Abnutzungserscheinungen
Abnutzungserscheinungen - Yoga hilft Was heißt Abnutzungserscheinung? Und gibt es überhaupt Abnutzungserscheinungen von Gelenken? Wie geht man damit um, wenn man meint, man hat abgenutzte Gelenke? Yoga kann helfen.
Abnutzungserscheinungen der Gelenke ‒ wie kann Yoga helfen
Im Deutschen spricht man häufig von Abnutzungserscheinungen. Man spricht davon, dass jemand abgenutzte Knie hat oder davon, dass die Wirbelsäule oder die Schultern usw. abgenutzt seien.
Fehlerhafter Ausdruck
Aber der Ausdruck ‚Abnutzungserscheinungen‘ ist fehlerhaft. Der menschliche Körper nutzt sich nicht ab. Die Füße des Menschen zum Beispiel haben immer noch Haut; die Haut wird nicht dadurch abgenutzt, dass du 50 Jahre auf deinen Füßen stehst. Und angenommen, du würdest barfuß laufen, dann würdest du nicht am Ende des Sommers 2 cm weniger an den Füßen haben, sondern du hast im Gegenteil ein paar Millimeter zusätzliche Hornhaut. Der Mensch ist ein Organismus, der auf die Herausforderungen der Umwelt reagiert. Angenommen du schonst etwas, dann wird die Fähigkeit reduziert werden. Angenommen du forderst etwas, dann wird die Fähigkeit gestärkt werden. Angenommen du stürzt und du hast deinen Arm drei Wochen lang in Gips, dann wird nachher die Muskelmasse auf die Hälfte reduziert sein. Also nicht durch das Nutzen der Muskeln werden sie abgenutzt, sondern durch das Nicht-Nutzen von werden sie weniger. Das ist zum Beispiel eine Schwierigkeit von Astronauten im Weltraum. Dort werden wegen mangelnder Schwerkraft die Knochen kaum gefordert, so dass am Ende einer Weltraumreise die Knochenmasse erheblich gesunken ist. Gerade heutzutage haben die meisten Menschen eher einen Mangel an Bewegung als zu viel. Daher gibt es Abnutzungserscheinungen nicht wirklich.
Hilfen bei Problemen
Man kann natürlich einseitige Bewegung haben und das kann auch dazu führen, dass der Körper Fehlanpassungen macht. Aber du brauchst keine Angst zu haben, dass du durch Zuviel einer Bewegung deinen Körper irgendwie abnutzen würdest. Angenommen du hast z.B. Handgelenksprobleme: Bei den meisten Handgelenksproblemen ist die Hilfe nicht, die Hände monatelang ruhig zu stellen, sondern es gilt im Gegenteil die umliegenden Muskeln zu stärken und zu dehnen. Wenn es so scheint als ob das Handgelenk überfordert ist, z.B. durch eine einseitige Bewegung durch das ständige Tippen, vielleicht noch dazu in einer falschen Position, dann ist nicht das Schonen des Handgelenks das Mittel, um das Handgelenk wieder gesund zu bekommen, sondern im Gegenteil eine Forderung des Handgelenks beziehungsweise der umliegenden Muskeln. Wenn also jemand Handgelenksprobleme hat, kann es sein, dass er eine Weile auf das Tippen verzichten muss, aber stattdessen müssen die Unterarme gestärkt werden. Und es gilt auch, bestimmte Muskeln und Bänder zu dehnen.
Fehlanpassung besserer Ausdruck
Falls du irgendwann mal denkst, du hast Abnutzungserscheinungen, nimm dieses Wort ‚Abnutzungserscheinungen‘ aus deinem Repertoire. Du kannst sagen, es gibt Fehlanpassungen. Und es gibt auch Degenerationen, d.h. dem Körper gelingt es nicht mehr die nötigen Anpassungsleistungen zu erbringen. Und dann überlege: Welche Bewegungen müsste ich machen, um den Körper zu den Anpassungsleistungen zu stimulieren, die es braucht, damit die betreffenden Körperteile wieder gesund werden. Sei dir also bewusst, der Mensch ist nicht wie ein Fahrrad. Wenn du einen Sommer sehr intensiv Fahrrad gefahren bist, dann wird der Mantel deines Reifens abgenutzt sein und du musst ihn austauschen. Wenn du dagegen einen Sommer barfuß durch die Gegend gehst, musst du nicht anschließend neue Haut transplantiert bekommen, sondern du musst im Gegenteil vielleicht die zusätzliche Menge an Hornhaut wieder abraspeln, weil der Mensch eben auf Belastung mit Wachstum reagiert. Denke nicht in Terminologie von ‚Abnutzung‘, sondern denke im Sinne von Fehlanpassungen, mangelnder Belastung, einseitiger Belastung oder auch degenerativer Erkrankung, in dem Sinne, dass der Körper momentan die Anpassungsleistungen nicht richtig erbringt. Der menschliche Körper nutzt nicht ab.
