Rheuma und Gicht

Aus Yogawiki

Rheuma und Gicht Rheuma ist eine unspezifische Bezeichnung für alle möglichen Gelenksprobleme, welche auf Stoffwechselstörungen beruhen. Yoga bietet zahlreiche Übungen, um damit besser umzugehen und diese Erkrankung zu mildern.

Eine gesunde yogische Ernährung kann gegen Rheuma und Gicht hilfreich sein.

Rheuma und Gicht - Yoga hilft

Was ist Rheuma? Was ist Gicht? Was sind die Ursachen davon? Was sind Prognosen für Rheuma und Gicht? Und was heißt das für die Praxis des Yoga?

Was ist Rheuma? Was ist Gicht

Rheuma ist die Bezeichnung für einen ganzen Formenkreis. Rheuma kann es an einzelnen Gelenken geben, und es kann Rheuma an allen Gelenken geben. Man sagt heute auch, dass die meisten rheumatischen Erkrankungen zu den Autoimmunerkrankungen gehören. Das heißt, der Körper zerstört sich selbst. Rheuma ist ein entzündlicher Prozess, in dem der Körper Gelenke angreift. Rheuma kann erstens dazu führen, dass es sehr schmerzhaft wird. Rheuma kann zweitens dazu führen, dass der Körper Gelenke umstrukturiert. Gelenke können anschwellen, Gelenke können letztlich steif werden. Gelenke können sich anders formieren usw. Eine Spezialerscheinung von Rheuma ist Gicht. Gicht, einwandfrei heute bekannt, beruht auch auf Ernährung. Gicht beruht auch auf zu viel Harnsäure. Ich will jetzt nicht zu viel auf die Einzelheiten eingehen. Jedenfalls gehören Rheuma und Gicht zu dem Formenkreis, wie der Körper sich selbst in Schmerzen bringt.

Was ist aus Yogasicht gut gegen Rheuma und Gicht

Zunächst einmal gilt vom Standpunkt des Yoga: Bewegung ist gut. Wenn Menschen unter Rheuma leiden, haben sie eine natürliche Neigung sich eher schonen zu wollen, wenig machen zu wollen, in der Hoffnung, dass das Schonen ihnen Linderung gibt. Kurzfristig gesehen mag das sogar so sein. Und angenommen jemand leidet unter einem rheumatischen Schub, dann wird sich die Frage nicht wirklich stellen. Dann tut es so weh, dass man nichts anderes kann als sich zu schonen. Aber vom Standpunkt der modernen Medizin und der empirischen Studienlage ist bei Rheuma und Gicht mit das Wichtigste, dass man Bewegungen macht. Bewegung heißt für Rheuma und Gicht drei verschiedene Dinge. Das erste ist die umliegenden Muskeln zu stärken, zweitens die umliegenden Muskeln zu dehnen und drittens Mini-Bewegungen.

Schmerzskalen als Orientierung

Bei rheumatischen Erkrankungen gilt wie häufig bei Schmerzen in den Gelenken: Die Bewegung selbst darf durchaus auch schmerzhaft sein. Ich sage das deshalb, weil wir ja normalerweise im Yoga sagen: „Geh nur so weit, wie du keine Schmerzen hast.“ Menschen mit bestimmten rheumatischen Erkrankungen tun die Gelenke immer weh, sowie sie sich nicht ausreichend ablenken. Ihnen dann im Yogaunterricht zu sagen, „geh nur soweit, wie es nicht schmerzt“, ist letztlich ‒ wie kann man sagen? ‒ menschenverachtend. Denn sie haben immer Schmerzen. Ich kann mich erinnern, als ich angefangen habe zu unterrichten im Jahr 1981, habe ich durchaus gelernt zu sagen, geh nur so weit, wie es nicht wehtut. Und dann ist irgendwann eine Teilnehmerin mitten in der Yogastunde explodiert und hat mir mit relativ lauter Stimme gesagt: „Hör auf, mir ständig zu sagen, ich soll nur so weit gehen, wie es nicht wehtut! Mir tut’s ständig weh ‒ und das seit Jahren! Sowie ich nicht ausreichend abgelenkt bin, tut’s ständig weh. Und wenn du ständig sagst, ich soll nur so weit gehen, wie es nicht wehtut, dann werde ich nur daran erinnert, dass es ständig wehtut…“ So habe ich dann etwas weiter geforscht. Und die Physiotherapeuten sagen: Wenn bei Gymnastik und Sport eine Bewegung auf einer Skala von 0 bis 10 den Schmerz um 1-2 Teile verstärkt, ist das okay. Wenn Menschen z.B. in Ruhe auf einer Skala ‒ 0 ist keine Schmerzen, 10 ist unerträgliche Schmerzen ‒ Schmerzen im Bereich von 3,4 oder 5 haben und durch die Bewegung der Schmerz um eine oder zwei Einheiten stärker wird, ist es okay. Der Schmerz sollte nicht um 4 oder 5 Skaleneinheiten stärker werden. Mit diesen Skalierungen können die meisten Teilnehmer/innen nach meinen Erfahrungen ausreichend etwas anfangen.

