Konzentrationspunkt
Konzentrationspunkt ist ein Ausdruck im Raja- und auch im Kundalini-Yoga. Konzentrationspunkt ist der Punkt oder die Region, auf die man sich konzentriert. Oft spricht man vom Konzentrationspunkt als von einem Chakra.
Konzentrationspunkt
Im Yoga wird normalerweise das Ajna-Chakra, also der Punkt zwischen den Augenbrauen beziehungsweise der Mitte der Stirn als Konzentrationspunkt verwendet oder auch das Anahata-Chakra (Herz-Chakra), also die Mitte der Brust, nicht das physische Herz, sondern das emotionale Herz in der Brustmitte.
Einen dieser beiden Konzentrationspunkte kann man sich auswählen, um dort zu meditieren. In diesem Konzentrationspunkt kann man entweder sein Spürbewusstsein hineinbringen oder man kann sich dort ein Licht vorstellen oder man kann dort ein Mantra wiederholen. Über diesem Konzentrationspunkt kann man dann zur Erfahrung einer höheren göttlichen Wirklichkeit kommen.
Auswahl des Konzentrationspunktes
Welchen Konzentrationspunkt sollte man sich auswählen? Ist es besser das Herz-Chakra zu wählen oder das Stirn-Chakra? Vor dieser Frage stehen Aspiranten immer wieder. Gerade, wer die Meditation in Sivananda-Vedanta-Tradition übt, der trifft öfter auf die Aussage, dass man sich einen Konzentrationspunkt aussuchen und dabei bleiben soll. Welchen Punkt sollte man wählen? Manchmal wird gesagt, wenn du intellektueller bist, dann wähle den Punkt zwischen den Augenbrauen. Wenn du ein eher emotionaler Mensch bist, dann wähle als Konzentrationspunkt dein Herz-Chakra. Aber nicht immer stimmt das. Manchmal haben emotionale Menschen einen tieferen Bezug zwischen den Augenbrauen und manchmal können sich intellektuelle Menschen besonders im Herz-Chakra konzentrieren. Da, wo du dich besser konzentrieren kannst, dort ist dein bester Konzentrationspunkt.
Soll man bei einem Konzentrationspunkt bleiben oder kann man auch wechseln?
Klassischerweise kann man sagen, dass es gut ist langfristig bei einem Konzentrationspunkt zu bleiben. Wenn man bei einem Konzentrationspunkt bleibt, kann man dort tiefer gehen, es fällt leichter sich zu konzentrieren und wenn die letzte Stunde des physischen Lebens geschlagen hat, fällt es ganz leicht seine Achtsamkeit in diesen Konzentrationspunkt zu bringen, sein Mantra dort zu wiederholen und dann in einen meditativen Zustand zu gehen und dann sein physisches Leben aufzugeben mit einer tiefen Konzentration. So kommt man dann in die höheren Welten und erreicht vielleicht sogar Gottesbewusstsein. Wenn du dagegen deinen Konzentrationspunkt ständig wechselst, dann wird es schwer sein, sich im Moment des Todes auf einen Konzentrationspunkt zu konzentrieren. So spricht vieles dafür langfristig bei einem Konzentrationspunkt zu bleiben. Wenn du aber merkst, dass der Konzentrationspunkt, auf den du dich konzentrierst, nicht mehr in der Lage ist deine Achtsamkeit bzw. deine Aufmerksamkeit zu halten, dann kann es auch gut sein mal den Konzentrationspunkt zu wechseln. Es gibt auch Menschen, die mehrere Monate oder ein bis zwei Jahre bei einem Konzentrationspunkt gewesen sind und nachher feststellen, dass ein anderer doch besser ist. Und da das Leben ja relativ lang dauern kann, ist es doch gut auch mal auszuprobieren, dass man dann zu dem Konzentrationspunkt kommt, den man langfristig halten kann. Und selbst wenn du einen Hauptkonzentrationspunkt hast, spricht nichts dagegen, ab und zu mal den Konzentrationspunkt zu wechseln.
Konzentrationspunkt - Video
Vortragsvideo mit dem Thema Konzentrationspunkt:
Informationen und Anregungen zum Wort bzw. Ausdruck Konzentrationspunkt in diesem Spontan-Vortragsvideo. Sukadev spricht hier über Konzentrationspunkt vom spirituellen Gesichtspunkt her.
Konzentrationspunkt Audio Vortrag
Hier findest du die Tonspur des oberen Videos, also einen Audio Vortrag über Konzentrationspunkt:
Konzentrationspunkte
- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -
Konzentriere dich bei geschlossenen Augen sanft
- auf den Lotus des Herzens (anahata-chakra)
- oder den Punkt zwischen den Augenbrauen bis Mitte der Stirn bis Mitte des Kopfes (ajna-chakra oder trikuti)
- oder den Scheitel (sahasrara-chakra)
- oder auf die Nasenspitze
- oder auf die feinstoffliche Wirbelsäule (sushumna-nadi) und ein Energiezentrum.
Entscheide dich für einen Konzentrationspunkt und bleibe nach Möglichkeit dabei. Du kannst ihn selbst wählen oder dich von einem Lehrer/in beraten lassen.
Tipps für die Wahl deines Konzentrationspunktes
Ajna-chakra/Trikuti
Raja Yogis oder Jnana Yogis /Vedantins konzentrieren sich meist hier. Das ajna-chakra ist der Sitz des Geistes im Wachbewusstsein. Wenn du dich hier konzentrierst, lässt sich der Geist leicht lenken. Viele nehmen schon nach kurzer Zeit bei dieser Übung ein Licht im Bereich von Augenbrauen bis Stirn wahr.
