Glaubenssatz

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1. Unsere Glaubenssätze, also die "Wahrheiten", von denen wir fest überzeugt sind, prägen uns, unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir übersehen dabei oft nur eines: Wenn wir etwas glauben, dann ist das nur eine mögliche Sicht der Dinge und eben nicht die Wahrheit. Glaubenssätze lassen sich hier dann auch mit Glaubensmuster gleichstellen. Innere Kindarbeit zum Beispiel versucht diese Glaubenssätze und die dazugehörigen Muster aufzulösen, zu heilen oder zunächst einmal zu lindern.

Auch die Psychotherapie arbeitet mit Glaubenssätzen und Affirmationen sowie Mustern aller Art.

2. Glaubenssätze können auch zu einem Dogma werden. Dieser Teil wird in diesem Artikel nur wenig gestreift.

3. Glaubenssätze sind eine konstruktivistische Grundannahme im Neuro-Linguistischen Programmieren, NLP. Für mehr Informationen zu diesem Punkt siehe bitte in den Artikel NLP.

Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind in diesem Fall kein Bekenntnis im religiösen Sinne, wie zum Beispiel: "Es gibt nur einen Gott und seine Name ist XY." Oder: "Nur Jesus ist der einzige und wahre Prophet." Solche Sätze entfalten schon eine ungeheure Kraft und Energie. Ganze Königreiche entstanden aus solchen Sätzen oder zerfielen im Staub des Krieges, weil ein anderer eine andere Wahrheit vertrat. Auf einer individuellen Ebene gibt es auch solche Bekenntnisse oder Glaubenssätze mit ganz ähnlicher Wirkkraft. Genauso konstruktiv wie destruktiv wie die genannten Beispiele.

Ein beliebter innerer Glaubenssatz lautet: "Das kann ich nicht." Ein jeder von uns hat das schon tausende Mal von sich gegeben. Glaubenssätze werden entweder laut ausgesprochen oder innerlich-geistig gesprochen. Sie haben bei stetiger Wiederholung den Charakter eines Mantras. Je mehr man etwas wiederholt, desto besser wird man in einer Sache. Das gilt Außen wie Innen. Folglich, wenn ich den Satz: "Ich bin es nicht Wert einen besseren Job zu finden." am Tag 150 Mal wiederhole, werde ich bestimmt keinen bessere Arbeitsstelle finden.

Wir haben am Tag als Mensch ca. 80.000 bis 150.000 Gedanken. Also unheimlich viele Gedanken. Wie viele Gedanken werden dabei bewusst wahrgenommen? An wie viele Gedanken kann ich mich abends vor dem Schlafengehen noch erinnern? Wahrscheinlich nur an ganz wenige. Paramahansa Yogananda sagt in seiner Autobiographie, es lohne sich auch mal ein ganzes Leben lang seine Gedanken zu beobachten. Dieses Leben sei nicht verschwendet. Und er hat recht, denn allein durch die Beobachtung meiner Gedanken, schaffe ich Distanz zu meinen Gedanken, und erkenne überhaupt einmal was ich da alles geistig oder auch laut von mir gebe. Der weitere Vorteil: Ich erkenne Wiederholungen und Muster, wie zum Beispiel: "Ich bin es nicht Wert, das .... !". Dafür braucht es Selbstdistanz, das Einnehmen der eigenen Beobachterrolle frei von Wertung, frei von Bewertung, frei von Glaubenssätzen, wie zum Beispiel: "Das kann ich nicht."

Zusammengefasst lässt sich sagen: Glaubenssätze gibt es unzählige in jedem Menschen. Sie selber zu erkennen benötigt Eigen-Distanz und die Aktivierung der eigenen Beobachterrolle. Glaubenssätze sind "Wahrheiten", von denen wir fest überzeugt sind und die unser Denken, Fühlen und Handeln prägen, ja sogar massiv beeinflussen. Drastisch ausgedrückt, Glaubenssätze manipulieren uns und können uns von Frieden und Selbstverwirklichung abhalten. Es gibt aber auch positive Glaubenssätze wie zum Beispiel: "Ich schaff das." Diese können uns auch bei der Befreiung aus unserem inneren Höllen und Kerkern unterstützen. Und es gibt negative Glaubenssätze, wie zum Beispiel: "Keiner mag mich." Entscheidend ist zunächst, Glaubenssätze als solche zu erkennen. Hierbei nähert man sich schon dem Konzept des Positiven Denkens.

