Kausativ
Der Kausativ (auch Causativum bzw. Veranlassungswort) gehört im Sanskrit zur sogenannten sekundären bzw. abgleiteten Konjugation der Verben (Akhyata). Ein Verb im Kausativ drückt aus, dass etwas bewirkt wird, oder dass jemand zu etwas veranlasst wird. Deutsche Beispiele sind etwa: setzen (zu sitzen), legen (zu liegen) oder fällen (zu fallen).
Bildung
Im Sanskrit kann von jeder Verbalwurzel (Dhatu) ein Kausativstamm gebildet werden, von dem die jeweiligen konjugierten Verbformen abgeleitet werden. Der Kausativstamm wird nach demselben Prinzip gebildet wie der Präsensstamm der 10. bzw. Chur Klasse:
Die Chur Klasse gehört neben der 1., 4. und 6. Klasse (Bhu Klasse, Div Klasse und Tud Klasse) zur sogenannten thematischen Konjugation der Verben des Sanskrit. Deren Kennzeichen ist der Themavokal -a, der den Auslaut des Präsensstammes bildet. Die Besonderheit der Chur Klasse (und somit auch des Kausativums) ist die Silbe bzw. das Infix (Vikarana) -aya-, welches an die (modifizierte) Wurzel antritt und zugleich den Themavokal beinhaltet (z.B. im Stamm pātaya-).
Der Vokal der Wurzel erhält die Vollstufe (Guna) oder Dehnstufe (Vriddhi), wobei mitunter beide Formen möglich sind. An Wurzeln, die auf ein langes ā enden (sowie an die Wurzel ṛ), tritt das Infix -paya-.
Zur Verdeutlichung des Unterschieds zwischen Verbalwurzel, Verbstamm und gebeugter Verbform betrachten wir exemplarisch die Wurzel pat "fallen, fliegen":
- pat "fallen" (Wurzel) > pātaya- (Kausativstamm) + -ti (Personalendung 3. Person Singular) > pātayati "er (sie, es) fällt"
Übersicht: Einige wichtige Kausativstämme
In der folgenden Übersicht erscheinen einige wichtige Kausative unter folgenden Aspekten: Verbalwurzel (Dhatu) und ihre Hauptbedeutung(en), der davon abgeleitete Kausativstamm, die gebeugte (konjugierte) Form der 3. Person Singular im Indikativ Aktiv der Gegenwart (Präsens, Vartamana):
Verbalwurzel | Bedeutung der Wurzel | Kausativstamm bzw. -stämme | 3. Person Singular | Übersetzung |
---|---|---|---|---|
pat | fallen, fliegen | pātaya- | pātayati | er (sie, es) fällt |
prath | (sich) ausbreiten, verbreiten | prathaya- | prathayati | er (...) breitet aus, er verbreitet |
tvar | eilen | tvaraya- | tvarayati | er beschleunigt |
gam | gehen | gamaya- | gamayati | er bringt, er führt |
jan | geboren werden, entstehen | janaya- | janayati | er erzeugt |
dā | geben, schenken | dāpaya- | dāpayati | er lässt geben |
sthā | stehen | sthāpaya- | sthāpayati | er stellt |
snā | sich baden | snapaya-, snāpaya- | snapayati, snāpayati | er badet |
jñā | wissen, kennen | jñapaya-, jñāpaya- | jñapayati, jñāpayati | er teilt mit |
pā | trinken | pāyaya- | pāyayati | er tränkt, er gibt zu trinken |
ruh | wachsen | rohaya-, ropaya- | rohayati, ropayati | er richtet auf |
chid | abschneiden, trennen | chhedaya- | chhedayati | er lässt abschneiden |
budh | erwachen, erkennen | bodhaya- | bodhayati | er erweckt, er belehrt |
nī | führen, bringen | nāyaya- | nāyayati | er lässt (weg)führen |
ji | siegen | jāpaya- | jāpayati | er lässt siegen |
kṣi | verfallen, umkommen | kṣayaya-, kṣapaya- | kṣayayati, kṣapayati | er vernichtet |
bhū | sein, werden | bhāvaya- | bhāvayati | er bringt hervor, er stellt sich vor |
kṛ | machen, tun | kāraya- | kārayati | er lässt machen |
pṝ | (sich) füllen | pūraya- | pūrayati | er füllt, er atmet ein |
ric | (sich) leeren | recaya- | recayati | er leert, er atmet aus |
ṛ | (sich) bewegen, rinnen | arpaya- | arpayati | er schleudert |
Asato Ma Sad Gamaya
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Wort-für-Wort-Übersetzung
- asataḥ : vom Unwirklichen (Asat)
- mā : mich (Ma)
- sat : zum Wirklichen (Sat)
- gamaya : führe (gam)
- tamasaḥ : aus der Dunkelheit (Tamas)
- mā : mich
- jyotiḥ : ins Licht (Jyotis)
- gamaya : führe
- mṛtyoḥ : vom Tod (Mrityu)
- mā : mich
- amṛtam : zur Unsterblichkeit (Amrita)
- gamaya : führe
Erläuterungen
- Die veränderten Wortformen ergeben sich aus den Wohllautregeln des Sandhi. Hierauf beruht auch das Verschmelzen vonmā und amṛtaṃ zu māmṛtaṃ in der dritten Zeile.
- Die korrekte Aussprache des Anusvara ṃ in māmṛtaṃ gamaya lautet ṅ: māmṛtaṅ gamaya (wie im Wort gaṅgā).
Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika
Hier folgt ein Vers aus dem zweiten Kapitel (Upadesha) der Hatha Yoga Pradipika, das der Praxis des Pranayama gewidmet ist. Der 7. Vers beschreibt die erste Phase der Reinigungsatmung (Nadi Shodhana), die auch als Wechselatmung bzw. Anuloma Viloma bekannt ist. Die beiden Optative pūrayet ("er soll einatmen") und recayet ("er soll ausatmen") sowie das Absolutivum dhārayitvā ("nachdem er ... angehalten hat") sind jeweils vom Kausativstamm der Wurzeln pṝ, ric und dhṛ abgeleitet.
- बद्धपद्मासनो योगी प्राणं चन्द्रेण पूरयेत् |
- धारयित्वा यथाशक्ति भूयः सूर्येण रेचयेत् || २.७ ||
- baddha-padmāsano yogī prāṇaṃ candreṇa pūrayet |
- dhārayitvā yathā-śakti bhūyaḥ sūryeṇa recayet || 2.7 ||
- Der Yogi, der den Lotussitz (Padmasana) eingenommen hat, soll den Atem (Prana) durch den Mondkanal (das linke Nasenloch bzw. Chandra) einatmen (pūrayet).
- Nachdem er (den Atem) nach Vermögen angehalten hat (dhārayitvā), soll er durch den Sonnenkanal (das rechte Nasenloch bzw. Surya) wieder ausatmen (recayet).
Weblink
Siehe auch
- Sanskrit Wörterbuch
- Sanskrit Verb
- Sanskrit Verbalwurzel
- Sanskrit Sprache
- Sanskrit Pronomen
- Sanskrit Adjektiv
- Sanskrit Alphabet
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Seminare
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