Besorgnis

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Besorgnis ist die Fähigkeit, Schwierigkeiten vorauszusehen bzw. überhaupt wahrzunehmen und sie in seinen Entscheidungen und Handlungen mit einzubeziehen. Man kann sich sorgen um seine Kinder, um seinen Partner, um die eigene Gesundheit, um seinen Arbeitsplatz, um das Wohlergehen anderer Menschen. Aus Besorgnis heraus handelt der Mensch und trifft Fürsorge. Besorgnis gehört auch zu Liebe und Mitgefühl.

Sorge erkennt man als Emotion sehr leicht bei Anderen

Besorgnis als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Übertriebene Sorge entsteht auch aus einem Gefühl der Allein-Verantwortung, des Alleingelassen werden, von zu viel Stress u.v.m.

Besorgnis klingt jetzt nicht als etwas, was man jetzt erstreben will. Trotzdem, Besorgnis ist eine wichtige Eigenschaft oder auch eine wichtige Fähigkeit, die Fähigkeit zur Besorgnis, sich Sorgen machen. Zu viel sich zu sorgen, ist nicht gut, Leichtsinn ist auch nicht gut. Manchmal ist Leichtsinn gut, manchmal ist Optimismus gut, manchmal ist Pessimismus gut. So ist immer wichtig, dass man erkennt, verschiedene Eigenschaften sind in bestimmten Situationen besser als andere. Und so, angenommen, du bist ein eher besorgter Mensch, dann ist das auch etwas Positives.

Häufig ist eine Weise, mit sich selbst umzugehen, ersteinmal zu erkennen: "Das, was ich in mir erstmal als unschön erlebe, ist auch eine Fähigkeit." Also, angenommen, du machst dir Sorgen, angenommen, du hast die Fähigkeit zur Besorgnis, nimm das erstmal als eine gute Eigenschaft. Du wirst nicht leichtsinnig sein, du wirst nicht Dinge wagen, die du nachher bereust. Und du wirst dich vielleicht auch um andere sorgen.

Weil du dich um andere sorgst, deshalb können die anderen sich ihren größeren Optimismus leisten. Du bist manchmal derjenige oder diejenige, die dafür sorgt, dass die Menschen, die so hyperoptimistisch sind und alles Mögliche angehen, dass die nicht auf die Nase fallen. Und wenn sie auf die Nase fallen, dann haben sie jemanden, der ihnen ein Pflaster auf die Wunden legt.

Daher siehe es als besondere Fähigkeit an, wenn du die Fähigkeit zu Besorgnis hast. Und das ist so der erste Schritt im Umgang mit allem, was du an Fähigkeiten hast, oder ein möglicher erster Schritt. Erstmal erkennen, dass das, was du vielleicht als nicht so positiv erlebst, dass das durchaus positiv ist, dass es eine wichtige Eigenschaft in dir ist.

Natürlich, du solltest dich nicht beherrschen lassen von Besorgnis. Du kannst erkennen, Besorgnis ist die Fähigkeit deines Geistes, dir zu zeigen, was schief gehen kann, es ist auch die Fähigkeit deines Geistes, dich darauf vorzubereiten. Aber du hast glücklicherweise auch andere Fähigkeiten. Du hast auch die Fähigkeit, etwas bewirken zu wollen, du hast auch die Fähigkeit, etwas wagen zu wollen, du hast auch die Fähigkeit der Durchsetzungsfähigkeit und der Beharrlichkeit. Besorgnis zu haben, in vielerlei Hinsicht kann hilfreich sein.

Es ist gut, nicht zu leichtsinnig z.B. mit deinen Yogapraktiken umzugehen. Also, nicht einfach sagen: "Ja, es ist egal, ob ich mal übe oder nicht übe, ich schaue mal, wie ich mich fühle." So kommst du nicht weiter. Eine gewisse Besorgnis, ob deine Yogapraxis ausreichend gut ist, ob sie deinem Körper entspricht, deiner Psyche entspricht, ob du regelmäßig genug bist, das hilft dir, sorgfältig zu sein, aus Besorgnis kommt Sorgfalt und beides ist dann wichtig. Natürlich, auch dort zu viel Besorgnis um deine Yogapraktik ist natürlich auch unsinnig, denn Yogapraxis will dir ja Freude geben, will dir Energie geben, will dir auch ein Gefühl der Leichtigkeit und der Lebensfreude geben, und kann es auch.

