Werden
Werden ist das, was sich entwickelt. Werden ist ein Adjektiv und bezeichnet den Übergangsprozess von etwas in etwas anderes. Man kann z.B. erwachsen werden, reich werden, spirituell werden. Man kann auch etwas konkret geworden sein oder künftig werden. Man kann zum Beispiel sagen, dass man morgen 40 Jahre alt werden wird. Man kann auch sagen, dass es schon werden wird. Es wird sich schon entwickeln.
Werden heißt also entstehen und geschehen. Werden ist ein altes Wort. Es gibt es im Althochdeutschen als Werdan und bedeutet dort auch schon Entstehen, Geschehen, Zuteilwerden und sich ereignen. Es gibt sogar schon das Altsächsische Werdan, was auch schon werden heißt.
Die Welt ist im Werden und im Vergehen
Immer wieder geschieht etwas, immer wieder löst sich etwas auf. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Welt immer wieder im Entstehen begriffen ist. Nichts ist beständig in dieser Welt außer dem Wandel. Man kann sagen, dass nichts in dieser Welt beständig ist außer dem Wandel.
Man kann aber auch sagen, dass es etwas gibt, was jenseits des Werdens und Vergehens ist, nämlich das Göttliche an sich, das Bewusstsein. Und es ist wichtig, dass man sich nicht zu sehr nur um das kümmert, was wird und vergeht, sondern, dass man sich um das kümmert, was ewig ist. Aufgabe des Menschen ist auch zu erfahren, was hinter allem Werden ist, nämlich das Unendliche, das Ewige, das tiefe Göttliche in ihm, in ihr, in allem.
Werden - Video und Audio
Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Werden:
Informationen und Anregungen zum Wort bzw. Ausdruck Werden in einem kurzen Spontan-Videovortrag. Der Yogalehrer Sukadev behandelt hier das Wort, den Ausdruck, Werden und streut einige Yoga Überlegungen mit ein.
Werden Audio Vortrag
Hier findest du die Tonspur des oberen Videos, also einen Audio Vortrag über Werden:
Werde wer du wirklich bist
- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 40 Frühjahr 2020 von Gerrit Kirstein -
„Selbstverwirklichung“, dieses Schlagwort ist ein populäres Lebensziel, das in vielen einschlägigen Büchern und Magazinen thematisiert wird. Sie wollen uns damit Ratschläge für ein erfülltes, gelingendes Leben geben.
Wie allgegenwärtig dieser Aufruf ist, wurde mir vor einigen Tagen bewusst, in einem überfüllten Zug auf dem Weg nach Hamburg. Als ich zum Zeitvertreib das Reisejournal der Deutschen Bahn durchblätterte, blieb ich bei der Reportage „Drei Abenteurer und ihre Leidenschaften“ hängen. Ein Sportkletterer, der sich bisher unbezwungene Felshänge in den Alpen vornimmt. Eine Seglerin, die mit Lenkdrachen und Spezial-Surfbrett den Atlantik überqueren will. Und ein Bungee-Jumper, der in tiefste Schluchten im Amazonasgebiet springen möchte.
Ich gehöre wahrhaftig nicht zu den Männern, die solche Herausforderungen brauchen. Dennoch bin ich fasziniert von der Kraft, dem Mut und dem Willen, den diese Menschen haben. Zu gern hätte ich sie gefragt: „Was treibt euch an, woher nehmt ihr den Enthusiasmus für eure waghalsigen Projekte?
Wer bin ich, was macht mich aus, wo sind meine Grenzen?
Wenn man all diese schlauen Bücher und Ratgeber für ein erfülltes, selbstverwirklichtes Leben liest oder selbst die verrücktesten Abenteuer unternimmt, wird deutlich, dass man sich dadurch erhofft, eine Antwort auf die Frage zu bekommen: „Wer bin ich, was macht mich aus - und wo sind meine Grenzen?“
Diese zunächst simpel klingende Frage ist nicht einfach zu beantworten. Alles was mir spontan durch den Kopf geht, ist wenig geeignet, mein einzigartiges Wesen treffend zu beschreiben. Versuche es mal selbst. Klar ist, ich bin ein Mann, oder du bist eine Frau – aber was kommt dann? Denke mal fünf Minuten darüber nach, was dir auf die essentielle Frage „Wer bin ich?“ einfällt. Ich habe festgestellt, dass alle Attribute, die mir nach „ich bin“ einfallen, lediglich vorübergehende, vergängliche Kennzeichen und Identifikationen sind. Sie zeigen nicht die absolute Wirklichkeit und charakterisieren mich nicht umfassend.
