Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 7 - Die Metaphysik der Meditation: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 6 - Die Vorbereitungen für Yoga'''
'''Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 7 - Die Metaphysik der Meditation'''




== Die Vorbereitungen für Yoga ==
== Die Metaphysik der Meditation ==


Da alle Arbeiten, die wir im Leben tun, auf die Erfüllung eines Zwecks abzielen, tendiert Yoga zur Meditation. Unter Schülern und Wahrheitssuchenden herrscht wahrscheinlich die Vorstellung vor, dass Meditation eine Tätigkeit wie viele andere Aktivitäten im Leben ist. Anstatt einkaufen zu gehen, geht man in die Meditationshalle. Anstatt eine Arbeit zu erledigen, macht man eine andere. Es wird zu einer Frage der Wahl der Tätigkeit und nicht zu einer Veränderung der Qualität der Tätigkeit. Wenn man dem Geist sagt, dass er meditieren soll, ist es unwahrscheinlich, dass er sich immer in einem Zustand freudiger Erregung befindet. Wenn du sorgfältig in dein Unterbewusstsein eindringst, wirst du diese seltsame innere Haltung entdecken.
Da alle Arbeiten, die wir im Leben tun, auf die Erfüllung eines Zwecks abzielen, tendiert [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] zur [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation]. Unter Schülern und Wahrheitssuchenden herrscht wahrscheinlich die Vorstellung vor, dass [[Meditation]] eine Tätigkeit wie viele andere Aktivitäten im Leben ist. Anstatt einkaufen zu gehen, geht man in die Meditationshalle. Anstatt eine Arbeit zu erledigen, macht man eine andere. Es wird zu einer Frage der Wahl der Tätigkeit und nicht zu einer Veränderung der Qualität der Tätigkeit. Wenn man dem [[Geist]] sagt, dass er [[meditieren]] soll, ist es unwahrscheinlich, dass er sich immer in einem Zustand freudiger Erregung befindet. Wenn du sorgfältig in dein [[Unterbewusstsein]] eindringst, wirst du diese seltsame innere Haltung entdecken.


Sie werden sich, zumindest bis zu einem gewissen Grad, in einem Zustand der Spannung befinden. Es sieht so aus, als ob Ihnen eine Pflicht auferlegt wird. Der Verstand hat Angst vor dem Wort Disziplin, weil ihm eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Und diese Bedeutung ist der beängstigende Faktor von Disziplin. Meditation ist natürlich in gewisser Hinsicht eine Disziplin. Wir mögen keine Disziplin oder Systematisierung von irgendetwas, weil es den Anschein hat, dass wir dadurch den Geist von seinen üblichen Neigungen abhalten. Das Zurückhalten eines Verlangens ist eine Qual für den Geist. Es ist keine Freude; und wenn Yoga, spirituelle Praxis oder Meditation ein Versuch ist, die üblichen Sehnsüchte des Geistes zu zügeln, wird der Geist sicherlich nicht glücklich sein. Es  
Sie werden sich, zumindest bis zu einem gewissen Grad, in einem Zustand der Spannung befinden. Es sieht so aus, als ob Ihnen eine Pflicht auferlegt wird. Der [[Verstand]] hat Angst vor dem Wort [[Disziplin]], weil ihm eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Und diese Bedeutung ist der beängstigende Faktor von Disziplin. Meditation ist natürlich in gewisser Hinsicht eine Disziplin. Wir mögen keine Disziplin oder Systematisierung von irgendetwas, weil es den Anschein hat, dass wir dadurch den Geist von seinen üblichen Neigungen abhalten. Das Zurückhalten eines [[Verlangen]]s ist eine Qual für den Geist. Es ist keine Freude; und wenn [[Yoga]], [[spirituelle Praxis]] oder Meditation ein Versuch ist, die üblichen Sehnsüchte des Geistes zu zügeln, wird der Geist sicherlich nicht [[glücklich]] sein. Es wird eine Unterströmung von Angst und Groll geben, obwohl der logische Intellekt die Notwendigkeit von Meditation und [[Spirituelles Leben|spirituellem Leben]] akzeptiert.  
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wird eine Unterströmung von Angst und Groll geben, obwohl der logische Intellekt die Notwendigkeit von Meditation und spirituellem Leben akzeptiert.  


Der Mensch besteht nicht nur aus Logik. Der Verstand kann jede Logik in einer Sekunde beiseite schieben, wenn er merkt, dass die Logik seinen tiefsten Sehnsüchten zuwiderläuft. Die Logik geht vor die Hunde, und rationale Nachforschungen haben keine Chance gegen den Druck der instinktiven Sehnsüchte, der Wünsche des Herzens, der normalen Arbeitsweise des Geistes. Diese Schwierigkeit kann auch als ein Hindernis für jeden greifbaren Erfolg in der Yogapraxis angesehen werden. Es gibt verschiedene Arten von Kämpfen, die in uns stattfinden. Es gibt einen Krieg, der immer in unserem eigenen Geist ausgetragen wird. Es ist wahr, dass wir wie ein Haus sind, das mit sich selbst uneins ist.  
Der Mensch besteht nicht nur aus Logik. Der Verstand kann jede Logik in einer Sekunde beiseite schieben, wenn er merkt, dass die Logik seinen tiefsten Sehnsüchten zuwiderläuft. Die Logik geht vor die Hunde, und rationale Nachforschungen haben keine Chance gegen den Druck der instinktiven Sehnsüchte, der [[Wünsche]] des Herzens, der normalen Arbeitsweise des Geistes. Diese Schwierigkeit kann auch als ein Hindernis für jeden greifbaren Erfolg in der [[Yogapraxis]] angesehen werden. Es gibt verschiedene Arten von Kämpfen, die in uns stattfinden. Es gibt einen Krieg, der immer in unserem eigenen Geist ausgetragen wird. Es ist wahr, dass wir wie ein Haus sind, das mit sich selbst uneins ist.  


Wir leben in zwei Welten gleichzeitig, die eine zieht uns in die eine Richtung, die andere in die andere. Wer kann leugnen, dass wir Wünsche haben und dass diese Wünsche nicht immer Wünsche sind, die Gott betreffen? Wir haben einfache Tentakel, die uns mit den verschiedenen Beschäftigungen des Lebens und den Gefühlen verbinden, die zu einem festen Bestandteil unserer Existenz werden. Es gibt bestimmte Dinge, die wir trotz aller Bemühungen nie vergessen können. Wer kann schon vergessen, dass er ein Inder, ein Brite, ein Amerikaner und so weiter ist? Wir können uns nicht von der Vorstellung befreien, dass wir von irgendwelchen Eltern geboren wurden, dass so und so der Vater, die Mutter, der Bruder, die Schwester usw. ist.  
Wir leben in zwei Welten gleichzeitig, die eine zieht uns in die eine Richtung, die andere in die andere. Wer kann leugnen, dass wir Wünsche haben und dass diese Wünsche nicht immer Wünsche sind, die [[Gott]] betreffen? Wir haben einfache Tentakel, die uns mit den verschiedenen Beschäftigungen des Lebens und den [[Gefühle]]n verbinden, die zu einem festen Bestandteil unserer [[Existenz]] werden. Es gibt bestimmte Dinge, die wir trotz aller Bemühungen nie vergessen können. Wer kann schon vergessen, dass er ein Inder, ein Brite, ein Amerikaner und so weiter ist? Wir können uns nicht von der Vorstellung befreien, dass wir von irgendwelchen Eltern geboren wurden, dass so und so der Vater, die Mutter, der Bruder, die Schwester und so weiter ist.  


Es gibt Vorurteile, die politisch, gesellschaftlich und ethisch als etwas ganz Normales und Notwendiges sanktioniert werden. Diese Normalitäten werden von uns als untrennbar mit unserem eigenen Leben verbunden angesehen, und diese so genannten Untrennbaren sind  
Es gibt Vorurteile, die politisch, gesellschaftlich und ethisch als etwas ganz Normales und Notwendiges sanktioniert werden. Diese Normalitäten werden von uns als untrennbar mit unserem eigenen Leben verbunden angesehen, und diese so genannten Untrennbaren sind unsere wahren Feinde. Unsere Feinde sind weder Personen noch sind sie Dinge. Sie sind bestimmte Denkweisen. Es gibt bestimmte Denkspuren, auf denen sich der Verstand bewegt, wie ein Zug, der auf Schienen fährt. Er kann seine Richtung nicht ändern, außer auf den Schienen, wie ein Fluss, der in seinem eigenen Bett fließt, das fest angelegt ist. Bestimmte Neigungen des Geistes werden von uns als normal und als das einzig Richtige angesehen, das wir uns vorstellen können. Das sind die [[Empfindungen]], unsere Lieblingsvorurteile.
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unsere wahren Feinde. Unsere Feinde sind weder Personen noch sind sie Dinge. Sie sind bestimmte Denkweisen. Es gibt bestimmte Denkspuren, auf denen sich der Verstand bewegt, wie ein Zug, der auf Schienen fährt. Er kann seine Richtung nicht ändern, außer auf den Schienen, wie ein Fluss, der in seinem eigenen Bett fließt, das fest angelegt ist. Bestimmte  
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Neigungen des Geistes werden von uns als normal und als das einzig Richtige angesehen, das wir uns vorstellen können. Das sind die Empfindungen, unsere Lieblingsvorurteile.


