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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:20 Uhr

Swami Krishnananda, 25.4.1922-23.11.2001, einer der bedeutendsten Schüler von Swami Sivananda, langjähriger Leiter des Sivananda Ashrams Rishikesh, Buchautor, Yoga Meister, Jnana Yogi und Philosoph.

Swami Krishnananda

Swami Krishnananda: Yogi, Philosoph, spiritueller Lehrer und Ashramleiter

Swami Krishnananda war ein Philosoph, Verwaltungsleiter, Autor, Leiter, Guru, spiritueller Lehrer und ein selbstverwirklichter Heiliger- man könnte ihn ein spirituelles Genie nennen. Sein Verständnis der tiefgründigsten Weisheiten der Vedanta Philosophie war außergewöhnlich. Man kann sich niemanden vorstellen, der ein größeres Wissen über die Schriften hatte. Er konnte ganze Passagen alter Texte zitieren, welche er auswendig gelernt hatte. Es schien als hätte er jede heilige Schrift gelesen und verinnerlicht, jeden Kommentar und jede wissenschaftliche Arbeit, die er vorfinden konnte.

Er hatte auch ein tiefes Verständnis der komplexen westlichen Philosophie: Kant, Hegel, Berkeley, Hume, Whitehead, Alexander und viele Andere. Schon als junger Mann, im Alter von 22 Jahren, schrieb er sein erstes Buch, eine umfassende Arbeit über die Vedanta Philosophie. Er benötigte dafür nur zwei Wochen. Er war in jeder philosophischen Diskussion überlegen. Irgendwann kam immer der Zeitpunkt, wo jeder sein überlegenes Wissen anerkennen musste. Man bekäme jedoch einen falschen Eindruck von ihm, wenn man nur auf seine Genialität abstellen würde. In Wahrheit war er eine bescheidene Seele, ein hingebungsvoller Schüler seines Lehrers Swami Sivananda und ein Diener dessen Mission: Der “Divine Life Society“ und des “Sivananda Ashrams.“ Persönliche Wünsche hatte er nicht.

Er trachtete nicht nach eigenen Schülern, er wollte sich keinen Namen machen und Anerkennung gewinnen, er wollte nicht den gerade gängigen Geschmack treffen oder beliebte Trends bedienen. Er sprach einfach und direkt. Seine kraftvollen Worte waren durchdrungen von der Erhabenheit seiner eigenen Verwirklichung. Er verbrachte fast sein gesamtes Erwachsenenleben im Sivananda Ashram in Rishikesh und widerstand allen Angeboten den Ashram oder den Ganges zu verlassen. Die Welt kam vielmehr zu ihm. Besucher und Anhänger aus Indien und der ganzen Welt kamen zu seinen morgendlichen Darshans, wenn er seine Arbeit im Ashram verrichtete, Probleme löste, spirituelle Fragen beantwortete und den Bedürftigen Trost spendete. Hinter einer äußeren Fassade, die manchmal schroff und sogar hart war, verbarg sich das Herz eines liebenden Vaters.

Die Diskussionen, Gespräche und Lehren, von denen hier die Rede ist, können nur einen kleinen Ausschnitt dieses spirituellen Giganten widerspiegeln. Wenn er sprach, hatte man den Eindruck, dass sich das ganze Universum durch ihn mitteilte. Seine Weisheit und Bescheidenheit ermöglichten es ihm auch die höchsten und kompliziertesten Lehren in verständlicher Weise darzustellen, so dass diejenigen, die tiefer in die Lehren eintauchen wollten, nicht unbelohnt blieben. Er sah Dinge, die Andere nicht sahen und dadurch ist es uns auch heute noch möglich, dass wir durch seine Lehre ins Licht geführt werden.

Swami Krishnanandas Leben

Kindheit, Jugend, frühes Erwachsenenalter

Als ältester Sohn einer Familie mit sechs Kindern wurde er am 25.4.1922 geboren. Sein Name war Subbaraya. Er war das Kind einer tief religiösen, orthodoxen Brahmanenfamilie. Er war sehr bewandert in Sanskrit und der Einfluss dieser Sprache war tiefgreifend auf den kleinen Jungen. Die weiterführende Schule besuchte er in Puttur (südl. Kanara Bezirk, Staat Karnataka) und war dort der Klassenbeste. Der Lehrstoff der Schule befriedigte ihn jedoch nicht, so begann er alleine ein ernsthaftes Studium des Sanskrit mit der Hilfe der Amara- Kosa und anderen spirituellen Texten. Er studierte die ganze Bhagavad Gita und lernte sie schon als Junge auswendig.

