Theorie der Wiedergeburt

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Theorie der Wiedergeburt -


Theorie der Wiedergeburt

Wachstum Pflanze Anpassung.jpg

- Abschnitt aus dem Buch: Was wird aus der Seele nach dem Tode - von Swami Sivananda -

Der Mensch gleicht einer Pflanze, er wächst und gedeiht wie sie und zerfällt am Ende, jedoch nicht vollständig. Die Pflanze wächst und gedeiht ebenfalls, aber sie verwelkt am Ende. Sie hinterlässt den Samen, der wieder eine neue Pflanze hervorbringt. Der Mensch dagegen lässt, wenn er stirbt, sein Karma (die guten und die schlechten Taten seines Lebens) zurück. Mag der physische Körper auch vergehen, die Eindrücke der Taten bleiben. Er muss wiedergeboren werden, um die Früchte dieser Taten zu genießen. Kein Leben kann jemals das erste gewesen sein; denn es ist die Frucht früherer Taten, noch das letzte, denn seine Taten müssen im darauffolgenden Leben abgegolten werden. Daher ist Samsara oder die Welt der Erscheinungen ohne Anfang und Ende, jedoch mit einer Ausnahme. Für den Jivanmukta oder befreiten Weisen, der in seinem eigenen Sat-Chit-Ananda ruht, gibt es kein Samsara mehr.

Wenn ein Mensch stirbt, nimmt er den unzerstörbaren Astralleib (Linga Sharira) mit sich, der aus fünf Jnana Indriyas, fünf Karma Indriyas, fünf Pranas, Geist, Buddhi, Chitta und Ahamkara, sowie den wechselnden Karmasraya (Eindrücke der Taten), den Taten der Seele, die die Gestalt des nächsten Lebens bestimmen, besteht.

Sri Gyana Dev, der verstorbene, sehr angesehene Yogi von Alandi, schrieb seinen Kommentar zur Gita Gyaneshweri mit sechzehn Jahren. Er war ein geborener Siddha. Wenn du dich ernsthaft bemühst, kannst auch du zum Siddha werden, denn was einer erreicht hat, können auch andere erlangen.

Wenn ein neugeborenes Kind, das in diesem Leben noch keine böse Tat begangen haben kann, große Leiden erfährt, so ist das die Frucht einer bösen Tat aus dem früheren Leben. Wenn du nun fragst, wie der Mensch dazu verleitet wurde, eine böse Tat in seinem früheren Leben zu begehen, ist die Antwort, dass diese das Ergebnis einer falschen Tat eines noch früheren Lebens war und so weiter.

Viele intelligente Väter haben dumme Söhne. Der Sohn eines Schafhirten, der dir in einem früheren Leben Nahrung und Wasser gab, als du vor Hunger beinahe gestorben wärst, wird in diesem Leben als dein Sohn geboren. Er behält zwar einen unentwickelten Verstand, wird aber die Vorteile deines Reichtums genießen können.

Bei neugeborenen Lebewesen zeigt sich ein Verlangen zu saugen und ein Instinkt, den Schmerzen zu entgehen. Daraus folgt, dass sie sich an das Saugen erinnern und daß sie im früheren Leben Leiden erfahren haben. Das ist wiederum ein Beweis für die Wiedergeburt.

Schon ein Säugling lacht und zeigt Soka (Kummer), Angst, Zorn, Freude und Schmerz. Die Dharmadharna-Samskaras in dieser Geburt können nicht die Ursache dafür sein. Die Samskaras des früheren Lebens müssen eine Unterstützung (Asraya) haben. Hiervon können wir die Existenz des Jiva im früheren Leben klar ableiten. Der Jiva ist ohne Anfang (Anadi).