Aber in irgendeiner segmentierten Weise zu denken, einen Aspekt des Lebens von einem anderen zu isolieren, eine Art zu denken von einer anderen Art zu denken abzulehnen, wäre die Tendenz des Geistes, sich selbst in ein paar Abschnitte zu unterteilen, ohne eine richtige organische Beziehung zwischen den Teilen. Die Meditation ist keine Tätigkeit wie die anderen Arbeiten, die wir in der Welt verrichten. Das erste, woran wir uns erinnern müssen, ist, dass Arbeit uns ermüdet, erschöpft und wir uns nach der Arbeit ausruhen wollen. Bei jeder Art von Arbeit wird Energie verbraucht. Ein Teil des gesamten Energiequantums im System wird für die Leistung der Welt abgezweigt. Energie geht bei der Arbeit verloren. Wenn es stimmt, dass auch bei der Meditation Energie verloren geht, werden wir wahrscheinlich sagen: "Ja, wir fühlen uns erschöpft; wir können nicht stundenlang weiter meditieren. Es ist eine mühsame Arbeit."
Aber in irgendeiner segmentierten Weise zu denken, einen Aspekt des Lebens von einem anderen zu isolieren, eine Art zu denken von einer anderen Art zu denken abzulehnen, wäre die Tendenz des Geistes, sich selbst in ein paar Abschnitte zu unterteilen, ohne eine richtige organische Beziehung zwischen den Teilen. Die Meditation ist keine Tätigkeit wie die anderen Arbeiten, die wir in der Welt verrichten. Das erste, woran wir uns erinnern müssen, ist, dass Arbeit uns ermüdet, erschöpft und wir uns nach der Arbeit ausruhen wollen. Bei jeder Art von Arbeit wird [[Energie]] verbraucht. Ein Teil des gesamten Energiequantums im System wird für die Leistung der [[Welt]] abgezweigt. Energie geht bei der Arbeit verloren. Wenn es stimmt, dass auch bei der Meditation Energie verloren geht, werden wir wahrscheinlich sagen: "Ja, wir fühlen uns [[erschöpft]]; wir können nicht stundenlang weiter [[meditieren]]. Es ist eine mühsame Arbeit."


Meditation wird eher zu einer Arbeit als zu etwas, das der Geist spontan akzeptiert; sie wird zu einer Disziplin und zu einer Zumutung, wenn sie etwas ist, das jemand von uns verlangt, anstatt etwas, das wir aus eigenem Antrieb akzeptiert haben. Eine ermüdende Arbeit ist die, die jemand von uns verlangt. Eine Arbeit, die wir bewusst auf uns nehmen, kann uns nicht so sehr ermüden, weil sich dann der Geist mit der Arbeit identifiziert. Die Abtrennung der Arbeit von der organischen Struktur der Psyche ist die Ursache der Ermüdung. Nun mag man sich fragen: "Was ist  
Meditation wird eher zu einer Arbeit als zu etwas, das der Geist spontan akzeptiert; sie wird zu einer Disziplin und zu einer Zumutung, wenn sie etwas ist, das jemand von uns verlangt, anstatt etwas, das wir aus eigenem Antrieb akzeptiert haben. Eine ermüdende Arbeit ist die, die jemand von uns verlangt. Eine Arbeit, die wir [[bewusst]] auf uns nehmen, kann uns nicht so sehr ermüden, weil sich dann der Geist mit der Arbeit identifiziert. Die Abtrennung der Arbeit von der organischen Struktur der [[Psyche]] ist die Ursache der Ermüdung. Nun mag man sich fragen: "[[Was ist Meditation]]? Ist sie eine Arbeit?"  
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Meditation? Ist sie eine Arbeit?"  


Jede Tätigkeit ist ein Prozess des Werdens. Es ist eine Tendenz des Subjekts, sich auf ein Objekt zuzubewegen. Mit Objekt müssen wir hier nicht unbedingt eine konkrete, feste Substanz meinen.  
Jede Tätigkeit ist ein Prozess des Werdens. Es ist eine Tendenz des [[Subjekt]]s, sich auf ein [[Objekt]] zuzubewegen. Mit Objekt müssen wir hier nicht unbedingt eine konkrete, feste Substanz meinen. Alles, was in [[Raum]] und [[Zeit]] denkbar ist, ist ein Objekt; und wenn sich unser [[Gedanke]] auf ein solches Ding außerhalb, in Richtung des Objekts, zubewegt, erfordert er einen Energiefluss vom gesamten System. [[Wahrnehmung]], [[Erkenntnis]] oder jeder entschlossene Akt des [[Bewusstsein]]s erfordert eine Menge Energie, die vom Subjekt zum Objekt fließt. Der Weise [[Patanjali]] erwähnt psychologische Funktionen oder [[Vritti]]s, die er als klishta vrittis und aklishta vrittis und so weiter bezeichnet und meint damit die Psychose des Geistes, die in den Prozessen der Wahrnehmung, des Erkennens und des Fühlens wirkt, die er alle als [[Hindernisse]] im Yoga betrachtet.  
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Alles, was in Raum und Zeit denkbar ist, ist ein Objekt; und wenn sich unser Gedanke auf ein solches Ding außerhalb, in Richtung des Objekts, zubewegt, erfordert er einen Energiefluss vom gesamten System. Wahrnehmung, Erkenntnis oder jeder entschlossene Akt des Bewusstseins erfordert eine Menge Energie, die vom Subjekt zum Objekt fließt. Der weise Patanjali erwähnt psychologische Funktionen oder Vrittis, die er als klishta vrittis und aklishta vrittis usw. bezeichnet und meint damit die Psychose des Geistes, die in den Prozessen der Wahrnehmung, des Erkennens und des Fühlens wirkt, die er alle als Hindernisse im Yoga betrachtet.  


Die Wahrnehmung eines Objekts wird im Yoga als ein Hindernis betrachtet. Wenn wir nun einen Baum wahrnehmen, wo liegt dann die Schwierigkeit? "Ich erfreue mich an der Wahrnehmung eines Baumes, des Aufgangs der Sonne oder des Mondes oder einer schönen Blume. Wie kann man das als Hindernis bezeichnen?" Wir können nur dann wissen, warum dies ein Hindernis ist, wenn wir tief in die Struktur des Geistes selbst eindringen, in seine Beziehung zur Realität als Ganzes. Was wir als Meditation im spirituellen Sinne bezeichnen, ist streng genommen keine Arbeit, die vom Geist in Bezug auf ein äußeres Objekt ausgeführt wird. Es ist nicht eine Tendenz zum Werden, sondern vielmehr eine Tendenz zum Sein. Dies sind wichtige Begriffe, deren Bedeutung uns klar sein sollte. Was ist Werden? Was ist Sein? Und was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen?
Die [[Wahrnehmung]] eines Objekts wird im Yoga als ein Hindernis betrachtet. Wenn wir nun einen Baum wahrnehmen, wo liegt dann die Schwierigkeit? "Ich erfreue mich an der Wahrnehmung eines Baumes, des Aufgangs der Sonne oder des Mondes oder einer schönen Blume. Wie kann man das als Hindernis bezeichnen?" Wir können nur dann wissen, warum dies ein Hindernis ist, wenn wir tief in die Struktur des Geistes selbst eindringen, in seine Beziehung zur [[Realität]] als Ganzes. Was wir als Meditation im [[spirituell]]en Sinne bezeichnen, ist streng genommen keine Arbeit, die vom Geist in Bezug auf ein äußeres Objekt ausgeführt wird. Es ist nicht eine Tendenz zum Werden, sondern vielmehr eine Tendenz zum [[Sein]]. Dies sind wichtige Begriffe, deren Bedeutung uns klar sein sollte. Was ist Werden? Was ist Sein? Und was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen?