Gedanken und ihre Wirkkraft

Der Tropfen wird zum Ozean

Selbsterkenntnis ist bekanntlich der Weg zum inneren Frieden, zum Glück und zu harmonischen Beziehungen mit anderen Menschen, mit Gott und vor allem mit sich selbst. Über dem Eingangsportal zum Orakel von Delphi stand der bekannte Satz: "Erkenne Dich selbst." Die gesamte heutige europäisch-abendländische Philosophie fußt letztendlich auf diesem Satz. Yoganandas Aufforderung, die eigenen Gedanken zu beobachten, hat denselben Ursprung. Er betonte allerdings: "Erkenne Dein Selbst." Denn im Hinduismus und im Yoga gilt es sich frei von jeglicher Identifikation mit der dualen Welt zu machen und sich ganz auf Gott auszurichten. Nur so ist Moksha und damit Befreiung möglich. Selbst jesus sagte, du kannst nicht Freund der Welt und Freund des Himmelsreich zugleich sein. Man kann auch nicht zwei Herren gleichzeitig dienen. Aber nun zurück zu den Glaubenssätzen.

Glaubenssätze bestehen aus Gedanken. Und Gedanken haben ihren Sitz im Geist des Menschen. Der Geist des Menschen ist aber im materiellen-physischen Bereich (also in der Dualität) angesiedelt. Gedanken kommen und gehen, sind also vergänglich. Die Welt, wie sie sich uns zeigt, ist vergänglich. Ein Gedanke hat mindestens dieselbe Kraft, als würde ich einen Stein in einen klaren See werfen und damit Wellen erzeugen. Die Annahme, Gedanken hätten keine Wirkung, wird von allen verwirklichten Meistern im Grunde abgelehnt.

Unsere Glaubenssätze, also die "Wahrheiten", von denen wir fest überzeugt sind, prägen uns, unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir übersehen dabei oft etwas wichtiges: Wenn wir etwas glauben, dann ist das nur eine mögliche Sicht der Dinge und eben nicht die "Wahrheit". Wenn ich mir ständig wieder sage, ich kann das und das nicht, werde ich gar nicht erst beginnen, etwas zu z. B. lernen oder irgendwas zu tun oder gar etwas überhaupt anzuschauen. Das Erlernen neuer Fertigkeiten beruht auf Wiederholung. Wenn ich also in eine komplette Verweigerungshaltung gehe, verweigere ich mir letztendlich selbst etwas. So erfahre ich nicht die Wahrheit darüber, was ich sonst noch alles so beherrschen könnte oder erlernen kann. Die Entfaltung eigener Potentiale behindere ich folglich selber. Das mag jetzt etwas enttäuschend sein für den ein oder anderen Leser. Aber genau das will es sein, dass die eigene Täuschung, welche man auch noch selbst verursachte, abzulegen. Das mag emotional sich negativ anfühlen, braucht es aber gar nicht. Die schöne Seite daran ist, das du nun selber auch die Lösung in der Hand hast. Das Außen bestätigt meistens nur deine innere Haltung. Somit ist das meiste eine Sich-Selbst-Erfüllende-Prophezeihung aufgrund innerer Haltungen ausgelöst durch Wahrheiten, welche die Glaubenssätze bilden.

Natürlich muss dabei auch die Quelle dieser negativen Ursprungsgedanken erörtert werden. Warum hole ich mir so einen Satz immer wieder hervor?. Dazu später mehr. Aber was immer schon mal hilft, ist das Einnehmen der Beobachterrolle. Nimm Distanz zu den eigenen Gedanken ein.

