Swami Rama
Swami Rama wurde 1925 in Nordindien als Kind einer Brahmanen-Familie geboren. Er lernte seine Lehren von Himalaya-Meistern und erlaubte als einer der ersten Yogis westlichen Wissenschaftlern Studien an ihm vorzunehmen. Er starb 1996 in Rishikesh.
Leben
Sein Geburtsname war Brij Kishore Dhasmana. Swami Rama stammte aus einer Brahmanenfamilie. Er wurde 1925 im Himalaya geboren und war der Sohn eines sehr gelehrten und frommen Ehepaars. Das Schicksal nahm eine mysteriöse Wendung, als seine Eltern starben und den Jungen als Waise zurückließen. An diesem entscheidenden Punkt nahm einer der größten Meister des Himalaya, Bengali Baba, ein großer Yogi und Heiliger aus Bengalen, das Kind als seinen spirituellen Sohn an. Der Junge erhielt unter Bengali Babas liebevoller Fürsorge eine Ausbildung. In seiner Jugend praktizierte er die verschiedenen Disziplinen der Yogawissenschaft und -philosophie in den traditionellen Klöstern des Himalayas und studierte eng mit vielen spirituellen Adepten, darunter Mahatma Gandhi, Sri Aurobindo und Rabindranath Tagore. Swami Rama reiste 1938 - 1944 von Kloster zu Kloster und erhielt Unterweisung durch zahlreiche Himalaya-Heilige und Weise, so auch durch seinen Großmeister, der in einem abgelegenen Gebiet Tibets lebte und lehrte.
Nachdem er eine sehr intensive, elfmonatige Meditations- und Pranayama-Praxis in Isolation in einer versiegelten 6 x 4 Fuß großen Höhle mit nur einem einzigen Lichtpunkt absolviert hatte, kam er mit der Entschlossenheit heraus, der Menschheit zu dienen und insbesondere die Lehren des Ostens in den Westen zu bringen. Im Alter von 21 Jahren war er nach Tibet gereist, um seinen Großmeister zu sehen und fortgeschrittene Praktiken zu erlernen, wie zum Beispiel die Technik des Parakaya Pravesha. Das ist die Fähigkeit, den eigenen Körper nach Belieben zu verlassen, in den Körper eines anderen einzutreten und dann in den eigenen Körper zurückzukehren. Er lernte auch einige Methoden des Tantra und des Sri Vidya von seinem Großmeister.
Er erhielt seine Hochschulausbildung in Bangalore, Prayaga, Varanasi und an der Universität Oxford. Seinen Abschluss machte er 1960 am Medical College in Darbhanga. Er arbeitete als medizinischer Berater in London und assistierte bei parapsychologischen Forschungen in Moskau. Dann kehrte er nach Indien zurück. Hier gründete er eine Klinik und einen Ashram in Rishikesh. Er ging nach Japan, wo er Rev. Yokadasan, das geistige Oberhaupt von Sukyo Mahikari, traf. Er lebte sechs Monate lang bei ihm und unterrichtete verschiedene Gruppen in Tokio, Osaka und anderen Städten. Im jungen Alter von 24 Jahren wurde er Sankaracharya von Karvirpitham in Südindien und trat damit die Nachfolge von Dr. Kurkoti in der höchsten spirituellen Position Indiens an.
Nachdem er 1952 zu seinem Meister Bengali Baba zurückkehrt war, verbrachte er die folgenden Jahre mit fortgeschrittenem Praktizieren in den Höhlen des Himalayas. Von seinen Lehrern wurde Swami Rama ermutigt in den Westen zu gehen, insbesondere in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo es seine Lebensaufgabe sei, die gewöhnlichen Menschen zu unterrichten. 1952 heiratete er und gründete eine Familie.
Berühmtheit
Mit der Ermutigung seines Meisters begann er seine Aufgabe, indem er westliche Philosophie und Psychologie studierte und östliche Philosophie an vielen Universitäten lehrte. Im Jahr 1969 ging er auf Veranlassung seines Meisters in die Vereinigten Staaten, um die alten indischen Lehren wissenschaftlich zu überprüfen.
