der Akkusativ vāyum ist logisches Objekt (Karman) der Verbalhandlung nirodhayet.
- Die Verbform nirodhayet ("man/er soll anhalten") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart des Kausativs der Verbalwurzel rudh, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) ni "anhalten, zurückhalten, einsperren" bedeutet. Der Optativ drückt hier eine neutrale Anweisung aus.
- Syntax: Dieser Shloka besteht aus drei Sätzen (Vakya), die jeweils ein eigenes Verb (Akhyata) haben. Der erste Halbvers (Pada) bildet einen vollständigen Satz, dessen Verbalhandlung der Optativ bhavet ist. Der erste Satz des zweiten Halbverses lehnt sich syntaktisch an den ersten an (Verb: āpnoti, 3. Pada). Die Verbalhandlung des dritten Satzes ist der Optativ nirodhayet (4. Pada).
- Sandhi: Die Form tato steht für tataḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: v) zu -o wird. Die Endung m von calam, cittam, niścalam und vāyum geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara (ṃ) über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen werden kann. In streng traditioneller Rezitation wird Anusvara jedoch, abhängig vom folgenden Konsonanten, als dessen Klassennasal ausgesprochen: calaṃ cittaṃ niścale niścalaṃ bhavet sprich: calañ cittan niścale niścalam bhavet; vāyuṃ nirodhayet sprich: vāyun nirodhayet.
Metrische Analyse des 3. und 4. Pada
Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal (auf den noch ein Konsonant folgen kann), oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:
Silbe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
Devanagari | यो | गी | स्था | णु | त्व | मा | प्नो | ति | त | तो | वा | युं | नि | रो | ध | येत् |
Transliteration | yo | gī | sthā | ṇu | tva | mā | pno | ti | ta | to | vā | yuṃ | ni | ro | dha | yet |
Silbenlänge | lang | lang | lang | lang* | kurz | lang | lang | lang** | kurz | lang | lang | lang* | kurz | lang | kurz | lang |
Symbol | – | – | – | – | υ | – | – | – | υ | – | – | – | υ | – | υ | – |
Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten**. Die Positionslänge der 4. Silbe in Pada 3 und 4 ergibt sich durch die Aufteilung in ṇut-va bzw. yuṃ-ni.
**Unabhängig von ihrer eigentlichen Kürze oder Länge gilt die 8. bzw. letzte Silbe eines Versviertels stets als lang, da ihr eine Pause folgt.
Weblinks
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- Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu…
- Dr. phil. Oliver Hahn
Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
- Sanskrit Kurs Lektion 12
- Sanskrit Kurs Lektion 13
- Sanskrit Kurs Lektion 14
- Sanskrit Kurs Lektion 15
- Sanskrit Kurs Lektion 16
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