Gedanken, und daher auch Glaubenssätze, wirken wie Magnete. Die Yogis sagen in verschiedenen Schriften, das die Welt Klang sei, Nada Brahma. Letztendlich beruht alles auf einer ersten schwingung Gottes und die Yogis wiederholen deswegen sooft OM, den Urlaut. Alles ist Schwingung. Auch die Erkenntnisse der Quantenmechanik scheinen diese Sichtweise zu bestätigen. Schwingungen lösen Resonanz in einem Raum aus. Gedanken haben ebenfalls diese Fähigkeit. Es gibt zahlreiche Experimente zu diesem Thema, die du im Internet leicht finden kannst. Die Kraft des Glaubenssatzes rührt daher, das man sich genau diese Situationen somit im Außen kreiert, also erschafft, sie anzieht. Wenn ich zum Beispiel in der Arbeit ständig denke: "Mein Chef gibt mir immer die schwierige Arbeit und der Kollegin die einfachen Sachen." darf es dann nicht verwundern, wenn der Chef sich so benimmt. Er weiß vielleicht selber gar nicht, warum er so handelt aber es fühlt sich für ihn stimmig an, so zu handeln. Gedanken unterliegen physikalischen Gesetzmäßigkeiten des Magnetismus. Das kann man nun glauben oder nicht oder beginnen das selbst zu überprüfen.

Besonders verrückt wird das Ganze, wenn man das eine immerzu denkt aber nach Außen immer eine andere Haltung einnimmt. Zum Beispiel denke ich vielleicht ganz oft: "Mir geht es so schlecht. Ich fühle mich erdrückt." Wenn mich dann aber ein Kollege fragt, wie es mir geht, dann antworte ich: "Mir geht es super." oder "Passt alles. Danke.". Verzeihung aber das ist schräg, wenn nicht sogar verrückt. Bei einem Kollegen ist das vielleicht noch nachvollziehbar. Bei einem Freund oder Partner wird es dann allerdings konfus. Wie soll das Außen auf so etwas reagieren? Meistens mit derselben Konfusion.

Ein weiterer Aspekt aus dem Hatha Yoga bezüglich Glaubenssätzen und Gedanken ist, das man weiß und selber die praktische Erfahrung machen kann, wie die eigene Geisteshaltung auf die einzelnen Stellungen (Asana) wirkt. Angenommen du praktizierst jeden Tag Hatha Yoga. An dem einen Tag ärgert man sich vielleicht wegen einem bestimmten unglücklichen Ereignis und die Asanas fallen einem total schwer. Am nächsten Tag geht es mir besonders gut, weil ich ein Erfolgserlebnis in meinem Dienst hatte. Plötzlich läuft mein Hatha Yoga Programm ganz flüssig, es geht besonders leicht. Nach gewisser Zeit bemerkt man dann doch: Moment mal, da gibt es eine Verbindung zwischen meinem Geist mit seinen Gedanken und meinem Körper. Tatsächlich wissen die fortgeschrittenen Yoga-Praktizierenden, das der Körper zum Großteil, vielleicht auch ganz, dem Geist folgt. Und auf geistiger Ebene gibt es keinen Unterschied zwischen Innen und Außen. Daher auch diese enorme Kraft der Gedanken. Etwas das sich leicht an einem selber überprüfen lässt. Die Frage lautet jetzt: "Wer oder was kontrolliert oder beherrscht meinen Geist?" Beim selber beantworten der Frage nehme bitte die Beobachterrolle ein und/oder meditiere darüber.

Kleines Experiment zum Mitmachen

Angenommen du sitzt gerade auf einem Stuhl. Deine Körperstellung mit langer aufgerichteter Wirbelsäule, der Körper entspannt und deine Mundwinkel bewusst nach unten gezogen. Spüre in dich hinein und stelle fest was mit dir geschieht. Beobachte nur. Wiederhole das Ganze, nur das du nun die Mundwinkel nach oben ziehst. Spüre dabei hinein. Lass dir Zeit dabei. Beobachte nur.

Mit ziemlicher Sicherheit spürst du einen Unterschied. Hoffentlich fühlst du dich bei Mundwinkel oben besser. Das Interessante an dieser Übung ist jedoch: Der Geist folgt auch dem Körper. Somit haben wir es mit einer Wechselbeziehung zu tun, nur dass der Geist der mächtigere Spieler ist.