Werden ist ein aktiver Prozess der Umwandlung von Zuständen oder Ereignissen in Richtung eines Ziels, das äußerlich in Raum und Zeit noch nicht erreicht ist. Alles  
Werden ist ein aktiver Prozess der Umwandlung von Zuständen oder Ereignissen in Richtung eines Ziels, das äußerlich in [[Raum]] und [[Zeit]] noch nicht erreicht ist. Alles verwandelt sich in etwas anderes, verwandelt sich von einem Zustand in einen anderen. Und diese Tendenz der Dinge, sich in einen anderen Zustand zu verwandeln, ist ein Indiz für die Unruhe, die den Zustand, in dem sie sich bereits befinden, charakterisiert. Es gibt diese Unruhe, weil es unbefriedigend ist, über einen längeren Zeitraum in diesem Zustand zu sein. Es ist unzufriedenstellend, weil es nicht das anzeigt, was man braucht. Das, was man braucht, liegt außerhalb von einem selbst, und so gibt es eine räumliche Bewegung, eine zeitliche Aktivität außerhalb von einem selbst, in Richtung auf ein denkbares Ziel. So ist das Werden eine objektive Bewegung des [[Bewusstsein]]s. Meditation ist keine Bewegung in Richtung auf ein Objekt außerhalb von ihr, obwohl es bei bestimmten Arten der Meditation den Anschein haben mag, dass wir über ein Objekt meditieren. Auch hier ist die Bewegung nur eine Erscheinung und keine wirkliche Aktivität im Sinne einer Entfremdung zu Objekten. Wir werden zu diesem Punkt etwas später wiederkommen.  
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verwandelt sich in etwas anderes, verwandelt sich von einem Zustand in einen anderen. Und diese Tendenz der Dinge, sich in einen anderen Zustand zu verwandeln, ist ein Indiz für die Unruhe, die den Zustand, in dem sie sich befinden, charakterisiert  
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bereits sind. Es gibt diese Unruhe, weil es unbefriedigend ist, über einen längeren Zeitraum in diesem Zustand zu sein. Es ist unzufriedenstellend, weil es nicht das anzeigt, was man braucht. Das, was man braucht, liegt außerhalb von einem selbst, und so gibt es eine räumliche Bewegung, eine zeitliche Aktivität außerhalb von einem selbst, in Richtung auf ein denkbares Ziel. So ist das Werden eine objektive Bewegung des Bewusstseins. Meditation ist keine Bewegung in Richtung auf ein Objekt außerhalb von ihr, obwohl es bei bestimmten Arten der Meditation den Anschein haben mag, dass wir über ein Objekt meditieren. Auch hier ist die Bewegung nur eine Erscheinung und keine wirkliche Aktivität im Sinne einer Entfremdung zu Objekten. Wir werden zu diesem Punkt kommen Punkt etwas später wieder.  


Das Sein ist etwas anderes als das Werden. Der Unterschied sollte vordergründig sein. Während das Werden eine Tendenz zur Verwandlung in Richtung auf etwas außerhalb seiner selbst hat, ist das Sein eine Tendenz zu seinem eigenen Selbst; es ist ein Rückzug in den Kern des eigenen Seins und nicht eine Isolierung seiner selbst in etwas anderes als das, was er ist. "Was ist ein Objekt und was ist ein Subjekt?" ist eine Frage, die sich uns erneut stellt. Was verstehen wir unter einem Objekt? Alles, was wir nicht als identisch mit uns selbst betrachten können, alles, was von unserem Standpunkt aus völlig losgelöst ist von dem, was wir für uns selbst halten - das ist ein Objekt, ein "Dasist-nicht-ich".  
Das Sein ist etwas anderes als das Werden. Der Unterschied sollte vordergründig sein. Während das Werden eine Tendenz zur Verwandlung in Richtung auf etwas außerhalb seiner selbst hat, ist das Sein eine Tendenz zu seinem eigenen [[Selbst]]; es ist ein Rückzug in den Kern des eigenen Seins und nicht eine Isolierung seiner selbst in etwas anderes als das, was er ist. "Was ist ein Objekt und was ist ein Subjekt?" ist eine Frage, die sich uns erneut stellt. Was verstehen wir unter einem Objekt? Alles, was wir nicht als identisch mit uns selbst betrachten können, alles, was von unserem Standpunkt aus völlig losgelöst ist von dem, was wir für uns selbst halten - das ist ein Objekt, ein "Das ist-nicht-[[ich]]".  


Und alles, mit dem wir auf untrennbare Weise lebensnotwendig verbunden sind, in dessen Kontext wir eine Selbstidentität bejahen - das ist ein Subjekt. Wenn wir  
Und alles, mit dem wir auf untrennbare Weise lebensnotwendig verbunden sind, in dessen Kontext wir eine Selbstidentität bejahen - das ist ein Subjekt. Wenn wir von Subjekten und Objekten sprechen, beziehen wir uns natürlich auf das Bewusstsein, das bei allen [[Erfahrungen]] eine wichtige Rolle spielt. Es ist das Bewusstsein eines bestimmten Umstandes, das die [[Unterscheidung]] zwischen Subjektivität und Objektivität bewirkt. Das Bewusstsein eines Dings distanziert sich von diesem Ding und geht davon aus, dass zwischen ihm und dem Objekt ein gewisser räumlicher Abstand oder zumindest eine logisch gedachte räumliche Differenz besteht. Wenn aber keine solche räumliche Unterscheidung zwischen dem Objekt und dem Bewusstsein denkbar ist, dann gibt es kein Objekt, sondern nur ein Subjekt. Das Bewusstsein allein kann das Subjekt sein; alles andere ist Objekt.  
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von Subjekten und Objekten sprechen, beziehen wir uns natürlich auf das Bewusstsein, das bei allen Erfahrungen eine wichtige Rolle spielt. Es ist das Bewusstsein eines bestimmten Umstandes, das die  
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Unterscheidung zwischen Subjektivität und Objektivität. Das Bewusstsein eines Dings distanziert sich von diesem Ding und geht davon aus, dass zwischen ihm und dem Objekt ein gewisser räumlicher Abstand oder zumindest eine logisch gedachte räumliche Differenz besteht. Wenn aber keine solche räumliche Unterscheidung zwischen dem Objekt und dem Bewusstsein denkbar ist, dann gibt es kein Objekt, sondern nur ein Subjekt. Das Bewusstsein allein kann das Subjekt sein; alles andere ist Objekt.  


Alles, was vom Bewusstsein trennbar ist, ist ein Objekt des Bewusstseins. Diese Abtrennbarkeit kann rein fiktiv sein; sie kann nicht faktisch sein. Ob es sich nun um ein imaginäres Konzept des Unterschieds oder um eine tatsächliche Unterscheidung handelt, solange der Geist oder das Bewusstsein seine Einheit mit diesem bestimmten Kontext oder Ding nicht akzeptieren kann, bleibt es ein Objekt. In der Meditation wird das Bewusstsein nicht durch die Ausübung einer Kraft von außen, sondern durch eine von innen eingebrachte Erziehung in die Lage versetzt, zu einem umfassenderen Verständnis von Tatsachen zu gelangen, in dem seine Vorstellung von Objekten verändert und transformiert wird.
Alles, was vom Bewusstsein trennbar ist, ist ein Objekt des Bewusstseins. Diese Abtrennbarkeit kann rein fiktiv sein; sie kann nicht faktisch sein. Ob es sich nun um ein imaginäres Konzept des Unterschieds oder um eine tatsächliche Unterscheidung handelt, solange der Geist oder das Bewusstsein seine [[Einheit]] mit diesem bestimmten Kontext oder Ding nicht akzeptieren kann, bleibt es ein Objekt. In der Meditation wird das Bewusstsein nicht durch die Ausübung einer Kraft von außen, sondern durch eine von innen eingebrachte Erziehung in die Lage versetzt, zu einem umfassenderen Verständnis von Tatsachen zu gelangen, in dem seine Vorstellung von Objekten verändert und transformiert wird.