Dazu hatte er ein einfaches System: Er aß weder sein Frühstück noch sein Mittagessen, bis er die vorgegebene Anzahl der Verse auswendig gelernt hatte. Nach einigen Monaten konnte er die ganze Gita auswendig und rezitierte sie täglich. So groß war sein Ehrgeiz die Schriften zu studieren. Als er in der Shrimad Bhagavatam las, dass Lord Narayana im heiligen Badrinath Dham lebt, nahm der Junge das wörtlich und hatte seitdem den heimlichen frommen Wunsch in den Himalaya nach Badrinath zu gehen, um Gott dort zu sehen.

Durch das Studium von Werken in Sanskrit wie der Gita, die Upanishaden und andere, fühlte er sich immer mehr zu der Advaita Philosophie von Shankaracharya hingezogen, obwohl seine Familie der traditionellen Madhava Gruppierung angehörte, welche der dualistischen Sichtweise folgte. Sein inneres Verlangen nach der ungeteilten Erfahrung und Vereinigung mit Gott wurde täglich stärker. Im Jahre 1943 ging Subbaraya in den Staatsdienst nach Hospet, im Bezirk Bellary. Aber sein Dienst währte nicht lange. Noch im gleichen Jahr ging er nach Varanasi, wo er die Veden und andere Schriften studierte.

Jahre der Schulung durch Swami Sivananda

Swami Krishnananda mit Swami Sivananda

Aber das Verlangen nach Zurückgezogenheit und der lautlose Ruf seines Lehrers zogen ihn nach Rishikesh, wo er im Sommer 1944 ankam. Als er Swami Sivananda traf, fiel er vor ihm auf die Knie. Der Heilige sagte zu ihm: “Bleibe dein ganzes Leben lang hier. Es wird geschehen, dass Könige und Minister vor dir auf die Füße fallen.“ Der junge Mann, der sich innerlich fragte, wie das jemals passieren sollte, verwirklichte später die Prophezeiung des Heiligen. Swami Sivananda initiierte den jungen Subbaraya in den heiligen Stand der Sannyasins am heiligen Tag von Makara- Sankranti, am 14.1.1946 und gab ihm den Namen Swami Krishnananda.

Sri Gurudev (Swami Sivananda) befand, dass sein junger Schüler geeignet war, Korrespondenzen zu führen, allgemeine Schreibarbeiten zu verrichten, das Zusammenstellen und Redigieren von Büchern zu übernehmen und alle möglichen Textarbeiten zu verrichten. Später war es seine Aufgabe die handgeschriebenen Manuskripte seines Meisters, die ihm täglich gebracht wurden, auf der Schreibmaschine zu tippen. Swami Krishnananda tippte z.B. die zwei Bände der handgeschriebenen Manuskripte der Brahma Sutra seines Lehrers. Am Anfang beschränkte er sich auf seine Arbeit und sein Studium und hatte kaum Kontakt zu Besuchern des Ashrams, so dass viele Besucher gar nicht wussten, dass er im Ashram lebte. Im Jahre 1948 fragte ihn Sri Gurudev, ob er nicht mehr wissenschaftlich tätig werden wolle, wie z.B. Bücher über Philosophie und Religion zu schreiben. Dieser Aufgabe widmete er sich inniglich. Von diesem Jahr an war er weitaus mehr mit dem Schreiben, Unterrichten und dem Halten von Vorträgen beschäftigt als dies der Anweisung seines Lehrers entsprochen hatte. Sein erstes Buch, Die Verwirklichung des Absoluten, schrieb er in nur 14 Tagen im Alter von 22 Jahren.

Swami Krishnananda als Verwaltungsleiter der Divine Life Society

Als es für den Ashram nötig wurde, Unterstützung von Mitgliedern zu erhalten, welche etwas von der Verwaltungstätigkeit verstanden, wurde Swami Krishnananda gefragt, ob er mit dem Verwaltungs- Kommite zusammenarbeiten würde, welches im Jahr 1957 gegründet wurde. Er erhielt die Position eines "Secretary" und war besonders mit den Finanzfragen des Ashrams betraut. Diese Position übte er bis in das Jahr 1961 aus. Während einer längeren Abwesenheit von Swami Chidananda ernannte ihn sein Lehrer zum "General Secretary" (Verwaltungsleiter) der Divine Life Society - eine Position, die er bis zu seiner Abdankung aufgrund von Krankheit im Jahre 2001 innehielt. Man kann sagen, dass niemand in der Geschichte der Divine Life Society diese anstrengende Position des Generalsekretärs so lange ausgeübt hat.

