Erich Fromm: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Mai 2018, 10:36 Uhr

Erich Fromm (1900-1980) war ein deutsch-US-amerikanischer Psychologe, Psychoanalytiker und Philosoph. Erich Fromm vertrat seit Ende der 1920er Jahre einen humanistischen, demokratischen Sozialismus vertreten. Die Beiträge Erich Fromms zur Psychoanalyse, zur Religion und Religionspsychologie sowie seine Gesellschaftskritik haben ihn zu einem einflussreichen Denker des 20. Jahrhunderts gemacht. Zwei der Bücher Erich Fromms, "Haben oder Sein", sowie "Die Kunst des Liebens" haben großen Einfluss auf eine ganze Generation gehabt. Die Gedanken dieser beiden Bücher wurden auch von Yoga, Meditation und fernöstlicher Philosophie beeinflusst. Umgekehrt hatten die Gedanken von Erich Fromm, insbesondere aus diesen beiden Büchern, großen Einfluss auf die Rezeption von Yoga und Meditation insbesondere in Deutschland. Erich Fromm wollte einer ökonomisierten Welt die Werte von Liebe, von Kunst, von Mitgefühl entgegen setzen.

Erich Fromm - Die Kunst des Liebens

Leben von Erich Fromm

Erich Fromm wurde am 23. März 1900 in Frankfurt am Main geboren. Erich Fromm stammte aus einer religiösen Familie, aus der zahlreiche Rabbis hervorgegangen sind. Auch Erich Fromm wollte ursprünglich Rabbi werden.

1918 machte Erich Fromm Abitur am Wöhler-Realgymnasium. An der Universität Frankfurt studierte Erich Fromm. Dann wechselte er zum Soziologiestudium in Heidelberg. 1922 promovierte Erich Fromm 1922 bei Alfred Weber über Das jüdische Gesetz. In dieser Zeit engagierte sich Erich Fromm im K.J.V., einem Organisationsverband zionistischer Studentenverbindungen, deren Ziel es war, einen jüdischen Heimatstaat in Israel zu errichten. Später wandte sich Erich Fromm von der Idee des Zionismus ab. Erich Fromm nahm bis 1925 auch teil am Talmudunterricht bei Rabbi Rabinkow.

1926 heiratete Erich Fromm Frieda Reichmann. Seine Frau war Psychoanalytikerin. So kam Erich Fromm in Berührung mit der Psychoanalyse und ließ sich zum Psychoanalytiker ausbilden. Das trug mit dazu bei, dass er und seine Frau sich vom orthodoxen Judentum entfernten. Erich Fromm war kein Arzt bzw. Mediziner. So praktizierte er als Laienanalytiker in Berlin Psychoanalyse. Er lernte auch bei Wilhelm Reich und Otto Fenichef und trug mit seinen Publikationen zur Bildung des Freudomarxismus bei, also einer philosophisch-soziologisch-psychologischen Richtung, welche Kommunismus, Marxismus und die Psychoanalyse Sigmund Freuds miteinander verbinden suchten.

Ab 1930 wurde er Leiter der sozialpsychologischen Abteilung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. 1931 trennte er sich von seiner Frau Frieda Reichmann, blieb ihr aber weiter freundschaftlich verbunden. Die Scheidung geschah 1942.

Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 emigrierte Erich Fromm erst nach Genf, 1934 in die USA. Dort wurde er Professor in New York. 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger. 1944 heiratete er Henny Gurland.

1950 zog Erich Fromm um nach Mexiko und lehrte an der dortigen Universität. 1952 starb seine Frau Henny. So heiratete Erich Fromm 1953 seine dritte Frau Annis Freeman.

Erich Fromm war Sozialist, psychoanalytischer Sozialist. So führte die FBI eine umfangreiche Akte über ihn. Erich Fromm beteiligte sich an der amerikanischen Friedensbewegung, insbesondere seit 1957. 1965 geschah seine Emeritierung, 1974 zog er nach Muralto, Tessin, Schweiz.

Erich Fromm erlitt mehrere Herzinfarkte in den Jahren 1966, 1977 und 1978. An einem weiteren Herzinfarkt 1980 starb er.

Erich Fromm und Spiritualität

Liebe und Spiritualität

Erich Fromm charakterisierte sich selbst als „Nichttheisten“ mit Neigung zur Mystik sowie als evolutionären und sozialistischen Humanisten. Erich Fromm entstammte einem orthodoxen jüdischen Elternhaus, wovon er sich später distanziert hat - wie auch von anderen dogmatischen Religionen. Er beschäftigte sich mit christlicher und jüdischer Mystik, mit Buddhismus und indischer Philosophie. Er praktizierte Meditation. Erich Fromm verkörperte in radikaler Form, was viele Yoga Übende und Lehrende im Westen auszeichnet: Die Verbindung von nichtdoktrinärer praktischer Spiritualität mit moderner Psychologie, Humanismus und sozialen bis sozialistischen und ökologischen Anliegen.

