Energie

Aus Yogawiki

Yoga lehrt, dass sich Energie in verschiedenen Wellenlängen als Körperbewegungen, unwillkürliche Verdauungsfunktionen, geistige Aktivitäten und Sinnesfunktionen manifestiert. In sportlichen Wettkämpfen wird Energie als Projektion in physischer Anstrengung gemessen. Bei einem Autorennen gewinnt der Fahrer, der die Energie am präzisesten über die physische Anstrengung und Sinneswahrnehmung koordinieren kann. In einem Schachwettbewerb findet man die gleiche Projektion der Energie über das strategische Denken.

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Was diese Beispiele gemein haben ist, dass Energie in dem Moment gemessen wird, in dem es ausgegeben wird. So wird in der Tat auch unbewusst Energie abgegeben, wenn wir einfache Aktivitäten genießen wie z. B. essen, reden, jemandem die Hand schütteln oder Musik hören. Yogastellungen, Atemtechniken und Entspannung verbrauchen dagegen sehr wenig Energie. Auf diese Weise wird mehr Energie gespeichert, die dann im Alltag für alle möglichen Aktivitäten genutzt werden kann.

Yoga lehrt ein ausgeglichenes Speichern und Abgeben von Energie über einen bewussteren Umgang mit den fünf Sinnen – Tasten, Sehen, Hören, Schmecken und Riechen. Durch Yoga entwickelt man zum einen feinere und präzisere Sinneswahrnehmungen. Auf der anderen Seite befähigt Yoga, die Sinne aktiv zurückzuziehen, wenn sie mit störenden Einflüssen konfrontiert werden. Je genauer die Funktionen der fünf Sinne beobachtet werden, desto mehr neue Wege entdeckt man, innerhalb der Sinneserfahrungen ausgeglichener zu bleiben. Dies steht in starkem Gegensatz zu dem tagtäglichen Beschuss und der Überstimulation der Sinne, wobei unkontrolliert große Mengen an Energie vergeudet werden.

Gesundheit und die Aufbewahrung von Energie

Artikel von Swami Sivananda aus seinem Buch "Practice of Nature Cure“, S.34-35 Divine Life Society, ISBN 81-7052-229-3.

Energie muss aufbewahrt werden. Man sollte immer genügend Energie in Reserve haben. Nur dann kann man sich guter Gesundheit erfreuen. Die Natur selbst speichert viel Energie. Aber die Menschen verschwenden ihre Energie und leiden dann an Schwäche, Anämie usw. Übermäßige sexuelle Betätigung verbraucht enorm viel Energie. Sei mäßig. Halte Brahmacharya, und bewahre die sexuelle Energie auf. Verwandle sie in Ojas Shakti, eine Form spiritueller Energie.

Überlade den Magen nicht. Esse mäßig. Faste. Gib den Verdauungsorganen genügend Erholung. Gib Geschwätz und Klatsch auf. Mäßige deine Worte. Schweige eine bis zwei Stunden täglich. So kannst du viel Energie sparen. Höre auf, dir Sorgen zu machen. Verlass dich auf Gott. Gib dich Gott hin. Er wird für dich sorgen. Sich sorgen kostet viel Energie und zerstört den Geist. Gib Phobien und Ängste auf. Kontrolliere Wut, sei geduldig, liebevoll und vergebend. Verschwende keine Energie durch Ärger und unkontrollierte Bewegungen.

Wer in einem Kraftwerk die elektrische Energie kontrolliert, reguliert sie und verteilt sie an die verschiedenen Stellen. Er weiß, wie er mit der Ladung umgehen muss. So ungefähr musst du die Energie in deinem Körper regulieren. Wenn du die Löcher schließt, aus denen Energie verlorengeht, wirst du über genügend Energiereserven verfügen.

Leg dich ins Bett, schließe die Augen. Halte den Atem einige Sekunden an. Wiederhole Om im Geiste. Wiederhole diesen Prozess 10 Minuten lang. Du wirst spüren, wie sich dein Körper mit Energie füllt.

Sitze bequem. Schließe die Augen. Ziehe die Sinne zurück, and konzentriere dich auf das Trikuti für eine halbe Stunde. Erschließe deine eigene Quelle, und hole dir reichlich Energie von deinem eigenen Atman.

[...]