Swami Krishnananda als Buchautor und Vortragender

Swami Krishnananda war ein Kenner der Schriften und er erläuterte besonders die Hauptwerke der Vedanta in der Yoga- Vedanta Forest Academy in morgendlichen Veranstaltungen, Nachmittagsklassen und in regulären Kursen von je drei Monaten. Viele dieser Gespräche wurden als Kommentare in authentischer Buchform herausgebracht. Sie decken die Bereiche der Philosophie, Psychologie und die Praxis der verschiedenen Yogawege ab. Er ist zudem der Autor von über vierzig Werken, jedes davon ist für sich betrachtet ein Meisterstück. Nur ein unübertroffenes Genie kann einen solchen Kraftakt neben seinen täglichen Pflichten als Generalsekretär einer riesigen Institution bewältigen. Er war eine seltene Mischung aus Karma und Jnana Yoga, ein lebendes Beispiel für die Lehre der Gita.

Ebenso außerordentlich waren seine literarische Begabung und sein Verständnis der gesamten Werke von Swami Sivananda (es handelt sich um über dreihundert Titel). So machte Sri Gurudev ihn selbst zum Präsidenten des Sivananda Literature Research Institutes, welches am 8.9.1958 gegründet wurde. Swami Krishnananda wurde zum Präsident des Institutes zur Veröffentlichung der Schriften von Sivananda ernannt, welches Sivanandas Schriften in den Hauptsprachen Indiens herausbringen sollte. Als Swami Shivapremananda in die USA ging, wurde Swami Krishnananda im September 1961 zum Herausgeber des monatlich erscheinenden Blattes, “The Divine Life“. Diese Position behielt er für fast zwei Jahrzehnte.

Er war ein Kenner von praktisch jedem indischen Glaubenssystem und westlicher Philosophie. “Viele Sankaras sind in Krishnananda lebendig.“ Sagte Sri Gurudev einmal, als er sein höchstes Lob über ihn äußerte. Er selbst hat das Lob in einem Artikel “Ich bewundere Krishnanandaji.“ noch erweitert. Swami Krishnananda setzte seinen Dienst im Ashram für die nächsten vierzig Jahre fort. Während dieser Zeit entwickelte sich dieser von einer relativ kleinen Gemeinschaft zu einer weltweit bekannten und anerkannten spirituellen Einrichtung. Als Generalsekretär kümmerte sich Swamiji um alle Verwaltungsaufgaben des Ashrams mit perfekter Sachkunde und Anmut. Während er die erdrückende Arbeitslast trug, kümmerte er sich gleichzeitig um die Bedürfnisse seiner Anhänger, die von überall auf der Welt zu ihm hinströmten. Jeden Morgen kümmerte er sich um die Belange des Ashrams, während er gleichzeitig liebevolle Hinweise für diejenigen bereit hielt, welche nach Hilfe suchten und beantwortete die spirituellen Fragen der Menschen, die ernsthaft an seine Weisheit glaubten. Obwohl im Alter seine Gesundheit nachließ, diente er dem Ashram weiterhin und auch den vielen Besuchern, die ihm anhingen.

Mahasamadhi von Swami Krishnananda

Swami Krishnananda verwirklichte am 23.11.2001 nach einer langen Krankheit Mahasamadhi. An seinem Todestag sagte er seinem persönlichen Assistenten, dass er in der letzten Nacht von seinem Tod am nächsten Tag geträumt habe. Swamiji erlitt am 23.11. einen ernsthaften Asthmaanfall. Die Wiederbelebungsversuche des Ashramarztes Dr. Babu blieben erfolglos. Die Bewohner des Ashrams durften ihm in den nächsten zwei Tagen die letzte Ehre erweisen. Am Sonntag, den 25.11.2001 verrichteten die ältesten Swamis des Ashrams die letzten Riten. Viele Anhänger und die örtliche Bevölkerung kamen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Es waren tausende Menschen anwesend. Swamijis Körper wurde sitzend in einer Sänfte getragen, die mit Blumengirlanden bedeckt war.

Die Anhänger der Prozession sangen heilige Mantras während der Köper zu den verschiedensten Hauptplätzen des Sivananda Ashrams getragen wurde, dem Samadhi Schrein, dem Viswanath Tempel, und der Bhajan Halle. Die Prozesssion führte weiter entlang der Hauptstraße zum Sivananda Arch und später zum Sivananda Ghat, wo angebetet wurde. Als Swamiji`s sterbliche Überreste auf ein Boot verbracht wurden, um im Ganges versenkt zu werden, formierte sich plötzlich ein großer Schwarm Vögel in einer V- Formation am Himmel. Das “V“ wies in die Richtung von Badrinath, dem Wohnsitz von Lord Narayana, als wäre es eine symbolische Geste des Abschieds.

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Dr phil Oliver Hahn