Aber ein bisschen Besorgnis ist gut. Etwas Besorgnis gegenüber deinen Kindern ist gut, du kümmerst dich um sie. Besorgnis um deinen Partner, deine Partnerin, Besorgnis um deinen Beruf, Besorgnis letztlich um den Zustand der Welt, der Umwelt, der Ökologie, der Tiere, der Pflanzen usw. Also, Besorgnis ist auch ein Aspekt von Mitgefühl, ist auch ein Aspekt der Sensibilität und des Einfühlungsvermögens.

Aber eine andere Seite sollte auch sein, Mitfreude, nicht nur Besorgnis und Mitleid, sondern auch Mitfreude und dich anstecken lassen vom Enthusiasmus von anderen. Überlege selbst, ob dir noch etwas dazu einfällt, dir wird sicher etwas einfallen, aber was dir dazu einfällt, zum Thema "Besorgnis". Die positiven Aspekte der Besorgnis und die Wichtigkeit, dich nicht von Sorgen beherrschen zu lassen. Besorgnis ist eine Fähigkeit in dir, die nützlich ist, die aber nicht dein Herrscher sein sollte.

Unbestimmte Besorgnis mit Vertrauen überwinden

Ein Eintrag im „Umgang mit Angst“-Podcast, ein Eintrag im Yoga Vidya Lexikon der Persönlichkeit.

Nutze die unbestimmte Besorgnis für Alternativpläne

Besorgnis ist eine Form der Angst und der Furcht. Und es gibt so etwas wie eine unbestimmte Besorgnis. Du bist vielleicht dabei etwas zu tun, du hast vielleicht bestimmte Aufgaben, die du zu erledigen hast und hast irgendwo so eine unbestimmte Besorgnis. Du weißt nicht, was schief-gehen könnte, aber du weißt: irgendetwas könnte schief-gehen. Du überlegst, was könnte ich tun? Welche Schwierigkeiten könnten kommen?

Ein Tipp wäre, gehe erst mal der Besorgnis durchaus nach. Manchmal ist so ein komisches Gefühl ja durchaus etwas, was seine Berechtigung hat. Du könntest überlegen: was könnte schief-gehen, wie könnte ich damit umgehen? Was mache ich, wenn das und das geschieht? Wenn du so Plan B, C und D hast, was geschehen könnte, dann kannst du sagen: okay, die meisten Risiken habe ich abgedeckt. Nicht umsonst hat man so viele Notfallpläne für den Fall das etwas schief-geht. Also es gibt zum Beispiel Brandschutzpläne, es gibt Katastrophenschutz, es gibt für jedes Industrieunternehmen die verschiedenen Situationen die passieren können und es sind Notfallpläne dafür ausgearbeitet worden.

Sivananda spricht zu Schülern

Du kannst auch für dich selbst Notfallpläne ausarbeiten. Angenommen, das und das geschieht, dann würde ich das und das machen. Und manchmal hilft es auch, dir bewusst zu machen: was ist denn das Schlimmste, was passieren könnte? Und angenommen, du bist ein spiritueller Mensch, da weißt du: so viel brauchst du nicht. Glücklicherweise leben wir in einem Land Deutschland, lebe ich zu mindestens, indem es eine gewisse soziale Fürsorge gibt, soziale Absicherung. Man wird mindestens, egal was passiert, etwas zu Essen haben, man kann ein Dach über dem Kopf haben und Kleidung kann man auch haben. Das ist ja schon mal gut. Und es gibt eine medizinische Versorgung. Du kannst noch weitergehen und kannst sagen: ja, im schlimmsten Fall werde ich krank und der Körper stirbt. Wenn du so weit gehst das du weißt, ich bin nicht der Körper, ich bin Bewusstsein, selbst wenn der Körper stirbt bin ich Bewusstsein, bin ich reines Bewusstsein. Wovor brauchst du dann Angst zu haben?

Besorgnis vor Tod

Und wenn du auch weißt, wenn ein anderer stirbt, ist es auch, ist zwar schlimm, aber das Leben hört nicht auf mit dem Tod. Wenn ihr noch Karma habt, werdet ihr euch weiter treffen. Und in diesem Sinne gibt es verschiedene Formen von Vertrauen, die dir helfen können. Also zuerst das Vertrauen: du hast Notfallpläne falls etwas schief-gehen kann. Zweite Art von Vertrauen ist: du weißt letztlich kann dir nichts geschehen, weil du weder Körper noch Psyche bist. Letztlich Karma vertrauen: es wird geschehen, was dir hilft spirituell zu wachsen, in deiner Persönlichkeit zu wachsen. Gottes Vertrauen: du kannst davon ausgehen, hinter allem ist irgendwo eine höhere Wirklichkeit. Wenn du diese Art von Gottesvertrauen, Karmavertrauen kultivierst, Vertrauen auch in dir selbst als spirituelles Wesen und Vertrauen in deine Notfallpläne, dann kannst du mit unbestimmter Besorgnis gut umgehen.