Denn ich bin nicht nur dieser Körper, den ich spüre, und dieser Geist, mit dem ich denke. Ich bin nicht das Outfit, das ich anhabe, oder die Rollen, die ich spiele. Ich bin auch nicht nur dieser materielle Besitz, auf den ich stolz bin, und mit dem ich mich identifiziere. Oder möchtest du auf das beschränkt sein, was du an Hab und Gut besitzt? Ich bin auch nicht dieser Beruf und der soziale Status, den ich mir erarbeitet habe. Sondern ich spüre, ich bin viel mehr. Ja, ich bin überzeugt, wir alle sind viel mehr! Doch was sind wir wirklich? Sind wir vielleicht von alldem ein bisschen? Oder gibt es dahinter eine größere Erkenntnis, die es noch zu entdecken gilt? Verbirgt sich hinter den verschiedenen Rollen, die wir tagtäglich spielen, noch etwas Bedeutsameres, Wesentlicheres; das, was uns wirklich ausmacht?
Was ist mit Selbstverwirklichung gemeint?
In seinem Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ hat es der irische Schriftsteller Oscar Wilde so formuliert:
„Es geht darum, das eigene Wesen völlig zur Entfaltung zu bringen und eine möglichst umfassende Ausschöpfung der individuell gegebenen Möglichkeiten und Begabungen zu erreichen.“
Diese Definition kann ich nachvollziehen, die meisten Menschen würden es wohl ähnlich beschreiben. Auch für mich war das jahrelang meine Vorstellung von Selbstverwirklichung. Sie passt zu unserer Leistungsgesellschaft, wo es oft darum geht, den maximalen „Output“ zu erreichen, alles aus sich herauszuholen, um ehrgeizige Ziele zu verwirklichen und immer neue Wünsche zu befriedigen. Darum hatte ich mich, genauso wie viele andere, jahrelang ernsthaft bemüht und einiges erreicht. Aber ist das bereits Selbstverwirklichung? Warum gibt es dann trotz aller persönlichen Erfolge, Anerkennungen, Bequemlichkeiten und Reichtümer noch immer so viel Unzufriedenheit, Aggression und Leid in unserer Gesellschaft? Warum fällt es vielen Menschen schwer, innere Ruhe und Gelassenheit zu finden?
Kann es sein, dass Selbstverwirklichung noch eine andere Dimension hat, die wir mit unserem egofixierten Leistungsstreben nicht erreichen können? Wie könnte eine alternative Herangehensweise aussehen, die sich vom Leistungsanspruch und ehrgeizigen Zielen löst und gerade dadurch Ruhe, Gleichmut und inneren Frieden schenkt?
Die wahre Dimension der Selbstverwirklichung
Durch meine Beschäftigung mit dem Yoga ist mir ein neuer Weg offenbart worden, der die Verwirklichung des wahren Selbst - mein Selbst wirken lassen - in den Vordergrund stellt. Dieses wahre Selbst ist das höchste Bewusstsein, unsere wahre Natur; jenseits von Körper und Psyche, losgelöst von Leistungsansprüchen und ehrgeizigen Zielsetzungen. Nach diesem spirituellen Verständnis denkt, fühlt und handelt ein selbstverwirklichter Mensch nicht mehr aus seinem Ego heraus, sondern absichtslos aus Liebe, Freude und Gelassenheit. Er hat verwirklicht, dass sein Selbst eins ist mit dem Unendlichen, Ewigen, Göttlichen.
Zugegeben, das ist ein höchst anspruchsvoller und mühsamer Weg, und ich kenne persönlich niemanden, der diesen harmonischen Seinszustand bereits erreicht hat. Aber ich fühle, dass es sinnvoll und lohnend ist, sich auf den Weg zu machen, um dieser verheißungsvollen Befindlichkeit näher zu kommen. Und heißt es nicht, der Weg ist das Ziel? Ich finde es wunderbar, dass ich zwei Optionen miteinander verbinden kann. Zum einen die Selbstverwirklichung im hergebrachten, vertrauten Sinne, wo es darum geht, mein Potenzial auszuschöpfen und Wünsche, Vorhaben, Ziele zu realisieren und Freude daran zu haben. Und darüber hinausgehend lässt sich ein Bewusstsein entwickeln, dass ich mich davon nicht verhaften und binden lasse, sondern jederzeit die Chance habe, innerlich befreit höhere Ideale und Einstellungen anzustreben und diese in mein Alltagsleben zu integrieren.
Dieses Verständnis von Selbstverwirklichung bedeutet nicht, dass man sich ausschließlich auf sich selbst konzentriert, sondern es schließt auch die liebevolle Zuwendung und Fürsorge für andere Menschen ein, die unserer Unterstützung bedürfen. Dies ist ebenso wesentlicher Teil des wirksamen Selbst.
Siehe auch
Weitere Begriffe im Kontext mit Werden
Einige Begriffe, die vielleicht nicht direkt zu tun haben mit Werden, aber dich vielleicht interessieren können, sind zum Beispiel Weltuntergang, Weltenberg, Weltbild, Woher komme ich, Yoga Bücher, Yoga Stil.
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Werden Verbesserungsvorschläge und Ergänzungen
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Zusammenfassung
Das Substantiv Werden kann gesehen werden im Kontext von Philosophie, Metaphysik, Buddhismus.