Es ist nicht so, dass sich die Dinge in der Meditation tatsächlich verändern, aber unsere Vorstellung von Objekten ändert sich. Um ein allgemeines Beispiel zu geben, haben wir das Phänomen des Unterschieds, den wir zwischen Traumobjekten und Wacherfahrung machen. Die Objekte im Traum sind völlig losgelöst vom wahrnehmenden Subjekt. Wir sind die Träumer, und wir wissen nicht, dass wir es sind, während wir tatsächlich träumen. Die Frage nach dem Traum stellt sich nicht, wenn  
Es ist nicht so, dass sich die Dinge in der Meditation tatsächlich verändern, aber unsere Vorstellung von Objekten ändert sich. Um ein allgemeines Beispiel zu geben, haben wir das Phänomen des Unterschieds, den wir zwischen Traumobjekten und Wacherfahrung machen. Die Objekte im [[Traum]] sind völlig losgelöst vom wahrnehmenden Subjekt. Wir sind die Träumer, und wir wissen nicht, dass wir es sind, während wir tatsächlich träumen. Die Frage nach dem Traum stellt sich nicht, wenn wir uns tatsächlich in diesem Zustand befinden. Es ist eine Erfahrung, die so gut ist wie jede andere. Die Dinge, die wir im Traum sehen, sind nicht mit uns [[verbunden]], und deshalb haben wir auch im Traum [[Freude]]n und [[Schmerzen]].  
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wir uns tatsächlich in diesem Zustand befinden. Es ist eine Erfahrung, die so gut ist wie jede andere. Die Dinge, die wir im Traum sehen, sind nicht mit uns verbunden, und deshalb haben wir auch im Traum Freuden und Schmerzen.  


Im Traum gibt es alle Arten von Dingen, die wir auch im wachen Leben haben. Es gibt Berge und Täler, Personen und Dinge, Erfahrungen, die angenehm oder unangenehm sind. All diese Objekte der Traumwelt, die [[Vergnügen]] oder [[Schmerzen]] verursachen, sind von der jeweiligen Bewusstseinsstufe, die sie erlebt, getrennt; und das ist der Grund, warum es Vergnügen oder Schmerz gibt. Vergnügen und Schmerz werden durch Reaktionen verursacht, die zwischen dem subjektiven Bewusstsein und seiner Beziehung zu dem betreffenden Objekt entstehen. Was geschieht, wenn wir aus einem Traum aufwachen? Die Objekte, die wir im Traum gesehen haben und die die Ursache für unsere Freuden und Schmerzen waren, sind völlig verschwunden. Da sie verschwunden sind, sind auch die Freuden und Schmerzen, die mit den Objekten verbunden sind, verschwunden. Wohin sind diese Objekte verschwunden? Wohin sind sie verschwunden?


Die Objekte im Traum, die uns Vergnügen und Schmerzen bereiteten, waren zwar begrifflich vom erlebenden Bewusstsein unterscheidbar, aber faktisch nicht. Das wissen wir, wenn wir aus dem Traum erwachen. Der Tiger, der sich im Traum auf uns stürzte, war nicht wirklich außerhalb von uns. Er war eine besondere Modifikation unseres eigenen Verstandes, der einen räumlichen und zeitlichen Unterschied zwischen sich selbst und dem Inhalt, der Tiger genannt wird, oder was auch immer es ist, ausheckte, und die Freuden und Schmerzen waren auf den räumlichen und zeitlichen Unterschied zwischen dem erlebenden Bewusstsein und dem Objekt zurückzuführen. Wenn der Traumraum oder die Traumzeit nicht da wären, könnten wir dort keine Freuden und Schmerzen haben. Das Aufhören von Freuden und Schmerzen im [[Wachzustand]] nach dem Traum ist ausschließlich auf das Aufhören von Raum und Zeit zurückzuführen, die im Traum wirkten. Wenn die Traum-Raum-Zeit verschwunden ist, sind auch die Traum-Objekte verschwunden. Zuvor haben wir festgestellt dass Raum-Zeit und Objekte zusammengehören. Wir haben auch den Hinweis aus den Entdeckungen der modernen [[Physik]] beobachtet, in der die Wissenschaft zu dem Schluss gekommen ist, dass die Objekte in der Welt nicht von dem zu [[unterscheiden]] sind, was wir Raum und Zeit nennen. Sie sind vielmehr Konfigurationen der Raumzeit selbst. Es gibt keine Objekte. Es gibt nur Raum und Zeit.