Der Erforschung der jüdischen und christlichen Geisteswelt auf unorthodoxe Weise widmete Erich Fromm viel Aufmerksamkeit. Sein Weltbild und seine Lebenseinstellung erarbeitete er sich aus Teilen jüdischer und christlicher Tradition, Elementen der Frühschriften von Karl Marx, den theoretischen Erkenntnissen und der praktischen Anwendung von empirischer Sozialforschung und Psychoanalyse, aus buddhistischem Gedankengut und meditativer Praxis. Er hat lebenslang einen demokratischen, sozialistischen und spirituellen Humanismus vertreten.

Erich Fromm und die Mystik

Erich Fromm beschäftigte sich intensiv mit christlicher Mystik und dabei insbesondere mit Meister Eckhart. Im Buch Haben oder sein geht Erich Fromm ausführlich auf Eckharts deutsche Predigt über die Armut im Geiste (Nr. 52) ein. Erich Fromm deutet Meister Eckharts ontologische Aussagen psychologisch um. Das in der Predigt behandelte Ideal der Armut an Willen, Wissen und Haben interpretiert er im Sinne seines Plädoyers für eine Existenzweise des Seins statt des Habens.

Erich Fromm und Buddhismus

Im Verlaufe seines Lebens hat er eine starke Hilfestellung aus Meditation sowie dem Zen-Buddhismus bezogen. Gerade der Zen Buddhismus mit seiner nicht auf Gott bezogenen Spiritualität begeistere Erich Fromm. Erich Fromm schrieb einige Abhandlungen über den Zen Buddhismus. Ein erstes Mal intensiv mit dem Buddhismus auseinandergesetzt hat sich Erich Fromm in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts.

Erich Fromm und der buddhistische Mönch Nyanaponika

In der Theoriebildung Erich Fromms und seiner persönlichen Praxis haben seine Begegnungen mit Nyanaponika deutliche Spuren hinterlassen.

Nyanaponika, 1901 in Deutschland unter dem Namen Siegmund Feniger geboren, war 57 Jahre lang buddhistischer Mönch und verbrachte einen großen Teil seines Lebens in einer Einsiedelei auf Sri Lanka. Nyanaponika verfasste zahlreiche Schriften über Buddhismus der Theravada-Schule, am bekanntesten wurde sein Buch “Geistestraining durch Achtsamkeit”. Erich Fromm traf Nyanaponika während dessen Reisen in die Schweiz immer wieder. Erich Fromm schätzte das Buch "Geistestraining durch Achtsamkeit" und seinen Autor sehr. Er bekam von Nyanaponik Anleitung für eigene Meditationspraxis gefunden. Erich Fromm sagte über Nyanaponika: Er sei "…ein Gelehrter, ein Lehrer, ein Helfer – kein Guru, kein Führer und kein Verführer, …der eine Lebensform lehrte und praktizierte, die an die besten Kräfte des heutigen ernüchterten, kritischen und dennoch sehnsüchtigen Menschen appelliert: an Rationalität, Unabhängigkeit, das Aufgeben von Illusionen, Verzicht auf Autoritäten, denen man sich unterwirft, und… das Sehen der Dinge entsprechend ihrer Realität."

Gerade das Buch Haben oder Sein wurde sehr stark auch von der Beschäftigung Erich Fromms mit Buddhismus geprägt.

Erich Fromm und Meditation

Erich Fromm praktizierte viele Jahre Meditation. Er entwickelte seinen eigenen Meditationsstil. Er lernte Meditation ursprünglich von Nyanaponika, wurde dann aber auch vom Zen Buddhismus geprägt, wie er ihn von Daisetz Teitaro Suzuki lernte.

Erich Fromm und Zen Buddhismus

1972 erschien das Buch "Zen-Buddhismus und Psychoanalyse", da Erich Fromm schrieb zusammen mit Daisetz Teitaro Suzuki und Richard de Martino. Dieses Buch gibt eine zusammenfassende Darstellung der Wesenszüge des Zen-Buddhismus und macht den Versuch, die Brücke zwischen östlicher Religiosität und westlicher Wissenschaft zu schlagen und die Frage zu beantworten, welchen Wert die Begegnung von Zen-Buddhismus und Psychoanalyse haben könnte. Erich Fromm versucht in seinem Beitrag im Buch "Zen-Buddhismus und Psychoanalyse" aufzuzeigen, dass die Beschäftigung mit dem Zen-Buddhismus auch für säkular denkende Menschen gewinnbringend sein kann. Zentrales Anliegen des Buddhismus ist laut Erich Fromms Darlegungen die Aufhebung von Verdrängung und Entfremdung. Daraus entsteht eine von Illusionen und Selbstzweifeln befreite Sicht auf das eigene Selbst und seinem Verhältnis zur Welt. Hierin erkannte Erich Fromm eine notwendige Voraussetzung für die Etablierung einer schöpferischen Weltorientierung, die nicht nur dem Individuum dazu verhelfen könne, "die eigene Mitte zu finden". Entscheidend waren für Erich Fromm als unorthodoxer Marxist auch die politischen Konsequenzen: Der von Buddha angestrebte "Mittlere Pfad", der auf eine Überwindung von Gier und Sucht abzielt, erschien ihm als notwendiges Gegenprinzip zu dem im Kapitalismus verordneten Konsumzwang.