Warum rein positives Denken nicht funktioniert

Viel Literatur findet man zu dem Thema Positives Denken. Auch hier im Yoga Wiki findest du dazu einen Beitrag. Besonders in der New Age Bewegung und in den 1990er und 2000er Jahre fand diese Thematik erneut große Beachtung. Natürlich ist es wundervoll seine eigenen Glaubenssätze zu erkennen. Es ist wunderbar, wenn man die Unterscheidungskraft, Viveka, entwickelt, um negative von positive Glaubenssätze zu trennen oder um Glaubenssätze als solche zu erkennen. Es ist von enormem Vorteil, die Wirkkraft von Glaubenssätzen zu erspüren, sie empirisch in seinem eigenen Umfeld zu überprüfen. Auf dem Weg zu Glück und zur Befreiung oder Gottverwirklichung sind Glaubenssätze ein wichtiges Hilfsmittel.

Man kann da sehr spielerisch an die Thematik herangehen. Man sollte dabei aber beachten, das Ganze nicht nur auf einer rein intellektuellen Ebene anzusiedeln (Stichwort: Buddhi). Jedoch sah in den letzten 30 Jahren die Lösung recht einfach aus, indem man dachte, man müsse nur die negativen Glaubenssätze durch neue ersetzen. Angenommen du denkst des öfteren: "Ich bin ein schlechter Fußballspieler." Wenn du nun bemerkst, das du beim Fußballspielen immer wieder diesen Gedanken hast, ist das schon einmal gut, denn du kannst nun diesen Gedanken durch einen anderen, positiveren ersetzen, zum Beispiel: "Ich spiele so fantastisch wie Lionel Messi." Doch das alleine reicht eben nicht. (Übrigens: Lionel Messi ist aktuell Spieler des FC Barcelona und wird in Fußballkreisen als Fußballgott betrachtet.)

Erstens liegt in diesem Satz ein Vergleich, der unbewusst oder bewusst neuen Stress auslösen kann. Zweitens steckt da auch schon wieder ein Leistungsprinzip darunter, welches ebenfalls Stress auslösen kann. Wenn ich nun aber diesen Glaubenssatz mit einem Gefühl verbinde, so locker und leicht wie Lionel Messi durch die Abwehrreihen zu tänzeln, und das auch noch im vollen Lauf. Wenn ich mir das Gefühl hervorhole, wie es dann ist, den Ball in das Tor elegant und mit Anmut zu schießen und zu allerletzt auch noch mit einem Gefühl der Dankbarkeit verbinde: Dann bekommt so ein positiver Glaubenssatz richtig viel Kraft und Power. Wichtig dabei zu bedenken ist: Diesen neuen Glaubenssatz auch wieder los zulassen. Ein ständiges Gefühl der (Grund-)Dankbarkeit hilft auch. Beachte auch stets nicht in ein neues Ego-Spielchen einzusteigen. beachte wenn öglich die yamas und niyamas. Das sind die ethischen Gebote im Yoga.

Fazit: Das Ersetzen von Glaubenssätzen darf nicht nur auf einer rein intellektuellen Ebene stattfinden. Am besten werden alle Ebenen miteinbezogen. Du solltest in deiner Vorstellungskraft alle Wahrnehmungssinne mit einfließen lassen. Der Glaubenssatz sollte oft wiederholt werden. Immerhin wurde der negative Glaubenssatz vielleicht schon 20.000 Mal wiederholt. Wundere dich also nicht, wenn du nun etwas Zeit benötigst, damit die neuen Glaubenssätze zur Entfaltung kommen.

Beispielvideo mit Byron Katie und wie man Glaubenssätze auflösen kann

Das Video ist in Englisch aber mit deutschem Untertitel:

Die Hinterlist der Glaubenssätze

Es wurde bereits erwähnt, dass Glaubenssätze im bewussten Bereich des Geistes (Englisch "Mind") stattfinden aber auch im Unbewussten. Den unbewusste Bereich, nennen wir es das Unterbewusstsein, gilt in der modernen Psychologie seit Freud als gesetzt. Dennoch ist das Unterbewusste nur ein Konstrukt, quasi ein methodisches Hilfsmittel der Psychoanalyse.