Durch die Traumanalogie kommen wir zu dem [[Bewusstsein]], dass Objekte außerhalb von uns zu sein scheinen und uns Freude und Schmerz bereiten können, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht sind. Wir mögen im Traum ein großes Vermögen haben und uns sehr glücklich fühlen. Wir können im Traum eine Million Dollar im Lotto gewinnen. Wir können im Traum von einem Baum fallen, uns die Beine brechen und Schmerzen empfinden. Aber was sind diese Erfahrungen? Sie sind nichts anderes als die Auswirkungen von Raum und Zeit, an denen wir beteiligt sind. Unser Traumbewusstsein hat sich auf die [[Vorstellung]] des Unterschieds zwischen sich selbst und der Raumzeit, in der es die Objekte wahrnimmt, eingelassen.
Was geschieht, wenn wir [[aufwachen]]? Der Raum, die Zeit und die Objekte des Traums werden in unserem eigenen [[Geist]] absorbiert. Die so genannte objektive Welt des Traums wird in den nun wachen Geist aufgenommen, der alle Faktoren, die den Traumerfahrenen ausmachten, sowie die Traumobjekte in sich trägt. Diese Analogie gibt uns eine Vorstellung davon, was in der [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] geschehen wird. Wenn wir [[bewusst]] aus dem Traum aufwachen, das heißt wenn wir uns des Prozesses bewusst sind, aus dem Traum in die Welt der wachen [[Erfahrung]] aufzusteigen, wenn wir uns sowohl der Verstrickung als auch der Entstrickung bewusst sind, dann ist das die Reihe von Prozessen, die wir in der Yoga-Meditation durchlaufen müssen.
Anstatt plötzlich durch irgendein Phänomen, von dem wir keine Kenntnis haben, in den [[Wachzustand]] versetzt zu werden, wie es normalerweise geschieht, wäre es eine Art Analogie, die den Prozess der Meditation erklären könnte, wenn wir uns jedes Schrittes und jeder Stufe der Arbeit der [[Psyche]] bewusst wären, durch die sie aus dem Traum erwacht. Und der Vergleich ist folgender: Wenn wir aufwachen, werden die Objekte des Traums in unserem Geist absorbiert, und deshalb bereiten sie uns weder Freude noch Schmerz und sie stören uns auch nicht mehr. Denn sie existieren überhaupt nicht. Sie sind 'wir'. Die Objekte des Traums und der Raum und die Zeit des Traums sind zu dem geworden, was wir sind. Das Objekt ist zum Subjekt geworden. Daher gibt es kein Vergnügen und keinen Schmerz in Verbindung mit den Dingen, die wir im Traum gesehen haben. Dieses so genannte "Wir", das die Gesamtheit der Traumerscheinungen in sich aufgenommen hat, sollte als das Subjekt und das Objekt des Traums umfassend betrachtet werden; wir hatten uns selbst auf den Traumerfahrenden reduziert und einen Teil von uns in die Objekte in der Traum-Raum-Zeit abgespalten. Und wenn wir aufwachen, werden sie zurückgezogen. Dieser Prozess des Zurückziehens ist wie der Prozess des [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga]. Im Yoga ist der Prozess ein bewusster und absichtlicher Prozess. Er ist kein unbewusstes Ereignis oder ein plötzlicher Kick, den wir von irgendwoher erhalten. Wir ermöglichen es dem Geist, sich über die wahre Situation der Dinge zu informieren. Die Welt außerhalb von uns ist mit uns auf die gleiche Weise verbunden, wie die Objekte des Traums mit dem Traumerlebenden verbunden sind. Die Gebäude, die wir draußen sehen, in denen wir sitzen, sind alle mit uns [[verbunden]], so wie das Traumzimmer oder die Traumgebäude mit dem Traumerlebnis verbunden sind. Diese Analogien können sich selbst erklären.
Die Verbindung im Traum war untrennbar, weil die Dinge nicht wirklich außerhalb waren. Dieser Hinweis wird auch erklären, warum Meditation nicht als eine Aktivität oder ein Geschäft betrachtet werden sollte, das wir ausüben. Sie ist kein Job, dem wir hinterherjagen, damit wir seiner überdrüssig werden können. Meditation sollte eine Quelle der [[Befriedigung]] und der Erleichterung von [[Spannungen]] werden und nicht eine Quelle der Erschöpfung und Müdigkeit. Je mehr wir zu uns selbst werden, desto mehr sind wir frei von Spannungen. Eine Anspannung ist eine Entfremdung von sich selbst in etwas anderes als sich selbst. Es gibt eine unnatürliche Unterscheidung innerhalb der Funktion unserer eigenen Psyche, einen Druck, der auf sie durch Bedingungen ausgeübt wird, über die sie keine Kontrolle hat und die sie irgendwie als außerhalb ihrer selbst betrachtet.
Der Rückzug, von dem wir in der [[Yogapraxis]] sprechen, ist keine schmerzhafte Aktivität. Er ist überhaupt nicht als Aktivität zu betrachten. Es ist die Wiedererlangung der Gesundheit des Bewusstseins aus dem kranken Zustand, in dem es sich in seinem individualisierten Zustand befindet. Wenn wir den Traum als einen unglücklichen Albtraum und nicht als einen gesunden Zustand des Geistes betrachten können, dann kann diese objektive Welterfahrung auch nicht als ein [[geistig]] gesunder Zustand angesehen werden. Deshalb betrachtet der [[Weise]] [[Patanjali]] alle Wahrnehmungen als unnötige Aktivitäten des Geistes in Bezug auf Dinge, mit denen er sich nicht beschäftigen sollte. Sie sind [[Vrittis]], [[Hindernisse]], die überwunden werden müssen. Durch die Unterwerfung der vritti oder vrittisnirodha im Yoga wird jede Vorstellung von Objekten in eine höhere Subjektivität verwandelt. Hier müssen wir das Wort höhere Subjektivität unterstreichen. Es ist nicht die empirische Subjektivität, die wir kennen.
Das [[Wachbewusstsein]] ist eine Subjektivität, die eine höhere Dimension hat als die Subjektivität des Traums. Deshalb sind wir im Wachzustand freier als im Traum. Ansonsten, würden wir es bedauern, dass wir aus dem Schlaf erwacht sind. Wir fühlen uns nicht so, sondern sind eher erleichtert, dass der Albtraum vorbei ist, dass das Ungeziefer nicht mehr da ist, denn das Wachbewusstsein ist eine größere Dimension des Verstehens als die, in der wir uns als Traumerfahrende befanden. Sich aus dem objektiven Bewusstsein in die Subjektivität zurückzuziehen, von der wir hier sprechen, bedeutet also keine Introversion im Sinne der Freudschen oder Jungschen [[Psychologie]] und [[Psychoanalyse]]. Wir hören von Extrovertierten und Introvertierten, eine Unterscheidung, die Jung in seiner analytischen Psychologie getroffen hat. Von dieser Art von Introvertiertheit ist hier nicht die Rede.
Oft betrachten die Menschen [[Yogis]] als introvertiert. Das ist ein schlechter Name, wie der, den wir dem Hund geben, um ihn aufzuhängen. Die Yogis sind keine Introvertierten im [[psychologisch]]en Sinne. Wir können sie in demselben Sinne als introvertiert bezeichnen, wie wir jetzt nach dem Aufwachen aus dem Traum introvertiert sind. Es ist eine metaphysische Verinnerlichung des Seins. Wir introvertieren in diesem besonderen Sinne, da die Objekte der Traumwelt im Wachzustand in unsere Subjektivität übergehen. Aber wir sagen nicht, dass wir uns in einem morbiden Zustand befinden, wenn wir wach sind. Die psychologische Introversion ist ein partieller Ausdruck des Geistes gegenüber sich selbst, der sich von den extrovertierten Aktivitäten abgrenzt. Jung plädiert für eine Mischung aus Extrovertierten und Introvertierten. Jede Art von Überbetonung einer Seite soll zu einem psychopathologischen Zustand führen. Yoga ist davon weit entfernt. Wir haben große psycho-analytische Lehrer wie Patanjali, aber ihre Lehre ist ganz anders. Es stimmt zwar, dass die Meditation in ihren höheren Bereichen ein Versuch des Selbstentzugs ist, aber es ist kein Rückzug in diesen Kokon unserer individuellen Persönlichkeit. Yoga ist ein gesundes [[Heilmittel]], das für die Krankheit verschrieben wird, in der sich der Geist befindet, indem er sich in die falsche Vorstellung einer Außenwelt von Objekten entfremdet, die es in [[Wirklichkeit]] nicht gibt. Das [[Pratyahara]], von dem im [[Yogasystem]] gesprochen wird, der Rückzug der Sinne von den Objekten, bedeutet nicht, dass man sich von der [[Realität]] der Dinge abschneidet. Wenn diese falsche Vorstellung im Geist fortbesteht, muss man in der Meditation unglücklich sein. Der Geist wird sagen: "Wann wird diese Meditation zu Ende sein? Ich werde aufstehen und einen Spaziergang machen." Dies, weil wir das Gefühl haben, dass ein Spaziergang ein Eintritt in die Realität der Dinge sein wird, von der wir uns in der Meditation unnatürlich zurückgezogen haben.
Der [[Verstand]] hat die Vorstellung, dass die Realität schließlich außerhalb liegt. "Ich habe mich in der Meditationshalle gewaltsam von der Realität abgetrennt, also möchte ich so früh wie möglich von diesem Ort aufstehen." Das ist ein trauriger Zustand. Meditation ist kein Rückzug aus der Realität, genauso wenig wie das Aufwachen aus einem Traum ein Aufwachen aus der Realität in eine Unwirklichkeit ist. Man weiß sehr wohl, dass das Wachen eine größere Realität ist als der Traum, und die Subjektivität, in die sich das objektive Bewusstsein in der Meditation zurückzieht, ist nicht das individuelle Subjekt eines Herrn oder einer Frau, eines Tom, Dick oder Harry. Was hier betrachtet wird, ist ein größeres Subjekt, das unsere gegenwärtige Vorstellung von einem Subjekt in uns selbst und die Objekte außerhalb einschließt, so wie das Traumsubjekt und die Traumobjekte beide im Wachssubjekt subsumiert werden. Selbst wenn wir zuhören und hören, dass dies die wahre Errungenschaft in der Meditation sein wird, wird sich der Geist darauf stürzen, als ob er in einen Fluss von Nektar eintreten würde. "Oh! Das ist es! Ich werde in der Meditation ein größeres [[Wesen]] werden als das, was ich heute, gerade jetzt, bin! Ich werde mit allen Dingen vitaler verbunden sein, als ich es jetzt weiß!"  Wenn der Geist durch einen Erziehungsprozess im Sinne des Yoga überzeugt ist, wird er danach seinen Mund nicht mehr öffnen.
Sie werden Ihr Frühstück, Mittag- und Abendessen vergessen, Sie werden weinen: "Wann werde ich in diesen Zustand eintreten?", anstatt zu [[fühlen]]: "Wann wird diese Meditation aufhören?" Die Menschen haben eine falsche Vorstellung von Meditation, von Yoga und von [[Gott]] selbst, eine falsche Vorstellung von sich selbst und ihrer Beziehung zu den Dingen. Bevor wir einen ernsthaften Versuch der Meditation unternehmen, müssen wir unseren Geist von all den Spinnweben, dem Schmutz und dem Abfall von [[Gefühle]]n und [[Vorurteile]]n befreien, die uns durch die sozialen Bedingungen, in die wir hineingeboren wurden, aufgedrängt wurden, und uns für den Zweck der [[Praxis]] umgestalten.


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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:44 Uhr

Swami Sivananda mit Swami Krishnananda

Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 7 - Die Metaphysik der Meditation


Die Metaphysik der Meditation

Da alle Arbeiten, die wir im Leben tun, auf die Erfüllung eines Zwecks abzielen, tendiert Yoga zur Meditation. Unter Schülern und Wahrheitssuchenden herrscht wahrscheinlich die Vorstellung vor, dass Meditation eine Tätigkeit wie viele andere Aktivitäten im Leben ist. Anstatt einkaufen zu gehen, geht man in die Meditationshalle. Anstatt eine Arbeit zu erledigen, macht man eine andere. Es wird zu einer Frage der Wahl der Tätigkeit und nicht zu einer Veränderung der Qualität der Tätigkeit. Wenn man dem Geist sagt, dass er meditieren soll, ist es unwahrscheinlich, dass er sich immer in einem Zustand freudiger Erregung befindet. Wenn du sorgfältig in dein Unterbewusstsein eindringst, wirst du diese seltsame innere Haltung entdecken.