Einige Yoga-Schüler fragen mich: "Wie lange muß man Sirshasan, Paschimottanasana, Kumbhaka oder Mahamudra üben, um Kundalini erwecken zu können?" Über diesen Punkt wird in keinem Yogabuch etwas erwähnt. Ein Schüler beginnt seine Sadhana an dem Punkt, an dem er in seinem vorherigen Leben aufgehört hat. Das ist der Grund dafür, warum Krishna zu Arjuna sagt:

"Vielleicht ersteht er dann auf's Neu
In eines Yogi Stamm, o Held!
Doch solcherlei Geburt, mein Freund.
Wird schwer erlangt in dieser Welt.
Die Einsicht, die er ehemals
In einer Daseinsform erreicht,
Die macht ihm die Vervollkommnung
In seinem neuen Leben leicht." (VI. Gesang, Vers 42,43)

Alles hängt von dem Grad der Reinheit, der Entwicklungsstufe, der Reinigung der Nadis, der Pranayama Kesha, der Vairagya und der Sehnsucht nach Befreiung ab.

Einige werden mit Reinheit und anderen Voraussetzungen zur Selbstverwirklichung geboren, weil sie sich in ihrem vergangenem Leben der notwendigen Disziplin unterworfen haben. Sie sind geborene Siddhas. Guru Nanak, Gyana Dev von Alandi und Vama Dev Ashtavakra waren schon von ihrer Kindheit an Meister. Guru Nanak fragt schon als Kind seinen Lehrer in der Schule nach der Bedeutung von Om. Vama Dev hielt Vorlesungen über Vedanta, als er noch am Rockzipfel seiner Mutter hing.

Der Mensch handelt nur in der Erwartung von Belohnung, und so wird er geboren, um die Früchte seiner Taten zu genießen. In seinem nächsten Leben vollbringt er weitere Werke und muss wiederum geboren werden. In dieser Weise dreht sich das Rad des Samsara von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wenn einer das Selbst erkennt, wird er von diesem Kreislauf der Geburten und Tode frei. Karma und Samsara sind anfangslos. Wenn ein Mensch vollkommen selbstlos handelt, ohne je Belohnung zu erwarten, lösen sich nach und nach die Fesseln des Karma.

Stirb, um zu leben! Töte dieses kleine "Ich" und erlange Unsterblichkeit! Lebe in Brahman, erkenne den Atman, und du wirst das ewige Leben haben. Erkenne, daß du die Seele bist, und du wirst den Ozean des Todes oder des Samsara überqueren. Ruhe in deinem Satchidananda Swaroop, und du wirst ewiges Leben haben.

Wenn ein Blutegel am Ende eines Grashalms angelangt ist, versucht er mit seinem Vorderkörper auf einem anderen Halm Halt zu ergreifen und zieht dann seinen Unterleib nach. Ebenso verlässt der Jivatman (individuelle Seele) zur Zeit des Todes den gegenwärtigen Körper und zieht sich zu dem neuen hinüber, den er durch seine Vorstellung erzeugt hat.

Eine gute oder schlechte Tat bewirkt gute oder schlechte Früchte. In der Mahabharata findest du: "Ebenso wie ein Kalb seine Mutter unter tausend Kühen findet, so folgt auch ein Werk, das im vergangenen Leben begangen wurde, dem Täter."

So wie die Pflanze dem Samenkorn, das ausgesät wurde, entspricht, so entsprechen die Früchte der vergangenen Taten den Werken, die wir jetzt tun. Das ist ein unfehlbares Naturgesetz. Wer einen Mangobaum gesät hat, kann keine Banane ernten. Wer ein ganzes Leben lang Böses getan hat, kann nicht im nächsten Leben Glück, Frieden und Reichtum erwarten.

"Schon oft sind wir in der Vergangenheit beisammen gewesen und voneinander getrennt worden, und so wird es auch in Zukunft wieder sein. Ebenso wie eine Getreideladung von einem Kornboden auf den anderen verlagert und immer wieder anders geschichtet wird, geht es auch den Jivas (Menschen) im Universum." (Yoga Vasishtha)