Wie unbewusste Glaubenssätze entstehen

Stalagmiten Stalaktiten in einer Höhle. Es heißt steter Tropfen höhlt den Stein. Steter Tropfen bringt auch neuen Stein(Form) hervor. Copyright

Wie kommen nun diese Glaubenssätze in mein System? Die meisten Glaubenssätze mit besonderer Wirkkraft haben ihren Ursprung in unserer Kindheit. Es bedarf immer eines auslösenden Moments. Als Kind habe ich kaum Möglichkeiten zu widersprechen. Als Kind bin ich einfach nur, und als Kind bin ich mehr Beobachter und reduziert auf einfache Reiz-Reaktions-Schemata. Trotzdem sind die bewussten Handlungsmuster nach Außen gegenüber Erwachsenen stark beschränkt. Wenn ich Hunger habe, gebe ich dies auf meine Art und Weise wieder. Die einen quengeln, die anderen weinen, andere entwickeln ganz ausgefeilte Strategien. Durch Erfolg oder Misserfolg der angewandten Strategien erfolgt Lernen. Das gelernte wird in einem Satz im Gehirn abgespeichert.

Bei Bedarf werden diese nun sich herausfolgenden Muster neu aktiviert. Falls ein Kind mit dieser Strategie lang gut lebt, können bestimmte Muster, basierend auf Lernerfahrungen und Erfolg, in anderen Umgebungen zu Problemen im Außen aber auch zu Problemen im Inneren führen. Angenommen mein Glaubenssatz aufgrund einer Prägung ist: "Ich bekomme schon immer, was ich will." und im Laufe des voranschreitenden Lebens wird dieser Satz nicht mehr in der Realität erfüllt, wodurch Konflikte entstehen können.

Dieser Konflikt aus innerem Glaubenssatz und inneren wie äußeren Umständen trägt sich auf mannigfaltige Art und Weise aus. Die sich zeigenden Symptome können so bunt sein wie ein Regenbogen. So kann man gar nicht auf den ersten oder zweiten oder dritten Blick erkennen, worum es sich bei angespannten Situationen wirklich dreht. Das Hinterlistige der Glaubenssätze ist, das kaum mehr erkennbar ist, auf welchem Glaubenssatz der aktuelle Konflikt zurückgeht. Denn derjenige, der sich im eigenen Konflikt bewegt, weiß es momentan nicht selber, denn sonst hätte er das Problem gar nicht. Der Geist ist ein mächtiger Spieler. Wenn man sein wahres Ich vergessen hat und sich fälschlicherweise mit den eigenen Gedanken identifiziert, ist man einer großen Täuschung anheim gefallen. Du hast einen Geist. Ein wunderbares Instrument. Aber du bist nicht dein Geist. Im Yoga gilt die Vedanta-Philosopie als ganz wichtig, vor allem im Jnana Yoga, um sich dessen klar zu werden, das man letztendlich satchidananda ist. Reines Bewusstsein, Wissen und Glückseligkeit. Letztendlich fallen damit alle täuschenden Glaubenssätze.

Therapeuten als Detektive und Konfliktmanager

Ein Therapeut, Arzt oder Heilpraktiker, der sich solch eines Kunden, Patienten oder Klienten annimmt, sollte immer einen Menschen vor sich sehen, der nun wirkliches Leid erfährt. Oft sieht dies gar nicht nach Leid aus, aber ist es so gut wie fast immer. Die Lösungsansätze sind oft Gesprächstherapien, Medikamente und/oder Krankschreibungen oder NLP/Familienstellen und Homöopathie. Letztendlich muss der Betroffene sich selbst für seinen Behandler/Arzt/Therapeuten entscheiden. Sokrates würde mahnen, dass ein jeder sein eigener Arzt werden muss. Nur ist das Problem, wenn man selbst tief in etwas verstrickt ist, sich selbst da heraus zu winden. Geduld ist eine Tugend, die man auf diesem Weg notwendigerweise entwickeln darf. Sich helfen zu lassen zeigt Größe und ist keine Schande.