Sie werden sich, zumindest bis zu einem gewissen Grad, in einem Zustand der Spannung befinden. Es sieht so aus, als ob Ihnen eine Pflicht auferlegt wird. Der Verstand hat Angst vor dem Wort Disziplin, weil ihm eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Und diese Bedeutung ist der beängstigende Faktor von Disziplin. Meditation ist natürlich in gewisser Hinsicht eine Disziplin. Wir mögen keine Disziplin oder Systematisierung von irgendetwas, weil es den Anschein hat, dass wir dadurch den Geist von seinen üblichen Neigungen abhalten. Das Zurückhalten eines Verlangens ist eine Qual für den Geist. Es ist keine Freude; und wenn Yoga, spirituelle Praxis oder Meditation ein Versuch ist, die üblichen Sehnsüchte des Geistes zu zügeln, wird der Geist sicherlich nicht glücklich sein. Es wird eine Unterströmung von Angst und Groll geben, obwohl der logische Intellekt die Notwendigkeit von Meditation und spirituellem Leben akzeptiert.

Der Mensch besteht nicht nur aus Logik. Der Verstand kann jede Logik in einer Sekunde beiseite schieben, wenn er merkt, dass die Logik seinen tiefsten Sehnsüchten zuwiderläuft. Die Logik geht vor die Hunde, und rationale Nachforschungen haben keine Chance gegen den Druck der instinktiven Sehnsüchte, der Wünsche des Herzens, der normalen Arbeitsweise des Geistes. Diese Schwierigkeit kann auch als ein Hindernis für jeden greifbaren Erfolg in der Yogapraxis angesehen werden. Es gibt verschiedene Arten von Kämpfen, die in uns stattfinden. Es gibt einen Krieg, der immer in unserem eigenen Geist ausgetragen wird. Es ist wahr, dass wir wie ein Haus sind, das mit sich selbst uneins ist.

Wir leben in zwei Welten gleichzeitig, die eine zieht uns in die eine Richtung, die andere in die andere. Wer kann leugnen, dass wir Wünsche haben und dass diese Wünsche nicht immer Wünsche sind, die Gott betreffen? Wir haben einfache Tentakel, die uns mit den verschiedenen Beschäftigungen des Lebens und den Gefühlen verbinden, die zu einem festen Bestandteil unserer Existenz werden. Es gibt bestimmte Dinge, die wir trotz aller Bemühungen nie vergessen können. Wer kann schon vergessen, dass er ein Inder, ein Brite, ein Amerikaner und so weiter ist? Wir können uns nicht von der Vorstellung befreien, dass wir von irgendwelchen Eltern geboren wurden, dass so und so der Vater, die Mutter, der Bruder, die Schwester und so weiter ist.

Es gibt Vorurteile, die politisch, gesellschaftlich und ethisch als etwas ganz Normales und Notwendiges sanktioniert werden. Diese Normalitäten werden von uns als untrennbar mit unserem eigenen Leben verbunden angesehen, und diese so genannten Untrennbaren sind unsere wahren Feinde. Unsere Feinde sind weder Personen noch sind sie Dinge. Sie sind bestimmte Denkweisen. Es gibt bestimmte Denkspuren, auf denen sich der Verstand bewegt, wie ein Zug, der auf Schienen fährt. Er kann seine Richtung nicht ändern, außer auf den Schienen, wie ein Fluss, der in seinem eigenen Bett fließt, das fest angelegt ist. Bestimmte Neigungen des Geistes werden von uns als normal und als das einzig Richtige angesehen, das wir uns vorstellen können. Das sind die Empfindungen, unsere Lieblingsvorurteile.

Aber in irgendeiner segmentierten Weise zu denken, einen Aspekt des Lebens von einem anderen zu isolieren, eine Art zu denken von einer anderen Art zu denken abzulehnen, wäre die Tendenz des Geistes, sich selbst in ein paar Abschnitte zu unterteilen, ohne eine richtige organische Beziehung zwischen den Teilen. Die Meditation ist keine Tätigkeit wie die anderen Arbeiten, die wir in der Welt verrichten. Das erste, woran wir uns erinnern müssen, ist, dass Arbeit uns ermüdet, erschöpft und wir uns nach der Arbeit ausruhen wollen. Bei jeder Art von Arbeit wird Energie verbraucht. Ein Teil des gesamten Energiequantums im System wird für die Leistung der Welt abgezweigt. Energie geht bei der Arbeit verloren. Wenn es stimmt, dass auch bei der Meditation Energie verloren geht, werden wir wahrscheinlich sagen: "Ja, wir fühlen uns erschöpft; wir können nicht stundenlang weiter meditieren. Es ist eine mühsame Arbeit."

Meditation wird eher zu einer Arbeit als zu etwas, das der Geist spontan akzeptiert; sie wird zu einer Disziplin und zu einer Zumutung, wenn sie etwas ist, das jemand von uns verlangt, anstatt etwas, das wir aus eigenem Antrieb akzeptiert haben. Eine ermüdende Arbeit ist die, die jemand von uns verlangt. Eine Arbeit, die wir bewusst auf uns nehmen, kann uns nicht so sehr ermüden, weil sich dann der Geist mit der Arbeit identifiziert. Die Abtrennung der Arbeit von der organischen Struktur der Psyche ist die Ursache der Ermüdung. Nun mag man sich fragen: "Was ist Meditation? Ist sie eine Arbeit?"

Jede Tätigkeit ist ein Prozess des Werdens. Es ist eine Tendenz des Subjekts, sich auf ein Objekt zuzubewegen. Mit Objekt müssen wir hier nicht unbedingt eine konkrete, feste Substanz meinen. Alles, was in Raum und Zeit denkbar ist, ist ein Objekt; und wenn sich unser Gedanke auf ein solches Ding außerhalb, in Richtung des Objekts, zubewegt, erfordert er einen Energiefluss vom gesamten System. Wahrnehmung, Erkenntnis oder jeder entschlossene Akt des Bewusstseins erfordert eine Menge Energie, die vom Subjekt zum Objekt fließt. Der Weise Patanjali erwähnt psychologische Funktionen oder Vrittis, die er als klishta vrittis und aklishta vrittis und so weiter bezeichnet und meint damit die Psychose des Geistes, die in den Prozessen der Wahrnehmung, des Erkennens und des Fühlens wirkt, die er alle als Hindernisse im Yoga betrachtet.

Die Wahrnehmung eines Objekts wird im Yoga als ein Hindernis betrachtet. Wenn wir nun einen Baum wahrnehmen, wo liegt dann die Schwierigkeit? "Ich erfreue mich an der Wahrnehmung eines Baumes, des Aufgangs der Sonne oder des Mondes oder einer schönen Blume. Wie kann man das als Hindernis bezeichnen?" Wir können nur dann wissen, warum dies ein Hindernis ist, wenn wir tief in die Struktur des Geistes selbst eindringen, in seine Beziehung zur Realität als Ganzes. Was wir als Meditation im spirituellen Sinne bezeichnen, ist streng genommen keine Arbeit, die vom Geist in Bezug auf ein äußeres Objekt ausgeführt wird. Es ist nicht eine Tendenz zum Werden, sondern vielmehr eine Tendenz zum Sein. Dies sind wichtige Begriffe, deren Bedeutung uns klar sein sollte. Was ist Werden? Was ist Sein? Und was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen?

Werden ist ein aktiver Prozess der Umwandlung von Zuständen oder Ereignissen in Richtung eines Ziels, das äußerlich in Raum und Zeit noch nicht erreicht ist. Alles verwandelt sich in etwas anderes, verwandelt sich von einem Zustand in einen anderen. Und diese Tendenz der Dinge, sich in einen anderen Zustand zu verwandeln, ist ein Indiz für die Unruhe, die den Zustand, in dem sie sich bereits befinden, charakterisiert. Es gibt diese Unruhe, weil es unbefriedigend ist, über einen längeren Zeitraum in diesem Zustand zu sein. Es ist unzufriedenstellend, weil es nicht das anzeigt, was man braucht. Das, was man braucht, liegt außerhalb von einem selbst, und so gibt es eine räumliche Bewegung, eine zeitliche Aktivität außerhalb von einem selbst, in Richtung auf ein denkbares Ziel. So ist das Werden eine objektive Bewegung des Bewusstseins. Meditation ist keine Bewegung in Richtung auf ein Objekt außerhalb von ihr, obwohl es bei bestimmten Arten der Meditation den Anschein haben mag, dass wir über ein Objekt meditieren. Auch hier ist die Bewegung nur eine Erscheinung und keine wirkliche Aktivität im Sinne einer Entfremdung zu Objekten. Wir werden zu diesem Punkt etwas später wiederkommen.