Swami Rama wurde berühmt als erster Yogi, der es westlichen Wissenschaftlern erlaubte, klinische Untersuchungen an ihm vorzunehmen. Auf Anraten seines Meisters sollte er dazu beitragen, die östliche und die westliche Wissenschaft einander näher zu bringen, indem er mit Psychologen und Medizinern zusammenarbeitete, die geistige und körperliche Phänomene untersuchten. Er beteiligte sich an Experimenten, die dazu beitrugen, das wissenschaftliche Denken über die Beziehung zwischen Körper und Geist zu revolutionieren. Er war der erste Yogi, der sich modernen wissenschaftlichen Methoden unterzog, um seine Bewusstseinszustände zu testen, während er sich auf der höchsten Stufe der Meditation befand. Durch seine Arbeit mit der Menninger Foundation leistete er Pionierarbeit bei der Verwendung von Biofeedback als therapeutische Methode, legte den Grundstein für Stressmanagement und ganzheitliche Gesundheitsprogramme und weckte das Interesse an der menschlichen Fähigkeit, bisher unerkannte Bewusstseinsebenen zu erleben.
Unter Laborbedingungen und unter der Beobachtung von Forschern demonstrierte Swami Rama viele Möglichkeiten, wie die inneren Zustände eines Menschen freiwillig reguliert werden können. Diese Forschungsdemonstrationen waren einer der wichtigsten Eckpfeiler der Geist-Körper-Bewegung der letzten Jahrzehnte. Diese Demonstrationen dienten nicht dazu, irgendjemanden mit den einzigartigen Kräften einer Person zu beeindrucken, sondern vielmehr dazu, der wissenschaftlichen und medizinischen Gemeinschaft zu zeigen, dass der Mensch über eine enorme Fähigkeit zur Selbstregulierung verfügt, wenn er trainiert wird.
Unter wissenschaftlichen Bedingungen demonstrierte er die Fähigkeit, sein Herz 14 Sekunden lang nicht mehr pumpen zu lassen und einen Temperaturunterschied von 10 Grad zwischen verschiedenen Teilen seiner Handfläche zu erzeugen. Bei einer anderen Demonstration brachte er allein durch mentale Kraft eine 14-Zoll-Aluminium-Stricknadel, die auf einer 3 Meter entfernten Welle befestigt war, zum Drehen. Er erzeugte auch willentlich bestimmte Gehirnwellenmuster und hielt sie aufrecht. Zunächst erzeugte er Gehirnwellenmuster in Form von Betawellen, dann erzeugte er Alphawellen, die im Allgemeinen mit einem entspannten Zustand in Verbindung gebracht werden.
Schließlich demonstrierte er Thetawellen. Thetawellen werden mit unbewussten Zuständen in Verbindung gebracht. Während er Thetawellen produzierte, schien er sich in einem Zustand tiefen Schlafs zu befinden. Er war jedoch in der Lage, sich genau an alles zu erinnern, was sich in dieser Zeit im Raum ereignet hatte. Diese Technik wird Yoga Nidra genannt. "Das Geheimnis", sagte er, "liegt darin, sich nach innen zu wenden und das eigene Unterbewusstsein zu erforschen." Er tat dies nicht, um zu zeigen, dass er ein Magier oder Übermensch sei, sondern um zu zeigen, dass man durch die Kontrolle des Geistes die eigenen Körperfunktionen kontrollieren kann. Dies könne durch die Kontrolle des autonomen Nervensystems geschehen, das an der Entstehung der meisten psychosomatischen Krankheiten beteiligt ist.
Jedoch kritisierte Swami Rama die Neigung mancher Yogis, übernatürliche Fähigkeiten zu nutzen, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren.