Ein guter Therapeut, Arzt, Heilpraktiker, Coach, Lebensberater und wer sonst sich noch alles auf diesem Feld bewegt, wird immer, wenn er die Wirkkraft von Glaubenssätzen erkannt hat, zugleich Detektiv sein müssen. Er muss den Geist des Betroffenen achtsam und liebevoll durchdringen, um den Ursprungsglaubenssatz zu entschlüsseln. Auf diese Reise begibt er sich gemeinsam mit seinem Gegenüber. Dieser wird aber versuchen auszuweichen, sich zu wehren, besonders bei den ganz alten Glaubenssätzen und Glaubensmustern. Diese können so verschlüsselt sein wie der Geheimcode der NSA und aller Spionagedienste der Welt zusammen.

Das Auflösen von Glaubenssätzen

Alles fließt - Panta Rhei Copyright

Um Glaubenssätze aufzulösen, gibt es viele Techniken, die hier nun nicht weiter beleuchtet werden wollen und der Leser sich ein eigenes Bild kreieren darf. Hier nur eine kleine Auswahl an Möglichkeiten:

Erst beim Auffinden der Ursprungsglaubenssätze, kann eine Technik ansetzten. Würde ich von Anfang an nur mit positivem Denken arbeiten, sind die selbstzerstörerischen Glaubensmuster nicht gelöscht. Vielmehr kann es bei dem Konzept des reinen positiven Denkens zu einer Deckelung alter Glaubensmuster kommen. Heilung auf tieferer Ebene findet nicht statt. Dies sollte in allen Techniken zur Therapie Beachtung finden.

Yoga als wunderbarer Weg bei Glaubenssätzen

Im Grunde ist im Yoga die Thematik der Glaubenssätze ein lange bekanntes Thema. Der Raja Yoga und der Jnana Yoga beschäftigen sich damit ausführlich, vielleicht nur in einer uns ungewohnten Sprache. Doch wie jedem Expertenwissen, muss man zunächst die dort "elitäre" Sprache erlernen und verstehen.

Der Geist als solcher

Glaubenssätze beruhen auf Gedanken. Oft sind diese Gedankenströme nicht zu Ende gedacht und somit ab einem gewissen Punkt einfach blind übernommen. Swami Sivananda ermahnt Aspiranten stets, Gedanken in ihrer Konsequenz bis zum Schluss zu durchdenken. Danach erst sollte Handlung geschehen. Ist der Geist aber unbeherrscht, beobachten wir immer wieder bei uns selbst oder bei anderen, wie ein Gedanke eine sofortige Reaktion auslöst. Sich davon frei zu machen, gelingt durch tägliche Praxis der Meditation. Damit dies weiterhin gut gelingen kann, kommt tägliche Hatha Yoga Praxis dazu, um gut und bequem mit aufrechter Wirbelsäule sitzen zu können.

Der Körper folgt meisten dem Geist. Nur wem folgt der Geist? Hat der Geist niemanden der ihn beherrscht, wird er sich irgendwann wie ein ungehöriges Kind verhalten. Oft ist ein Mensch wie ein Zwitterwesen, das zwar in vielen Bereichen kultiviert ist aber durch unbewusste Glaubenssätze oft noch kindisch und unreflektiert in anderen Feldern sein kann. Diese Gesamtmuster sorgen für innere Spannungen bis hin zu intrapsychischen Konflikten, welche sich auch innerhalb der Gesellschaft entladen können. Leidtragend sind dann letztendlich alle.

Gedanken, Glaubenssätze und die Furchen die sie erschaffen

Wir denken als Mensch sehr viele Gedanken am Tag. Sie innerhalb von 24 Stunden zu zählen, wäre mal eine interessante Beobachtungspraxis. Glaubensmuster sind Gedankenmuster. Diese Muster hinterlassen im Außen als unsere Handlungen, auf die sie Einfluss nehmen, Spuren. Diese Spuren finden sich auch intern im Menschen. Wenn man diese Glaubensmuster mit einem Fluss vergleicht, so kann man sagen, das alte und starke Glaubensmuster eher einem großen Fluss gleichen.