Wenn man gesund und gelassen sein möchte, sollte man aufhören, sich mit nutzlosen Aktivitäten zu beschäftigen. Man sollte Unterscheidungskraft besitzen und sich fragen, ob das, was man tut, notwendig ist, um das eigene Lebensziel zu erreichen. Wenn man versucht, den Geist zu beherrschen, lehnt er sich auf. So muss man Methoden finden, die den Geist von seinem Wunschdenken abhalten. Man kann viel Energie sparen, wenn man Tratsch und zielloses Herumwandern vermeidet. Die Entwicklung guter Gewohnheiten für Körper und Geist führen zu guter Gesundheit und innerem Frieden, und man hat mehr Zeit für Sadhana.

Die Gewohnheit, sich Sorgen zu machen, ist eine große Belastung für die Nerven. Ein Bhakta oder ein wahrer Sadhaka macht sich nie Sorgen. Er hat Vertrauen zu Gott und in seine eigene Göttlichkeit. Er hat Selbstvertrauen, ist heiter, mutig und voller Freude. Er nimmt die Dinge, wie sie kommen, wie Gott sie ihm gibt. Er erreicht eine Menge, während jemand der sich Sorgen macht, goldene Gelegenheiten verpasst, die ihm von Gott gegeben werden.

Kundalini Yoga und Gelassenheit: Angst und Ärger als Energie-Aktivierung

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev [1]

Heute geht es um Kundalini Yoga und Gelassenheit. Heute erzähle ich etwas über die verschiedenen Gemütszustände, und du kannst dir danach überlegen, welcher Gemütszustand hängt zusammen mit welchem Energiezustand. Die Grundlehre des Kundalini Yoga ist: Alles ist nur Energie. Und verschiedene Weisen der Energie-Erweckung wurden vom Körper und von der Psyche und von der Evolution entwickelt. Angst und Ärger sind nichts anderes als Energie-Erweckungen. Wenn du das weißt, kannst du dann mit geeigneten Techniken lernen, diese Ärger- und Angstzustände zu überwinden, indem du sie transformierst in positiv nutzbare Energien.

Ich will beginnen mit ein paar Aspekten von Kundalini Yoga und Hatha Yoga in Verbindung mit Gelassenheit. Gelassenheit ist heutzutage natürlich ein besonders wichtiges Thema in einer Welt, in der sehr viel passiert, wo es sehr viele Möglichkeiten gibt, wo Menschen sehr gefordert sind. Und das Schöne ist, Yoga gibt einem so viele verschiedene Techniken für Gelassenheit und die Yoga Arten vermitteln auch eine gute Einstellung gegenüber den Dingen, die uns erst mal nicht so gelassen machen. Und einer der wichtigen Aspekte des Yoga ist der Kundalini Yoga. Kundalini Yoga kann man auch einfach sagen, ist der Yoga der Energie. Kundalini Yoga spricht vom sogenannten "Prana".

Prana ist die Lebensenergie und all unsere Gemütszustände, die wir haben, sind nichts anderes als unterschiedliche Manifestationen von Prana. Und wenn man sich dessen bewusst wird, welche Gemütszustände mit welchem Prana zusammenhängen, dann kann man auch sagen, wir können die Gemütszustände auch wiederum ändern, indem wir auf unser Prana einwirken. Und wir können sagen, es gibt drei Gemütszustände, die der Gelassenheit scheinbar im Weg stehen: Zorn, Ärger, ist vermutlich der, den man am massivsten der Gelassenheit entgegengesetzt sehen würde. Was gibt es noch? Traurigkeit, Niedergeschlagenheit. Und der dritte wäre? Neid, können wir noch sagen. Am stärksten, würde ich noch sagen, ist die Angst. Im Grunde genommen können wir sagen, Angst, Ärger und Traurigkeit, Depression, Niedergeschlagenheit, das sind die drei Zustände, die der Gelassenheit entgegengesetzt sind. Wir finden aber noch andere, wie Neid und Gier usw.

Aber wenn wir jetzt erst mal zwei davon anschauen, nehmen wir erst mal Ängste, nehmen wir insbesondere eine Manifestation von Angst, die einen sehr ungelassen machen kann, das ist Lampenfieber. Lampenfieber, ursprünglich ein Problem für Schauspieler, denn sie stehen im Rampenlicht. Wenn man auf der Bühne steht, wird man beleuchtet, und da gibt es eben den Ausdruck "Lampenfieber“. Aber im weiteren Sinne ist Lampenfieber etwas, was immer dann auftaucht, wenn man Angst hat vor etwas, wo man etwas sagen muss, vor einem wichtigen Gegenüber oder vor einer Gruppe oder vor großem Publikum. Z.B. steht ein Gespräch mit dem Chef an. Der Chef hat gesagt: "Wichtige Besprechung. Ich muss Sie unter vier Augen sehen. Morgen um 12:00 Uhr.“ Oder wichtiges Kundengespräch oder Vorstellungsgespräch oder Prüfung usw.