Das Sein ist etwas anderes als das Werden. Der Unterschied sollte vordergründig sein. Während das Werden eine Tendenz zur Verwandlung in Richtung auf etwas außerhalb seiner selbst hat, ist das Sein eine Tendenz zu seinem eigenen Selbst; es ist ein Rückzug in den Kern des eigenen Seins und nicht eine Isolierung seiner selbst in etwas anderes als das, was er ist. "Was ist ein Objekt und was ist ein Subjekt?" ist eine Frage, die sich uns erneut stellt. Was verstehen wir unter einem Objekt? Alles, was wir nicht als identisch mit uns selbst betrachten können, alles, was von unserem Standpunkt aus völlig losgelöst ist von dem, was wir für uns selbst halten - das ist ein Objekt, ein "Das ist-nicht-ich".

Und alles, mit dem wir auf untrennbare Weise lebensnotwendig verbunden sind, in dessen Kontext wir eine Selbstidentität bejahen - das ist ein Subjekt. Wenn wir von Subjekten und Objekten sprechen, beziehen wir uns natürlich auf das Bewusstsein, das bei allen Erfahrungen eine wichtige Rolle spielt. Es ist das Bewusstsein eines bestimmten Umstandes, das die Unterscheidung zwischen Subjektivität und Objektivität bewirkt. Das Bewusstsein eines Dings distanziert sich von diesem Ding und geht davon aus, dass zwischen ihm und dem Objekt ein gewisser räumlicher Abstand oder zumindest eine logisch gedachte räumliche Differenz besteht. Wenn aber keine solche räumliche Unterscheidung zwischen dem Objekt und dem Bewusstsein denkbar ist, dann gibt es kein Objekt, sondern nur ein Subjekt. Das Bewusstsein allein kann das Subjekt sein; alles andere ist Objekt.

Alles, was vom Bewusstsein trennbar ist, ist ein Objekt des Bewusstseins. Diese Abtrennbarkeit kann rein fiktiv sein; sie kann nicht faktisch sein. Ob es sich nun um ein imaginäres Konzept des Unterschieds oder um eine tatsächliche Unterscheidung handelt, solange der Geist oder das Bewusstsein seine Einheit mit diesem bestimmten Kontext oder Ding nicht akzeptieren kann, bleibt es ein Objekt. In der Meditation wird das Bewusstsein nicht durch die Ausübung einer Kraft von außen, sondern durch eine von innen eingebrachte Erziehung in die Lage versetzt, zu einem umfassenderen Verständnis von Tatsachen zu gelangen, in dem seine Vorstellung von Objekten verändert und transformiert wird.

Es ist nicht so, dass sich die Dinge in der Meditation tatsächlich verändern, aber unsere Vorstellung von Objekten ändert sich. Um ein allgemeines Beispiel zu geben, haben wir das Phänomen des Unterschieds, den wir zwischen Traumobjekten und Wacherfahrung machen. Die Objekte im Traum sind völlig losgelöst vom wahrnehmenden Subjekt. Wir sind die Träumer, und wir wissen nicht, dass wir es sind, während wir tatsächlich träumen. Die Frage nach dem Traum stellt sich nicht, wenn wir uns tatsächlich in diesem Zustand befinden. Es ist eine Erfahrung, die so gut ist wie jede andere. Die Dinge, die wir im Traum sehen, sind nicht mit uns verbunden, und deshalb haben wir auch im Traum Freuden und Schmerzen.

Im Traum gibt es alle Arten von Dingen, die wir auch im wachen Leben haben. Es gibt Berge und Täler, Personen und Dinge, Erfahrungen, die angenehm oder unangenehm sind. All diese Objekte der Traumwelt, die Vergnügen oder Schmerzen verursachen, sind von der jeweiligen Bewusstseinsstufe, die sie erlebt, getrennt; und das ist der Grund, warum es Vergnügen oder Schmerz gibt. Vergnügen und Schmerz werden durch Reaktionen verursacht, die zwischen dem subjektiven Bewusstsein und seiner Beziehung zu dem betreffenden Objekt entstehen. Was geschieht, wenn wir aus einem Traum aufwachen? Die Objekte, die wir im Traum gesehen haben und die die Ursache für unsere Freuden und Schmerzen waren, sind völlig verschwunden. Da sie verschwunden sind, sind auch die Freuden und Schmerzen, die mit den Objekten verbunden sind, verschwunden. Wohin sind diese Objekte verschwunden? Wohin sind sie verschwunden?

Die Objekte im Traum, die uns Vergnügen und Schmerzen bereiteten, waren zwar begrifflich vom erlebenden Bewusstsein unterscheidbar, aber faktisch nicht. Das wissen wir, wenn wir aus dem Traum erwachen. Der Tiger, der sich im Traum auf uns stürzte, war nicht wirklich außerhalb von uns. Er war eine besondere Modifikation unseres eigenen Verstandes, der einen räumlichen und zeitlichen Unterschied zwischen sich selbst und dem Inhalt, der Tiger genannt wird, oder was auch immer es ist, ausheckte, und die Freuden und Schmerzen waren auf den räumlichen und zeitlichen Unterschied zwischen dem erlebenden Bewusstsein und dem Objekt zurückzuführen. Wenn der Traumraum oder die Traumzeit nicht da wären, könnten wir dort keine Freuden und Schmerzen haben. Das Aufhören von Freuden und Schmerzen im Wachzustand nach dem Traum ist ausschließlich auf das Aufhören von Raum und Zeit zurückzuführen, die im Traum wirkten. Wenn die Traum-Raum-Zeit verschwunden ist, sind auch die Traum-Objekte verschwunden. Zuvor haben wir festgestellt dass Raum-Zeit und Objekte zusammengehören. Wir haben auch den Hinweis aus den Entdeckungen der modernen Physik beobachtet, in der die Wissenschaft zu dem Schluss gekommen ist, dass die Objekte in der Welt nicht von dem zu unterscheiden sind, was wir Raum und Zeit nennen. Sie sind vielmehr Konfigurationen der Raumzeit selbst. Es gibt keine Objekte. Es gibt nur Raum und Zeit.

Durch die Traumanalogie kommen wir zu dem Bewusstsein, dass Objekte außerhalb von uns zu sein scheinen und uns Freude und Schmerz bereiten können, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht sind. Wir mögen im Traum ein großes Vermögen haben und uns sehr glücklich fühlen. Wir können im Traum eine Million Dollar im Lotto gewinnen. Wir können im Traum von einem Baum fallen, uns die Beine brechen und Schmerzen empfinden. Aber was sind diese Erfahrungen? Sie sind nichts anderes als die Auswirkungen von Raum und Zeit, an denen wir beteiligt sind. Unser Traumbewusstsein hat sich auf die Vorstellung des Unterschieds zwischen sich selbst und der Raumzeit, in der es die Objekte wahrnimmt, eingelassen.

Was geschieht, wenn wir aufwachen? Der Raum, die Zeit und die Objekte des Traums werden in unserem eigenen Geist absorbiert. Die so genannte objektive Welt des Traums wird in den nun wachen Geist aufgenommen, der alle Faktoren, die den Traumerfahrenen ausmachten, sowie die Traumobjekte in sich trägt. Diese Analogie gibt uns eine Vorstellung davon, was in der Meditation geschehen wird. Wenn wir bewusst aus dem Traum aufwachen, das heißt wenn wir uns des Prozesses bewusst sind, aus dem Traum in die Welt der wachen Erfahrung aufzusteigen, wenn wir uns sowohl der Verstrickung als auch der Entstrickung bewusst sind, dann ist das die Reihe von Prozessen, die wir in der Yoga-Meditation durchlaufen müssen.

Anstatt plötzlich durch irgendein Phänomen, von dem wir keine Kenntnis haben, in den Wachzustand versetzt zu werden, wie es normalerweise geschieht, wäre es eine Art Analogie, die den Prozess der Meditation erklären könnte, wenn wir uns jedes Schrittes und jeder Stufe der Arbeit der Psyche bewusst wären, durch die sie aus dem Traum erwacht. Und der Vergleich ist folgender: Wenn wir aufwachen, werden die Objekte des Traums in unserem Geist absorbiert, und deshalb bereiten sie uns weder Freude noch Schmerz und sie stören uns auch nicht mehr. Denn sie existieren überhaupt nicht. Sie sind 'wir'. Die Objekte des Traums und der Raum und die Zeit des Traums sind zu dem geworden, was wir sind. Das Objekt ist zum Subjekt geworden. Daher gibt es kein Vergnügen und keinen Schmerz in Verbindung mit den Dingen, die wir im Traum gesehen haben. Dieses so genannte "Wir", das die Gesamtheit der Traumerscheinungen in sich aufgenommen hat, sollte als das Subjekt und das Objekt des Traums umfassend betrachtet werden; wir hatten uns selbst auf den Traumerfahrenden reduziert und einen Teil von uns in die Objekte in der Traum-Raum-Zeit abgespalten. Und wenn wir aufwachen, werden sie zurückgezogen. Dieser Prozess des Zurückziehens ist wie der Prozess des Yoga. Im Yoga ist der Prozess ein bewusster und absichtlicher Prozess. Er ist kein unbewusstes Ereignis oder ein plötzlicher Kick, den wir von irgendwoher erhalten. Wir ermöglichen es dem Geist, sich über die wahre Situation der Dinge zu informieren. Die Welt außerhalb von uns ist mit uns auf die gleiche Weise verbunden, wie die Objekte des Traums mit dem Traumerlebenden verbunden sind. Die Gebäude, die wir draußen sehen, in denen wir sitzen, sind alle mit uns verbunden, so wie das Traumzimmer oder die Traumgebäude mit dem Traumerlebnis verbunden sind. Diese Analogien können sich selbst erklären.