Kleinere bzw. neuere Glaubensmuster gleichen eher einem Bächlein oder nur einem Rinnsal. Wird der Fluss stärker, weil ich bestimmten Gedanken mehr Nahrung gebe, wird es umso schwieriger, sich gegen diese Kraft des stärkeren Stromes zu stemmen und Verhaltensweisen frei von diesen mächtigen Gedankenströmen zu steuern. Diese bilden Furchen im Gehirn, und diese an sich selber zu erkennen, ist der erste Schritt. Neue Furchen zu bilden ist der zweite. Der dritte Schritte ist, die Prinzipien dahinter zu erkennen. Eines dieser Prinzipien (oder Fallen) in die man als Mensch reinfallen kann, ist Raga Dvesha, das Prinzip des Mögens und des Nicht-Mögens.

Yoga als Weg in der (Eigen-)Therapie

Yoga hat als Ziel innere Harmonie und Einheit. Yoga ist Einheit und Harmonie. Wie kann ich Einheit erreichen, wenn ich in mir die vorher erwähnten Spannungen trage. Tägliche Yogapraxis löst diese Spannungen oder bringt diese erst einmal an das Tageslicht. Diese können durch reine Beobachtung in Meditation und anderer wirkungsvoller Techniken angegangen werden. Siehe auch obige Techniken. Natürlich präferiert der Autor hier den Yogaweg, schließt anderes aber nicht aus. Letztendlich gilt: Alles ist Yoga.

Patanjali definiert in seinen Sutras Yoga folgendermaßen: "Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist" (yogash chitta vritti nirodhah). Allein das zu erreichen, ist schon eine Kunst, die aber erlernt werden kann. Und zwar von jedem. Kommt der Geist erst einmal zur Ruhe, heißt das am Anfang noch nicht Befreiung, vielleicht bedeutet es erst einmal Linderung, Pause, kurze Momente des Friedens. Allein das ist am Anfang schon eine Wohltat. Dann kann mit der eigentlichen inneren Aufräumarbeit begonnen werden - unter anderem auch der eigenen Glaubenssätze.

Weiterhin sagt Patanjali: "Der Kontakt zu Menschen, die Hindernisse im Leben gemeistert haben, die uns selbst noch unüberwindlich scheinen, kann eine große Hilfe sein." (Yoga-Sutra 1.37) Genau deshalb sind die Worte von großen Meistern so unbezahlbar. Die Lehren der Meister helfen uns aus dem Leid. Kontakt zu einem großen Lehrer zu haben ist ein Segen.

Glaubenssätze und im Fluss-Sein

Aus einem mächtigen Strom ergeben sich viele Nebeflüsse Copyright

Als Fazit kann man sagen: Es gibt limitierende, also behindernde, Glaubenssätze. Es gibt Glaubenssätze die einen im Leben wunderbar weiterbringen können oder dabei helfen, limitierenden Mustern entgegenzuwirken. Es gibt allerdings auch Glaubenssätze mit ganz anderem Charakter. Diesen Charakter könnte man als spirituelle Wahrheiten bezeichnen. Dabei sei zum Beispiel an "Aham Brahmasmi" und damit eigentliche alle Mahavakyas gedacht. Diese haben die Kraft, einen aus alten Mustern herauszureißen in den Strom des Lebens hinein, in die Lebendigkeit selber.

Auch positive Glaubenssätze sind auf subtilerer Ebene Identifikationen. Zwar können sie einem für eine bestimmte Zeitspanne oder für bestimmte Phasen im Leben helfen. Aber auch dann müssen diese wieder losgelassen werden, damit eine Gegenbewegung folgt. Diese Zusammenhänge entspringen auch der Vedanta Philosophie und können durchaus in diesen Kontext mit integriert werden. Doch bedenke: Alles zu seiner Zeit und Schritt für Schritt. Wenn du selber Therapeut bist oder auf diese Art und Weise mit Menschen arbeitest, kannst du dir immer Folgendes vorher bewusst machen: Möge Alles zum Wohle Aller und zum Höchsten des Ganzen geschehen. Om Shanti!

An dieser Stelle sein noch der Podcast von Sukadev hier am unteren Ende dieser Seite zu empfehlen. Besonders der Erste. Om Shanti.

Drei Zitate von Heraklit

  • „Wer in denselben Fluss steigt, dem fließt anderes und wieder anderes Wasser zu."
  • „Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht."
  • „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen."

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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