Lebenswerk
Obwohl Swami Rama weitreichende Kontakte zu religiösen Denkern hatte und über ein umfassendes Wissen über die spirituellen Traditionen in der ganzen Welt verfügte, lehrte er keine bestimmte religiöse Doktrin. Er war ein freier Denker, der sich von direkter Erfahrung und innerer Weisheit leiten ließ. Swami Rama ermutigte seine Schüler, es ihm gleichzutun. Er wollte niemanden missionieren.
Seine Liebe zur alten hinduistischen Tradition spiegelte sich in seinem Leben und Werk wider. Er hatte einen lebhaften Sinn für Humor. Vor allem aber war er praktisch veranlagt. Er forderte seine Zuhörer auf, geduldig zu sein und durch systematisches Üben weiterzukommen.
1971 gründete Swami Rama das Himalayan International Institute of Yoga Science and Philosophy, um die Erfahrungen des alten indischen Erbes wissenschaftlich zu untersuchen und zu dokumentieren, zu veröffentlichen und zu lehren. Das Institut mit Sitz in den USA ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Lehre verschiedener Aspekte des Yoga und der Meditation als Mittel zur Förderung des persönlichen Wachstums des Einzelnen und zur Verbesserung der Gesellschaft widmet. Weitere Zentren befinden sich rund um die Welt, in den Vereinigten Staaten, in Europa und Indien. Darüber hinaus wurden von Swami Rama noch andere Lehr- und Hilfsorganisationen gegründet.
Er gründete auch den Himalayan Institute Hospital Trust in Nordindien im Bundesstaat Uttranchal, wo 75 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung haben. Seine Vision, Tausenden von Menschen medizinische Dienste zukommen zu lassen, begann 1989 mit einem ambulanten Programm. Sie hat nun die Form eines medizinischen Komplexes angenommen, der im Norden von Delhi zwischen Dehra Dun und Rishikesh liegt. Das Krankenhaus bietet ein umfassendes Angebot an medizinischen Fachrichtungen und Dienstleistungen, eine medizinische Hochschule, ein kombiniertes Therapieprogramm, das das Beste der modernen Medizin mit der bewährten Weisheit traditioneller Methoden der Gesundheitsfürsorge verbindet, ein Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums, das mehr als 150 Dörfer adoptiert hat, sowie Wohneinrichtungen für Mitarbeiter, Studenten und Familien von Patienten. Die Einrichtung ist als eines der besten medizinischen Zentren Indiens anerkannt!
Am 20. Oktober 1991 erschütterte ein verheerendes Erdbeben die Ausläufer des Himalaya, einschließlich der Bezirke Uttarkashi und Chamoli. Der Swami organisierte aktiv Hilfsmaßnahmen und klopfte an alle möglichen Türen, um den Erdbebenopfern angemessene Hilfe und Rehabilitation zukommen zu lassen. Er wird in der ununterbrochenen Kette von Weisen aus dem Himalaya, die mehr als 5.000 Jahre alt ist, in Erinnerung bleiben. Sankaracharya begründete die Tradition offiziell vor 1200 Jahren. Seiner Tradition zufolge umfasst Yoga alle Philosophien und Praktiken, die jemals von den großen Weisen nicht nur des Himalaya, sondern auch des Judentums, des Christentums, des Buddhismus, des Zen und des Sufismus gelehrt worden sind. Swami Rama schreibt in Living with the Himalalyan Masters: "Meine Tradition ist Bharati Bha, was 'Wissen' bedeutet; rati bedeutet derjenige, der der Liebhaber des Wissens ist." Er weihte mehrere Menschen in den Swami-Orden von Sankaracharya ein. Dazu gehören Swami Ajaya, Swami Anand, Swami Ananta, Swami Jnaneshvara, Swami Nijananda und Swami Veda. Nach seinem Tod wurden noch einige weitere eingeweiht. Swami Rama hat jedoch keine einzelne Person als seinen Nachfolger eingesetzt. Aber er hinterließ viele Schüler, die jetzt auch Lehrer sind.