Stärken, Dehnen und Mini-Bewegungen

Wir brauchen normalerweise keine Angst zu haben, dass eine Bewegung falsch sein könnte. Wenn man das in einer Skala nimmt und der Schmerz durch eine Bewegung höchstens um 1 oder 2 sich erhöht(manchmal vielleicht sogar 3, aber nicht mehr), dann sind wir auf einer guten Basis. Nehmen wir mal ein Beispiel. Angenommen jemand hat Rheuma und durch das Rheuma tun ihm das Handgelenk und die Fingergelenke weh. Dann würde man sagen: Erstens sollten die umliegenden Muskeln gestärkt werden, also z.B. durch das Aufeinanderdrücken der Finger von linker und rechter Hand . Hier werden die Unterarmmuskeln gestärkt. Und dann kann man genauso auch die Finger der einen gegen den Widerstand der anderen Hand bewegen und so die hinteren Unterarmmuskeln stärken. Man kann das auch an den Handkanten machen; so werden die kleinen Muskeln gestärkt, die für die Seite verantwortlich sind. Zweitens gilt es, die betroffenen Gelenke mit ihren umliegenden Muskeln sanft zu dehnen ‒ in die eine Richtung, in die andere Richtung und zu den beiden Seiten. Zum Stärken ist es gut, dass man eine Übung macht, die 10 bis 30 Sekunden dauert. Zum Dehnen sollte man 20 bis 30 Sekunden halten. Eigentlich gilt bei Rheuma: den ganzen Tag die Gelenke in Bewegung halten ‒ allerdings nur wenig, nicht bis zum Maximalen, dann kommt man nämlich in die Überlastung. Menschen mit Fingerproblemen werden ja auch diese Qi-Kugeln empfohlen, mit denen man die Finger ständig in Bewegung hält. Also Kräftigen, Dehnen und Mini-Bewegungen ist vom Standpunkt der Körperübung gut ‒ und genau das machen wir im Yoga. Im Yoga stärken wir, wir dehnen und wir machen Mini-Bewegungen.

Entspannung bei Rheuma und Gicht

Wenn der menschliche Körper sich selbst beschädigt ‒ das heißt Rheuma: überflüssigerweise Entzündungen erzeugen, die anschließend auch körperliches Gewebe zerstören ‒, dann kann der Körper dazu veranlasst werden sich besser zu steuern, indem wir Entspannungsübungen machen. Jemand mit Rheuma sollte unbedingt jeden Tag 10 bis 15 Minuten Tiefenentspannung üben und jeden Tag meditieren, was auch eine Art Entspannung ist. Jemand mit Rheuma sollte seinen Geist auf etwas Höheres ausrichten, was ihn von der Beschäftigung mit dem eigenen Körper mindestens vorübergehend ablenkt, z.B. Meditation auf die höheren Chakras oder eine Lichtenergie oder eine Verbindung mit einem Göttlichen.

Atemübungen bei Rheuma und Gicht

Als Drittes, was bei Rheuma und Gicht hilft, sind Atemübungen. Vom Yoga her sind die Atemübungen das, was Prana harmonisiert. Und Prana ist das, was den ganzen Körper steuert. Vom Medizinischen her könnte man das Yoga-Konzept des Prana als Selbststeuerungsprozesse bezeichnen. Und Rheuma und Gicht heißt typischerweise, dass die Selbststeuerung nicht richtig funktioniert. Intensives Pranayama kann zu einem Umswitchen des Körpers führen. Es ist durchaus auch hilfreich, mal in Betracht zu ziehen, jeden Tag mehrere Stunden Pranayamas zu probieren im Versuch, dass der Körper sich radikal aus dieser Stoffwechselstörung umswitcht. Ansonsten gilt natürlich: 3 Kunden Kapalabhati und mehrere Runden Wechselatmung jeden Tag helfen, dass die Selbststeuerungsmechanismen schon ein wenig harmonischer sind.