Im Kontext zum Yoga
Du brauchst auch niemals Angst zu haben, dass, wenn du zum Beispiel die Vorwärtsbeuge machst und du immer weiter in die Vorwärtsbeuge gehst, deshalb deine Bänder „ausgeleiert“ werden würden, was man manchmal hört. Man hört auch manchmal, Menschen mit schwachem Bindegewebe sollten keine Dehnübungen machen, das würde dann noch mehr „ausleiern“. Der menschliche Körper leiert nicht aus. Im Gegenteil: Wenn du schwaches Bindegewebe hast und das noch dazu nicht belastest, führt das dazu, dass der Körper das Bindegewebe noch schwächer macht. Gerade Menschen mit schwachem Bindegewebe müssen zusätzlich Dehnübungen machen. Indem das Bindegewebe gefordert wird, wird es auch stärker. Bei Menschen mit schwachem Bindegewebe ist natürlich auch wichtig, dass sie ihre Muskeln benutzen, dass die Muskelkraft stärker wird. Ein weiteres Beispiel ist der Kopfstand. Man liest manchmal solchen himmelschreienden Unsinn, dass durch den Kopfstand die Halswirbelsäule abgenutzt werden würde. Das sagen Menschen, die keine Ahnung von Anatomie und Physiologie haben. Knochen nutzen sich nicht ab ‒ auch nicht durch den Kopfstand. Auch Bandscheiben werden durch den Kopfstand nicht abgenutzt. Im Gegenteil: Indem man den Kopfstand macht, wird es eine Belastung der Bandscheiben geben, es wird eine Belastung für die Knochen geben und eine Belastung für die Zwischenwirbelgelenke. Und eine Belastung führt zu Anpassungsleistungen des Körpers. Wer von Kindheit an öfters Kopfstand macht, wird stärkere Halswirbel haben und im Alter nicht unter Osteoporose in der Halswirbelsäule leiden. Wer von Kindheit und Jugend an Kopfstand macht, wird im Halsbereich bessere Bandscheiben haben. Natürlich gibt es hier auch eine Einschränkung. Angenommen jemand hat schon schwere Bandscheibenprobleme in der Halswirbelsäule, dann wird der Kopfstand mit vollem Gewicht auf dem Kopf eher Überlastung sein und das wird dann zu weiteren Problemen führen. Oder angenommen jemand hat Osteoporose in der Halswirbelsäule, dann gilt selbstverständlich: kein Kopfstand. Auch kein Schulterstand, mindestens keinen klassischen. Auch keinen vollen Fisch. Denn angenommen die Knochen und die Bandscheiben sind schon degeneriert, dann darf es auch keine Überlastung sein. Eine Belastung ist gut, Überlastung ist nicht so gut. Aber der menschliche Körper leiert nicht aus, und er nutzt auch nicht ab. Und so gilt es immer zu schauen: Welche Belastung ist gut, dass der menschliche Körper sich selbst regeneriert? Welche Belastung überfordert vielleicht den Körper und könnte deshalb schädlich sein? Denke in diesen Kategorien, auch wenn du Yoga übst, und bringe den Ausdruck „Abnutzungserscheinungen“ aus deinem Sprachschatz heraus.
Abnutzung im Alter
Auch im Umgang mit alten Menschen denke niemals im Sinne von Abnutzung. Es gab ja mal die Vorstellung, man solle sein Gehirn nicht belasten, weil das anschließend das Gehirn überlasten würde. Das hat vor 30, 40 Jahren dazu geführt, dass Menschen ab einem gewissen Alter gedacht haben, sie dürften sich keinen geistigen Herausforderungen mehr aussetzen, damit sie nicht später dement werden würden. Heute weiß man: alles Unsinn! Wenn du im Alter gut denken willst, dann nutze deinen Geist, denke über Neues nach, lerne neue Sprachen. Wenn du Yogaübender bist, lerne alle Asanas auch auf Sanskrit, lerne auch die Variationen auf Sanskrit, lerne vielleicht sogar Devanagari schreiben, also die Sanskrit-Schrift, und setze dich immer wieder neuen Erfahrungen aus. Gehe aus deiner Komfortzone heraus, das führt zu einem Reiz sowohl für den Körper wie auch für die Psyche.
Yoga bei Abnutzungserscheinungen
Kurze Vortragsvideos zum Thema Yoga bei Abnutzungserscheinungen
Sprecher/Autor/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Buchautor, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation.
Siehe auch
Abnutzungserscheinungen gehört zu den Erkrankungen, Krankheiten. Insbesondere gehört Abnutzungserscheinungen zu den Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Arthrose
- Abnutzungserscheinungen
- Arthritis und Arthrose
- Arthrose in den Knien
- Coxarthrose
- Ellenbogenarthrose
- Fingerarthrose
- Gelenkverschleiß
- Hüftgelenk-Arthrose
- Spondyloarthrose
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