Die Verbindung im Traum war untrennbar, weil die Dinge nicht wirklich außerhalb waren. Dieser Hinweis wird auch erklären, warum Meditation nicht als eine Aktivität oder ein Geschäft betrachtet werden sollte, das wir ausüben. Sie ist kein Job, dem wir hinterherjagen, damit wir seiner überdrüssig werden können. Meditation sollte eine Quelle der Befriedigung und der Erleichterung von Spannungen werden und nicht eine Quelle der Erschöpfung und Müdigkeit. Je mehr wir zu uns selbst werden, desto mehr sind wir frei von Spannungen. Eine Anspannung ist eine Entfremdung von sich selbst in etwas anderes als sich selbst. Es gibt eine unnatürliche Unterscheidung innerhalb der Funktion unserer eigenen Psyche, einen Druck, der auf sie durch Bedingungen ausgeübt wird, über die sie keine Kontrolle hat und die sie irgendwie als außerhalb ihrer selbst betrachtet.

Der Rückzug, von dem wir in der Yogapraxis sprechen, ist keine schmerzhafte Aktivität. Er ist überhaupt nicht als Aktivität zu betrachten. Es ist die Wiedererlangung der Gesundheit des Bewusstseins aus dem kranken Zustand, in dem es sich in seinem individualisierten Zustand befindet. Wenn wir den Traum als einen unglücklichen Albtraum und nicht als einen gesunden Zustand des Geistes betrachten können, dann kann diese objektive Welterfahrung auch nicht als ein geistig gesunder Zustand angesehen werden. Deshalb betrachtet der Weise Patanjali alle Wahrnehmungen als unnötige Aktivitäten des Geistes in Bezug auf Dinge, mit denen er sich nicht beschäftigen sollte. Sie sind Vrittis, Hindernisse, die überwunden werden müssen. Durch die Unterwerfung der vritti oder vrittisnirodha im Yoga wird jede Vorstellung von Objekten in eine höhere Subjektivität verwandelt. Hier müssen wir das Wort höhere Subjektivität unterstreichen. Es ist nicht die empirische Subjektivität, die wir kennen.

Das Wachbewusstsein ist eine Subjektivität, die eine höhere Dimension hat als die Subjektivität des Traums. Deshalb sind wir im Wachzustand freier als im Traum. Ansonsten, würden wir es bedauern, dass wir aus dem Schlaf erwacht sind. Wir fühlen uns nicht so, sondern sind eher erleichtert, dass der Albtraum vorbei ist, dass das Ungeziefer nicht mehr da ist, denn das Wachbewusstsein ist eine größere Dimension des Verstehens als die, in der wir uns als Traumerfahrende befanden. Sich aus dem objektiven Bewusstsein in die Subjektivität zurückzuziehen, von der wir hier sprechen, bedeutet also keine Introversion im Sinne der Freudschen oder Jungschen Psychologie und Psychoanalyse. Wir hören von Extrovertierten und Introvertierten, eine Unterscheidung, die Jung in seiner analytischen Psychologie getroffen hat. Von dieser Art von Introvertiertheit ist hier nicht die Rede.

Oft betrachten die Menschen Yogis als introvertiert. Das ist ein schlechter Name, wie der, den wir dem Hund geben, um ihn aufzuhängen. Die Yogis sind keine Introvertierten im psychologischen Sinne. Wir können sie in demselben Sinne als introvertiert bezeichnen, wie wir jetzt nach dem Aufwachen aus dem Traum introvertiert sind. Es ist eine metaphysische Verinnerlichung des Seins. Wir introvertieren in diesem besonderen Sinne, da die Objekte der Traumwelt im Wachzustand in unsere Subjektivität übergehen. Aber wir sagen nicht, dass wir uns in einem morbiden Zustand befinden, wenn wir wach sind. Die psychologische Introversion ist ein partieller Ausdruck des Geistes gegenüber sich selbst, der sich von den extrovertierten Aktivitäten abgrenzt. Jung plädiert für eine Mischung aus Extrovertierten und Introvertierten. Jede Art von Überbetonung einer Seite soll zu einem psychopathologischen Zustand führen. Yoga ist davon weit entfernt. Wir haben große psycho-analytische Lehrer wie Patanjali, aber ihre Lehre ist ganz anders. Es stimmt zwar, dass die Meditation in ihren höheren Bereichen ein Versuch des Selbstentzugs ist, aber es ist kein Rückzug in diesen Kokon unserer individuellen Persönlichkeit. Yoga ist ein gesundes Heilmittel, das für die Krankheit verschrieben wird, in der sich der Geist befindet, indem er sich in die falsche Vorstellung einer Außenwelt von Objekten entfremdet, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Das Pratyahara, von dem im Yogasystem gesprochen wird, der Rückzug der Sinne von den Objekten, bedeutet nicht, dass man sich von der Realität der Dinge abschneidet. Wenn diese falsche Vorstellung im Geist fortbesteht, muss man in der Meditation unglücklich sein. Der Geist wird sagen: "Wann wird diese Meditation zu Ende sein? Ich werde aufstehen und einen Spaziergang machen." Dies, weil wir das Gefühl haben, dass ein Spaziergang ein Eintritt in die Realität der Dinge sein wird, von der wir uns in der Meditation unnatürlich zurückgezogen haben.

Der Verstand hat die Vorstellung, dass die Realität schließlich außerhalb liegt. "Ich habe mich in der Meditationshalle gewaltsam von der Realität abgetrennt, also möchte ich so früh wie möglich von diesem Ort aufstehen." Das ist ein trauriger Zustand. Meditation ist kein Rückzug aus der Realität, genauso wenig wie das Aufwachen aus einem Traum ein Aufwachen aus der Realität in eine Unwirklichkeit ist. Man weiß sehr wohl, dass das Wachen eine größere Realität ist als der Traum, und die Subjektivität, in die sich das objektive Bewusstsein in der Meditation zurückzieht, ist nicht das individuelle Subjekt eines Herrn oder einer Frau, eines Tom, Dick oder Harry. Was hier betrachtet wird, ist ein größeres Subjekt, das unsere gegenwärtige Vorstellung von einem Subjekt in uns selbst und die Objekte außerhalb einschließt, so wie das Traumsubjekt und die Traumobjekte beide im Wachssubjekt subsumiert werden. Selbst wenn wir zuhören und hören, dass dies die wahre Errungenschaft in der Meditation sein wird, wird sich der Geist darauf stürzen, als ob er in einen Fluss von Nektar eintreten würde. "Oh! Das ist es! Ich werde in der Meditation ein größeres Wesen werden als das, was ich heute, gerade jetzt, bin! Ich werde mit allen Dingen vitaler verbunden sein, als ich es jetzt weiß!" Wenn der Geist durch einen Erziehungsprozess im Sinne des Yoga überzeugt ist, wird er danach seinen Mund nicht mehr öffnen.

Sie werden Ihr Frühstück, Mittag- und Abendessen vergessen, Sie werden weinen: "Wann werde ich in diesen Zustand eintreten?", anstatt zu fühlen: "Wann wird diese Meditation aufhören?" Die Menschen haben eine falsche Vorstellung von Meditation, von Yoga und von Gott selbst, eine falsche Vorstellung von sich selbst und ihrer Beziehung zu den Dingen. Bevor wir einen ernsthaften Versuch der Meditation unternehmen, müssen wir unseren Geist von all den Spinnweben, dem Schmutz und dem Abfall von Gefühlen und Vorurteilen befreien, die uns durch die sozialen Bedingungen, in die wir hineingeboren wurden, aufgedrängt wurden, und uns für den Zweck der Praxis umgestalten.

© Divine Life Society

Siehe auch

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Seminare

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