Erich Fromm und Yoga

Erich Fromm hat sich intensiv mit fernöstlicher Philosophie, insbesondere Theravada Buddhismus und Zen Buddhismus beschäftigt. Er beschäftigte sich auch mit Vedanta und Yoga. Inwieweit Erich Fromm selbst Yoga praktizierte, ist unklar.

Erich Fromm hatte starke Wirkung auf die Yoga Bewegung, insbesondere auch in Deutschland. Auch für Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, war das Buch von Erich Fromm "Die Kunst des Liebens", das er im Schulunterricht kennen lernte, einer der ersten gründlichen Einblicke in Mystik und die Gedanken von Buddhismus und Spiritualität. Viele Yoga Autoren gerade der 1970er und 1980er Jahre bezogen sich auch auf Erich Fromm.

Zitate Erich Fromm

Erich Fromm hat mit seinen Büchern eine ganze Generation spiritueller Sucher geprägt. Hier einige Zitate aus den Werken von Erich Fromm:

  • Wer bin ich, wenn ich bin, was ich habe, und dann verliere, was ich habe. Weil ich verlieren kann was ich habe, mache ich mir natürlich ständig Sorgen, dass ich verlieren werde, was ich habe. Wenn ich bin, der ich bin, und nicht, was ich habe, kann mich niemand berauben oder meine Sicherheit und mein Identitätsgefühl bedrohen. (Erich Fromm – Haben und Sein)
  • Zum ersten Mal in der Geschichte hängt das physische Überleben der Menschheit von einer radikalen Veränderung des Herzens ab.
  • Wir sind eine Gesellschaft notorisch unglücklicher Menschen ..., die froh sind, wenn es ihnen gelingt, die Zeit "totzuschlagen", die sie ständig zu sparen versuchen.
  • Wissen beginnt mit der Erkenntnis der Unzuverlässigkeit der Wahrnehmungen, mit der Zerstörung von Täuschungen, mit der "Ent-täuschung".
  • Meister Eckhart hat seine Vorstellung vom Wissen oftmals ausgedrückt, beispielsweise wenn er sagt, daß Wissen kein bestimmter Gedanke sei, sondern alle Hüllen abwerfe ohne Interesse und nackt zu Gott laufe, bis es ihn berühre und erfasse.
  • Die Normalsten sind die Kränkesten. Und die Kranken sind die Gesündesten.
  • In der Liebe kommt es zu dem Paradoxon, daß zwei Wesen eins werden und trotzdem zwei bleiben. (Erich Fromm, die Kunst des Liebens)
  • Durch die Maschine ist die Zeit zur Beherrscherin des Menschen geworden. (Erich Fromm, Haben oder Sein)
  • Die Gier ist immer das Ergebnis einer inneren Leere
  • Nichts fördert das Kreative mehr als die Liebe, vorausgesetzt, sie ist echt

Würdigung Erich Fromms

Erich Fromm war einer der entscheidenden Denker das 20. Jahrhunderts. Erich Fromm war für die Entstehung eines populären und zugleich spirituellen und mitfühlenden Humanismus mitverantwortlich. Erich Fromm hat das Positive der Gedanken von Wissenschaft, Mystik, Marxismus und Psychoanalyse zusammen gebracht. Herausgekommen ist eine Denkart, die bis heute gerade die im Westen gelehrten Formen von Yoga, Meditation und Buddhismus entscheidend prägt.

Siehe auch

Literatur

  • Leonardo Boff, Franz von Assisi und die Liebe Gottes zu den Armen (2010)
  • Christian Feldmann, Die Liebe bleibt: Das Leben der Mutter Teresa (2007)
  • Stephan Hachtmann, Berührt vom Klang der Liebe: Wege zum Herzensgebet (2012)
  • Thich Nhat Hanh, Jesus und Buddha - Ein Dialog der Liebe (2010)
  • Johannes XXIII., Das Herz muss voll Liebe sein (2013)
  • Ayya Khema, Das Größte ist die Liebe: Die Bergpredigt und das Hohelied der Liebe aus buddhistischer Sicht (2009)
  • Kordula Witjes u.a., Die Liebe wählen: Frère Roger, Taizé 1915-2005 (2013)

Weblinks

Seminare

Liebe

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Christentum

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Spiritualität

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Multimedia

Karma Yoga: Durch Liebe zur Vollkommenheit

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Liebe ist das Gesetz des Lebens

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