Kundalini Yoga würde sagen, all diese Formen von Lampenfieber sind nichts anderes als Energie-Erweckung. Und als solche, weil das Energie-Erweckung ist, ist es erst mal etwas Gutes. Und man kann auch sagen, dass die Natur es uns deshalb zur Verfügung gestellt hat. Letztlich kann man auch sagen, jede Angst ist vom Grundsatz her erst mal gut. Angenommen, ihr geht über eine Straße und plötzlich quietscht dort etwas, was macht ihr? Beruhigt stehenbleiben und warten, bis man überfahren wird? Normalerweise ist es so, es quietscht schon vorher, also man rennt schnell weg, bevor man es bemerkt hat, und in fünfundneunzig Prozent der Fälle ist die Reaktion schnell genug, um ausweichen zu können. Oder angenommen, es heißt plötzlich "Feuer!“. Was passiert dann? Sehr schnell hat man viel Kraft bekommen. Oder angenommen, es ist gerade später Nachmittag, es war schon ein schwieriger Tag, langer Tag.

Und es geht vielleicht jetzt mal um eine berufstätige Mutter, das Kind hat gezahnt, die Mutter ist in der Nacht kaum zum Schlafen gekommen. Jetzt ist das Kind irgendwo in einer Krippe oder bei Oma. Frau freut sich: "Jetzt komme ich gleich nach Hause.“ Sie ist aber sehr müde, es wird schon schwierig, sich die letzte Dreiviertelstunde zu konzentrieren. Der Chef kommt rein und sagt: "Unser wichtigster Kunde ist gekommen, ohne Voranmeldung, und ist interessiert an unserem neuesten Projekt. Sie sind die Expertin dafür. Sie wissen, wir haben finanzielle Schwierigkeiten und Sie wissen auch, unser Überleben hängt davon ab, wie das Produkt läuft. Ich werde jetzt den Kunden eine Viertelstunde lang herumführen. Sie haben eine Viertelstunde Zeit, sich vorzubereiten, dann machen Sie die Präsentation. Von Ihrer Präsentation hängt das Überleben der Firma ab. Machen Sie Ihre Sache gut.“ Frage: Ist man dann noch müde?

Vor drei Minuten wusste man nicht mehr, wie man die Augen noch aufhalten kann, und jetzt plötzlich ist man wach, voll wach. Also, Angst aktiviert, motiviert und Lampenfieber aktiviert eben in besonderem Maße. Jetzt gibt es nur ein Problem, ehe wir jetzt alle jubeln darüber, dass wir Lampenfieber haben. Was ist das Problem? Zum einen chronische Sachen, aber auch im akuten Fall kann Lampenfieber so groß werden, dass es in Panik hineinsteigert. Lampenfieber kann einen lähmen. Lampenfieber kann dazu führen, dass man keinen klaren Gedanken fassen kann. Lampenfieber kann auch dazu führen, dass es unmöglich ist, sich vorzubereiten.

Überlege jetzt selbst, was könntest du selbst tun bei den verschiedenen Gemütszuständen? Und sei dir einfach bewusst, dass Ärger und Angst nichts anderes sind als Energie-Aktivierungen. Beim nächsten Mal, wenn du Angst oder Lampenfieber hast, beim nächsten Mal, wenn du ärgerlich bist, sei dir einfach deiner Gefühle bewusst, aber vor allen Dingen, sei dir deiner Energie]n bewusst. Wie sind die Energien spürbar? Wo sind sie spürbar? Und freue dich daran, wie lebendig du bist und wie einfach es ist, neue Energie zu bekommen, eben über Lampenfieber oder eine kleine Aufregung.

Siehe auch

Fußnoten

Weblinks

Literatur

  • Swami Sivananda: "Practice of Nature Cure“, Divine Life Society, ISBN 81-7052-229-3.
  • Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
  • Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita, Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda; Mangalam Books. ISBN 3-922477-06-2
  • Swami Sivananda: Hatha-Yoga / Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte; Heinrich Schwab Verlag. ISBN 3-7964-0097-3
  • Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
  • Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
  • Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Mainberg 1999. ISBN 3-931854-24-8

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