Besorgnis als eine Energieform mit Information

Ansonsten gilt natürlich auch: begreife unbestimmte Besorgnis manchmal auch einfach als Energie. Oft ist vieles einfach auch eine Frage der Interpretation. Du kannst vielleicht eine gewisse Aufregung spüren, etwas im Herzen, in der Kehle, im Bauch. Du könntest es als Besorgnis oder Angst deuten oder als Anspannungs-, Aufregungs- oder Energiegefühl. Dann mach das Energiegefühl viel weiter. Atme tief mit dem Bauch ein und aus. Stelle dir vor: von oben strömt Licht in dich hinein. Dieses Licht bringt alle deine Fasern in deinem Körper zum pulsieren und dann beim Ausatmen strahle diese Energie aus. Gib sie überall hin. Einatmen: öffne dich für Licht und Kraft. Fühle dieses wunderbare pulsieren überall. Und dann Ausatmen: strahle es aus als Licht, als Energie. Du kannst auch sagen: ich freue mich das und das zu tun. Ich freue mich auf die Energie, ich will anderen helfen und dienen. Wenn du so übst, wird dein Energiefeld weit. Manchmal hilft es auch dass du selbst diese Geste machst des Weit-Werdens, von Vertrauen und Weite. Wenn du so Vertrauen und Weite hast, wird die unbestimmte Besorgnis sich umwandeln in positive Gestimmtheit, Freude und Inspiration.

Jetzt überlege selbst: hast du selbst irgendwo unbestimmte Besorgnis, hast du Notfallpläne, hast du Vertrauen, wie könntest du Vertrauen kultivieren?

Umgang mit Besorgnis anderer

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Vielleicht hast du mit Menschen zu tun, die sich immer wieder Sorgen machen. Und du würdest ihnen gerne helfen und ihnen die Sorgen nehmen. Mein Tipp wäre: Akzeptiere einfach, dass manche Menschen sich mehr sorgen als andere. Manche haben einfach ein Denken, wo sie mehr mit einbeziehen, was schief gehen kann. Und manchmal sind sie dann auch gut vorbereitet. Also, wenn sich jemand viele Sorgen macht und immer wieder Besorgnis äußert, dann nehme das zur Kenntnis, respektiere es. Wertschätze den Menschen dafür, dass er Dinge sehen kann, die schief gehen können. Indem du einem anderen Wertschätzung gibst, dafür, dass er sich sorgt, bekommt der Mensch dadurch einen gewisses Selbstwertgefühl, Vertrauen. Und dann sind die Sorgen nicht mehr so schlimm.

Besorgnis und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Besorgnis in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Besorgnis

Ähnliche Eigenschaften wie Besorgnis, also Synonyme zu Besorgnis sind z.B. Kümmern, Sorge, Gewissen, Intuition, Vorsicht, Besonnenheit.

Ausgleichende Eigenschaften

Ganesha - dieser Aspekt Gottes hilft Hindernisse zu überwinden

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Besorgnis übertrieben kann ausarten z.B. in Angst, Ängstlichkeit, Panik, Beunruhigung, innere Unruhe, Bangigkeit, Furcht. Daher braucht Besorgnis als Gegenpol die Kultivierung von Unbekümmertheit, Optimismus, Zuversicht.

Gegenteil von Besorgnis

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Besorgnis, Antonym zu Besorgnis :

Besorgnis im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Vortragsmitschnitt zu Besorgnis - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Besorgnis, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Zusammenfassung Besorgnis

Besorgnis bezeichnet Sorge, Fürsorge und Pflege. Besorgnis kann heißen, dass man sich um jemanden Sorgen macht, dass man etwas befürchtet. Besorgnis kann auch ein inneres Unbehagen, eine Vorahnung ausdrücken. Manchmal geben einem Entwicklungen gute Gründe für Besorgnis. Allzu oft besteht aber nicht wirklich ein Anlass, ein Grund zur Besorgnis.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Besorgnis

Eigenschaften im Alphabet nach Besorgnis

Literatur

Weblinks

Seminare

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