Swami Rama ist der Autor einer Reihe von Büchern. Dazu gehören ein Kommentar zur Bhagavad Gita und den Upanishaden, praktische Anleitungen zur Anwendung der uralten Weisheit des Ostens in den Bereichen Psychologie und Gesundheit, eine poetische Wiedergabe des Valmiki Ramayana in 2 Bänden und ein inspirierender Bericht über seine Erfahrungen mit den großen Lehrern, die sein Leben und seine spirituelle Entwicklung geleitet haben, sowie eine zutiefst persönliche Sammlung von Prosa und Poesie über seine eigenen spirituellen Erfahrungen. Er war auch ein ausgebildeter und begabter Musiker. Sein Buch "Indian Music" (Indische Musik) macht das indische System der klassischen Musik für die westliche Welt verständlicher.
Die übereinstimmende Thematik seiner Schriften, die sich in Büchern wie „Enlightenment without God“ und „Living with the Himalayan Masters“, deutscher Titel „Unter Meistern im Himalaya“ Ausdruck findet, ist die Fähigkeit des Menschen, Frieden und Erleuchtung durch Yoga erlangen zu können.
Swami Rama war ein überzeugter Anhänger von Bildung. Er vergab viele Stipendien an bedürftige, verdiente Studenten. Er sponserte jedes Jahr mindestens 2 Studenten für ein Hochschulstudium im Ausland. Er gründete eine Wohltätigkeitsstiftung, von der viele Studenten Stipendien für ein Hochschulstudium erhielten, und baute in der Nähe von Lansdowne im Himalaya ein wissenschaftliches College auf. Er gründete auch eine Bibliothek für die Garhwal-Universität im Lansdowne Degree College und 2 Augenkliniken.
„Mein Ziel ist es, eine Brücke zwischen Ost und West zu schlagen, indem ich ein Zentrum des Lernens einrichte, von dem aus ich die Botschaft der Weisen getreu übermitteln kann", sagte Swami Rama. Sowohl der Osten als auch der Westen sind in ihren Kulturen extrem. Als Abgesandter der Meister aus dem Himalaja lehrte er seine Anhänger, dass innere Stärke, Fröhlichkeit und selbstloses Dienen die Grundprinzipien des Lebens sind. Es ist unerheblich, ob man im Osten oder im Westen lebt. Ein Individuum sollte in erster Linie ein Mensch sein. Der wahre Mensch ist ein Mitglied des Kosmos, und geografische Grenzen haben nicht die Macht, die Menschheit zu trennen, meinte er.
In Anerkennung seines selbstlosen Dienstes in Indien, den Vereinigten Staaten und an anderen Orten erhielt Swami Rama eine Reihe von Auszeichnungen und Ehrungen. Im Jahr 1977 wurde er mit dem Martin Buber Award für seinen Dienst an der Menschheit geehrt. Im Jahr 1982 erhielt er den Gandhi Community Award. Im Jahr 1988 wurde ihm der Shiromani Award für seine Verdienste um die Menschheit verliehen. Dies ist nur ein Ausschnitt.
Swami Rama verstarb am 13. November 1996 um 23.08 Uhr in Rishikesh, wie er es vorausgesagt hatte. Er war ein Yogi, ein Wissenschaftsenthusiast, ein Ikonoklast, der bestimmte Vorurteile ausräumt, und ein Rebell.
Sexuelle Übergriffe
Swami Rama wurde wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt und verurteilt. Übergriffe, die angeblich in den 1970er Jahren in Chicago, Minneapolis, New York und Indien von Swami Rama stattgefunden haben, wurden von Patricia Ann Darling in einem Kapitel ihres Buches dokumentiert.
Im Jahr 1997 gewann eine Frau eine Klage, die erstmals 1994 eingereicht wurde und sich auf angeblich mehrfache sexuelle Übergriffe durch Swami Rama bezog, während sie 1993 das Himalaya-Institut besuchte; ihr wurden 1,9 Millionen US-Dollar Schadenersatz zugesprochen. Dies war eine der ersten Verurteilungen eines Yoga-Gurus wegen rechtswidriger sexueller Aktivität mit einem Anhänger.
Siehe auch
Seminare
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