Ernährung bei Rheuma und Gicht

Der nächste Punkt, der besonders wichtig ist, ist die Ernährung. Vor 10 bis 20 Jahren haben Mediziner geleugnet, dass Ernährung etwas mit Rheuma und Gicht zu tun haben sollte ‒ interessanterweise ohne empirische Evidenz. Es ist das Jahr 2019 und in den letzten Jahren gab es eine Reihe von Studien, die mehreres gezeigt haben:

1. Je weniger tierische Produkte eine Ernährung hat, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Rheuma und Gicht. Wenn man also Rheuma und Gicht vermeiden will, ist es am klügsten, man hat eine vegane Ernährung.

2. Das sogenannte intermittierende Fasten hat sich bei Rheuma und Gicht als besonders hilfreich erwiesen. Vor 10 bis 20 Jahren wurde von medizinischer Seite die Wirkung des Fastens geleugnet. Heut gibt es viele empirische Studien, die zeigen, es ist hilfreich. Intermittierendes Fasten kann zum Beispiel heißen, dass man 16 Stunden am Tag nichts isst. Ich komme ja von Yoga Vidya und bei uns ist es üblich, dass es um 11 Uhr einen Brunch und um 18 Uhr Abendessen gibt. Zwischen 19 Uhr und 11 Uhr wird nichts gegessen (außer vielleicht ein kleines Stückchen Obst nach der Meditation). Wir halten praktisch diese 16 Stunden intermittierendes Fasten ein. Und nach neuesten Studien ist das hervorragend sowohl für Kreislauf wie auch zur Vorbeugung von Diabetes, sogar zur Reduzierung des Diabetes, und vor allen Dingen bei Rheuma und Gicht.

Ich kann mich noch erinnern, vor 10 Jahren haben Ökotrophologen immer gesagt, dass unsere Ernährung unwissenschaftlich sei und dass es frühmorgens ein ‚ordentliches‘ Frühstück braucht usw. Heute weiß man: Das stimmt nicht insbesondere bei all diesen Stoffwechselstörungen und Autoimmunerkrankungen. Es tut dem Körper gut, 16 Stunden lang keine Nahrung zugefügt zu bekommen. Dann hat er mehr Zeit, sich selbst zu regenerieren. Bei Rheuma und Arthritis ist auch ein vollständiges Fasten hilfreich. Mein Yogameister Swami Vishnu-devananda hat bei Menschen mit extremem Rheuma, insbesondere wenn sie jünger waren, also in ihren 40ern oder 50ern, empfohlen, 1mal im Monat oder alle 3 Monate ein 7-tägiges Karottensaft-Fasten zu machen. Er hat das nicht allen empfohlen, aber einigen Menschen. Und ich kannte einige, die erzählt haben, dass sie dadurch von jahrelangem Dauerschmerz vollständig befreit wurden. Es ist also durchaus wert, es zu probieren. Nicht jede rheumatische Erkrankung spricht auf Ernährung so an. Und man kann auch nicht sagen, dass eine bestimmte Kostform da gut ist. Aber wer unter chronischem Rheuma leidet, für den rentiert es sich durchaus einiges auszuprobieren. Manchen hilft es, einfach auf vegan umzustellen. Manchen hilft intermittierendes Fasten. Manchen hilft mehrmals im Jahr eine Woche Fastenkur. Manchen hilft, mehr Wert auf basische Ernährung zu legen. Manchen hilft eine einmonatige Rohkosternährung. Anderen hilft, mal einen Monat Trennkost auszuprobieren usw. Meine Erfahrung ist übrigens: Eine Kostform muss innerhalb von einem Monat eine Besserung zeigen, sonst ist es unwahrscheinlich, dass diese Kostform für diese spezielle Beschwernis, wegen der man das macht, nach längerer Zeit eine Besserung bewirkt. Was nicht heißt, das man dann die Kostform wechseln muss. Man sollte sich dann nur nicht mehr darauf verlassen, dass diese Kostform mittelfristig Rheuma oder Gicht beseitigt. Auch trinken kann hilfreich sein, insbesondere viel Wasser. Ich kenne wiederum Menschen, die sagen, seitdem sie 3-5 Liter Wasser am Tag trinken, leiden sie nicht mehr unter diesen Schmerzen. Ich kenne aber auch andere, die sagen, seitdem sie aufgehört haben so viel zu trinken und nur 1-2 Liter Flüssigkeit am Tag aufnehmen, ist es besser. Es hilft also, einiges auszuprobieren. Meine Erfahrung ist auch: Es ist ja manchmal die Frage, ob man die Ernährung schrittweise oder radikal umstellen soll. Meine Meinung für allgemeine Ernährungsumstellung ist, so wie es einem am besten liegt. Es gibt die Radikaleren, die das lieber von einem Tag auf den anderen machen, so wie ich das irgendwann mal gemacht hatte. Im Alter von 16 habe ich meinen Eltern gesagt, von heute an kein Fleisch mehr, und fertig. Als ich dann vor acht Jahren zum Veganer geworden bin, habe ich auch von einem Tag auf den anderen auf alle Milchprodukte verzichtet, und das war dann erstmal das Einfachere. Aber es gibt andere, denen fällt es leichter, erst einmal auf das eine zu verzichten, nur noch einmal am Tag, und dann schrittweise usw. Wenn es aber darum geht, Autoimmunerkrankungen zu lindern, dann ist tatsächlich das radikale Ändern besonders gut. Als ich mit 16 zum Vegetarier wurde, habe ich das eigentlich nur aus Mitleid zu Tieren gemacht. Ich wollte nicht, dass ein Tier wegen mir leiden muss, getötet werden muss usw. Und dann war ich ganz erstaunt, dass von da an mein Heuschnupfen zunächst mal für mehrere Jahre verschwunden ist. Mein Fluch der ganzen Kindheit und Jugend, wo ich entweder Heuschnupfen hatte oder mich mit Tabletten geistig benebeln musste, war für mehrere Jahre vollständig weg. Gut, manchmal kommt auch heute noch Heuschnupfen, aber nie mehr wieder so, wie ich ihn als Jugendlicher hatte. Und das gilt jetzt nicht nur für Heuschnupfen, sondern für alle Autoimmunerkrankungen: Es ist es wert, irgendetwas radikal zu verändern.