Das ajna-chakra als Konzentrationspunkt kannst du auch dann wählen, wenn du über Virat, die kosmische Gestalt Gottes als ganzes Universum meditierst oder wenn du dich für das Gute in der Welt einsetzen möchtest.
Sahasrara-chakra/Scheitel
Wenn du dich besonders zum Vedanta hingezogen fühlst, kann auch das sahasrara-chakra ein guter Konzentrationspunkt für dich sein.
Anahata-chakra/Herz
Bhaktas konzentrieren sich natürlicherweise auf das Herz, dem Sitz von Gefühlen und Empfindungen. Konzentration auf das Herzzentrum führt zur Erfahrung von großer Freude, ananda, und Herzensöffnung. Wenn du also Freude und Liebe erfahren willst, konzentriere dich hier.
Nasenspitze
Manche Raja-yogis konzentrieren sich auf die Nasenspitze.
Sushumna-nadi und die Hauptchakras
Hatha-yogis fixieren den Geist auf sushumna-nadi, den mittleren feinstofflichen Kanal der Wirbelsäule und dort auf ein spezifisches Zentrum wie muladhara, manipura oder ajna-chakra .
Statt sich schrittweise von unten nach oben zu konzentrieren, lassen manche Kundalini-Richtungen die niederen Chakren außer acht und richten den Geist gleich auf das ajna-chakra. Gemäß dieser Theorie werden alle unteren chakras automatisch beherrscht, wenn man das ajna-chakra beherrscht.
Bei schrittweiser Konzentration:
Wenn du dich auf ein chakra konzentrierst, entsteht eine feine, fadenähnliche Verbindung zwischen dem Geist und dem betreffenden Zentrum der psychisch-geistigen Energie. Durch geduldige Übung steigt dann die Konzentration und Bewusstheit schrittweise entlang der sushumna von chakra zu chakra auf. Selbst ein leichtes Öffnen der Sushumna führt zu einem großen Glücksgefühl (ananda). Du kommst in eine rauschhafte Ekstase und vergisst die Welt vollständig. Sobald die Öffnung der sushumna nur ein wenig erschüttert wird, sucht die kosmische Kundalini-Kraft (kula kundalini shakti) ihren Weg in die sushumna. Als Folge entstehen großer vairagya (Nicht-Anhaften), Furchtlosigkeit, Visionen, innere Lichter (antarjyoti). Dieser Zustand wird Unmani-avastha genannt.
Mit jedem chakra sind verschiedene Siddhis (besondere Fähigkeiten), Stufen von ananda (Freude) und Bewusstseinsebenen verbunden. Hat man zum Beispiel das muladhara-chakra ganz erschlossen, bekommt man Fähigkeiten und Erkenntnisse auf physischer Ebene. Mit dem manipura-chakra ist alles verbunden, was mit dem Feuerelement zu tun hat. In ähnlicher Weise gibt es pancha-dharana, fünf Arten von Konzentration, um schrittweise die chakras und die ihnen zugeordneten Elemente zu beherrschen .
Verbinde den Konzentrationspunkt mit dem Blick
- Mit bhrumadhya-drishti („Stirnblick“): Das heißt, den Blick zwischen den Augenbrauen, im Bereich des ajna-chakra, fixieren.
Setze dich in deinen Meditationsraum, wenn möglich im Lotussitz oder in Siddhasana und praktiziere diesen Blick (bei geschlossenen oder halb offenen Augen) ganz sanft, ohne zu forcieren, zunächst eine halbe Minute und verlängere allmählich bis zu einer halben Stunde. Das verhindert das Umherschweifen der Gedanken (vikshepa) und fördert die Konzentration. Krishna beschreibt diese Technik in der Bhagavad Gita (BhG 5.27): „sparshan kritva bahir bahyamsh chakshush chaivantare bhruvoh“ — „Wenn alle äußeren Kontakte geschlossen sind und der Blick zwischen die Augenbrauen zentriert ist“.
- Mit Nasikagra-Drishti („Nasenblick“): Das heißt, den Blick auf die Nasenspitze richten. Selbst beim Spazierengehen lässt sich dieser Blick beibehalten.
Krishna beschreibt ihn im 6. Kapitel, Vers 13 (BhG VI.13): „samprekshya nasikagram svam dishashchanavalokayan“ — „Den Blick auf die Nasenspitze gerichtet, ohne herumzuschauen“. Diese Übung festigt ebenfalls den Geist und entwickelt die Fähigkeit zur Konzentration.
Siehe auch
Weitere Begriffe im Kontext mit Konzentrationspunkt
Einige Begriffe, die vielleicht nicht direkt zu tun haben mit Konzentrationspunkt, aber vielleicht doch interessant sein können, sind unter anderem Konzentrationsobjekt, Kailas, Jnanadarshana, Krishna Draupadi, Lebensphilosophie, Logiker.
- Indra
- Kundalini Yoga
- Reiseveranstalter Kloster
- Mantras und Musik Seminare
- Gesichtsmassage Ausbildung
Literatur
- Swami Sivananda: Konzentration und Meditation
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Inspiration und Weisheit
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Swami Vishnudevananda:Meditation und Mantras
Seminare
Musik, Klang, Nada Yoga Seminare
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Konzentrationspunkt Ergänzungen
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Zusammenfassung
Das Adjektiv Konzentrationspunkt kann gesehen werden im Kontext von Meditation, Raja Yoga, Spiritualität.