Reinigungstechniken bei Rheuma und Gicht

Autoimmunerkrankungen als Fehlsteuerungen des Körpers kann man auch noch mit Reinigungstechniken angehen. Als Reinigungstechniken gibt es im Yoga die Kriyas. Da gibt es die sogenannten Shat Kriyas. Shank Prakshalana ist eine relativ radikale Reinigungstechnik, die es auch wert ist zu probieren, vielleicht 3-4 Mal im Jahr, und dann schauen, welche Auswirkungen das hat. Vom Ayurveda gibt es zum Beispiel die sogenannten Ama-Kurzen. Beim Ayurveda sind Amas Stoffwechselprodukte, die die Selbststeuerung des Körpers beeinträchtigen. Bei Yoga Vidya haben wir auch die Ayurveda-Oase, wo wir die große und die kleine Ama-Kur haben. Und dann gibt es im Ayurveda noch die Panchakarma-Kur und die Rasayana-Kuren, die zum Teil drei Wochen dauern und die dann noch radikaler den Organismus von innen reinigen. Das sind alles Möglichkeiten, die es wert sind auszuprobieren, um Rheuma, Gicht und andere Autoimmunerkrankungen zum Stillstand zu bringen oder vielleicht sogar rückgängig zu machen. Gerade wenn Menschen jünger sind ‒ und das ist in dieser Logik 40er, 50er bis 60er Jahre ‒ können sie oft eine Menge machen, um das Rheuma, oft auch medikamentenfrei, zu reduzieren. In den 70ern und 80ern hilft das auch, aber wird vielleicht nicht so eine massive Wirkung haben wie in jüngeren Jahren.

Hilft Yoga immer, alle rheumatischen Erkrankungen loszuwerden

Leider muss ich sagen: nicht immer. Ich kenne einige „Wunderheilungen“, wo Menschen mit fortgeschrittenem Rheuma im Alter von 40 im Rollstuhl in die Yogastunde hineingekommen und nach einem Vierteljahr Yoga vollständig schmerzfrei geworden sind ‒ und das (auf Dauer kann ich natürlich nicht sagen) mindestens für Jahre. Und ich kenne auch Menschen, die trotz Yoga weiter Schmerzen hatten, die schulmedizinische Mittel nehmen mussten und die mit den schulmedizinischen Mitteln dann schmerzfrei geworden sind. Und ich kenne auch Menschen, bei denen keine schulmedizinischen Mittel ausreichend nebenwirkungsfrei angeschlagen haben, die durch Yoga mindestens schmerzärmer geworden sind und die so ein lebenswerteres Leben bekommen haben. Menschen sind also unterschiedlich. Im Yoga würden wir sagen, Karma ist unterschiedlich. Aber es rentiert sich, einiges auszuprobieren und letztlich zu schauen: Was ist für mich in meinem momentanen Zustand am besten?

Kurzes Vortragsvideo zum Thema Rheuma und Gicht - Yoga hilft

Sprecher/Autor/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Buchautor, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation.


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Siehe auch

Rheuma und Gicht gehört zu den Erkrankungen, Krankheiten. Insbesondere gehört Rheuma und Gicht zu den Erkrankungen des Bewegungsapparates, Schmerzerkrankungen, Altersbeschwerden.

Altersbeschwerden

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